Читать книгу Als Luther vergiftet wurde ... - Heinrich Düllmann - Страница 4

Kapitel 2

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Im Himmel herrschte unterdessen große Unruhe.

»Was geschieht mit Martin Luther? Wird er überleben? Wir müssen ihm helfen?«, schallte es lautstark durch die Wolken, sodass sogar die Engel aufgeschreckt wurden.

»Nicht auszudenken, wenn durch den Tod von Luther die Reformation ins Stocken geraten würde«, meinte ein Engel der himmlischen Heerscharen zu seiner Kollegin, die, wie er, das Halleluja-Singen kurz unterbrochen hatte.

Gott handelte und ließ sich nicht von der allgemeinen Verunsicherung anstecken. Er rief den Clown Pinko zu sich. Pinko hatte zum engsten Kreis von Jesus gehört. Dennoch hatten ihm die Jünger die Anerkennung versagt, was ihn damals sehr geärgert und maßlos enttäuscht hatte. Noch nicht einmal in der Heiligen Schrift wurde er erwähnt. Die Evangelienschreiber wollten einen Spaßmacher nicht in den erlesenen Kreis der Apostel aufnehmen. Ihrer Meinung nach hätte das die Glaubwürdigkeit der frohen Botschaft in Frage gestellt.

Jetzt allerdings war der Clown glücklich. In der himmlischen Sprache müsste man angemessener von glückselig sprechen. Pinko war mit Jesus in den Himmel aufgefahren und durfte seither in der Nähe seines Heilands leben. Hier genoss er das Leben, weil er Clown bleiben durfte und die himmlischen Kleidervorschriften nicht einhalten musste. Nur an den hohen Festtagen trug er - wie alle - ein weißes Gewand, um niemand daran zu hindern, Gott allein die Ehre zu geben. Ansonsten hatte er völlige Freiheit, sich Tag für Tag clownmäßig anzuziehen und zu schminken, worüber natürlich etliche kräftig die Nase rümpften. Doch der himmlische Hofstaat hatte das ausdrücklich genehmigt, weil Pinko mit seinen Späßen und Zaubertricks die himmlische Ruhe angenehm auflockerte.

In solchen Situationen erinnerte er sich mit Stolz an die Worte von Jesus, die er ihm unter vier Augen am See Genezareth gesagt hatte:

»Weißt du, Pinko, manchmal habe ich es satt, die Leute immer nur zur Umkehr aufzufordern. Gerne würde ich sie öfters, so wie du, einfach nur zum Lachen bringen!«

Jetzt stand Pinko vor dem himmlischen Vater. Noch nie hatte Gott ihn so offiziell gerufen, deshalb war er ziemlich nervös.

»Hör zu, Pinko! Ich schicke dich auf dem schnellsten Weg auf die Erde. Du musst Luther vor dem sicheren Tod retten.«

»Ich?«

»Ja, du! Der Erzengel Michael wird dir die Aufgabe gleich ausführlich erklären. Ich sage dir, warum ich gerade dich ausgesucht habe. Luther gesund machen, das können andere genauso gut wie du. Aber Luther wieder fröhlich machen, das kannst nur du!«

Gerade hatte er versucht, die Worte des Herrn zu verstehen, da verunsicherte ihn der prüfende Blick des himmlischen Vaters, der ihn von oben bis unten kritisch anschaute.

»Deine Kleidung passt nicht zum Mittelalter. Da gibt es keine Clowns. Da nennt man Leute wie dich Narren. Geh in die Kleiderkammer. Dort wird man dich zum Narren machen!«

Michael war inzwischen gekommen und sagte, nach dem er Blickkontakt mit Gott hatte:

»Komm mit mir! Du bleibst der, der du bist, auch wenn sich dein Äußeres ändert. Hab´ keine Angst!«

»Halt«, sagte Gott, als die beiden gehen wollten.

»Den Namen Pinko kennt man nicht im Mittelalter. Um die Leute nicht zu verwirren, bekommst du für diese Mission einen neuen Namen. Du heißt ab jetzt Sigmund.«

»Ist das eine Taufe?«, fragte Pinko verlegen.

»Natürlich nicht«, schmunzelte der himmlische Vater.

»Wenn du in den Himmel zurückkommst, heißt du natürlich wieder Pinko! Und darfst dich erneut als Clown verkleiden und dich nach Herzenslust schminken. Gefällt dir das?«

»Oh ja, das beruhigt mich total.«

»Mach´s gut, Sigmund. Ich vertraue dir!«

Als Luther vergiftet wurde ...

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