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Franz Döblitz erzählt aus seinem Leben – Herkunft und Kindheit

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Während des 2. Weltkriegs erblickte ich im Februar 1941 im Kinderkrankenhaus Marckmannstraße im Stadtteil Hamburg-Rothenburgsort das Licht der Welt. Heute befindet sich dort das Hygiene-Institut der Freien und Hansestadt Hamburg.

Mutter und Großeltern erzählten später von Bombennächten, Feuersbrünsten, Lebensmitteknappheit. Auch Kleidung zu beschaffen war schwierig. Die Auswirkungen bekam ich mit ca. fünf Jahren zu spüren und zu sehen. Hamburg war zerstört, man sah nur noch Trümmerlandschaften. Wie sich noch herausstellen sollte hatten diese Trümmer aber auch etwas Gutes. Die Eltern meiner Mutter hatten vor dem Krieg einen schwungvollen Wochenmarkthandel mit Obst und Gemüse betrieben.


Die Eltern meiner Mutter, meine Großeltern

Die Eltern meines Vaters hatten eine eigene große Gaststätte mit Saal.


Meine Eltern

Mutter war in der Füllfederhalter herstellenden Firma „Montblanc“ beschäftigt, wo sie meinen Vater, er war Klempner bei Montblanc, kennen und lieben lernte.


– Mein Vater kehrte nicht aus dem Krieg zurück –

Bald läuteten die Hochzeitsglocken, und es wurde für Nachwuchs gesorgt. Kurz nach der Heirat 1940 wurde mein Vater dann Soldat und wurde zur Verteidigung der Heimat abgeordnet. Mutter war mit mir allein, so sollte es bis auf zwei Kurzurlaube des Vaters denn auch bleiben. Die beiden Schwestern (Herta und Erna) vom Vater lebten bei meiner sehr warmherzigen Oma, obwohl ihr das Schicksal einiges zugemutet hatte. Ihr Mann, mein Opa, wurde bei einem Rettungsversuch verschüttet, eine Tochter starb, der Sohn ist im Krieg gefallen, die andere Tochter war nierenkrank. Mit diesen nicht unerheblichen Sorgen fertig zu werden, war sicher eine große Herausforderung. Dennoch hörte man sie niemals klagen, sie hatte immer den Spruch „...anderen geht es noch viel schlimmer...“ auf den Lippen, und damit war es dann getan. Diese Worte gehen mir bis heute nicht aus dem Kopf.

Die Eltern meiner Mutter schlugen sich mehr schlecht als recht durch die Kriegs und Nachkriegszeit. An dieser Stelle fehlen mir detailliertere Informationen. Nur dass der Großvater nach dem Krieg bei ‚Blohm & Voß’ sein Geld verdiente, ist mir in bester Erinnerung, hat er mir doch immer, wenn ich ihn von der Straßenbahn abholte, eine Scheibe ‚Hasenbrot’ mitgebracht. Es gab für mich zu der Zeit wohl nichts Schöneres, als dieses Hasenbrot. Besonders lecker war es im Sommer, dann war das Brot schon etwas trocken und die darauf befindliche Wurstscheibe schön fettig. Die Großmutter war eine gefühlskalte Person (hat sie ihrer Tochter vererbt) deren für mich eindrucksvollste Gabe das Kochen war, ich würde sagen, sie konnte aus Schei... Gold machen. Es gab nicht viel an Lebensmittel, an Genussmittel war überhaupt nicht zu denken.

Um die Bevölkerung mit den knappen Lebensmitteln gerecht zu versorgen, gab es pro Person bestimmte Mengen, wie Zucker, Mehl, Brot, Fett, Kartoffeln usw. auf ‚Marken’. Vieles, was auf diesen Lebensmittelmarken aufgedruckt war gab es gar nicht, die wurden dann gegen andere getauscht.

Auf den verbotenen Schwarzmärkten gab es manchmal einiges Lebensnotwendige. Schnaps und Zigaretten, ja, wer da rankam, hat auf Umwegen alles bekommen, was er brauchte.

