Читать книгу Reitschuster und das Phantom - Frank Röllig - Страница 4

Erstes Kapitel

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Der Samstag begann, wie es schöner nicht sein konnte. Reitschuster war am Vorabend früh zu Bett gegangen, denn er wollte für diesen Tag frisch und munter sein. Es war nicht irgendein Samstag, an dem er von Loch zu Loch hetzen musste, um mit seinen Freunden Paul Neuhaus und Hector Malizia Golf zu spielen. Nein, heute sollte sich alles um Jasmin Biedermann drehen. Er hatte sie während seines letzten Falls in einem Baumarkt kennengelernt.

Bei einem Glas Weizenbier auf seiner Terrasse war sich Reitschuster eines schönen Abends bewusst geworden, dass er keinen grünen Daumen hatte und die Pflanzen in seinem Garten lediglich dahinvegetierten. Deshalb hatte er beschlossen, am nächsten Tag in den Baumarkt nach Jettingen-Scheppach zu fahren, wo ihm Jasmin Biedermann über den Weg lief. Nach weiteren zufälligen Begegnungen in diesem Heimwerkermarkt hatte er sich für den Abend mit ihr verabredet.

Also putzte er nicht nur sich heraus, sondern das gesamte Haus gleich mit. Alles musste perfekt sein. Nach der Reinigungsmission zog er sich an und betrachtete sich im Spiegel. Der maßgeschneiderte, grafitfarbene Anzug saß perfekt. Nun stand noch eine Frage im Raum: mit oder ohne Krawatte? Er entschied sich, keine umzubinden. Heute war er gut drauf und wollte lässig wirken. Reitschuster stieg in sein „Schätzle“, einen Opel Admiral in Königsblau mit viel Chrom, und fuhr zu Blumen Schmied, um den bestellten Strauß Blumen abzuholen.

Während er sich der Markgrafenstadt Burgau näherte, pochte sein Herz immer stärker. Er bog in den Bahnhofsweg ein und hielt vor dem Haus Nummer 70. Noch ein kurzer Kontrollblick im Rückspiegel. Sein gewelltes braunes Haar saß perfekt! Dennoch fuhr er sich mit den Händen durch seine Frisur – ein typisches Zeichen für seine Nervosität. Reitschuster konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal so aufgeregt war mit diesem angenehmen Kribbeln im Bauch! Dann fiel es ihm wieder ein: Es war nach seinem bestandenen Abitur. Beschwingt stieg er aus und klingelte: Den Blumenstrauß versteckte er hinter seinem kräftigen Leib. Die Tür öffnete sich und eine strahlende Jasmin Biedermann erschien in der Haustüre. Sie trug ein buntes Kleid und dazu passende blaue Wildlederpumps. Ihre lockigen, blonden Haare hatte sie hochgesteckt, was sie noch größer erscheinen ließ. Für Reitschuster war dies kein Problem, denn schließlich maß er fast zwei Meter.

„Hallo, Herr Reitschuster, ich freue mich sehr, Sie zu sehen.“ Reitschuster bekam einen trockenen Mund und sagte: „Ganz meinerseits!“ Er holte den Strauß Blumen hinter seinem Rücken hervor. „Die sind für Sie“, sagte er lächelnd und ein wenig unsicher.

„Was für ein wunderschöner Blumenstrauß“, erwiderte eine sichtlich gerührte Jasmin Biedermann. „Vielen Dank!“

Sie hakte sich strahlend bei ihm unter. Den Blumenstrauß hielt sie stolz in der anderen Hand. Dann geleitete er sie zum Auto. Er öffnete galant die Beifahrertüre und ließ sie einstiegen. „Ein tolles Auto“, staunte sie.

„Ja, ein Opel Admiral, Baujahr 1968.“ Man konnte den Stolz in seiner Stimme hören.

„Haben Sie Lust auf eine Fahrt ins Grüne oder wollen Sie sich meinen Garten ansehen?“

Vor einiger Zeit hatte Reitschuster eine Skizze für Frau Biedermann angefertigt, damit sie ihm bei der Gartengestaltung helfen konnte.

„Ja, lassen Sie uns zu Ihrem Garten fahren.“ Das hatte Reitschuster gehofft, denn er hatte sich gut auf den Tag vorbereitet. Freudig gab er Gas und nahm Kurs auf das Kammeltal.

