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Teleskope, Fotografien, Sonden – und dann der Mensch

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„Es war eine Zeit, wo man den Mond nur empfinden wollte, jetzt will man ihn sehen“, meinte Johann Wolfgang von Goethe einmal. In einer beispiellosen technischen Evolution nahm dieses Sehen immer subtilere, wenn zunächst auch indirekte Formen an, bis schließlich zwölf Menschen unmittelbar das Licht einer neuen Welt erblickten, nur durch den Helm ihres Raumanzugs von der sonderbaren Schönheit einer völlig fremden Landschaft getrennt.

Drei Durchbrüche bis dahin markieren die Etappensiege: die Entwicklung des Teleskops, der Fotografie und der Raumfahrt.

Das Teleskop weitete und schärfte die menschlichen Augen. Als es Galileo Galilei ab 1609 für seine astronomischen Beobachtungen nutzte, entdeckte er nicht nur die Sonnenflecken, die Venusphasen, vier Monde Jupiters und die Sterne der Milchstraße, sondern sah auch den Erdtrabanten auf eine neue Weise, wie seine weltberühmt gewordenen Zeichnungen alsbald bezeugten. Seine Erkenntnisse und Schlussfolgerungen revolutionierten das wissenschaftliche Weltbild wie nur wenige andere Einsichten.

Mit der Erfindung der Fotografie 1839 von Louis Jacques Mandé Daguerre und Joseph Nicéphore Nièpce setzte eine neue Epoche der Mondforschung ein und eine Erweiterung der Weltwahrnehmung insgesamt – bis hin zu einem wahrlich fotografischen Gedächtnis. Bis zu den ersten scharfen Mondfotos mussten freilich noch Jahre vergehen. (Sehr eindrucksvoll sind etwa die 1865 von Lewis Morris Rutherfurd gemachten Aufnahmen – übrigens mitten aus Manhattan, was aufgrund der Lichtverschmutzung dort so heute gar nicht mehr möglich wäre…)

Die Raumfahrt schließlich rückte dem Erdtrabanten immer näher zu Leibe. Zunächst war die Sowjetunion schneller. Nach zehn Fehlschlägen erreichte Luna 2 am 14. September 1959 den Mond (geplanter harter Aufschlag). Am 4. Oktober desselben Jahres fotografierte erstmals Luna 3 die erdabgewandte Seite. Am 3. Februar 1966 gelang mit Luna 9 die erste kontrollierte Landung. Am 3. April 1966 wurde Luna 10 der erste Mondsatellit. Im gleichen Jahr folgten der Orbiter Luna 12 und die weiche Landung von Luna 13. Nach mehreren Fehlschlägen schlug als erste Raumsonde der USA am 26. April 1962 Ranger 4 auf dem Mond auf (allerdings war der Kontakt bereits nach dem Start drei Tage zuvor abgebrochen). Erfolgreich war dann die Sonde Ranger 7, die vor ihrem Aufprall im Mare Cognitum am 31. Juli 1964 die ersten lunaren Nahaufnahmen lieferte. 1965 folgten Ranger 8 und 9. Am 17. April 1967 landete Surveyor 3 weich – wie in den darauffolgenden neun Monaten auch Surveyor 4 bis 7. Die mit einer Auflösung von 60 Metern und besser fotografierten Bilder der 1966 und 1967 gestarteten fünf Lunar Orbiter lieferten die Grundlage für den ersten genauen Mondatlas, der jahrzehntelang konkurrenzlos war.


Zeichnung des Mondes von Galileo Galilei nach seinen teleskopischen Beobachtungen, veröffentlicht im Sidereus Nuncius 1610.


Eine Fünftelsekunde vor dem Aufprall: Erste lunare Detailaufnahme, fotografiert von der Raumsonde Ranger 7 am 31. Juli 1964 um 13:25 Uhr Weltzeit aus 519 Meter Distanz.


Eines der besten frühen Mondfotos, aufgenommen am 6. März 1865 von Lewis Morris Rutherfurd mitten in New York City. Erstmals war der Mond 1840 abgelichtet worden.


Lunarer Kontakt: Lokalisation aller harten und weichen unbemannten sowie der sechs bemannten Mondlandungen seit 1959.

Erst mit dem Lunar Reconnaissance Orbiter begann eine neue Phase. Er scannt seit September 2009 den Mond in bisher unerreichter Datenqualität: Seine Fotos zeigen Details von 50 Zentimeter Größe oder weniger pro Pixel; jedes Bild besitzt 500 Millionen Pixel. Wenn der Satellit bald sein Ziel erreicht hat, 99 Prozent der lunaren Oberfläche abzulichten, werden es wohl eine Million Aufnahmen sein.

Den Maschinen folgten die Menschen. Mithilfe von Maschinen selbstverständlich – allen voran die mit 110,6 Meter Höhe und 2934,8 Tonnen Startmasse größte jemals gebaute Rakete: die von Wernher von Braun und seinem Team entwickelte Saturn V.

Erstmals zum Mond und zehnmal um ihn herum flogen Frank Borman, James Lovell und William Anders (Apollo 8 im Dezember 1968), gefolgt von Thomas Stafford, John Young und Eugene Cernan (Apollo 10 im Mai 1969). Bereits ein gutes halbes Jahr nach Apollo 8 landeten dann Neil Armstrong und Buzz Aldrin mit der Fähre Eagle von Apollo 11 und vollzogen den sprichwörtlichen kleinen Schritt, der den (ersten) großen Sprung der Menschheit vollendet hat, „one small step for [a] man, one giant leap for mankind“ – eine Bemerkung von Armstrong übrigens, die dieser sich erst kurz vorher auf dem Mond überlegt hatte. Insgesamt zwölf Astronauten betraten den Erdtrabanten, hielten sich auf seiner Oberfläche zusammen rund 160 Stunden außerhalb ihrer Fähren auf, machten zahlreiche wissenschaftliche Experimente und Messungen sowie etwa 17.000 Fotos.Außerdem brachten sie insgesamt 382 Kilogramm Mondgestein zur Erde, das noch immer erforscht wird.

Das zwölfjährige Apollo-Programm, das damals rund 25 Milliarden US-Dollar kostete (über 140 Milliarden in heutiger Kaufkraft), war das bislang teuerste Einzelprojekt der Menschheit. Weit mehr als eine politisch-strategische Machtdemonstration, zeigte es, wozu menschliche Intelligenz und Kooperation fähig sind, wenn es ein gemeinsames konstruktives Ziel gibt. Und die kulturellen Folgen sind bis in die Gegenwart offenkundig: von dem technisch-wissenschaftlichen Schub bis hinein in nahezu alle Bereiche des Lebens. Dies auch ganz praktisch, denn ohne die Mondlandungen wären die Entwicklungen der Computertechnologien, Miniaturisierung, Messtechnik, Telemetrie, Wasserfilter, Gefriertrocknung und so weiter nicht oder nicht so rasch verlaufen (schon ihr Jahresumsatz übertrifft die Apollo-Kosten bei weitem).

Ein großer Schritt für die Menschheit

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