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Erster Aufzug
Zweiter Auftritt

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Vorige. Octavio Piccolomini. Questenberg.

Octavio. (noch in der Entfernung)

     Wie? Noch der Gäste mehr? Gestehn Sie, Freund!

     Es brauchte diesen tränenvollen Krieg,

     So vieler Helden ruhmgekrönter Häupter

     In eines Lagers Umkreis zu versammeln.


Questenberg

     In kein Friedländisch Heereslager komme,

     Wer von dem Kriege Böses denken will.

     Beinah vergessen hätt' ich seine Plagen,

     Da mir der Ordnung hoher Geist erschienen,

     Durch die er, weltzerstörend, selbst besteht,

     Das Große mir erschienen, das er bildet.


Octavio

     Und siehe da! ein tapfres Paar, das würdig

     Den Heldenreihen schließt: Graf Isolan

     Und Obrist Buttler. – Nun, da haben wir

     Vor Augen gleich das ganze Kriegeshandwerk.


(Buttlern und Isolani präsentierend.)

Es ist die Stärke, Freund, und Schnelligkeit.


Questenberg. (zu Octavio)

     Und zwischen beiden der erfahrne Rat.


Octavio. (zu Questenbergen an jene vorstellend)

     Den Kammerherrn und Kriegsrat Questenberg,

     Den Überbringer kaiserlicher Befehle,

     Der Soldaten großen Gönner und Patron

     Verehren wir in diesem würdigen Gaste.


(Allgemeines Stillschweigen.)

Illo. (nähert sich Questenbergen)

     Es ist das erste Mal nicht, Herr Minister,

     Daß Sie im Lager uns die Ehr' erweisen.


Questenberg

     Schon einmal sah ich mich vor diesen Fahnen.


Illo

     Und wissen Sie, wo das gewesen ist?

     Zu Znaym war's, in Mähren, wo Sie sich

     Von Kaisers wegen eingestellt, den Herzog

     Um Übernahm' des Regiments zu flehen.


Questenberg

     Zu flehn, Herr General? So weit ging weder

     Mein Auftrag, daß ich wüßte, noch mein Eifer.


Illo

     Nun! Ihn zu zwingen, wenn Sie wollen. Ich

     Erinnre mich's recht gut – Graf Tilly war

     Am Lech aufs Haupt geschlagen – offen stand

     Das Bayerland dem Feind – nichts hielt ihn auf,

     Bis in das Herz von Östreich vorzudringen.

     Damals erschienen Sie und Werdenberg

     Vor unserm Herrn, mit Bitten in ihn stürmend

     Und mit der kaiserlichen Ungnad' drohend,

     Wenn sich der Fürst des Jammers nicht erbarme.


Isolani. (tritt dazu)

     Ja, ja! 's ist zu begreifen, Herr Minister,

     Warum Sie sich bei Ihrem heut'gen Auftrag

     An jenen alten just nicht gern erinnern.


Questenberg

     Wie sollt' ich nicht! Ist zwischen beiden doch

     Kein Widerspruch! Damalen galt es, Böhmen

     Aus Feindes Hand zu reißen, heute soll ich's

     Befrein von seinen Freunden und Beschützern.


Illo

     Ein schönes Amt! Nachdem wir dieses Böhmen,

     Mit unserm Blut, dem Sachsen abgefochten,

     Will man zum Dank uns aus dem Lande werfen.


Questenberg

     Wenn es nicht bloß ein Elend mit dem andern

     Vertauscht soll haben, muß das arme Land

     Von Freund und Feindes Geißel gleich befreit sein.


Illo

     Ei was! Es war ein gutes Jahr, der Bauer kann

     Schon wieder geben.


Questenberg

     Ja, wenn Sie von Herden

     Und Weideplätzen reden, Herr Feldmarschall —


Isolani

     Der Krieg ernährt den Krieg. Gehn Bauern drauf,

     Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.


Questenberg

     Und wird um so viel Untertanen ärmer!


Isolani

     Pah! Seine Untertanen sind wir alle!


Questenberg

     Mit Unterschied, Herr Graf! Die einen füllen

     Mit nützlicher Geschäftigkeit den Beutel,

     Und andre wissen nur ihn brav zu leeren.

     Der Degen hat den Kaiser arm gemacht;

     Der Pflug ist's, der ihn wieder stärken muß.