Unterdessen lief es im wenige Kilometer entfernten Offingen nicht so harmonisch ab.

„Geld raus!“, zischte eine dunkle Männerstimme wieder. Die junge Frau hinter dem Verkaufstresen der Primus Tankstelle war völlig verängstigt. Mit fahrigen Bewegungen holte sie die Geldscheine aus der Kasse. „Beeilung, wird’s bald! Sonst blas ich dir mit meiner Wumme das Hirn raus!“ Der Mann wurde noch aggressiver. Endlich hatte die junge Frau das Geld in die Plastiktüte gepackt. Sie zitterte und weinte vor Angst, als sie ihm die Tüte übergab. Der Mann riss ihr den Beutel aus der Hand. „Na geht doch, warum nicht gleich so! Und jetzt dreh dich um und halt deine Hände hinter den Kopf!“ Er lud seine Pumpgun durch. Doch er schoss nicht, sondern schlich sich leise aus der Tankstelle. Die junge Frau war benommen. Wann würde er schießen? Ihre Arme und Hände schmerzten. Als sie es nicht mehr länger aushalten konnte, ließ sie ihre Arme sehr langsam sinken. Sie wartete auf einen Schrei des Mannes, aber er blieb aus. Jetzt nahm sie allen Mut zusammen und drehte sich langsam um. Sie blickte dorthin, wo der Mann gestanden hatte, doch er war weg. Im gesamten Verkaufsraum war nur sie. Völlig aufgelöst und zitternd nahm sie den Hörer in die Hand und wählte die 110.

„Hier ist die Polizei, wie kann ich Ihnen helfen?“, hörte sie am anderen Ende.

„Mein Name ist Martina Lange und ich arbeite in der Primus Tankstelle hier in Offingen. Oh Gott, es ist so schrecklich“, schluchzte sie und begann, fürchterlich zu weinen. Der Polizist versuchte, sie zu beruhigen. „Ist Ihnen etwas passiert, sind Sie verletzt, brauchen Sie ärztliche Hilfe?“

„Nein, ich bin nicht verletzt, hier … ein Überfall … er hat ein Gewehr!“ Sie weinte und schluchzte wieder.

„Ist der Täter noch da, sind Sie noch in Gefahr?“

„Nein, er ist fort, bitte helfen Sie mir!“ Der Polizist nahm sofort Kontakt mit einer in der Nähe patrouillierenden Streife auf. Er schilderte den Sachverhalt und bat um äußerste Vorsicht, da der Täter bewaffnet war und sich vielleicht noch in der Nähe des Tatorts aufhalten konnte. Danach funkte er weitere Streifen sowie einen Rettungswagen an, um zu helfen. Dann kümmerte er sich wieder um Frau Lange.

„Bleiben Sie ruhig! Hilfe ist schon auf dem Weg zu Ihnen, sie trifft in wenigen Minuten bei Ihnen ein.“ Bedächtig redete er weiter, um die Frau zu beruhigen. „Wie alt sind Sie denn?“, fragte der Polizist.

„Ich bin 26 Jahre alt und habe eine kleine Tochter.“

„Wie heißt denn die Kleine?“ Allmählich schien sie ruhiger zu werden.

„Sie heißt Lisa-Marie, und Sie?“

„Mein Name ist Kreuzleitner, Polizeimeister Carlo Kreuzleitner.“

„Ich danke Ihnen, mir geht es schon ein wenig besser. Ich sehe blaue Lichter.“ Sie stand auf, als die Polizeistreife vorfuhr.

„Ja, tatsächlich. Sie sind da. Vielen, vielen Dank, Herr Kreuzleitner!“ Sie freute sich so sehr, dass sie den Hörer auflegte, ohne auf eine Antwort zu warten. Vorsichtig ging sie zur Eingangstüre und wurde sofort von einem der Beamten zum Rettungswagen gebracht, wo sie ein Arzt betreute. Die Polizisten gaben sich gegenseitig Deckung und kontrollierten das Innere der Tankstelle. Dann kamen sie wieder heraus und meldeten den anderen Kollegen: „Sauber.“

Damit wussten alle, dass keine Gefahr mehr bestand. Einer der Uniformierten kontaktierte die Zentrale.

