Читать книгу Die Braut von Messina - Фридрих Шиллер, Friedrich von Schiller - Страница 9

Erster Aufzug.1
Siebenter Auftritt

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Don Manuel und der erste Chor

Chor. (Cajetan.)

  Verwundrungsvoll, o Herr, betracht' ich dich,

  Und fast muß ich dich heute ganz verkennen.

  Mit karger Rede kaum erwiederst du

  Des Bruders Liebesworte, der gutmeinend

  Mit offnem Herzen dir entgegen kommt.

  Versunken in dich selber stehst du da,

  Gleich einem Träumenden, als wäre nur

  Dein Leib zugegen, und die Seele fern.

  Wer so dich sähe, möchte leicht der Kälte

  Dich zeihn und stolz unfreundlichen Gemüths;

  Ich aber will dich drum nicht fühllos schelten,

  Denn heiter blickst du, wie ein Glücklicher

  Um dich, und Lächeln spielt um deine Wangen.


Don Manuel

  Was soll ich sagen? was erwiedern? Mag

  Der Bruder Worte finden! Ihn ergreift

  Ein überraschend neu Gefühl; er sieht

  Den alten Haß aus seinem Busen schwinden,

  Und wundernd fühlt er sein verwandtes Herz.

  Ich – habe keinen Haß mehr mitgebracht,

  Kaum weiß ich noch, warum wir blutig stritten.

  Denn über allen ird'schen Dingen hoch

  Schwebt mir auf Freudenfittigen die Seele,

  Und in dem Glanzesmeer, das mich umfängt,

  Sind alle Wolken mir und finstre Falten

  Des Lebens ausgeglättet und verschwunden.

  – Ich sehe diese Hallen, diese Säle,

  Und denke mir das freudige Erschrecken

  Der überraschten, hoch erstaunten Braut,

  Wenn ich als Fürstin sie und Herrscherin

  Durch dieses Hauses Pforten führen werde.

  – Noch liebt sie nur den Liebenden! Dem Fremdling,

  Dem Namenlosen hat sie sich gegeben.

  Nicht ahnet sie, daß es Don Manuel,

  Messina's Fürst ist, der die goldne Binde

  Ihr um die schöne Stirne flechten wird.

  Wie süß ist's, das Geliebte zu beglücken

  Mit ungehoffter Größe Glanz und Schein!

  Längst spart' ich mir dies höchste der Entzücken,

  Wohl bleibt es stets sein höchster Schmuck allein;

  Doch auch die Hoheit darf das Schöne schmücken,

  Der goldne Reif erhebt den Edelstein.


Chor. (Cajetan.)

  Ich höre dich, o Herr, vom langen Schweigen

  Zum erstenmal den stummen Mund entsiegeln.

  Mit Späheraugen folgt' ich dir schon längst,

  Ein seltsam wunderbar Geheimniß ahnend;

  Doch nicht erkühnt' ich mich, was du vor mir

  In tiefes Dunkel hüllst, dir abzufragen.

  Dich reizt nicht mehr der Jagden muntre Lust,

  Der Rosse Wettlauf und des Falken Sieg.

  Aus der Gefährten Aug verschwindest du,

  So oft die Sonne sinkt zum Himmelsrande,

  Und Keiner unsers Chors, die wir dich sonst

  In jeder Kriegs – und Jagdgefahr begleiten,

  Mag deines stillen Pfads Gefährte sein.

  Warum verschleierst du bis diesen Tag

  Dein Liebesglück mit dieser neid'schen Hülle?

  Was zwingt den Mächtigen, daß er verhehle?

  Denn Furcht ist fern von deiner großen Seele.


Don Manuel

  Geflügelt ist das Glück und schwer zu binden,

  Nur in verschloßner Lade wird's bewahrt.

  Das Schweigen ist zum Hüter ihm gesetzt,

  Und rasch entfliegt es, wenn Geschwätzigkeit

  Voreilig wagt, die Decke zu erheben.

  Doch jetzt, dem Ziel so nahe, darf ich wohl

  Das lange Schweigen brechen, und ich will's.

  Denn mit der nächsten Morgensonne Strahl

  Ist sie die Meine, und des Dämons Neid

  Wird keine Macht mehr haben über mich.

  Nicht mehr verstohlen werd' ich zu ihr schleichen,

  Nicht rauben mehr der Liebe goldne Frucht,

  Nicht mehr die Freude haschen auf der Flucht,

  Das Morgen wird dem schönen Heute gleichen,

  Nicht Blitzen gleich, die schnell vorüber schießen

  Und plötzlich von der Nacht verschlungen sind,

  Mein Glück wird sein, gleichwie des Baches Fließen,

  Gleichwie der Sand des Stundenglases rinnt.


Chor. (Cajetan.)

  So nenne sie uns, Herr, die dich im Stillen

  Beglückt, daß wir dein Loos beneidend rühmen

  Und würdig ehren unsers Fürsten Braut.

  Sag' an, wo du sie fandest, wo verbirgst,

  In welches Orts verschwiegner Heimlichkeit?

