Читать книгу Als Luther vergiftet wurde ... - Heinrich Düllmann - Страница 3

Kapitel 1

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»Martin! Wie siehst denn du aus? Du bist kreidebleich. Was ist passiert?«

»Ach Philipp ... meine Krankheit bringt mich noch um den Verstand. Heute Nacht hatte ich wieder entsetzliche Schmerzen. Deshalb habe ich mich entschlossen, nach Wittenberg zurückzufahren. Ich glaube, nur Käthe kann mir noch helfen!«

»In diesem Zustand willst du reisen?«, fragte Philipp Melanchthon seinen Freund Martin Luther entsetzt.

»Du musst unbedingt zu einem Arzt!«

»Nein, nein. Kein Doktor konnte mir bisher helfen. Ich muss weg von hier! Vielleicht regt mich der Konvent auch zu sehr auf!«

Philipp war fassungslos. Er stand wie versteinert vor dem Tisch, hinter dem sein Freund auf einer Bank saß. Ihm gingen unzählige Erklärungsversuche durch den Kopf, Martin von dieser gefährlichen Idee abzubringen. Doch er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass alle erfolglos bleiben würden. Deshalb versuchte er es gar nicht, sondern fragte ihn:

»Hast Du jemand, der dich begleitet, anderenfalls kümmere ich mich darum?«

»Danke Philipp, das ist geregelt. Mein Freund Hans kutschiert mich. Er kennt mich, und ich kenne ihn. Wir sind ein gutes Gespann!«

»Aber du brauchst jemand, der mit dir im Wagen fährt! Du bist zu schwach!«

»Du meinst es gut, aber Hans reicht mir. Er weiß, was zu tun ist.«

»Du alter Dickschädel!«, sagte Philipp entwaffnet.

Sie schauten sich intensiv an. Lange. Dabei genossen sie wieder einmal die wohltuende Kraft, die gegenseitiges Unverständnis und sogar Ärger übereinander in eine zarte Übereinstimmung verwandeln konnte. Ihre Augen leuchteten, weil sie sich akzeptierten.

»Martin, du wirst uns fehlen«, sprach Philipp, ohne den Augenkontakt aufzuheben.

»Das will ich hoffen«, erwiderte er selbstbewusst.

»Und das Meiste ist ja sowieso geklärt und formuliert. Ich bin sicher, dass du den weiteren Verlauf und die Abschlusserklärungen positiv in unserem Sinne beeinflussen wirst!«

»Du kannst dich auf mich verlassen!«

Ein quietschendes Geräusch unterbrach ihr Gespräch. In der Eingangstür stand Hans, der mit energischen Gesten zum Aufbruch aufforderte.

»Mit dem ist nicht gut Kirschen essen, wenn man ihn warten lässt«, sagte Martin und erhob sich mühsam von seinem Sitz. Philipp half Martin in den Mantel und begleitete ihn nach draußen, wo die Kutsche mit dem Pferd bereitstand.

»Grüß bitte alle von mir und erkläre ihnen die vorzeitige Abreise.«

»Mach ich. Gute Reise und vor allem ... gute Besserung!«

Die Kutsche fuhr los. Die Freunde winkten sich noch einmal zu. Nach dem die Kutsche in die Hauptstraße abgebogen war, spürte er die beißende Kälte, die ihn schnell ins Gasthaus trieb. Er ging sofort zum brennendem Kamin, um sich aufzuwärmen. Er schaute besorgt in die Flammen, denn er hatte seinen Freund noch nie in einem so jämmerlichen Gesundheitszustand erlebt.

»Ob ich ihn lebend wiedersehe? Ich mache mir große Sorgen.«, sprach er leise vor sich hin.

»Ich auch«, sagte der Wirt, der plötzlich hinter ihm stand.

»Er ist dem Tod sehr nahe ...«

Als Luther vergiftet wurde ...

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