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Vorwort

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Eine Bluse macht noch keinen Sommer …

Geschichten aus dem Kleiderschrank

Die Lust an der Veränderung ist der Motor der Mode und die ewige Suche nach dem neusten Schrei ist Vergnügen und Aufgabe gleichermaßen. Mode ist die Möglichkeit, mit Kleidung zu spielen, sich neu zu erfinden, ohne dabei seine Persönlichkeit zu verlieren.

Der ewige Wechsel kann so erfrischend wie mühsam sein, und einige von uns halten den Moment stofflicher Identität fest, um eine Persönlichkeit zu werden oder zumindest so auszusehen. Den Stoff zu wechseln kann befreiend und aufregend sein, Gleiches gilt für das An- und Ausziehen.

Die Lust auf etwas Neues ist in vielen von uns angelegt und kann eine unbändige Freude bereiten. Wer die Verpackung austauscht, der ändert aber nicht gleich den Inhalt. Einige halten fest an der Kleidung ihrer Vergangenheit und tragen immer das Gleiche, wie eine Uniform, und wundern sich eines guten Tages, nicht mehr entdeckt zu werden oder nur von denen, die sie schon kennen. Wer der Mode keine Chance gibt, vergibt sich nach meinem Dafürhalten so einiges, es ist so leicht, sich und den anderen zu gefallen und auch aufzufallen. Wir sollten finden und gefunden werden, sollten uns einlassen und weglassen, sollten die Arme für Neues öffnen und uns verschließen, um zu schützen, was uns wichtig ist. Mode ist so viel mehr als profane Verpackung, sie ist auch die Möglichkeit, sichtbar zu machen, was in uns schlummert und uns bewegt. Eine nonverbale Kommunikation mit Menschen, die uns hören, indem sie uns sehen. Es ist eine Freude, die visuell geteilt werden kann, und somit ist ein aufregender Look auch etwas, von dem auch die anderen etwas haben!

Eine Frau, die in einem leicht schwingenden wunderschönen Sommerkleid die Straße entlangschlendert, freut sich und erfreut uns. Wenn eine Gesellschaft uniformiert und vorschreibt, was getragen wird, dann ist es das Ende von Demokratie und Freiheit! Entzaubert und langweilig sind wir unserer Selbstbestimmung beraubt. Das heißt aber nicht, dass wir nur glücklich sein können, wenn wir individuell sind, und uns erst Textiles zu einem Unikat werden lässt. Solange jeder von uns das anzieht, was ihm Freude macht, kann auch irgendeine Bluse der Himmel auf Erden sein, und das auch, wenn Hunderte die gleiche Idee hatten.

In diesem, meinem zweiten Buch möchte ich wieder von Menschen erzählen und ihren Beziehungen und ihrer Liebe zu ausgesuchten Kleidungsstücken. Jede Geschichte stellt ein Kleidungsstück in das Zentrum und im Anschluss erzähle ich von all den Möglichkeiten der Kombination und welcher Figurtyp sich dieses oder jenes zu eigen machen sollte. Es handelt von Frauen, die Mode lieben, die eine ganz besondere Beziehung zu einem speziellen Kleidungsstück haben, weil es ihnen etwas bedeutet und diese Leidenschaft eben auch vieles von ihrer Persönlichkeit und ihrem Leben preisgibt.

Ich möchte euch erzählen von verliebten Traumfrauen und verlassenen Mädchen und ihren Kleidern und Röcken. Aber auch von jenen Damen, die vermeintlich alles haben und manchmal erst zu spät merken, dass wertvoll nicht immer käuflich ist. Von einem Mädchen, das alles geben würde, noch einmal ein Kleid tragen zu können, und von einer Frohnatur, die es so nimmt, wie es kommt, und ihr Herz immer wieder an etwas Schönes verliert.

Es sind Berliner Damen, die in Hosenanzügen auf dem Ku’damm flanieren, und New Yorker Mädchen, die mit Leggings durch Harlem wackeln, und sie haben mehr gemeinsam, als es vermuten lässt. Frauen, die neben mir in einem feststeckenden Fahrstuhl einschlafen, und von einer, die lieber ein Kleid vor mir ausziehen wollte, anstatt in ein Neues zu schlüpfen. Es sind Männer und Frauen, und manchmal verschiebt sich auch noch die Linie zwischen den Geschlechtern, wenn die Liebe zu Kleidern die Oberhand gewinnt.

Meine Geschichten erzählen von Menschen aus meinem Leben und der Freude an Genähtem und das verbindet mich mit ihnen. Meine Erinnerungen an diese Frauen sind wie mit der Hand genäht, Stich für Stich verbunden, für die Ewigkeit in mir, fein säuberlich auf Bügel gehangen, und jetzt öffne ich die Türen und teile sie mit euch, denn eine Bluse macht noch keinen Sommer …

Herzlichst

Euer Guido Maria Kretschmer

Eine Bluse macht noch keinen Sommer

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