„Donau 50 für 12 kommen.“

„Hier Donau 50, sprechen Sie.“

„Die Situation ist geklärt. Die SpuSi kann jetzt kommen.“

„Das ist verstanden, kommen.“

„Hier Donau 12, Ende mit 50.“

Nun sperrten die Polizisten das Gelände weiträumig ab und sicherten den Tatort.

Etwa eine Stunde später traf die Spurensicherung ein. Die Beamten machten sich sofort an die Arbeit, packten diverse Kisten und andere Utensilien aus. Dann informierten sie sich bei den Kollegen. Danach zogen sie sich um und warteten auf ihren Chef.

Etwa zehn Minuten später traf Dr. Wallenstein am Tatort ein.

Laut fluchend blaffte er die Kollegen an: „Müsst ihr mich gerade jetzt vom Bildschirm wegholen, wo der FC Augsburg endlich mal gewinnen könnte!“ Alle vom Spurensicherungsdienst wussten, dass sich „Stone“ bald wieder abkühlen würde. „Stone“, so wollte er wirklich genannt werden, weil er selbst einmal gemeint hatte, sein Name sei uncool. Rasch streifte er einen Overall und Gummihandschuhe über, ehe er in einem ruhigeren Ton sagte: „Na dann wollen wir mal.“

Pfeiffer hatte plötzlich eine Idee. Er stellte ein Radio in der Tankstelle auf den Sender BR5 ein, weil dort immer live Berichte aus den Fußballstadien gebracht werden. „So Chef, nun muss aber wieder gut sein“, lächelte Pfeiffer seinen Vorgesetzten an. Mit einem Schmunzeln sagte Stone: „So viel Einfallsreichtum hätte ich dir gar nicht zugetraut, Pfeiffer!“

Das lob ich mir! Ein SpuSi–Team, das Hand in Hand arbeitet, dachte er. Stone schaute sich zuerst draußen um. „An diesem verregneten Samstag stehen die Chancen, etwas Besonderes herauszukitzeln, eher schlecht“, brummte er. Polizeimeister Obermayr schaute sich die Zapfsäulen etwas näher an. Stone bemerkte es: „He Obermayr, was Interessantes gefunden?“

Obermayr fühlte sich ertappt. „Diesel ist schon wieder um 3 Cent gestiegen!“

Stone verdrehte die Augen angesichts solcher Kompetenz.

O b e r m a y r!“, brüllte er, um ihn wieder zur Räson zu bringen, doch der suchte den Boden wie ein Hund ab. „Schämst du dich jetzt, Obermayr?“

„Nee! Komm mal rüber Stone. Ich glaub´, ich hab´ da was gefunden.“

Stone schlurfte zu den Zapfsäulen hinüber, wobei er provozierend gähnte. „Na, ist der Fall geklärt?“

„Schau dir das an.“ Obermayr deutete auf den Boden neben einer Zapfsäule. Stone staunte nicht schlecht. „Was ist denn das? Hat sich von euch jemand die Schuhe ausgezogen?“ Dieser Satz sorgte für allgemeines Gelächter.

„Wieso, riecht es nach Schweißfuß?“ Alle lachten.

„Sehr witzig! Pfeiffer, komm mal zu mir hier an die Zapfsäule und bring die Fotoausrüstung mit.“

Pfeiffer trabte hinüber, immer noch mit seinem breiten Grinsen. „Na, Chef! Riecht es noch?“ Stone zeigte auf den Boden vor sich.

Und Pfeiffer! Noch Grund zu lachen? Sieh zu, dass du ordentliche Fotos machst, und konzentriere dich auf deine Arbeit.“

Pfeiffer schluckte. „Jetzt verstehe ich dich, Chef! Und sorry, ich wollte dich nicht aufziehen“, gab er kleinlaut bei.

Vor ihnen waren tatsächlich Abdrücke von nackten Füßen!

Pfeiffer stellte Scheinwerfer auf und fotografierte die Fußspuren aus allen möglichen Winkeln. Er war sichtlich froh, als er die Fotos endlich im Kasten hatte, denn wenig später war alles verdunstet.

