Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 16

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Felipe brachte den Schecken in den Mietstall. Das Gebäude lag an der Allen Street, dahinter der schlauchförmige Corral mit dem Eingang von der Fremont Street. Felipe bezahlte mit einem der Double Eagles, die Ringo ihm ließ.

»Behalt’ das Geld für den Braunen, den du mir verschafft hast«, hatte der Revolvermann abgewunken, als Felipe es ihm zurückgeben wollte. Er bekam eine Handvoll Kleingeld heraus. Die Sonne tauchte Tombstone in gleißende Helligkeit, als er den Stall verließ.

Entlang der Allen Street reihten sich die protzigen Etablissements, die mit in die Geschichte dieser wilden und lange Zeit gesetzlosen Stadt eingehen sollten: das Vogelkäfig-Theater, der Crystal Palace, der Alhambra und Orient Saloon, Campbell and Hatch’s Spielhalle, Hafford’s Saloon und das Cancan-House.

Wagen rollten vorbei. Reiter bogen um die Ecke der Sixth Street. Frauen mit Einkaufskörben und Männer in derber Minerkleidung bevölkerten die Gehsteige. Vor dem Cosmopolitan Hotel stand eine hochrädrige Reisekutsche. Das Zaumzeug der vier Rappen war mit Silberbeschlägen verziert. Ein Mexikaner in silberbestickter Charrotracht wartete auf dem Bock.

Virgil Earp lehnte an der Stallwand und zündete sich eine Zigarre an.

»Wenn Curly und Ringo dich als Spion zurückließen, solltest du lieber verschwinden, bevor du kalte Füße kriegst. Diese Fehde, mein Junge, ist ’ne Nummer zu groß für dich.«

Felipes Gedanken waren eben noch bei Rhett Emmery. Trotzig erwiderte er den Blick des stämmigen Mannes.

»Ich hab nichts damit zu tun.«

»Ein Grund mehr, dich aus dem Staub zu machen. Für Burschen, die mit ’nem Eisen in Tombstone herumlaufen, gibt’s keinen Platz zwischen den Fronten. Ich hab nichts gegen Mexikaner, aber nicht alle hier denken so. Muss ich noch deutlicher werden?«

»Sie waren deutlich genug, Marshal.«

»Worauf wartest du dann?«

Earp schien überrascht, dass Felipe furchtlos seinem Blick standhielt.

»Sie haben kein Recht, ihn aus Tombstone zu jagen, Marshal«, mischte sich eine helle Stimme ein. »Er gehört nicht zu der Sorte, die Revolverlohn sucht.«

Das Mädchen stand an der Ecke, blond, grünäugig, mit grell geschminkten Lippen und einem roten, tief ausgeschnittenen Kleid, das sie als eins der zahlreichen Flittergirls der Boomtown auswies. Die Perlenkette war bestimmt so unecht wie die künstlichen Locken, die das hübsche Gesicht mit dem ein bisschen zu großen Mund einrahmten. Der Marshal grinste kantig.

»Du musst es ja wissen, Jill.«

»Allerdings.« Mit funkelnden Augen kam sie näher. Sie trug eine Hutschachtel und einen Sonnenschirm. »Ich hab in meinem Leben genügend Revolverschwinger kennengelernt.«

»Du bist ein nettes Mädchen, Jill, aber du steckst deine reizende Nase zu häufig in Angelegenheiten, die dich nichts angehen, das ist schlecht in einer Stadt wie Tombstone.« Earp stieß sich von der Bretterwand ab. »Übrigens gilt ab morgen früh ein absolutes Waffenverbot für die Stadt«, wandte er sich an Felipe. Ruhig entfernte er sich.

»Na also.« Das Saloongirl gab Felipe die Hand. »Meinen Namen hast du gehört. Wie heißt du?«

»Felipe.« Er war verlegen. »Du hättest dich nicht einmischen sollen. Nun ist der Marshal sauer auf dich.«

»Ach was! Im Großen und Ganzen sind die Earps schon in Ordnung, nur ein bisschen großspurig. Ich sah dich mit Curly und Ringo in die Stadt kommen. Habt ihr euch wirklich nur zufällig getroffen?«

Felipes Gesichtsausdruck verriet Misstrauen. Jill lachte.

