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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 2. März 1942
IV A 1 – B. Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]

65 Ausfertigungen, 51. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 175

I. Standorte und Nachrichtenverbindungen: Zeit: 2.3.1942.

Die mit Ereignismeldung Nr. 172 vom 23.2.1942 gemeldeten Standorte und Nachrichtenverbindungen sind unverändert geblieben.

II. Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A: Standort Krasnogwardeisk.

Estland: Der estn. Unabhängigkeits- oder Freiheitstag (24.2.) ist in ganz Estland feierlich begangen worden. Der Tag ist überall ruhig verlaufen. In Reval fand eine Grosskundgebung statt, auf der Generalkomm. Litzmann und der erste estn. Landesdirektor Dr. Mäe sprachen. In Finnland nahestehenden estn. Bevölkerungskreisen wird erzählt, dass die Finnen immer mehr von der Idee einer Vereinigung Finnlands und Estlands eingenommen sind. Diese Idee werde nicht nur durch die täglichen Rundfunksendungen in estn. Sprache, sondern auch in der Presse und im Volke propagiert. Der Finnlandsender brachte am 24.2. d.J. in estn. Sprache auszugsweise einen Artikel des Rektors Musikka, der anlässlich des Freiheitstages in der Zeitschrift „Hoeimurahva“ erschienen ist. Es wurde folgendes ausgeführt: Das estn. Volk habe einen jahrhundertelangen Leidensweg hinter sich. Das Land sei mit dem Schweiss und Blut des Volkes getränkt. Tapfer verteidigten die Esten ihre Freiheit, aber die Waffen der Eroberer waren besser. Sie fielen in die Sklaverei unter den anmaßenden Gutsherren und Satrapen, aber sie brachen nicht. Sie seien heute genau so stark wie zuvor. In Krasnogwardeisk wurde ein russ. Fallschirmspringeragent verhaftet, der über dem Orte abgesprungen war und sich auf dem Wege nach Uge befand, wo er militärische Geheimnisse erkunden und durch Funk nach Leningrad übermitteln sollte. Funkgerät und Fallschirm konnten sichergestellt werden. Funkverkehr zwecks Feststellung der Agentenzentrale in Leningrad wird aufgenommen. Am 6.2.42 wurden bei Woloschowo, Rayon Luga,15 aus Leningrad kommende russ. Fallschirmspringer gestellt und im Kampf erschossen. Zwei Russen konnten mit Sendegeräten gefangengenommen werden. Südlich des Dorfes Lenin, Gebiet Hansewitsche1, wurde ein Trupp der OT in Stärke von 15 Mann von Partisanen angegriffen und restlos aufgerieben. Die OT-Männer wurden von den Partisanen ausgezogen und liegengelassen.

Lettland: Auf der in der Zeit vom 18.–22. Februar d.J. in Riga stattgefundenen Tagung der Hauptabteilung Wirtschaft beim Reichskommissariat Ostland wurde u.a. von den zust. Stellen erklärt, dass aus grundsätzlichen Erwägungen eine Änderung in der Lohnfrage, insbes. eine Lohnerhöhung, nicht vorgenommen werden könne, weil die Preise gehalten werden müssten, eine Änderung der Löhne aber gleichzeitig eine Preisänderung nach sich ziehen würde. Der Reichskommissar hat am 23. Febr. d.J. dem Metropoliten Sergei Woskresensky ein Schreiben zugestellt und ihn aufgefordert, sich bis zum 5.3. d.J. zu seinem eigentlichen Dienstsitz in Wilna zu begeben. Gleichzeitig wurde mit der Leitung der orthodoxen Kirche in Lettland der Erzbischof Alexander von Modohn beauftragt. Entgegen dem Vorschlage des lettischen Generaldirektors für die Justizverwaltung Valdmanis ist zum Generalsekretär der lettischen Volkshilfe der ehem. Perkonkrustler Adolf Schilde vom Generalkommissar bestellt worden. Damit ist zum ersten Male der Einfluss und die Vorherrschaft Valdmanis’ auf personellem Gebiete durchbrochen worden. In Libau waren am 16.2. d.J. handschriftlich gefertigte Zettel gefunden [sic], die zum Widerstand mit den Waffen gegen die „politischen Ausbeuter“ – gemeint sind damit die Deutschen – auffordern.