„Also Obermayr, wenn ich vorhin gesagt habe, dass du ein wenig unaufmerksam bist, dann tut’s mir leid.“

„Ist schon gut. Es gibt lichte und dunkle Momente im Leben eines jeden Menschen. Das liegt an der Betrachtungsweise“, antwortete Obermayr.

So ließ es Wallenstein erst einmal stehen, während sie sich weiter in das Innere der Tankstelle vortasteten.

Währenddessen versuchte Kreuzleitner, seinen Chef, Kriminalhauptkommissar Reitschuster, zu erreichen. Er wählte die Nummer des Bereitschaftshandys und staunte nicht schlecht, als er hörte: „Schaller!“

„Ja wo ist denn der Bär?“, fragte Kreuzleitner in seinem Allgäuer Akzent. Er wartete auf eine Erklärung.

„Sag mal Kreuzleitner, hast du es schon vergessen? Reitschuster hat doch heute sein erstes Date. Da will ich als guter Kollege ihm den Rücken freihalten. Hast du was für mich?“

„Allerdings! Einen bewaffneten Raubüberfall hätte ich anzubieten.“

„Na, dann gib mir mal die Adresse.“

„Hauptstraße 34, in Offingen.“

„Ist notiert, Kreuzleitner. Bin gleich da.“ Schaller legte auf. Für einen Augenblick überlegte er, seinen Chef anzurufen. Er verbannte diesen Gedanken aber sofort, denn schließlich hatte er nun einen Fall, um sich zu profilieren! Schaller brauste los. Sein Lupo röchelte in den höchsten Tönen. Nach 30 schier unendlichen Minuten hatte er es geschafft. Wenigstens wurde Schaller von seinen Kollegen sofort durchgewiesen, denn sein kleiner Lupo fiel eben auf.

Reitschuster fuhr zu seinem Haus nach Neuburg an der Kammel. Er hatte damit gerechnet, dass sie seinen Garten sehen wollte und aus diesem Grund einiges vorbereitet. Eiskalter Sekt stand in einem Kühler, dazu eine Käseplatte, kleine Häppchen und frisches Obst. Alles war mit indirektem Licht und Kerzenschein abgestimmt. Er hatte sogar an eine Vase für den Blumenstrauß gedacht. Jasmin war hin und weg. Reitschuster hoffte, sie zu beeindrucken.

„Herr Reitschuster, was für eine Überraschung! Das sieht alles wunderschön aus.“ Reitschuster schenkte zwei Gläser mit Sekt ein und reichte ihr eines. Sie schauten sich tief in die Augen, prosteten einander zu, tranken den Sekt und gaben sich einen Kuss auf die Wangen. Sie duftete verführerisch. Reitschuster zitterten die Knie. „Mein, mein, Vorname ist Felix. Felix Reitschuster.“ Endlich war er wieder Herr seiner Sinne.

„Meinen Namen kennst du ja“, sagte sie mit einem Lächeln. Reitschuster sah zwei makellose Zahnreihen, die im Schein der Kerzen blitzten. Beide setzten sich an die bunt gedeckte Tafel und aßen. Die Sonne versank am Horizont. Als er bemerkte, dass seine Angebeteten fröstelte, schaltete er einen Heizpilz ein und zündete zusätzlich etwas Holz in einem stählernen Korb an. Es soll ihr an nichts fehlen, dachte Reitschuster und freute sich, den perfekten Gesellschafter zu geben. Sie tranken den Sekt, anschließend einen guten Wein und genossen den Sternenhimmel über sich.

„Hallo Schaller! Freut mich, dass du hergefunden hast“, sagte Wallenstein nicht ohne spöttischen Unterton.

„Ja, was denn! Kann ich was dafür, wenn mich der Diensthabende so spät alarmiert!“, meinte Schaller verärgert.

„Wo ist denn dein Mentor?“, fragte Stone.

„Den hat doch die Muse geküsst. Schon vergessen?“ Schaller schaute ernst.

„Ah ja. Da war doch was! Finde es sehr kollegial, ihm den Rücken freizuhalten“, meinte Stone anerkennend.