Aber, da die Schwester meiner Großmutter bei ‚Fisch Niebers’ in der Wexstraße ihre Brötchen verdiente und Fisch billig war, gab es Stint und Dorsch des Öfteren. Fisch war jedoch nicht mein Fall, ich aß lieber Maisbrot und dazu ein Kakaogetränk, heißes Wasser, wo man eine Kakaobohne durchgeschossen hatte, so der Volksmund. Der Großvater hingegen hatte ein ‚großes Herz’, er hielt viele Jahre meiner Kinder- und Schulzeit schützend seine Hand über mich. Am liebsten hörte ich ihm zu, wenn er von Schiffen und dem Hamburger Hafen erzählte.

Nach der Ausbombung, Hamburg war nur noch ein einziger Trümmerhaufen, waren wir fast bis zum Kriegsende bei Verwandten in Lindow / Mark untergebracht. Weil die russische Rote Armee immer näher an Berlin heranrückte, sollten meine Mutter und ich wieder nach Hamburg zurück kommen.

Großvater hatte dafür Sorge getragen, dass meine Mutter eine Parzelle neben der von ihm gepachteten bekam. Hier hatte er ein schuppenähnliches Behelfsholzhaus aufgestellt mit einem Kanonenofen als Heizung. Wir kamen also wieder zurück und bezogen diese Unterkunft.

Auf Dauer aber war es wohl ein zu kleiner ‚Palast’, und so sollte ein Behelfsheim aus Steinen gebaut werden. Platz dafür war ja vorhanden auf der 600 Quadratmeter großen Parzelle.

Steine – woher nehmen? Kaufen, wenn überhaupt, wo? Die Lösung war ja so einfach – und wie so viele andere Bauherren ging es in die Trümmer, um Steine zu sammeln. Diese Steine wurden mittels Maurerhammer von Zement und Mörtel befreit (geputzt) und per Boller- oder Blockwagen zum etwa fünf Kilometer entfernten Bauplatz gebracht. Dieser befand sich in Hamburg 34 – Kleingartenverein 142 – Rotkehlchenweg, Parzelle Nr. 370. Es waren keine Kleingartenvereine, wie man sie heute kennt, es waren einfach Behelfsheim-Siedlungen, um die vielen Ausgebombten notdürftig und hauptsächlich durch Eigenhilfe unterzubringen. ‚Leybuden’, benannt nach Dr. Robert Ley (Reichswohnungs- Kommissar) waren nicht gerade komfortable Fertighäuser aus Holz, sie boten aber immerhin ein Dach über dem Kopf. Die Eigenhilfe wurde in einem besonderen Fall sehr deutlich, das ‚Heim’ bestand aus zwei nebeneinander gestellten Bahnwaggons, aus denen man die Sitzbänke zum großen Teil entfernt hatte, um Wohn,- und Schlafräume zu schaffen. Auch in notdürftig hergestellten großen ‚Nissenhütten’ (halbrunde Wellblechbauten) mussten die Menschen längere Zeit unter minimalstem Komfort aushalten.

Woran ich mich im Zusammenhang mit dem Steine sammeln des Öfteren erinnere – einmal waren mehr Steine geputzt, als transportiert werden konnten, sie wurden gestapelt – und mich Fünfjährigen stellte man als Wachposten ab. In den Trümmern gab es aber sooo viel zu entdecken, teilweise waren Kellerräume zugänglich, und da zu stöbern, war einfach zu schön. Jedenfalls, als Mutter und Großvater zum Abholen der Steine kamen – waren sie weg – geklaut, es gab eben noch mehr Leute, die ein Wohnproblem hatten und selber bauen wollten. Mutter war derart erbost, dass sie mich am liebsten windelweich gehauen hätte, doch hier kam mal wieder – die schützende Hand! Großvater nahm mich an die Seite, strich mir über den Kopf und sagte nur: „Komm, wir putzen neue.“ Der Steineklau war aus heutiger Sicht mehr als verständlich, denn das Gebiet der Kleingartenvereine, es gab ja deren viele, zog sich von der Horner Landstraße zwischen Schurzallee und Bauerbergweg über 700.000 Quadratmeter bis ans Ufer der Bille hin, unterteilt in überwiegend 600 Quadratmeter große Parzellen – ein riesiges Gebiet. So wurde also langsam, aber sicher, ein Behelfsheim von ca. 50 Quadratmetern geschaffen, mit einem Schlafraum, einer Wohnküche und einem kleinen Eingangsflur. Später wurde noch, nicht ganz legal, ein Wohnraum angebaut. Hinter dem Bau wurde in einem Bretterverschlag ein damals übliches Plumpsklo mit ‚Goldeimer’ installiert. Der Goldeimer war ein ausgedienter Waschkessel von ungefähr 50 Liter Fassungsvermögen, und der Inhalt, wenn der Eimer voll war, wurde im Garten untergegraben, ein angeblicher Spitzendünger für Kohl, Kartoffel und Co. Die Wasserversorgung war durch eine Pumpe für 24 Parzellen gesichert. Der Transport des Wassers wurde mit Eimern bewerkstelligt.

