Читать книгу Magisches Kompendium - Engel und Erzengel - Praktische Magie der Angelistik - Frater LYSIR - Страница 7

Engel – wie es mal war

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Wenn man etwas über Engel finden will, wird man regelrecht von literarischen Werken erschlagen. Dies gilt nicht nur für den aktuellen Büchermarkt, sondern auch für Schriften der Geschichte und der Religionen. Auch hier findet man über den Begriff der Engel sehr viel. Zwar wird man immer einen großen Fokus auf die Engel in den monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam – sowie alle Splitterungen und Sekten dieser Religionen) finden, doch kann man ganz klar sagen, dass es auch in den anderen Religionen – in JEDER (!!!) – Wesen gibt, die man mit der Vokabel „Engel“ titulieren bzw. sogar gleich setzen kann. Dies sind meist sehr spezielle Wesen, die sich von den Göttern der verschiedenen Panthea doch unterscheiden. In der religiösen Literatur werden die Engel jedoch primär als Boten verstanden bzw. sie werden als einfache Befehlsempfänger degradiert, die im Grunde so viel Feingefühl und freien Willen haben, wie eine Bahnschiene. Die Engel werden immer so hingestellt, als ob sie (fast) alles tun, was man ihnen befiehlt. Hierbei ist es egal, ob es sich nun um das Überbringen von Botschaften handelt (Maria! Zuhören! Du bist schwanger!) oder um das Töten und Vernichten von Menschen (Sodom? Gomorra? Freudenhäuser? Die ganze Welt ist doch eines. Also weg damit, da kommt ein Golfplatz hin!).

Doch auch wenn es um das Führen bzw. das Navigieren von Menschen geht (... und zack blinkt da ein Stern am Himmel!) bzw. das Retten von Tieren (ein Mensch Namens Daniel bei einem armen Löwen in der Grube? Keine Angst Miezekatze, ich hol den da raus!), sind sie ganz gut. Doch alles, was darüber hinausgeht, wird nicht wirklich in der historischen bzw. religiösen Literatur erwähnt. Nun, ob es heute wirklich besser ist, ist ein anderes Thema, denn heutzutage machen die Engel alles, egal, ob es Kindererziehung ist, das Verhindern von Katastrophen in Atomkraftwerken (offensichtlich haben aber auch die Engel mal schlechte Tage) oder ob es schlichtweg die Verhinderung eines Atomkrieges ist. Die Engel machen das alles nebenbei. So muss man sich wirklich die Frage stellen, welche Darstellung bzw. welches Extrem besser ist. Ich finde, dass jedes Extrem überflüssig ist, doch offensichtlich lassen sich Extreme besser vermarkten, als schlüssige Aufgaben.

Wenn man dann einmal einen Blick in die anderen Religionen wirft, dann haben es die himmlischen Wesen dort meist „besser getroffen“. Gut, diese höheren Wesen werden nicht mit der Vokabel „Engel“ versehen, doch ob man nun mit Begriffen wie „Göttern“, „Geistern“, „Devas“, „Traumgestalten“ etc. arbeitet, oder mit anderen Begriffen, ist letztlich zweitrangig. Wichtig ist erst einmal, dass die höheren oder auch himmlischen Wesen meist komplexere Aufgaben innehaben, wobei jeder ein Spezialgebiet hat. Man denke nur an das ägyptische oder irische Pantheon! Doch man muss sich auch immer wieder vergegenwärtigen, dass die jeweilige Zeit das Bild der Engel bzw. der himmlischen Wesen deutlich geprägt hat. Wenn man die aktuelle Zeit betrachtet und sich den einfach strukturierten Geist eines unserer Vorfahren anschaut, kann man zu 100% sicher sein, dass es Engel geben würde, die allein für den Schutz des Internets bzw. des Handys oder Smartphones verantwortlich wären, gefolgt vom Autoschutzengel und dem Urlaubsschutzengel, der auch hier und da mal das Hotel oder den Urlaubsflieger kontrolliert. Heute wie damals kamen Engel bei den Menschen in der Realität, in Mythen, in der Fantasie, in Legenden, in Träumen und in Visionen bzw. Channelings vor, ohne dass sie groß infrage gestellt wurden. Vielleicht ist dies auch der „logische Punkt“, der begründet, dass viele hoch entwickelte Religionen den Glauben an spirituelle Wesen gekannt und sich auch mit diesen „auseinandergesetzt“ haben. Jede Religion hat allwissende Energien bzw. helfende Hände, die außerhalb eines linearen Spiels agieren können.

