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Das Reichsgut in Stadt und Umland

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In karolingischer Zeit dominierte in Worms der König bzw. Kaiser. Davon zeugen nicht nur die zahlreichen Herrscheraufenthalte, sondern auch die Tatsache, dass Worms in den Königsurkunden häufiger civitas publica, das heißt öffentliche oder königliche Stadt, genannt wird53. Lediglich zwei weiteren Städten, Orléans und Pavia, wurde die gleiche Ehre zuteil; in Mainz und anderen Städten begegnet die Bezeichnung nur in Privaturkunden.

Wir wissen zudem aus dem »Lorscher Reichsurbar«, einem Abgabenverzeichnis von Reichsgut am Mittelrhein von ungefähr 830, dass der Landbesitz der Könige in Worms sehr umfangreich war: Er umfasste 171 Tagwerke Ackerland, das sind etwa 43 ha, Wiesenland mit einem Ertrag von 150 Wagenladungen Heu; hinzu kommen auf der Maaraue (Pferdeweide) gegenüber von Worms Wiesen mit einem Ertrag von 400 Wagenladungen Heu sowie Weingärten mit einem Ertrag von 300 Wagenladungen54. Von privatem Landbesitz in der Stadt zeugen die freilich nicht sehr zahlreichen Schenkungen von Privatleuten an die Klöster Lorsch und Fulda55.

Längere Aufenthalte des Königs und seines Hofstaats, etwa bei einer Überwinterung, oder gar bei Reichsversammlungen, an denen mehrere tausend Leute teilnahmen, waren nur möglich, weil Worms in ein leistungsfähiges Versorgungssystem eingebunden war. In der näheren und weiteren Umgebung der Stadt lagen zahlreiche Königshöfe, die Getreide, Fleisch, Wein, Bier, Holz, Wachs und viele andere Produkte zur Versorgung des Königshofs lieferten. Das Lorscher Reichsurbar nennt königliche Besitzungen unter anderem in Gernsheim im Ried, Mörstadt, Nierstein, Biblis, Bürstadt, Alsheim, Trebur, zu denen zum Teil wiederum Nebenhöfe gehörten, aber auch an zahlreichen anderen Orten56. Manche dieser Orte mit großen Königshöfen, vor allem Nierstein und Gernsheim, scheinen sich ausschließlich in der Hand des Königs befunden zu haben, in den meisten Orten aber war die Besitzstruktur gemischt57.


Karte 6: Worms und sein Umland im 10. Jahrhundert

Leider wissen wir nur wenig darüber, wie die gewaltigen Gütermengen nach Worms gelangten, fehlen doch im Lorscher Reichsurbar Angaben über Transportleistungen. Aber auch die Hintersassen des Klosters Weißenburg mussten Transportleistungen an die Königshöfe nach Mainz, Frankfurt und Worms erbringen, möglicherweise als Gegenleistung für königliche Schenkungen an das elsässische Kloster58. Es ist sicherlich kein Zufall, dass alle Pfalzen des Mittelrheingebiets, außer Worms waren dies vor allem Frankfurt, Ingelheim, Trebur und Mainz, in unmittelbarer Nähe der großen Flüsse Rhein und Main lagen; sie waren die billigsten und leistungsfähigsten Transportwege. Wir wissen für das 9. Jahrhundert von einem regen Fern- und Nahhandel auf dem Rhein. Auch Worms hatte selbstverständlich einen Hafen, erstmals 858 genannt59, der aber sicherlich älter ist und über den ein Großteil der Versorgung der Pfalz gelaufen sein wird.

Aus dem Güterverzeichnis der Abtei Prüm in der Eifel von 893, das für jeden Ort genau den vorhandenen Besitz des Klosters und die ihm zustehenden Leistungen verzeichnet, wird deutlich, wie komplex die Organisation einer großen Grundherrschaft war. Zu den Diensten der abhängigen Bauern gehörten auch Arbeiten an weit entfernten Orten und Transportleistungen, selbst über große Strecken. Aus Dienheim, südlich von Oppenheim, etwa mussten Leute zur Heumahd nach Altrip bei Mannheim geschickt und Transportdienste in das 50 km nördlich gelegene St. Goar geleistet werden, während zur Weinlese Prümer Hintersassen aus dem pfälzischen Geinsheim nach Dienheim gehen mussten60. Das Königsgut musste überdies noch flexibel genug organisiert sein, um den wechselnden Bedarf des Hofes an verschiedenen Orten zu decken.

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