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Kapitel - 3

Clara

Der schmale Flur vor ihm war nur schwach mit ein paar Kerzen beleuchtet. Am Ende des Flurs drang aus einem Zimmer ebenfalls schwaches Kerzenlicht. Dann kam sie heraus, besser gesagt stürzte sie aus dem Zimmer und fiel ihm stürmisch um den Hals.

Sie trug lediglich ein durchsichtiges Negligés. So konnte man den wunderschönen Körper und die kleinen wohlgeformten Brüste gut erkennen. Während sie ihn leidenschaftlich küsste und dabei ihre Zunge ganz tief in seinen Mund schob, fing sie an, ihm die Kleidungsstücke auszuziehen.

Von der Heydte ließ alles mit sich geschehen und war wie paralysiert.

Nachdem die Oberbekleidung am Boden verstreut war, sank Clara auf ihre Knie und fing an, die Schuhe und auch den Rest der Kleidung auszuziehen. Dabei streichelte sie mit einer Hand über sein Glied und nachdem die komplette Kleidung auch im Flur verteilt worden war, nahm sie es in ihren Mund und ließ ihre Zunge nun darüber gleiten.

Von der Heydte bekam sofort weiche Knie und sank mit seinem Oberkörper gegen die Wand. Für einen Moment hatte er das Gefühl zu schweben. Clara rieb nun heftiger sein Glied mit ihrer linken Hand und ihre Zunge kreiste wie wild in ihrem Mund. Nebenbei glitt ihre rechte Hand zwischen ihre Schenkel und sie begann ihre Klitoris zu streicheln.

Von der Heydte spürte bald, wie sich alles in seiner Lendengegend zusammenzog und da er nicht wollte, dass nach kurzer Zeit schon alles vorbei sein sollte, nahm er zärtlich Claras Oberarme und zog sie sanft hoch.

Clara legte beide Arme um seinen Hals und während sie sich etwas hochzog, umschlang sie mit ihren Beinen seine Hüfte.

Dabei drang er in ihr ein und Clara warf ihren Kopf zurück, schloss die Augen und stöhnte. Er trug sie in das Schlafzimmer und beide fielen auf das Bett.

In den wenigen Augenblicken, seit er sich in der Wohnung befand, hatte sie seine vollste Leidenschaft geweckt. Der eher biedere Amtsmann war zum Wolf mutiert und mit festen Stößen brachte er nun Clara zum Kochen.

Sie lagen engumschlungen auf dem Bett, küssten sich leidenschaftlich und fast wirkte es so, als ob aus zwei menschlichen Zellen eine werden sollte.

Es war noch keine Minute vergangen, als er in ihrer Vagina eine starke Kontraktion spürte. Clara riss den Kopf nach hinten und schrie mit weit geöffneten Augen ihren Orgasmus in die Stille des Raumes.

Die feste Umklammerung löste sich ein wenig und von der Heydte verlangsamte etwas das Tempo, damit sie wieder zu Atem kam.

Während er ihre Brüste, den Hals und ihren Mund küsste, griff er mit seiner rechten Hand unter ihr Gesäß und drückte es fester gegen seinen Körper.

Clara war wie in Trance. Sie zog etwas die Beine an sich heran und presste ihn mit beiden Händen gegen ihr Becken.

An ihren Augen konnte er erkennen, was nun bald wieder passieren würde.

Diesmal war der Orgasmus wesentlich heftiger als zuvor. Clara schrie so laut sie konnte und als sich wieder ihre Vagina zusammenzog, verließ ein heftiger Strahl ihren Körper, der die gesamte Bauchdecke von Heydte übergoss.

Er konnte nun auch nichts mehr zurückhalten. Eine große Menge warme milchige Flüssigkeit ergoss sich in ihr und danach fielen die zuckenden Körper auseinander.

Obwohl das Liebesspiel nicht lange gedauert hatte, waren beide fast ohnmächtig und sanken in einen leichten Schlaf.

Da sie sehr intensiv miteinander beschäftigt gewesen waren, hatten sie nicht bemerkt, dass die Wohnungstüre geöffnet worden war und eine fremde Person bis zum Schlafzimmer gegangen und ein wenig die Szene beobachtet hatte. Anschließend hatte der Fremde die Wohnung wieder auf Zehenspitzen verlassen.

Nachdem beide aus dem komaähnlichen Zustand erwachten, begann das Feuer der Leidenschaft erneut zu lodern und nach mehreren Stunden in Amors Himmel ließen sie endlich voneinander ab und betraten das Reich der Träume.

Mitten in der Nacht wachte von der Heydte auf und ging in die Küche, um etwas zu trinken. Als er wieder im Bett war, konnte er nicht mehr einschlafen. Neben ihm lag Clara zusammengerollt wie ein Kleinkind und schlief tief und fest.