Litauen: Am 23.2.42 wurden in dem Dorfe Seskupial, Krs. Schaulen, 2 Polizeibeamte beim Versuch der Festnahme flüchtiger russischer Kriegsgefangener erschossen. Täter konnten entkommen. Ein Gefängniswärter in Wilna wegen Beförderung von Nachricht aus dem Gefängnis an Juden festgenommen.

Weissruthenien: Die Aktivität der poln. Widerstandsbewegung im ehem. Ostpolen hält weiterhin an. So wird aus dem Gebiet Hansewitsche gemeldet, dass vor allem die poln. Hilfspolizisten Gerüchte verbreiten, dass sich im Frühjahr Polen erheben, die poln. Armee unter Sikorski wieder aufstehen und im Rücken der deutschen Armee Sabotageakte verüben würde. In Molodeczna ist eine polnische Partisanenbande, die s.Zt. gegen die Russen gekämpft hatte, als nunmehr für die poln. Widerstandsbewegung arbeitend festgestellt worden. In ihren Reihen befinden sich eine grössere Anzahl ehem. poln. Soldaten, die im deutsch-polnischen Krieg gegen Deutschland gekämpft haben. Im Bereich von Baranowicze weitverbreitete religiöse Sekte amerikanischer Baptisten festgestellt, die grössere Versammlungen durchführen. Verstärkte Partisanentätigkeit im Raume Sluzk und Baranowicze hält an. Mehrere Festnahmen wegen unbefugten Waffenbesitzes. In Baranowicze zwei Lokomotiven infolge eines Sabotageaktes von poln. Eisenbahnern zusammengestossen. In Minsk 2 Elektriker festgenommen, die im Verdacht stehen, innerhalb der letzten acht Tage das Fernschreibkabel des Feldluftparks dreimal durchschnitten zu haben.

In Baranowicze ein Jude wegen Arbeitsverweigerung im Ghetto öffentlich erschossen. In Minsk 4 Jüdinnen und 6 Juden wegen unberechtigten Aufenthalts ausserhalb des Ghettos ohne Stern festgenommen. Der polnische Rayonbürgermeister von Chukin, Gebiet Baranowicze, von einem Sonderführer der Wehrmacht wegen Widerstandes erschossen. Ein V-Mann erhielt durch Mittelsmann aus der Nachrichtengerätefabrik Minsk einen Radioempfänger für Partisanen ausgehändigt. Die im rückw. Heeresgebiet angekündigte Landaufteilung wird von kommunistischer Gegenseite als deutsche Schwäche ausgelegt, was die Bevölkerung nach der ersten Freude zum Teil glaubt. Die Stimmung der Bevölkerung ist durch Gerüchtebildung, steigende Partisanentätigkeit, Luftangriffe usw. weiter gedrückt. In den Städten wird die Ernährungslage von Tag zu Tag schlechter. Arbeitsplätze werden immer zahlreicher verlassen. Abwanderungen nach dem Westen werden erstmalig beobachtet und zwar auch von Juden in den Landgemeinden. Die Bauern verstecken zum Teil ihre letzten Reserven an Getreide und Futtermitteln. In westweissruthenischen Gebieten wurde von katholischer Seite der Plan der Stärkung der weissruthenischen Position gegenüber den Polen durch bewusstes Herausstreichen katholisch-weissruthenischer Priester der Zivilverwaltung gegenüber mehrmals vorgetragen.

Gebiet um Leningrad: AOK 18 beabsichtigt, die Werbung von Russen zum Waffendienst gegen den Bolschewismus durch Plakate zu betreiben.

Einsatzgruppe B: Standort Smolensk.