Buttler

     Der Kaiser wär' nicht arm, wenn nicht so viel

     – Blutigel saugten an dem Mark des Landes.


Isolani

     So arg kann's auch nicht sein. Ich sehe ja,


(indem er sich vor ihm hinstellt und seinen Anzug mustert)

Es ist noch lang nicht alles Gold gemünzt.


Questenberg

     Gottlob! Noch etwas weniges hat man

     Geflüchtet – vor den Fingern der Kroaten.


Illo

     Da! der Slawata und der Martinitz,

     Auf die der Kaiser, allen guten Böhmen

     Zum Ärgernisse, Gnadengaben häuft —

     Die sich vom Raube der vertriebnen Bürger mästen —

     Die von der allgemeinen Fäulnis wachsen,

     Allein im öffentlichen Unglück ernten —

     Mit königlichem Prunk dem Schmerz des Landes

     Hohnsprechen – die und ihresgleichen laßt

     Den Krieg bezahlen, den verderblichen,

     Den sie allein doch angezündet haben.


Buttler

     Und diese Ladenschmarutzer, die die Füße

     Beständig unterm Tisch des Kaisers haben,

     Nach allen Benefizen hungrig schnappen,

     Die wollen dem Soldaten, der vorm Feind liegt,

     Das Brot vorschneiden und die Rechnung streichen.


Isolani

     Mein Lebtag denk ich dran, wie ich nach Wien

     Vor sieben Jahren kam, um die Remonte

     Für unsre Regimenter zu betreiben,

     Wie sie von einer Antecamera

     Zur andern mich herumgeschleppt, mich unter

     Den Schranzen stehen lassen, stundenlang,

     Als wär' ich da, ums Gnadenbrot zu betteln.

     Zuletzt – da schickten sie mir einen Kapuziner,

     Ich dacht', es wär' um meiner Sünden willen!

     Nein doch, das war der Mann, mit dem

     Ich um die Reiterpferde sollte handeln.

     Ich mußt' auch abziehn unverrichteter Ding'.

     Der Fürst nachher verschaffte mir in drei Tagen,

     Was ich zu Wien in dreißig nicht erlangte.


Questenberg

     Ja, ja! Der Posten fand sich in der Rechnung,

     Ich weiß, wir haben noch daran zu zahlen.


Illo

     Es ist der Krieg ein roh, gewaltsam Handwerk.

     Man kommt nicht aus mit sanften Mitteln, alles

     Läßt sich nicht schonen. Wollte man's erpassen,

     Bis sie zu Wien aus vierundzwanzig Übeln

     Das kleinste ausgewählt, man paßte lange!

     – Frisch mitten durchgegriffen, das ist besser!

     Reiß' dann, was mag! – Die Menschen, in der Regel,

     Verstehen sich aufs Flicken und aufs Stückeln

     Und finden sich in ein verhaßtes Müssen

     Weit besser als in eine bittre Wahl.


Questenberg

     Ja, das ist wahr! Die Wahl spart uns der Fürst.


Illo

     Der Fürst trägt Vatersorge für die Truppen,

     Wir sehen, wie's der Kaiser mit uns meint.


Questenberg

     Für jeden Stand hat er ein gleiches Herz

     Und kann den einen nicht dem andern opfern.


Isolani

     Drum stößt er uns zum Raubtier in die Wüste,

     Um seine teuren Schafe zu behüten.


Questenberg. (mit Hohn)

     Herr Graf! Dies Gleichnis machen Sie – nicht ich.


Illo

     Doch wären wir, wofür der Hof uns nimmmt,

     Gefährlich war's, die Freiheit uns zu geben.


Questenberg. (mit Ernst)

     Genommen ist die Freiheit, nicht gegeben,

     Drum tut es not, den Zaum ihr anzulegen.


Illo

     Ein wildes Pferd erwarte man zu finden.


Questenberg

     Ein beßrer Reiter wird's besänftigen.


Illo

     Es trägt den einen nur, der es gezähmt.


Questenberg

     Ist es gezähmt, so folgt es einem Kinde.


Illo

     Das Kind, ich weiß, hat man ihm schon gefunden.


Questenberg

     Sie kümmre nur die Pflicht und nicht der Name.