Da die Witwen- und Waisenrente hinten und vorne nicht reichte, musste Mutter Arbeit suchen bei der Vermittlungsstelle des Arbeitsamtes Hamburg am Besenbinderhof. Da nicht gleich etwas Passendes für ungelernte Frauen greifbar war, musste sie zweimal die Woche zum ‚Stempeln’ kommen. Es gab Angebote in der Fischverarbeitung, das war aber nichts für Mutter, und so nahm sie bei ‚Tretorn’ einer Schuhfabrik in Barmbek eine Arbeit auf. Es wurden bei Tretorn Gummistiefel und Turnschuhe mittels eines Klebers gefertigt. Nach diesem Kleber roch sie noch sehr stark, wenn sie nach Hause kam. Gesundheitsschutz war seinerzeit ein Wort aus einer Fremdsprache.

Wir Kinder spielten in den Wegen des Kleingartenvereins ‚Kippel-Kappel’, ‚Meiersche Brücke’, ‚Hinkebock’ und oftmals selbst ausgedachte Spiele. Unsere Fantasie trieb die tollsten Früchte. Spielzeug kaufen? Wovon? Also selber basteln oder vom Opa zu Weihnachten wünschen.

Höhepunkt der Woche war immer am Sonntag um 13 Uhr im ‚Tivoli’ oder ‚Deli’-Kino der Kinderfilm. Das Geld (50 Pfennige) für die Kinokarte verdienten wir uns mit Milch holen für die Nachbarn – der Milchmann hatte sonntags von 8 bis 10 Uhr geöffnet – oder mit Schrott sammeln. Taschengeld gab es, wenn überhaupt, nur spärlich und unregelmäßig. Zeitungen austragen war auch ein Gelderwerb. Es gab für eine Zeitung im Monat – 40 Pfennig für 30 Zeitungen – den Betrag von 12 DM, doch solche Gelegenheiten blieben für die meisten von uns nur ein Traum.

Trotz vielerlei Missstände waren wir mit unserem Dasein nicht unglücklich, hatten wir doch viel Bewegungsfreiheit. Autos gab es nur wenige, und so war auch genügend Platz zum Austoben vorhanden.

Im Sommer badeten wir am liebsten in der Bille, das Naturbad ‚Horner Moor’ war uns bei Hohen Temperaturen zu weit weg, aber ab und an waren wir auch dort. An der Bille bauten wir uns unter einer Eisenbahnbrücke ein Sprungbrett – und dann hinein ins kühle Nass. War ein Kahn der Firma ‚Sophie Martens’ in Sicht, schwammen wir bis an dessen Mitte und enterten auf, liefen bis vorn zum Bug und sprangen wieder ins Wasser. Den Mädchen gefielen derartige Mutproben, dem Schiffer nicht, denn der erkannte die Gefahren, er konnte jedoch von seinem Steuerrad nicht weg, und so blieb es bei lauten Drohgebärden.

Mutter war, da Vater im Krieg geblieben ist, nun Witwe, noch jung an Jahren (1920 geb.) und hübsch anzusehen. So blieb es nicht aus, dass neue Bekanntschaften geschlossen wurden. Da war denn mal ein Tischler, ein Polizist (damals Schutzmann genannt) und ein Maler. Das waren alles nur Momentaufnahmen, und die hielten nicht lange. Und dann kam einer, angeblich hat er meinen Vater gekannt (??), an dem meine Mutter kleben blieb. Er zeugte mit ihr einen Halbbruder für mich und war zu mir einfach nur widerwärtig. Die kleinste Verfehlung wurde mit der Drohung, ins ‚Bieberhaus’ zu kommen, belegt. Im Bieberhaus befand sich eine Behörde, die Erziehungsanstalten verwaltete.