Tag der Roten Armee am 23. Februar: Aus absolut zuverlässiger Quelle ist hier bekannt geworden, dass Stäbe und Einheiten der Roten Armee zum 26. Jahrestag der Roten Armee Glückwünsche durch Funk ausgetauscht haben. U.a. konnte folgender Glückwunsch erfasst werden, der von einem höheren Stab an ein Armeekorps gerichtet war: „Mit Lenin und Stalin hat die Rote Armee am 23.2.1918 ihre Kriegsgeschichte begonnen. Unter den Fahnen Lenins und Stalins hat die Rote Armee die Ehre, Freiheit und Unabhängigkeit der jungen Sowjetrepublik gewahrt. Der verrückt gewordene Unmensch Hitler und seine Bande von Kopfabschneidern haben den verderblichen Irrtum des wilhelminischen Deutschlands wiederholt. Unerwartet auf Räuberart haben die deutschen Faschistenraubtiere unsere glückliche blühende Heimat im Jahre 1941 überfallen und aus den Ihnen bekannten Gründen anfangs gewisse Erfolge erzielt. Das stolze Sowjetvolk hat sich auf den Ruf der Partei des Genossen Stalin wie ein Mann erhoben, um seine Ehre und Freiheit zu verteidigen. Die falsche Legende von der Unbesiegbarkeit des deutschen Heeres ist zu Schutt und Asche geworden. Alle Pläne des Gegners sind durcheinandergebracht. Die Rote Armee hat dem Hitler-Deutschland einen langen und zermürbenden Krieg aufgezwungen, der deutschen Kräften nicht entspricht. Im Feuer der Gefechte sind unsere jungen, zu Beginn des Krieges noch nicht ganz als aktive Truppen zu bezeichnenden Divisionen erhärtet und erstarkt. Sie sind jetzt zu einer furchtbaren Gefahr für die Deutschen geworden. Von der eigenen Industrie erhält die Rote Armee eine täglich zunehmende Menge von Flugzeugen, Panzern, Kanonen, Granatwerfern, automatischen Gewehren. Ununterbrochen nimmt auch die Hilfeleistung unserer Verbündeten zu. In unseren Händen ist auch der wichtigste Vorteil: die Initiative. Nicht das deutsche Heer zwingt uns jetzt seinen Willen auf, sondern unsere Truppen ihren Willen den Deutschen. Die Deutschen verteidigen sich und gehen zurück. Der Feind ist noch nicht vernichtet. Blutige Schlachten stehen noch bevor. Mutig vorwärts, ihr ruhmreichen Krieger. Verstärkt ununterbrochen den Druck auf den Feind. Brecht mutig und entschlossen seinen Widerstand.“

Von den Einsatzgruppen C und D liegen keine Meldungen vor.

III. Reich und besetzte Gebiete:

Der Kdr. d. Sipo u.d. SD i.d. Untersteiermark meldet: Vertraulich gelang die Erfassung eines Exemplares der „Befreiungsfront“, des Organes der Befreiungsfront des slowenischen Volkes. Die Zeitung befasst sich in erster Linie mit der Aktivierung und Rekrutierung der Partisanen. Unter Verherrlichung der Sowjetunion wird die slowenische Bevölkerung zum Eintritt in die Partisanenabteilung und zum Kampf mit der Waffe gegen die Besatzungstruppen aufgefordert. Die Schrift enthält weiterhin die Satzung der Nationalgarde. Danach ist die Nationalgarde ein Bestandteil der slowenischen bewaffneten Kräfte und dem Oberkommando der Partisanenabteilung, dem höchsten militärischen Organ der Befreiungsfront, unterstellt. Das Oberkommando ernennt Kreis- und Ortskommandeure sowie Befehlshaber der Einheiten der Nationalgarde. Die Nationalgarde wird in dem gesamten Gebiet der slowenischen Erde, ungeachtet der heutigen Grenzen oder der seinerzeitigen Versailler Grenzen mobilisiert. Aufgenommen werden alle bewussten Slowenen von 18 bis 50 Jahren, die geeignet sind, die Waffe zu tragen und den Willen haben, aktiv im Kampfe um die Befreiung und Vereinigung des slowenischen Volkes mitzuarbeiten. Die Mitglieder müssen davon überzeugt sein, dass sie mit ihrer Arbeit das Schicksal des slowenischen Volkes entscheiden, das zusammen mit den Partisanen erkämpft wird, damit wir die fremden Gewalttäter aus unserer Heimat verjagen können. Die Anhänger müssen alles daransetzen, dass die slowenische Wehrmacht die ganze slowenische Erde besetzt und dass sie dem slowenischen Volke seine Souveränität auf ihrer Erde gewährleistet.

BAB, R 58/221

1 Gehörte nicht zu Estland, sondern zu Weißruthenien.

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