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Antisemitismus Im Unterschied zur traditionellen, vorrangig religiös motivierten Judenfeindschaft der Antike und Frühen Neuzeit entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts eine neue Form des Antijudaismus, die sich von ihren religiösen Wurzeln ablöste. Ihre Protagonisten stellten die „Juden“ als eine fremde und zugleich bösartige Bevölkerungsgruppe dar, die es erreicht habe, sich still und unsichtbar die Herrschaft über die „germanische“ Bevölkerung zu sichern. Die Wurzeln dieses modernen Antisemitismus sind ideengeschichtlich im frühen 19. Jahrhundert nachweisbar, doch erst während der Großen Depression seit 1873 gewann das neue antijüdische Feindbild an Popularität. Seit etwa 1878 formierte sich die antisemitische Bewegung um Publizisten wie Wilhelm Marr (1819–1904) oder Theodor Fritsch (1852–1933) und politische Agitatoren wie Adolf Stoecker (1835–1909) und Otto Böckel (1859–1923). Als Initialzündung kann der „Berliner Antisemitismusstreit“ angesehen werden, der durch judenfeindliche Passagen in Heinrich von Treitschkes (1834–1896) Artikel „Unsere Aussichten“ 1879 ausgelöst wurde. Antisemitismus, der bald darauf mit der Rassenlehre zum „Rassenantisemitismus“ verschmolz, wurde zu einem charakteristischen Merkmal der extremen Rechten in Deutschland und prägt bis in die Gegenwart, wenn auch mit variierender Intensität und Radikalität, die gesamte „nationale Opposition“.

Wilhelminismus

Nach der Krönung Wilhelms II. (1859–1941) zum Deutschen Kaiser im Jahr 1888 und der zwei Jahre später erfolgenden Ablösung von Reichskanzler Bismarck durch Leo von Caprivi (1831–1899) gruppierte sich die politische Rechte in Deutschland neu. Neben die Vertreter konservativer Standesinteressen im Staat und Agrarsektor und großgewerblich-industrielle Interessengruppen, die bislang im rechten Lager dominierend gewesen waren, traten jetzt Teile der Mittelschichten, die ihrerseits eine sowohl nationalistische als auch rechte Agenda verfolgten. Die nationale Rechte in der wilhelminischen Ära war allerdings insgesamt noch keine systemilloyale politische Kraft, wie es die gewaltbereite extreme Rechte der Weimarer Republik werden sollte. Dennoch entwickelte sie sich der Richtung nach zur nationalen Opposition, geriet in den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg in immer schärferen Widerspruch zur Reichsleitung und unterzog das politische System des Deutschen Reichs einer immer grundsätzlicher werdenden Kritik.

Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute

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