Buttler. (der sich bisher mit Piccolomini seitwärts gehalten, doch mit

sichtbarem Anteil an dem Gespräch, tritt näher)

Herr Präsident! Dem Kaiser steht in Deutschland

     Ein stattlich Kriegsvolk da, es kantonieren

     In diesem Königreich wohl dreißigtausend ,

     Wohl sechzehntausend Mann in Schlesien;

     Zehn Regimenter stehn am Weserstrom,

     Am Rhein und Main; in Schwaben bieten sechs,

     In Bayern zwölf den Schwedischen die Spitze.

     Nicht zu gedenken der Besatzungen,

     Die an der Grenz' die festen Plätze schirmen.

     All dieses Volk gehorcht Friedländischen

     Hauptleuten. Die's befehligen, sind alle

     In eine Schul' gegangen, eine Milch

     Hat sie ernährt, ein Herz belebt sie alle.

     Fremdlinge stehn sie da auf diesem Boden,

     Der Dienst allein ist ihnen Haus und Heimat.

     Sie treibt der Eifer nicht fürs Vaterland,

     Denn Tausende, wie mich, gebar die Fremde.

     Nicht für den Kaiser, wohl die Hälfte kam

     Aus fremdem Dienst feldflüchtig uns herüber,

     Gleichgültig, unterm Doppeladler fechtend

     Wie unterm Löwen und den Lilien.

     Doch alle führt an gleich gewalt'gem Zügel

     Ein einziger, durch gleiche Lieb' und Furcht

     Zu einem Volke sie zusammenbindend.

     Und wie des Blitzes Funke sicher, schnell,

     Geleitet an der Wetterstange, läuft,

     Herrscht sein Befehl vom letzten fernen Posten,

     Der an die Dünen branden hört den Belt,

     Der in der Etsch fruchtbare Täler sieht,

     Bis zu der Wache, die ihr Schilderhaus

     Hat aufgerichtet an der Kaiserburg.


Questenberg

     Was ist der langen Rede kurzer Sinn?


Buttler

     Daß der Respekt, die Neigung, das Vertraun,

     Das uns dem Friedland unterwürfig macht,

     Nicht auf den ersten besten sich verpflanzt,

     Den uns der Hof aus Wien herübersendet.

     Und ist in treuem Angedenken noch,

     Wie das Kommando kam in Friedlands Hände.

     War's etwa kaiserliche Majestät,

     Die ein gemachtes Heer ihm übergab,

     Den Führer nur gesucht zu ihren Truppen?

     – Noch gar nicht war das Heer. Erschaffen erst

     Mußt' es der Friedland, er empfing es nicht,

     Er gab's dem Kaiser! Von dem Kaiser nicht

     Erhielten wir den Wallenstein zum Feldherrn.

     So ist es nicht, so nicht! Vom Wallenstein

     Erhielten wir den Kaiser erst zum Herrn,

     Er knüpft uns, er allein, an diese Fahnen.


Octavio. (tritt dazwischen)

     Es ist nur zur Erinnerung, Herr Kriegsrat,

     Daß Sie im Lager sind und unter Kriegern. -

     Die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten. -

     Vermöcht' er keck zu handeln, dürft' er nicht

     Keck reden auch? – Eins geht ins andre drein. -

     Die Kühnheit dieses würd'gen Offiziers,


(auf Buttlern zeigend)

     Die jetzt in ihrem Ziel sich nur vergriff,

     Erhielt, wo nichts als Kühnheit retten konnte,

     Bei einem furchtbarn Aufstand der Besatzung

     Dem Kaiser seine Hauptstadt Prag.


(Man hört von fern eine Kriegsmusik)

Illo

     Das sind sie!

     Die Wachen salutieren – Dies Signal

     Bedeutet uns, die Fürstin sei herein.


Octavio. (zu Questenberg)

     So ist auch mein Sohn Max zurück. Er hat sie

     Aus Kärnten abgeholt und hergeleitet.


Isolani. (zu Illo)

     Gehn wir zusammen hin, sie zu begrüßen?


Illo

     Wohl! Laßt uns gehen. Oberst Buttler, kommt!


(zum Octavio.)

Erinnert Euch, daß wir vor Mittag noch

     Mit diesem Herrn beim Fürsten uns begegnen.


Die Piccolomini

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