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|9|Vorwort

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Das Thema dieses Buches hat mich seit langem umgetrieben. Schon bei den Forschungen zur Bedeutung der Gruppenbindungen in „Verwandte, Freunde und Getreue“ und bei den Arbeiten zu den „Spielregeln der Politik im Mittelalter“ spielten die verschiedenartigsten Treffen und Versammlungen eine wichtige Rolle, die vorrangig der Beratung anstehender Probleme dienten. Aber auch bei den späteren Forschungen zur symbolisch-rituellen Kommunikation stand immer wieder die Beobachtung im Vordergrund, dass die „rituellen Aufführungen“ ohne vorhergehende Beratungen und Absprachen nicht denkbar waren. Nur in Einzelfällen ließ sich dies nachweisen, weil die Quellen in dieser Frage ungewöhnlich schweigsam waren. Auch meine jüngeren Arbeiten zu den Auseinandersetzungen zwischen König und Papst in der Zeit Heinrichs IV. und Gregors VII. mussten notwendig ihre Aufmerksamkeit auf die zahllosen Versuche richten, face to face, aber auch brieflich, über Unterhändler oder mittels gelehrter Traktate die anstehenden Fragen einer Lösung näherzubringen, was mit beträchtlichem Aufwand versucht wurde.

Immer wieder wurde bei diesen Arbeiten klar, dass ein Eindringen in die vertrauliche Sphäre dieser Beratungen, eine Aufarbeitung der in der Beratung geltenden Regeln und der benutzten Strategien nicht einfach war. Die Verteilung der Gewichte in dieser Beratung und die Möglichkeiten, eigene Interessen und Anliegen durchzusetzen, sind immer noch schwer zu durchschauen. Dass das Buch jetzt geschrieben wurde, bedeutet nicht, dass es einen Durchbruch in diesen Fragen gegeben hätte und der Schlüssel zum Verständnis dieses wichtigen Betätigungsfeldes der mittelalterlichen Eliten gefunden sei.

Immerhin aber sind genügend Quellenbelege aus dem Zeitraum des frühen und hohen Mittelalters gesammelt, die auf ganz unterschiedliche Weise Einblick in die Beratung der Könige ermöglichen. Sie konnten daher in chronologischer Folge dargeboten und mit vergleichender Perspektive analysiert werden. So ließ sich eine ganze Reihe von Beobachtungen machen, die regelgeleitetes Verhalten nachweisen und Rückschlüsse auf die Funktionsweisen der Beratungspraxis erlauben: Die Beratung gab den Ratgebern die Möglichkeit, Einfluss auf die Entscheidung auszuüben; der König hatte aber auch Möglichkeiten, die Beratung in seinem Sinne zu lenken und zu dominieren. Die Fülle der Befunde erlaubt einige begründete Hinweise, die ein besseres Verständnis der mittelalterlichen Beratung ermöglichen. Mit ihr etablierte sich eine gewisse |10|Kontrollfunktion gegenüber der Königsherrschaft, die herrscherlicher Willkür Grenzen setzen konnte. Die folgenden Ausführungen werden aber auch zeigen, dass den Königen viele Möglichkeiten zur Verfügung standen, den Rat ihrer Ratgeber zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Die Arbeit entstand in der anregenden Atmosphäre des Clusters „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“; geschrieben wurde sie in der Position eines Seniorprofessors, der von Alltagspflichten weitestgehend befreit ist, ohne die Vorzüge einer intensiven Diskussionskultur missen zu müssen. Stellvertretend für viele sei daher den Sprechern Barbara Stollberg-Rilinger und Detlef Pollack und der Geschäftsführerin Iris Fleßenkemper dafür Dank gesagt, dass sie für die nötige materielle und immaterielle Unterstützung sorgten, die der Arbeit gewiss zugute gekommen ist. Barbara Stollberg-Rilinger, Knut Görich, Jan Keupp, Steffen Patzold und Stefan Weinfurter lasen Teile der Arbeit und gaben wertvolle Hinweise, wofür ich sehr herzlich danke. Für die zuverlässige Hilfe bei der Bücherbeschaffung und den Finessen der Computernutzung bin ich Alexander Hillebrandt zu großem Dank verpflichtet.

Münster, im Mai 2015 Gerd Althoff
Kontrolle der Macht

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