Читать книгу Carringo - Ein Mann rechnet ab: Western Roman - Heinz Squarra - Страница 7

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Carringo band die Zügel der Pferde zusammen und beobachtete den Sonnenuntergang im Westen über den fernen Bergen. Sie begrenzten das karge Land wie ein Wall. Davor standen lockere Ansammlungen von Kakteen und trockenen Büschen wie überall südlich des Llano. Wie skurrile, urweltliche Gestalten und Wesen erhoben sich in dem Land vulkanische Felsengebilde. Die Lavaplatte im Nordwesten war geborsten und von grauem Staub bedeckt. Nur dort wuchs gar nichts.

Über den Bergen wurde das Abendrot von einem violetten Kranz abgelöst, der rasch an Intensität verlor. Von Osten kroch die Nacht über das Land.

Carringo wandte sich um.

Chaco, der Freund, hatte von den Büschen karges Geäst zusammengetragen und entzündete ein Feuer. Larry Hall, der von ihnen gefangengenommene Texas Ranger, lag auf dem Boden.

Carringo dachte an die dramatischen Ereignisse der letzten Zeit, die seinem einzigen Freund bei der Rangertruppe, Siringo, das Leben gekostet hatten. Larry Hall, der Verräter, trug nicht die alleinige Schuld, aber er hatte wesentlich zur Entwicklung beigetragen und sich kräftig bereichern wollen. Am schlimmsten war Carringo in die Knochen gefahren, dass selbst Captain Harker in Austin ihm keinen Glauben geschenkt, das Komplott nicht durchschaut und so an dem schmutzigen Spiel teilgenommen hatte. Das hatte die Entscheidung gebracht und Carringo veranlasst, seinen Ranger-Stern an Harker zurückzuschicken.

Doch die ganze Angelegenheit um die Lieferungen in die Reservate, um die es schließlich ging, war damit noch nicht erledigt. Und so war Carringo nur noch einmal in dieses Gebiet zurückgekehrt, um richtig aufzuräumen. Alle sollten sie für das bezahlen, was sie angezettelt hatten und woran sie sich skrupellos hatten bereichern wollen.

Spencer Stafford, der Fuhrunternehmer aus Read Springs, sollte der nächste sein. Er würde die Augen aufreißen, wenn er Larry Hall als Gefangenen sah. Zu ihm waren sie unterwegs.

Carringo kehrte zum Feuer zurück und setzte sich.

Hall lag auf der Seite und stöhnte leise. Die Wunde in der linken Schulter schien ihm übel mitzuspielen. Carringo selbst hatte sie ihm beigebracht, als sich plötzlich herausstellte, was für ein Halunke Hall war.

Das war durch Chaco aufgedeckt worden. Er hatte Larry Hall als geldgierigen Verräter entlarven können.

Es war vor allem diese Entdeckung gewesen, die Carringo die Entscheidung erleichtert hatte, Captain Harkers Rangertruppe endgültig zu verlassen und ihm den Stern zu schicken. Ihm, Carringo, hatten sie misstraut und ihn beinahe wieder zu einem Geächteten werden lassen.

„Ich habe Geld gebraucht!“, stieß Hall hervor. „Hatte Spielschulden, die ich von meinem Lohn nie bezahlen konnte. Ich war in einen Teufelskreis geraten!“

„Und jetzt?“, fragte Chaco, das Halbblut mit dem lederhäutigen, wie zerhackt aussehenden Gesicht. „Was hast du jetzt gewonnen? Kein Geld und zum Verbrecher geworden. Noch nicht mal der Lohn bleibt dir.“

„Doch, seinen Lohn kriegt er“, sagte Carringo ruhig. „Alles hat seinen Lohn, auch das!“

Die Handschellen an Halls Gelenken klirrten, als er sich herumdrehte. Ein Stöhnen drang aus seinem Mund.

Sie kümmerten sich nicht darum. Chaco wälzte einen flachen Stein neben sich, öffnete die Satteltasche, legte Kaffeebohnen auf den Stein und zerkleinerte sie mit dem Griff seines Revolvers.

Carringo füllte Wasser in die Blechkanne, die sie mit sich führten. Er stellte sie ins Feuer und schaute dem Freund zu, den er hier unten völlig überraschend wiedergetroffen hatte.

Dann dachte er an seinen Ausflug zur Wells Fargo. An James B. Hume, den Chef der Wells-Fargo-Detektive, den er besucht hatte und in dessen Dienste er treten wollte.

Chaco schob das Kaffeemehl auf die flache Hand und schüttete es in die Kaffeekanne. Der Gefangene lag mit geschlossenen Augen auf der rechten Seite und schien eingeschlafen zu sein.

„Müssen wir die Nacht über aufpassen?“ Chaco deutete mit einer Kopfbewegung zu Hall hinüber.

„Ich weiß nicht. Er sieht ziemlich fertig aus.“

„Mitgenommen hat es ihn ganz schön. Aber was ihn in Austin erwartet, kann selbst Halbtote wieder quicklebendig werden lassen.“

Carringo nickte nur.

Das Kaffeewasser begann zu singen, und der Duft des Kaffees breitete sich bereits aus. Chaco hatte sich immer noch nicht dazu durchringen können, Kaffeemehl erst ins Wasser zu schütten, wenn es kochte. Carringo lächelte, weil er sich der alten Gewohnheiten erinnerte.

Chaco packte Brot, Schinken und Käse aus.

„Willst du etwas essen?“, fragte Carringo den Gefangenen.

Hall öffnete die Augen. Chaco stand auf und half dem Stöhnenden, sich zu setzen.

„Er ist fertig“, sagte er. „Der schafft es ohne fremde Hilfe keine Meile weit.“

Carringo gab dem ehemaligen Kameraden Brot und Schinken und würdigte ihn danach keines Blickes mehr.

Die Dunkelheit zog schnell nach Westen. Schon bald waren auch die fernen Berge nicht mehr zu erkennen, und der letzte helle Schimmer verglomm über den Gipfeln.

Sie bereiteten ihr Lager und legten sich nieder. Carringo beobachtete Larry Hall noch längere Zeit, gelangte aber zu dem Ergebnis, dass der entkräftet vom Schmerz und vom Blutverlust längst eingeschlafen war.

Auch die drei Pferde bei den Sagebüschen verhielten sich ruhig. Am Himmel tauchte der Mond mit Hunderten von Sternen auf. Milchiges Licht lag über dem wüstenähnlichen Land.

Carringo schlief ein.

Das Feuer brannte nieder und verlosch. Rot leuchtete die Glut durch das fahle Dunkel. Der Mond wanderte auf seiner Bahn nach Süden.

Carringo - Ein Mann rechnet ab: Western Roman

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