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Wer ist Klaudia Tanner?


Klaudia Tanner ist eine waschechte Niederösterreicherin. Nach ihrer Schulzeit zog es sie allerdings nach Wien, um ein Jusstudium zu absolvieren. Die Gerichtspraxis absolvierte sie Mitte der 1990er am Bezirksgericht Liesing und am Landesgericht für Zivilrechtssachen. Offenbar war ihr die klassische Juristenkarriere aber zu spröde, denn nach ihren Gerichtsstationen zog es sie 1996 als Referentin zum tiefschwarzen Bauernbund. Hier begann ihre „Drehtür“-Karriere. 2001 startete sie beim ehemaligen ÖVP-Innenminister Ernst Strasser, der nicht nur wegen seiner Verurteilung unter Beschuss stand. Der „Standard“ bezeichnete den Ex-ÖVP-Politiker sogar als „noch schlechteren“ Innenminister im Vergleich zu Herbert Kickl. Lange hielt sie es bei Strasser aber nicht aus, denn schon 2003 wechselte sie in die Wirtschaft. Für ein Unternehmen der Kapsch-Gruppe war sie Lobbyistin und sorgte dafür, dass Beziehungen in die höchsten Ebenen der Politik nicht abreißen. Danach ging es allerdings wieder zurück zum Bauernbund. Hier sollte sie bis Jänner 2020 Direktorin bleiben. Am Landesparteitag der ÖVP Niederösterreich wurde sie 2017 mit über 96 Prozent zur Stellvertreterin von Johanna Mikl-Leitner gewählt. Irgendwann wurde auch Sebastian Kurz auf sie aufmerksam. Schon 2017, bei den Regierungsverhandlungen zwischen Türkis und Blau, war sie Wunschkandidatin für das Verteidigungsministerium. Einige Jahre später wurde des Kanzlers Wunsch dann erfüllt: Tanner ist die erste Frau an der Spitze des Ministeriums – allerdings ohne großartige sicherheits- und verteidigungspolitische Vorerfahrung. Österreich ist ein neutrales Land. Zum Glück. Und ich sage ihnen auch gleich warum. Das Übel fängt schon bei der Musterung an, wenn dir der Stabsarzt tief in die Augen schaut und du seine kalte Hand in südlichen Regionen spürst. „Husten!“ Und dann als Draufgabe: „Umdrehen, bücken!“ Zack! Und wenn er dann festgestellt hat, dass du kein zweites Arschloch hast, bist du automatisch tauglich. Wie soll man da einen Krieg gewinnen? Vielleicht hat der Ministerin die vormalige Lobbying-Erfahrung genützt. Die Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik sind ja beim Verteidigungsministerium seit jeher sehr eng miteinander verflochten – um das mal ganz allgemein auszudrücken. Richtig bekannt wurde die Neo-Verteidigungsministerin allerdings durch ein Interview. Das lag unter anderem daran, dass sie sich sehr viel von ihren türkisen Kollegen für ihren ersten ZIB 2-Auftritt abgeschaut hatte. ORF-Moderator Martin Thür versuchte vergeblich, eine Antwort auf folgende Frage zu bekommen: „War es ein Fehler, die Eurofighter damals gekauft zu haben?“ Nun könnte man meinen, dass aufgrund der derzeitigen Einschläge rund um die Causa Eurofighter eine klare Antwort keine schlechte Idee wäre. Will sich doch gerade Tanner bei diesem Thema profilieren – und wohl auch den „Mief“ ihres Ex-Chefs Ernst Strasser abschütteln. Doch ihre Antwort war dann eher „message-kontrollierend“: „Das, was das Wichtigste ist in dieser Angelegenheit, ist was die Aufgaben des Verteidigungsministeriums und des österreichischen Bundesheeres waren und auch sind.“ Das ist schön, aber das beantwortete die Frage nicht. Auch Martin Thür fiel das natürlich auf, deshalb hakte er nach: „Die Frage war, ob es ein Fehler war.“ Doch Tanner setzte ihr einstudiertes Referat fort: „Das eine ist, unsere Heimat zu schützen – das gilt nicht nur am Boden, sondern das gilt auch in der Luft. Das steht nicht nur in der Verfassung, sondern das steht auch jetzt im Regierungsübereinkommen.“ Und noch einmal fragte Thür, ob es ein Fehler war, die Eurofighter zu beschaffen, wie viele der Vorgänger Tanners bereits kundgetan hatten. Doch Tanner ließ sich nicht beirren: „Das, was unsere Aufgabe jetzt ist, ist die Interessen der Republik zu wahren.“ Es wäre schön und auch im Interesse der Republik gewesen, etwas genauer zu sagen, wie das gehen soll. Dazu gehört zum Beispiel, das Offensichtliche zu tun, nämlich die Beschaffung der Eurofighter einen Fehler zu nennen. Es bleibt ja noch ein wenig Zeit, das zu tun. Jedenfalls will die Ministerin „Wiedergutmachung“ im Namen der Republik. Ob sie ihren Ex-Chef und Eurofighter-„Spezialisten“ Ernst Strasser konsultiert, ist nicht bekannt. Tanner betont: „Airbus wird mich noch kennenlernen“. Ob das eine Drohung ist, wird sich noch herausstellen. Tanner wurde einmal gefragt: „Wären Sie ein Lebensmittel, welches wären Sie?“ Darauf antwortete die Türkise, dass sie sich dem Honig verbunden fühle, da ihre Eltern eine Imkerei betrieben hätten. „Die Leistung der Bienen und die Arbeit der Imker und Imkerinnen sind ein unverzichtbarer Beitrag für unsere heimische Kultur- und Naturlandschaft.“ Immerhin eine Antwort auf eine Frage. Wir wissen demnach: das Schmiermittel der „Eurofighterin“ ist der Honig. Keine unwichtige Information. Tanner sollte allerdings auf der Hut sein und aufpassen, dass nichts dran kleben bleibt. Zwecks Interessen der Republik warad’s.

Die Hofnarren der Republik

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