Diese Energien waren letztlich die Verbindungsglieder zwischen den transzendenten Reichen der Engel (ihren Existenz- und Energieebenen) und der profanen dualistischen Welt von Raum und Zeit, die die Menschen bevölkern.

Natürlich stammen die ganzen Ideen, Klassifizierungen und Ansichten aus den Federn der Menschen, sodass es noch nicht einmal verwunderlich ist, dass es bei den Engeln bzw. für die Engel sogar eine eigene Gattung gibt. Die „Angelus Occidentalis“. Der Begriff Angelus Occidentalis ist die generelle Bezeichnung für eine Reihe von Energiearten (und Unterarten), die in den monotheistischen Religionen, also dem Judentum, dem Zarathustrismus (auch Zoroastrismus oder Parsismus genannt – monotheistische Religion im Bereich Iran ca. 1800-600 v. Chr.), dem Christentum und dem Islam, zu finden sind. Hier wird die Dreigeteiltheit des Seins vertreten, d. h., es gibt die Hölle (den Keller, die Unterwelt, das Dunkle, was man nicht sehen will), die Erde (die Wohnung, das Leben, das Reich der Menschen, das man verlassen will) und den Himmel (das Dachgeschoss und die Wolkenkratzer, das Paradies, das man erreichen will.) Kurz und knapp gesagt, stehen diese Angelus Occidentalis jedoch ausschließlich in der westlichen Welt. Man sucht sie in den teils monotheistisch, teils polytheistischen Weltbildern des Hinduismus, des Jainismus (monotheistische Religion in Indien mit der Swastika als wichtigstes Symbol) oder des Buddhismus (mit all seinen Eigenarten) vergebens. Die östlichen Religionen glauben zwar an geistige Wesen, doch nicht generell an Engel, die als Verkünder der Wahrheit fungieren. Sie sehen diese Wesen eher als Fragmente des „großen Ganzen“, gestehen ihnen aber nicht wirklich autarke Handlungen zu. Wenn man so will, sind es die „Verlängerungen“ der Götter, wobei dies sich nicht auf die Übermittlungen von Botschaften bezieht. Wenn es um Botschaften, Informationen oder mystische Eröffnungen geht, übernehmen andere Wesen diese Rolle. Manchmal sind es Reinkarnation von Heiligen oder Inkarnation einer Gottheit bzw. fragmentierte Gottesenergien. Dies liegt primär darin begründet, dass die östlichen Traditionen auf die Meditation und nicht auf das Gebet setzen, so wie es die westlichen Religionen machen. Die Meditation wird in diesem Fall so verstanden, dass man seine Bitte „persönlich“ übermitteln will, bzw. individuell dem Kosmos übergeben will. Einen Boten braucht man hierzu nicht, da man schließlich selbst einen „Mund zum Sprechen“ hat.

Die westlichen Religionen besitzen hier andere Maximen. Hier waren die Engel absolut essenziell, denn bevor im Mittelalter die moderne Wissenschaft aufkam, und mit ihren neu entdeckten Naturgesetzen die Welt auf den Kopf stellte, wurde aus religiöser (und somit auch wissenschaftlicher) Sicht angenommen, dass die Engel alle Himmelskörper (Sonne, Mond und Sterne) und auch alle Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde) bewegen. Der Umstand der Gravitation/Schwerkraft war kein Naturgesetz, sondern eine Engelsaktion, d. h., Engel sorgten dafür, dass alles wieder zu Boden fällt, dass Vögel fliegen können und Schweine nicht!