Er sah sich ihren wunderschönen Körper an, die sinnlichen Lippen unter den rehbraunen Augen, umwoben von langem pechschwarzen Haaren.

Sie war eine Göttin, wie es in der Mythologie des Altertums mehrfach beschrieben worden war. Heydte war völlig aufgewühlt. Die Geschehnisse des Tages hatten ihre Spuren hinterlassen.

Wie lange hatte er für seine Idee kämpfen müssen und nun war es geschafft. Schon am nächsten Tag wollte er die ersten Anweisungen zum Bau der Anlage geben und ferner hatte sich Brose bereits für einen Termin angemeldet.

Er dachte auch an den Tag, als er Clara zum ersten Mal sah. Sie war Schauspielerin am Theater. Er konnte sich nicht mehr an das Stück und die Dialoge erinnern. Den ganzen Abend starrte er sie nur durch einen unsichtbaren Schleier an und wusste sofort, dass er sich unsterblich in sie verliebt hatte.

Ein paar Tage danach fasste er seinen ganzen Mut zusammen und ließ ihr einen riesigen Strauß Rosen überbringen mit einer Karte, worin er sich überschwänglich über ihre Schauspielkunst ausließ und sich ferner für den schönen Abend bedankte.

Zu seinem großen Erstaunen rief sie ein paar Tage später an, um sich ihrerseits zu bedanken. Er lud sie zum Essen ein und sie verbrachten einen wunderschönen Abend in einer der nobelsten Gasthäuser in München. Gleich am ersten Abend spürten beide, dass es ein unsichtbares Band zwischen ihnen gab und so traf man sich immer wieder.

Nach wenigen Wochen lud sie ihn zu einem Abendessen in ihre Wohnung ein und während in der Küche das Essen langsam erkaltete, wurde im gegenüberliegenden Schlafzimmer ein Feuer entfacht, das nie erlöschen sollte.

In einer Welt der Doppelmoral war es nicht so schlimm, wenn höher gestellte Persönlichkeiten eine Mätresse hatten.

Es konnte aber für die berufliche Entwicklung und den gesellschaftlichen Status gefährlich werden, wenn man für eine Mätresse seine Ehe aufgab. Heydte war verheiratet und obwohl die Liebe zu Clara sehr stark war, wollte er für sie nicht alles aufs Spiel setzen. Zudem hatte Clara nie irgendwelche Ansprüche gestellt und so hatte er beschlossen, alles so zu belassen.

Luise, seine Frau, hatte er während seiner Amtszeit in Berchtesgaden kennen gelernt. Luise stammte aus einem gut bürgerlichen Haus eines Kolonialwarenhändlers. Sie kam regelmäßig in sein Büro, um die Formalitäten für den Warenfluss zu erledigen und dabei hatte er sie nie so richtig wahrgenommen.

Bei einem Fest kam sie plötzlich freundlich lächelnd auf ihn zu und so kam man sich langsam näher. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Bürobesuche immer länger und es stellte sich heraus, dass Luise sehr gebildet war.

Mit der Zeit entdeckten beide immer mehr Gemeinsamkeiten und nun traf man sich auch privat. Man ging ins Theater oder in ein Gasthaus und plauderte stundenlang über Gott und die Welt. Wie so üblich war in dieser Zeit immer eine Anstandsdame dabei, sodass intimere Dialoge nicht möglich waren.

Aber man fand immer mehr Gefallen aneinander und beide glaubten auch Gefühle zu spüren. Er bat um ihre Hand und die Hochzeit wurde im großen Rahmen mitten in Berchtesgaden gefeiert. Luise bekam auch eine stattliche Mitgift und als seine Beförderung zum Regierungsrat kam und der Umzug nach München beschlossen wurde, schien das Glück perfekt.

München war eine große Stadt und für beide, die bis dahin in der Provinz gelebt hatten, eine große und aufregende Herausforderung. Schon damals wurde ihm die Villa am englischen Garten samt Hauspersonal zur Verfügung gestellt und als Luise kurz nach dem Umzug schwanger wurde, schwebte man im siebten Himmel und konnte sich nicht vorstellen, dass das Glück je zu Ende gehen könnte.

Wenn er damals schon die Erfahrungen gehabt hätte, die er in den Jahren danach sammeln konnte, hätte er bereits den Graben zwischen ihnen erkannt.

Luise war die kleine Prinzessin ihres Vaters gewesen und war gewohnt, dass alles so erledigt wurde, wie sie es haben wollte.

Zudem war sie im katholischen Glaubenskontext dieser Zeit erzogen worden. Die sexuellen Erfahrungen mit ihr standen diametral zu den Liebesnächten mit Clara.

Sex diente nur der Fortpflanzung und man schlich sich wie ein Verbrecher ins Schlafzimmer. Luise zog sich dabei nie komplett aus und lag dann da wie ein Brett.