„Ich danke dir für die Blumen. So und nun Tabula rasa. Bring mich bitte auf den neuesten Stand!“

„Heute Mittag gegen 12:30 Uhr wurde diese Tankstelle von einem maskierten Mann überfallen. Der Täter bedrohte die Tankstellenmitarbeiterin Frau Lange mit einer Pumpgun, raubte das Geld und war im Nu verschwunden. Soweit der Tathergang. Was ich herausgefunden habe, sage ich dir nach der Auswertung aller Spuren. Du siehst, wir sind noch zu Gange.“

Stone wendete sich ab und verschwand in der Tankstelle.

„Obermayr, wo ist denn die Mitarbeiterin?“, fragte Schaller. „Die ist im Rettungswagen. Das alles hat sie ziemlich mitgenommen. Das Rettungsteam hat ihr eine Infusion und ein Beruhigungsmittel verabreicht.“

Schaller ging zum Rettungswagen, um sich über die körperliche Verfassung der Zeugin zu informieren. Als er für eine erste Befragung ein Okay bekam, ging er zu der Frau.

„Guten Tag, Frau Lange. Mein Name ist Schaller von der Kriminalpolizei Krumbach. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn es Sie nicht zu sehr belastet?“ Schaller wollte sehr behutsam vorgehen, dabei aber sachlich bleiben – wie er es bei Reitschuster abgeschaut hatte.

„Ja bitte, fragen Sie!“, antwortete sie mit einem schüchternen Lächeln. Ihre Augen waren vom vielen Weinen gerötet, das Augen-Make-up war ganz verschmiert.

„Sie standen hinter der Kasse, als der Täter den Verkaufsraum betreten hat. Ist das soweit richtig?“

„Soweit schon. Nur habe ich ihm den Rücken zugedreht, weil ich gerade Zigaretten aufgefüllt habe. Da sagte eine Stimme plötzlich: Geld raus oder ich puste dir das Hirn raus. Diese Worte werde ich wohl nie wieder vergessen.“ Sie begann zu weinen und Schaller reichte ihr ein Papiertaschentuch.

„Was ist Ihnen noch aufgefallen, außer dem, was er sagte?“, hakte er nach.

„Er hatte eine sehr dunkle, ja bedrohliche Stimme.“

„Was hat er für Kleidung getragen?“ Sie überlegte kurz, ehe sie antwortete: „Er hatte eine schwarze Skimütze über seinen Kopf gezogen und ich habe nur diese dunklen, braunen Augen gesehen. Er trug einen schwarzen Overall und schwarze Lederhandschuhe.“

Komischerweise merken sich Zeugen im Stress viele Dinge sofort. Andere kristallisieren sich erst später heraus, wenn sie wieder zur Ruhe gekommen sind oder danach gefragt werden. Das wusste Schaller aus einem Seminar für Befragungstechniken. „Was meinen Sie, wie er zu Ihnen in die Tankstelle gekommen ist?“

„Das ist seltsam. Jetzt, da Sie danach fragen, fällt mir etwas auf. Ich habe weder vorher noch hinterher Schritte gehört, auch kein Motorengeräusch. Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wie er sich bewegt hat oder geflüchtet ist.“ Schaller überlegte kurz, ob der Täter Frau Lange wirklich erschossen hätte.

„Ich möchte mich bei Ihnen bedanken und wünsche Ihnen alles erdenklich Gute. Ich hoffe, dass Sie den Schock so schnell wie möglich überwinden.“ Zum Abschied reichte er ihr seine Visitenkarte. „Sollte Ihnen noch etwas einfallen, melden Sie sich bitte bei mir. Auf Wiedersehen, Frau Lange.“ Sie tat ihm leid.

Wie würde er sich wohl in einer solchen Situation verhalten?

Die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes luden Frau Lange in den Rettungswagen und fuhren mit ihr ins Kreiskrankenhaus nach Günzburg.

Mehr gab es für Schaller erst einmal nicht zu tun. Er ging zu Stone, um seine Ermittlungsarbeit mit ihm abzugleichen. „Habt ihr noch etwas herausgefunden?“

„Nein“, sagte Stone ein wenig betrübt. „Keine Fingerspuren, keine Fasern, nichts!“

„Dann schlage ich vor, dass wir für heute Schluss machen. Was meinst du Stone, schließlich hast du den höchsten Dienstgrad.“

„Ja, ich glaube, du hast recht. Der FC Augsburg hat auch verloren! Leute, lasst uns zusammenpacken.“

Reitschuster und das Phantom

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