Dies wurde natürlich alles vollkommen anders, als die Wissenschaft nach und nach Engel und ihre Aufgaben relativierten und im Grunde sogar „verdrängten“. Als Analogie kann man die Erde und ihre Position im Kosmos selbst nehmen. Während in der alten Zeit die Erde das Zentrum des Kosmos und des Seins war, wurde sie „durch die Wissenschaft“ immer weiter aus dem Zentrum verdrängt. Erst umkreiste sie selbst die Sonne und dann, irgendwann, war sie nur noch ein kleiner Planet in einem Seitenarm einer Galaxie (die Milchstraße) die unter Myriaden von Galaxien existiert. Mehr und mehr wurde eine Trennung zwischen „Natur und Engel“ vollzogen, sodass die Menschen in diesem Fall sich immer weiter von den Engeln entfernten bzw. ihre Erklärungen der Welt mit anderen Vokabeln vollzogen! Die absolute Trennung zwischen Erde und Engel wurde dann mit dem Entstehen der westlichen Psychologie im 20. Jahrhundert eingeleitet. Dieser Umstand, der durch Siegmund Freud, Carl Gustav Jung und Alfred Adler eingeleitet wurde, entzog dem Glauben an Engel und Dämonen vollkommen die Grundlage! Alles konnte auf einmal „wissenschaftlich“ erklärt werden, sodass Sätze wie „Wir brauchen keinen Gott mehr, wir haben die Wissenschaft“ entstanden, die letztlich absolut prägend waren.

Doch auch wenn die Engel und die religiösen Ideen im Westen immer mehr und mehr abnahmen, so blieben dennoch viele Theologen bei dem dreistöckigen Kosmos, der eine Hölle, die Erde und einen Himmel hatte, wodurch hier und da wissenschaftliche Erklärungen einfach missachtet wurden. Im Gegenzug startete die Wissenschaft dann natürlich Aufklärungszüge, um die veralteten Glaubensgrundsätze aufzulösen, sodass der „neuen Wissenschaft“ kein dogmatisches Hindernis in die Quere kommen sollte. So wurde relativ schnell eine ummythologisierte Einteilung der Welt erschaffen, in der es das Über-Ich (Superego), das Ich (Ego) und das Unterbewusstsein (Libido und Triebe) gab.

Doch auch dieser „wissenschaftliche, dreistöckige Kosmos“ wurde etwas später durch die neue Trinität „Stammhirn, Hirnrinde und Neokortex“ abgelöst. In diesem Weltbild konnte man die Engel nur noch als Hormone sehen, da Hormone, wie auch die Engel, schließlich Botenstoffe sind. So dominierte die Naturwissenschaft das Thema „Engel, Menschen und Natur“ absolut. Daher ist es doch erstaunlich oder vielleicht sogar verwunderlich, dass es immer noch die Engel gibt, oder? Egal, ob es nun in Träumen, in Büchern oder im christlichen Gedankengut ist, tilgen konnte man die Engel nicht und gerade in der aktuellen Zeit erleben die Engel eine absolute Wiedererweckung, eine Renaissance, einen echten Boom. Selbst die Kirche relativierte ihre Sicht zu den Engeln. Im Jahr 1967 wurde die katholische Theologie und deren traditionelle Ansichten über Engel, von Unklarheiten und Irrtümern gereinigt, was im Klartext heißt, dass die katholische Kirche bestätigte, dass Engel „… rein spirituell sind und nicht aus feinstofflicher Substanz bestehend, feuergleich und nebelhaft zu deuten sind.“ Gleichzeitig sagt die Kirche aber auch, dass der Teufel ein „… wirklich engelhafter Geist…“ ist, wohin gegen andere Skeptiker der gleichen Kirche meinen, dass es nur individuelle Sünden gibt, die untrennbar zu unserer Fähigkeit, eine freie Entscheidung zu treffen, gehören. Na ja!