»Ich will dich nicht aushorchen. Ich fänd’s nur schade, wenn du dich mit den falschen Leuten einlassen würdest. Du gefällst mir. Ich wette, du bist kein Jahr älter als ich. Wenn du möchtest, darfst du mir ’nen Drink spendieren. Ich arbeite im Silverking an Toughnut Street. Was ist, du hörst mir ja gar nicht zu.«

Eine junge Mexikanerin in hochgeschlossenem dunkelblauem Kleid verließ das Cosmopolitan Hotel. Das rabenschwarze, hochgesteckte Haar glänzte in der Sonne. Ein runder, zum Kleid passender Hut thronte darauf. Ein durchsichtiger Schleier war an ihm befestigt, der die obere Gesichtshälfte verdeckte.

Der farbige Hoteldiener öffnete die Kutschentür für die junge Frau. Zwei Reiter mit tief gehalfterten Colts hielten neben dem Fahrzeug. Gewehre hingen an den silberbeschlagenen Sätteln.

»Conchita«, flüsterte Felipe ungläubig. Dann begann er zu laufen.

Jill rief ihm etwas nach, aber er hatte sie bereits vergessen. Ein Miner fluchte, als er ihn im Vorbeihasten anrempelte. Ein Frachtwagen näherte sich. Knapp vor dem Maultiergespann überquerte Felipe die Straße. Die Mexikanerin hatte inzwischen in der Kutsche Platz genommen. Der Fahrer griff zur Peitsche.

»Conchita!«, schrie Felipe.

Die beiden Reiter drehten die Pferde. Drei Männer, von denen zwei ebenfalls tiefhängende Sechsschüsser trugen, kamen aus dem Hotel. Der dritte war ein bärtiger, stattlicher Minenbesitzer. An seinem braunen Kordanzug funkelten Silberknöpfe. Dazu hatte er ein weißes Hemd mit Schleife an.

Felipe sah nur die Kutsche. Er stürzte an den Reitern vorbei und riss den Schlag auf.

Erschrocken blickte die Mexikanerin ihn an. Ihre Ähnlichkeit mit Conchita war verblüffend. Sie mochte drei Jahre älter sein. Das Gesicht war schmaler, die Lippen weniger voll. Felipe starrte sie an. Ehe er sich entschuldigen konnte, wurde er herumgerissen. Ein Faustschlag warf ihn in den Staub.

»Fahr zu, Ramon!«, befahl der Bärtige.

Der Kutscher schwang die Peitsche. Die Hufe malmten, die Räder drehten sich. Felipe rappelte sich auf. Breitbeinig stand der Bärtige vor ihm. Einer seiner Begleiter hatte den Fuß auf Felipes am Boden liegenden Colt gestellt. Es waren klotzige Kerle mit verkniffenen Gesichtern. Der eine besaß ein gebrochenes Nasenbein. Eine Messernarbe zierte die rechte Wange des anderen. Die Reiter blieben bei der Kutsche. Sie rollte bereits am Crystal Palace vorbei.

»Was, zum Teufel, wolltest du von meiner Frau?«

»Ich hielt sie für meine Schwester.«

»Das kannst du deiner Großmutter erzählen.« Drohend hob der Bärtige die Fäuste. Es waren schwielige Arbeiterfäuste, jedoch mit protzigen Ringen geschmückt. »Raus mit der Sprache!«

»Ich hab die Wahrheit gesagt.«

Einen Augenblick schien es, als wollte der Minenbesitzer sich auf ihn stürzen, dann ließ er die Fäuste sinken. Zuschauer versammelten sich.

»Verdammt will ich sein, wenn ich mir die Hände an dir schmutzig mache! Bringt ihn zum Reden!«

»Wird gemacht, Mister Floyd.« Grinsend trat der Narbige auf Felipe zu. Da sprang der junge Mexikaner ihn an.

Sheldon Floyds Leibwächter hatten erwartet, dass Felipe zu fliehen versuchte. Sein Anprall stieß den Narbigen um. Felipe fiel auf ihn, hieb ihm die Faust ans Kinn und warf sich zur Seite. Der Fußtritt des zweiten Kerls verfehlte ihn.

Der Narbige wollte aufspringen, sein Kumpan den Revolver ziehen. Sie erstarrten, als sie den 44er in Felipes Hand sahen. Die Waffe zielte auf Floyd.

»Verschwinden Sie mit den beiden!«

Keiner bewegte sich. Floyds Rechte umspannte ebenfalls den Revolver. Die Waffe steckte in dem halb von der Anzugjacke verdeckten Holster. Felipe richtete sich auf.

»Ich zähl bis drei.« Da traf ihn der Lauf eines Sechsschüssers hinter dem rechten Ohr. Ein Feuerwerk explodierte vor seinen Augen.

Banditen greifen an! Sammelband 4 Western

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