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Einleitung 1. Grundbegriffe und Anlage der Darstellung

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Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland existiert eine randständige, weithin einflusslose politische Subkultur, die sich selbst als „nationale Opposition“ begreift. In Verbindung mit autoritären, nationalistischen, antisemitischen und fremdenfeindlichen Einstellungspotenzialen sowie mit Tendenzen zur Relativierung der Verbrechen des NS-Regimes hat dieses Milieu immer wieder für Besorgnis im In- und Ausland gesorgt – besonders durch politische Mobilisierungsschübe (Aufmärsche, Propagandaschmierereien), Wahlerfolge oder eine Massierung von Straf- und Gewalttaten. Vor dem Hintergrund der jüngeren deutschen Geschichte bestand Sorge um die Stabilität der deutschen Nachkriegsdemokratie. Dass diese Sorge sich als unbegründet erwiesen habe, wäre eine Interpretation, die zu kurz greift: Es waren gerade die Auseinandersetzungen mit den antidemokratischen Bewegungen, an denen die bundesdeutsche Demokratie gewachsen ist und Wurzeln in der zuvor wenig demokratischen deutschen Gesellschaft schlagen konnte.

Obgleich das „nationale Lager“ während jeder einzelnen Mobilisierungswelle eine erhebliche Beachtung, auch und gerade in der wissenschaftlichen Literatur, gefunden hat, steht seine zeitgeschichtliche Erforschung eher am Anfang. Es liegen monographische Einzelstudien, besonders über die wichtigsten Parteien – Sozialistische Reichspartei (SRP), Deutsche Reichspartei (DRP), Deutsche Gemeinschaft (DG) und Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) – vor, doch verfügen wir, trotz der Fülle von jeweils aktuell gehaltenen Arbeiten, kaum über neuere Gesamtdarstellungen der Entstehung und Entwicklung des Lagers. Präziser ausgedrückt: Wir schreiben den bis Ende der 1980er Jahre gewonnenen Forschungsstand zur Entwicklung der extremen Rechten in die Gegenwart fort, ohne ihn angesichts der epochalen Ereignisse im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts – die zu einer neuen Dynamik der radikalnationalistischen Bewegung in Deutschland geführt haben – einer neuen Bewertung und Interpretation zu unterziehen.

War es noch bis weit in die 1960er Jahre hinein üblich, das nationale Lager als einigermaßen greifbaren politischen Akteur zu benennen, der freilich seinem Charakter nach schon damals als „rechtsradikal“ oder „rechtsextrem“ verstanden wurde, so rückte in den 1970ern zunehmend der sozialwissenschaftlich-analytische Begriff des Rechtsextremismus in den Mittelpunkt der Forschung und setzte sich im Laufe der 1980er Jahre weithin durch, obwohl ihm höchst diffuse Sachverhalte zugeordnet werden.

Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute

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