Aber auch die protestantische Theologie hat so ihre Probleme mit den Engeln, denn auch hier existiert nicht eine vollkommen geschlossene Meinung. Man ist sich nicht einig, was Engel sind und ob es sie überhaupt gibt. Auch der „Gründer“ der Protestanten – Martin Luther – lässt sich, in Bezug auf die Engel, überhaupt nicht in die Karten schauen. Er geht überhaupt nicht auf den großen Engelüberbau mit den vielen Chören und Hierarchien ein, sodass man hier nur rätseln kann, wie er zu den Engeln steht. Auf der anderen Seite jedoch gibt er aber zu, dass es den Teufel gibt (den man mit Tintenfässern offensichtlich in die Flucht schlagen kann). Sein Hauptargument ist der Ausspruch „Wozu brauchten wir noch Christus als Retter, wenn es keinen Teufel gibt“, der deutlich zeigt, dass Martin Luther das Wesen der Religion (Opium für das Volk) doch verstanden hat. Martin Luther ist in Bezug auf die Engel „schwer zu fassen“, denn auch wenn er der Engelverehrung in der evangelischen Kirche ein Ende setzte, predigte er gleichzeitig über Michael, Gabriel und Raphael. Von Luther ist auch der Spruch überliefert: "Wo zwanzig Teufel sind, da sind auch hundert Engel. Wenn das nicht so wäre, dann wären wir schon längst zugrunde gegangen.“ Mittlerweile werden aber in den christlichen Religionen die Engel eher geduldet bzw. ab und zu erinnert man sich an sie.

Die Engel haben im Grunde keine Aufgaben mehr, sodass es nicht verwunderlich ist, dass sich die esoterische und spirituelle Seite den Engeln angenommen hat. Die Kirche hat sich so verändert, dass – so heißt es in einem Kirchenbericht – „ca. 90 Prozent der Pastoren/Priester beim Thema Engel die Hände hochnehmen und auf diese Untergötter nichts geben". Andere Pastoren/Priester sehen Engel als "Streetworker Gottes", die in Erscheinung treten, wenn die Kirche in die Krise gerät. Na ja, ich hoffe mal, dass Streetworker primär agieren, wenn es ihren „Schützlingen“ schlecht geht und nicht dem Arbeitgeber!

Wenn man von diesem Standpunkt aber einmal einige Jahrhunderte in die Vergangenheit reist, kann man doch ein „goldenes Zeitalter der Engel“ erkennen. Gleichzeitig findet man aber auch ein abruptes Ende, denn während der Zeit, da die Pest in Europa wütete, litt der Engelsglaube immens. In den Jahren 1347 bis 1353 forderte die Pest ca. 25 Millionen Todesopfer, was immerhin ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung war. Dies war ein logischer Schritt, denn wenn ein Drittel der Bevölkerung stirbt, wird fast jede Familie einen Todesfall zu beklagen haben. Dass die Kirche und alle Gebete keinen Trost und auch keine Rettung boten, war sicherlich keine gute Publicity für die Kirche und somit auch nicht für die Engel, die Boten Gottes, die seine Hilfe und Gnade der Welt bringen sollten … es aber in der Zeit offensichtlich nicht taten. Ein Jahrzehnt nachdem die Pest gewütet hatte, begann die Kirche unter dem unbarmherzigen Druck neuer Denkweisen, ihre „religiöse Umgebung“ neu zu definieren. Die komplexe Engelhierarchie wurde geleugnet und Gott wurde in die Mitte des Glaubens gesetzt. Doch dies ist im Grunde „nicht schlimm“, denn wenn man sich einmal die „Entstehungsgeschichte“ der Engel aus literarischer Sicht anschaut, findet man sehr viele Fälle, in denen es sehr deutliche Anzeichen für ein großzügiges „Ausleihen“ aus früheren Abstammungslinien und Kulturen gibt. Wenn es um himmlische oder höhere Wesen ging, waren die Schreiber der damaligen Zeit recht schnell mit der Feder dabei. Dies war teilweise sogar ein „politisches Kalkül“, denn immer wenn es darum ging, bestimmte religiösen Gruppen zu diffamieren, wurde dies getan. Ein zusätzliches Bonbon war es natürlich, wenn man spannende Mythen von Volksstämmen verwenden konnte, von Volksstämmen, die man vorher besiegt hatte. So wurden oft nach den Eroberungen entweder die Götter verdammt, sodass sie zu Dämonen, Teufel und Widersacher degradiert wurden, oder sie wurden assimiliert und in ein bestehendes System eingefügt.