  Denn wir durchziehen schwärmend weit und breit

  Die Insel auf der Jagd verschlungnen Pfaden,

  Doch keine Spur hat uns dein Glück verrathen,

  So daß ich bald mich überreden möchte,

  Es hülle sie ein Zaubernebel ein.


Don Manuel

  Den Zauber lös' ich auf, denn heute noch

  Soll, was verborgen war, die Sonne schauen.

  Vernehmet denn und hört, wie mir geschah.

  Fünf Monde sind's, es herrschte noch im Lande

  Des Vaters Macht und beugete gewaltsam

  Der Jugend starren Nacken in das Joch —

  Nichts kannt' ich als der Waffen wilde Freuden

  Und als des Waidwerks kriegerische Lust.

  – Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt

  Entlang des Waldgebirges – da geschah's,

  Daß die Verfolgung einer weißen Hindin

  Mich weit hinweg aus eurem Haufen riß.

  Das scheue Thier floh durch des Thales Krümmen,

  Durch Busch und Kluft und bahnenlos Gestrüpp,

  Auf Wurfes Weite sah ich's stets vor mir,

  Doch konnt' ich's nicht erreichen, noch erzielen,

  Bis es zuletzt an eines Gartens Pforte mir

  Verschwand. Schnell von dem Roß herab mich werfend

  Dring' ich ihm nach, schon mit dem Speere zielend,

  Da seh' ich wundern das erschrockne Thier

  Zu einer Nonne Füßen zitternd liegen,

  Die selbst mit zarten Händen schmeichelnd kost.

  Bewegungslos starr' ich das Wunder an,

  Den Jagdspieß in der Hand, zum Wurf ausholend —

  Sie aber blickt mit großen Augen flehend

  Mich an. So stehn wir schweigend gegen einander —

  Wie lange Frist, das kann ich nicht ermessen,

  Denn alles Maß der Zeiten war vergessen.

  Tief in die Seele drückt sie mir den Blick,

  Und umgewandelt schnell ist mir das Herz.

  – Was ich nun sprach, was die Holdsel'ge mir

  Erwiedert, möge Niemand mich befragen,

  Denn wie ein Traumbild liegt es hinter mir

  Aus früher Kindheit dämmerhellen Tagen,

  An meiner Brust fühlt' ich die ihre schlagen,

  Als die Besinnungskraft mir wieder kam.

  Da hört' ich einer Glocke helles Läuten,

  Den Ruf zur Hora schien es zu bedeuten,

  Und schnell, wie Geister in die Luft verwehen,

  Entschwand sie mir und ward nicht mehr gesehen.


Chor. (Cajetan.)

  Mit Furcht, o Herr, erfüllt mich dein Bericht.

  Raub hast du an dem Göttlichen begangen,

  Des Himmels Braut berührt mit sündigem Verlangen,

  Denn furchtbar heilig ist des Klosters Pflicht.


Don Manuel

  Jetzt hatt' ich eine Straße nur zu wandeln,

  Das unstet schwanke Sehnen war gebunden,

  Dem Leben war sein Inhalt ausgefunden.

  Und wie der Pilger sich nach Osten wendet,

  Wo ihm die Sonne der Verheißung glänzt,

  So kehrte sich mein Hoffen und mein Sehnen

  Dem einen hellen Himmelspunkte zu.

  Kein Tag entstieg dem Meer und sank hinunter,

  Der nicht zwei glücklich Liebende vereinte.

  Geflochten still war unsrer Herzen Bund,

  Nur der allsehnde Äther über uns

  War des verschwiegnen Glücks vertrauter Zeuge,

  Es brauchte weiter keines Menschen Dienst.

  Das waren goldne Stunden, sel'ge Tage!

  – Nicht Raub am Himmel war mein Glück, denn noch

  Durch kein Gelübde war das Herz gefesselt,

  Das sich auf ewig mir zu eigen gab.


Chor. (Cajetan.)

  So war das Kloster eine Freistatt nur

  Der zarten Jugend, nicht des Lebens Grab?


Don Manuel

  Ein heilig Pfand ward sie dem Gotteshaus

  Vertraut, das man zurück einst werde fordern.


Chor. (Cajetan.)

  Doch welches Blutes rühmt sie sich zu sein?

  Denn nur vom Edeln kann das Edle stammen.


Don Manuel

  Sich selber ein Geheimniß wuchs sie auf,

  Nicht kennt sie ihr Geschlecht, noch Vaterland.


Chor. (Cajetan.)

  Und leitet keine dunkle Spur zurück

  Zu ihres Daseins unbekannten Quellen?


Don Manuel

  Daß sie von edelm Blut, gesteht der Mann,

  Der einz'ge, der um ihre Herkunft weiß.


Chor. (Cajetan.)

  Wer ist der Mann? Nichts halte mir zurück,

  Denn wissend nur kann ich dir nützlich rathen.


Don Manuel

  Ein alter Diener naht von Zeit zu Zeit,

  Der einz'ge Bote zwischen Kind und Mutter.


Chor. (Cajetan.)

  Von diesem Alten hast du nichts erforscht?


Die Braut von Messina

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