1947 begann auch der Ernst des Lebens – die Schulzeit. Draußen gespielt wurde immer noch, aber es hieß doch oft, ich „muss Hausaufgaben machen“.

Eingeschult wurde ich in die ‚Allgemeine Volksschule für Knaben’ – die ‚Allgemeine Volksschule für Mädchen’ befand sich im Nebengebäude, ‚Beim Pachthof’ am ‚Bauerberg’ in Hamburg-Horn. Die Lehrerin hieß Frau Voß und führte unsere Klasse nur drei Jahre lang. Wir 42 Jungen bekamen dann für ca. ein halbes Jahr einen ergrauten Mecklenburger, welcher uns ungefähr über zwei Monate mit Geschichten vorlesen und Erzählen einen angenehmen Schulalltag bereitete – aber plötzlich ging es los – wir wurden gefordert. Nur waren wir nicht von so einem rapiden Wechsel begeistert. Es äußerte sich in einer Art von Bockigsein. Der Erfolg waren Schläge mit dem Rohrstock vor der ganzen Klasse. Als mein Großvater einmal bei mir an den Händen Striemen entdeckte, fragte er mich, woher diese kämen. Erst wollte ich nicht so recht mit der Sprache heraus, aber er machte mir unmissverständlich klar, dass ich zu reden habe. Er war ‚Nieter’ bei Blohm und Voß und hatte Hände, so groß, wie ein Klosettdeckel, wie man so schön sagt. Also redete ich. Der Erfolg blieb nicht aus, denn Großvater zeigte Herrn Murr auf ziemlich grobe Art und Weise (er hatte ihn am Jacket gepackt) seine Grenzen auf.

Auch Strafarbeiten mit so intelligenten Themen wie – „Ich darf meinen Lehrer nicht ärgern“ – waren an der Tagesordnung. Es fing mit drei Seiten beschreiben an und steigerte sich bei Nichterfüllung um jeweils das Doppelte. Als ich 24 Seiten aufgebrummt bekam, nahm ich ein Oktavheft, schrieb auf 24 Seiten die oberste Reihe mit – „Ich darf meinen Lehrer nicht ärgern“ – und machte sauber und ordentlich ‚Tüttelchen’ darunter und legte Herrn Murr das Heft vor. Ich durfte einen explosionsartigen Redeschwall über mich ergehen lassen, zu guter letzt sollte ich seinen eingetragenen Vermerk von meiner Mutter unterschreiben lassen. Das habe ich lange hinauszögern können, doch hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Ferien nahten, und ich meinte, damit schliefe das Ganze wohl ein. Ich kam mal wieder vom Spielen nach Hause, es waren ja Ferien, und da rutschte mir das Herz in die Hose – Herr Murr war bei meiner Mutter und klagte ihr sein Leid. Für mich waren die Ferien gelaufen. Sein Gastspiel als Lehrkraft bei uns hatte jedoch ‚Gott sei Dank’ bald ein Ende.