Dies war gar nicht so selten, denn oft kamen die kulturellen und religiösen Gedanken offensichtlich auch bei den Eroberern gut an. Dies wird besonders bei den eklektischen und kompilatorischen Anleihen der Hebräer deutlich.

Man muss ganz klar sagen, dass die Hebräer die Pioniere waren, wenn es darum geht, wer als Erstes mit „klassischen Engeln“ arbeitet. Sie waren es, die als Erstes die Engel auf einer wirklichen Himmelsleiter vorgeführt haben. Zwar war der Grundgedanke von anderen Völkern übernommen worden, doch ist dies in diesem Fall sekundär. Man muss hier deutlich sagen, dass es nicht so einfach ist, eine monotheistische Religion bzw. religiöse Idee mit einem polytheistischen Gedankengut zu koppeln. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt, denn das Schlimme an dieser „historischen Tatsachenmethode“ ist die große Versuchung, dass man einfach mal Engel erfindet und durch kollektive und übertriebene Fantasien frommer Gelehrter in eine regelrechte „Engelsproduktion“ gleitet. Zwar ist dieser „Produktionsgedanke“ in der Magie allgegenwärtig – die Erschaffung eines Egregors bzw. eine Psychogons – doch muss man aufpassen, dass nicht irgendwann ein echtes Chaos entsteht. Bei den Engeln existiert bzw. existierte ein solches Chaos, denn wie soll man es sonst betiteln, wenn Kabbalisten im Mittelalter berechneten, dass es 300.655.722 gibt, wovon aber 133.306.668 der dunklen Seite dienen. Wenn ich mir aus 300.655.722 jemanden aussuchen muss, mit dem ich arbeiten will und diese Energie mich auch evolutionstechnisch fördern kann, habe ich ein Problem, denn welche von den 300.655.722 individuellen Energien ist die Richtige für mich? Muss ich etwa 300.655.722 Bewerbungschannelings führen? Wenn ich pro Tag DREI machen würde, würde ich immer noch 274.571 Jahre brauchen. Das würde ich nicht schaffen! Ich müsste ca. 82371 pro Tag nehmen, wenn ich mir einen Zeitraum von 10 Jahren geben würde. Nein, danke, denn ein Tag hat nur 86400 Sekunden – könnte also echt stressig, da auch die jeweiligen Channelings extrem kurz ausfallen müssten.

Es ist immer ein schmaler Grat, wenn man versucht, einen Glauben oder eine philosophische Meinung mit Zahlen und Fakten zu umreißen. Zwar ist „Glauben in reinster Form“ auch nicht das Gelbe vom Ei, doch kann man hier die Grundgedanken einfacher nachvollziehen. So entstanden viele Engel dadurch, dass diese „Energie“ auf einer kontinuierlichen Tradition volkstümlicher Frömmigkeit aufgebaut wurde. Dies bedeutet letztlich, dass archetypische Wurzeln, welche bei Freud, Jung und Adler eine Art Wiederbelebung fanden, schon damals verwendet wurden.

Nun, dass die archetypischen Bilder viel älter sind als das Judentum (ca. 4400 Jahre), das Christentum (ca. 2000 Jahre) und der Islam (ca. 1400), ist klar, denn – etwas überspitzt formuliert – das „archetypische Verhalten“ der Menschen befindet sich im Grunde schon fast in den Genen.

Dieses Konzept könnte man sogar auch auf die Engel anwenden, denn wenn man versucht durch die Art und Weise in der man die Welt beobachtete, Prinzipien zu erschaffen, würde man letztlich wieder Engel kreieren. Der Mensch hat schon immer versucht zu beurteilen und zu beobachten, wie die Welt funktioniert, sodass er seine Wahrnehmung manifestiert hat und dadurch letztlich selbst ein Schöpfer wurde. Dies bedeutet, wenn ich mit einem Engel arbeiten will, der mir Auge in Auge gegenübersteht, werde ich mir ein Prinzip erschaffen, das ähnlich wie ich selbst bin. Wenn ich jemanden dienen will, erschaffe ich mir Engel, die mich beherrschen! Will ich lieber herrschen, werden die Energien entsprechend reagieren. Der Knackpunkt ist nur, dass dies nichts mit den autarken und individuellen Energien des Seins zu tun hat, sondern mit selbst produzierten Energieblasen, die man wieder unter die Rubrik „Egregor“ bzw. „Psychogon“ setzen kann. Generell muss man sagen, dass wir Menschen Teil unseres eigenen Experimentes sind. Somit KANN es KEIN greifbares und konkretes Beweismaterial für die Tatsache „Engel“ geben, da jeder individuell sieht und fühlt. So wird man Engel letztlich niemals durch einen empirischen Versuchsaufbau beweisen können. Man wird niemals einen Versuch so erschaffen können, dass man letztlich KEINE „Lager“ mehr braucht. Es wird immer Fraktionen geben, Fraktionen, die die Engel verleugnen oder sie absolut preisen! Es wird hier primär um das Lager des Glaubens gehen, denn viele „Engelsbegegnungen“ kann man nicht verstehen bzw. es ist einfacher daran zu glauben, dass da die Engel sind und über einen wachen. Dieser Glaube wird aber zu oft von der Literatur diktiert und entsteht nicht aus eigenen Erfahrungen. Heutzutage ist es einfacher den Glauben dadurch zu verteidigen, dass man sagt: „Das und das habe ich gelesen und es ist historisch gewachsen!“ – wie auch immer dieses historische Wachstum aussehen mag.

In meinen Augen sollte man einen Mittelweg finden. Natürlich muss jeder selbst schauen, welche Maxime er in Bezug auf die Engel vertritt, jeder muss selbst bewerten, ob er einen vorgefertigten Weg geht oder ob er bessere Alternativen wählt. Doch ich finde es bedenklich, wenn man nicht aus der Selbsterfahrung heraus berichtet, sondern nur irgendwelche Bücher zitiert, welche man als Fundament auserkoren hat.

Ob sich wirklich irgendwann der „Glaube“ in ein „Wissen“ verwandelt, sei einfach mal dahin gestellt, auch wenn ich aus meinen Erfahrungen heraus berichten kann, dass meine Erlebnisse mit den Engeln, auf den verschiedensten energetischen Ebenen, so prägnant sind, dass ich für mich wirklich aus einem Glauben ein Wissen schaffen konnte, wobei ich auch hier immer noch selbstkritisch und stets skeptisch bleibe, denn eine Selbstwahrnehmung und ein möglicher Selbstbetrug sind letztlich immer möglich. Gleichzeitig bin ich aber auch in Bezug auf die „historischen Aufzeichnungen“ skeptisch, welche man direkt in die UFO-Schublade stecken kann. Es ist ohne Weiteres möglich, dass die „alten Engelsberichte“ dadurch entstanden sind, dass Außerirdische gelandet sind – also Wesen, die nicht von der Erde kommen. Natürlich zählen auch Engel dazu, da diese Energien überall und nirgendwo „sesshaft“ sind. Doch das Bild der Engel aus „Fleisch, Blut und Raumanzügen“ ist für mich sehr schwammig und nicht zu greifen. Selbst wenn es damals so war, hat der Glaube und die Verehrung der Engel durch den Menschen Energien geschaffen, die man letztlich als Egregoren bezeichnen kann, also als autarke Energiewesen, die allein durch den Willen (die Energie des menschlichen Denkens) entstanden sind. Dadurch, dass sie nun autark sind, und wie alles einen Platz im „Großen Werk“ haben, kann man auch mit ihnen arbeiten. Die Historie an und für sich finde ich zwar interessant, doch durch den Gedanken „Alles ist mit Allem verbunden“ ist es energetisch für mich, egal, ob ich nun mit Erzengel Michael, Lugh, Merkur, Hermes oder Loki arbeite. Es sind zwar autarke Energien, aber dennoch gehören sie zu einem größeren Energiekomplex, welcher wieder nur ein Fragment einer „anderen Quelle“ ist, die sich irgendwann zu einem „Alles“ verbindet.

So möchte ich dieses Kapitel mit den Worten von Samuel Butler schließen, der sagte: „Alle Vernunft ist dagegen, und alles gesunde Empfinden spricht dafür.“ Und genau das scheint heute genauso wahr zu sein, wie in den biblischen Zeiten vor 6000 Jahren.

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