Die schönste Zeit des Schulbesuchs ist wohl bei allen Kindern die Ferienzeit. Die großen Ferien verbrachte die Mehrheit der Schüler zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung. Welche Eltern konnten sich einen Urlaub mit Kindern leisten? Die finanziellen Mittel waren knapp bis nicht vorhanden. Welch eine Freude war es, als mein Großvater meiner Mutter und mir eröffnete, dass ich die gesamten sechs Wochen in Ahlbeck auf der Insel Usedom verbringen könnte. Dafür notwendig waren fünf Mark für die Bahnfahrt bis an die Zonengrenze, danach war alles frei, Essen, Trinken, Unterkunft, alles. Opa hatte irgendwelche Kontakte zur ehemaligen KP (Kommunistische Partei). Als ich 1950 neun Jahre alt war, durfte ich das erste Mal mit fünf weiteren Kindern nach Ahlbeck fahren, es folgten noch drei Jahre, dann war es vorbei, warum? – Keine Ahnung! Nun lag Usedom ja in der DDR – für mich völlig unwichtig. Erst später begriff ich, was das Ganze bezwecken sollte. Wir wurden mit anderen Kindern der DDR in einem Zeltlager in 15-Mann-Zelten untergebracht, 14 Feldbetten für Kinder, ein Feldbett für einen Erwachsenen (Aufpasser). Die Erwachsenen waren überwiegend Straßenbahnerinnen aus Rostock, die Kinder kamen aus der gesamten DDR. Zusammen ein toller Haufen. Das Zeltlager trug den Namen „Boleslaw Bierut“ und lag in unmittelbarer Nähe vom Strand. Morgens nach dem Wecken trabten wir in Gruppen zum Frühsport, und es hieß ‚Flagge hissen’. Dann gab es Frühstück – frisches Mischbrot mit Butter und dazu aus großen 20-Liter-Milchkannen gesüßten ‚Muckefuck’ (Kaffeeersatz). Es wurden tagsüber diverse Spiele gestaltet und am Strand von Ahlbeck über Heringsdorf bis Bansin gewandert, bis wir müde waren. Abends sangen wir am Lagerfeuer Lieder, wie das Rennsteiglied oder auch solche, wie „Ami, Ami go home, spar für den Frieden dein Atom…“. Sehr gut angekommen sind bei den Jungen die Nachtwanderungen durch den Wald, konnte man dabei doch so schön die Mädchen piesacken. Im Kino wurden uns Filme über die „Siegreiche Sowjetarmee“ vorgeführt. Was das ganze bezwecken sollte, habe ich erst viel später begriffen. Doch diese Art der Beeinflussung fiel bei mir nicht auf fruchtbaren Boden. Dieses Ahlbeck habe ich erst unmittelbar nach der Wende wieder aufgesucht. Das Zeltlager war immer noch da, nur mit neueren Zelten, und es hieß auch immer noch „Boleslaw Bierut“. Wer das war, entzieht sich meiner Kenntnis.

Um in die Schule zu gelangen, hatte ich einen Fußmarsch von einer halben Stunde zu absolvieren. Uns Schülern wurde gesagt, dass eine neue Schule gebaut würde und wir dann dorthin umziehen sollten. Diese Schule lag noch einmal fünfzehn Minuten weiter entfernt. Das gefiel mir nun nicht besonders, bedeutete es doch – noch weiter laufen. Ich war stolzer Besitzer eines Herrenfahrradrahmens, es fehlten Räder, Reifen, Lenker, Sattel und alles, was an ein Fahrrad gehört. In der Horner Landstraße gab es eine Werkstatt für Motor- und Fahrräder. Der Inhaber hieß mit Nachnamen Kindel und war schon ein älteres Semester. Er arbeitete mit seinem Sohn zusammen und konnte mich als Hilfskraft gebrauchen. Einen Lohn konnte oder wollte er nicht zahlen, und ich wollte auch gar kein Geld haben. Wir einigten uns darauf, dass ich nach und nach für meine Arbeit die nötigen Teile für meinen Fahrradrahmen bekommen sollte. Es klappte hervorragend, und ich konnte die letzten beiden Schuljahre mit einem eigenen Fahrrad zur Schule kommen. Dieses Fahrrad war mir bei vielen anderen Gelegenheiten, etwas Taschengeld zu verdienen, ein treuer Gefährte.

Nachdem ein Schulneubau in Hamburg-Horn, Hermannstal-Vierbergen 82, fertig war, zogen wir mit der ganzen Klasse um. Mit diesem Umzug bekamen wir auch einen neuen Lehrer, Werner Schmidt, den wir auch bis zum Schulabgang behielten. Herr Schmidt war ein noch junger Lehrer. Er kam mit einem Zündapp-Moped in die Schule gefahren und hatte unseren Haufen nach nicht allzu langer Zeit ganz gut im Griff. Wenn mal wieder etwas ausgeheckt war, wusste er mit ziemlicher Sicherheit, wessen Handschrift dieser Blödsinn trug. Wie gut er mich kannte, hat er mir in mein Abschlusszeugnis unter „Allgemeine Haltung“ mit der Benotung ‚befriedigend’ und folgenden Worten geschrieben:


– Mein Abgangszeugnis –

Franz ist ein bequemer Junge, der das Leben von der humorvollen Seite nimmt. Franz versuchte, allen schulischen Anstrengungen aus dem Wege zu gehen, kann aber bei guter Anleitung recht ordentliche Arbeit leisten.

Nicht gerade ein Ruhmesblatt. Dieser Lebensabschnitt war geschafft, es sollte ein neuer beginnen, die Lehr- und Arbeitswelt.


Ab 1956 als Steward zur See

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