Das Licht durfte auch nicht angemacht werden und bei jeder Liebesnacht hatte er das Gefühl, dass es für Luise nicht schnell genug gehen konnte. Freude und Lust spielten dabei keine Rolle, Das Ganze erinnerte an eine Impfung, die man nicht haben wollte, die aber notwendig war.

Nachdem Luise in anderen Umständen war, wurden die Fortpflanzungsakte sofort eingestellt und auch ihre Laune verschlechterte sich zusehends. Immer öfter traktierte sie das Hauspersonal und zunehmend auch ihren Mann.

Nichts mehr war ihr Recht und dazu kam dann auch noch Heimweh. Die Berge fehlten ihr angeblich, aber Heydte vermutete eher, dass das erwachsene Kind ihren Vater am meisten vermisste.

Anfangs vermutete er in ihrem Verhalten etwaige Nebenwirkungen der Schwangerschaft. Aber bald musste er den wahren Charakter seiner Frau erkennen.

Nach etwa vier Monaten kam es zu einer Fehlgeburt und die Wutanfälle von Luise nahmen dramatisch zu. Beinahe jeden Abend macht sie ihm Vorwürfe und vor allem suchte sie den Grund für das Unglück stets bei ihm.

Waren die Wutanfälle zunächst nur auf rein verbaler Ebene, so steigerte sich das Ganze bald auch in physische Gewalt.

Sie warf immer öfter mit Gegenständen um sich, fing an ihn zu beleidigen und zog schließlich aus dem Schlafzimmer aus.

Von der Heydte stürzte sich in seinem Unglück immer mehr in die Arbeit und weil es oft sehr spät wurde, mietete er schließlich in der Nähe seines Amtssitzes eine Wohnung an, damit die lästige Fahrerei reduziert werden und ferner er auch ausgeruht in der Arbeit erscheinen konnte.

So war es für seine Frau nichts Besonderes, wenn er tagelang verschwunden war. Dem Psychoterror konnte er somit entkommen und seine Anwesenheit in der Villa beschränkte sich immer mehr auf das Wochenende.

Als er eines Tages wieder in seiner Villa ankam, begegnete er Maria, der Hausdame, an der Trambahnstation.

Maria, ich verstehe nicht, wo willst du denn hin ? Unter Tränen gestand sie ihm, dass sie das Haus verlassen und eine neue Stellung annehmen werde.

Nur mit Mühe konnte er sie beruhigen und bat sie zum Gespräch in einer nahegelegenen Gastwirtschaft. Dort erzählte sie ihm von den Gemeinheiten seiner Frau. Nichts konnte sie ihr recht machen. Es wurde alles lautstark kritisiert und teilweise verursachte Luise selbst Unordnung und Dreck, damit sie es ihrer Hausdame in die Schuhe schieben konnte.

Dann hatte sie wieder Vorwände, um ihre Wutausbrüche ausleben zu können. Dabei steigerte sie sich so rein, dass sie eines Tages damit begann, die arme Maria zu ohrfeigen. Da war dann das Maß voll und selbst von der Heydte hatte Verständnis für Marias Entscheidung.

Sie versicherte ihm, dass es ihr wirklich leid täte, aber unter diesen Umständen eine weiter Beschäftigung nicht mehr möglich wäre.

Heydte sah dies ein und ließ sich vom Wirt ein Stück Papier bringen. Darauf schrieb er seine Telefonnummer vom Büro und gab diesen seiner ehemaligen Hausdame.

Maria, wenn dein neuer Hausherr Referenzen haben will, dann kann er mich jederzeit unter dieser Nummer anrufen. Gib mir bitte kurz dein Dienstbuch, damit ich dir ein Zeugnis geben kann.

Maria war von diesen sanftmütigen Worten überrascht. Sie hatte eher eine negative Reaktion erwartet, doch dann übergab sie ihr Büchlein. Von der Heydte verfasste ein exzellentes Zeugnis und dankte ihr für ihre Dienste und die außergewöhnliche Geduld, die Maria unter diesen Umständen gezeigt hatte.

Er lud sie zum Abschluss zu einem Essen ein und mit der Zeit fasste Maria mehr und mehr Vertrauen zu ihrem Dienstherren, den sie in den letzten Monaten kaum gesehen hatte.

Da ist noch etwas mein Herr, fuhr Maria mit der Unterhaltung fort. Ich möchte nichts schlechtes über ihre Frau sagen. Ich meine, sie hatte es in der letzten Zeit nicht einfach.

Zuerst der Umzug weit weg von der Heimat, dann diese unglückliche Fehlgeburt. Das waren schwere Prüfungen für sie und es ist nicht leicht, solche Schicksalsschläge zu verkraften. Ich meine..

Von der Heydte fiel ihr ins Wort.

Maria du kannst frei heraus reden. Du brauchst keine Angst haben. Alles was hier und heute gesagt wird, bleibt unter uns.

Ich meine…ich habe den Eindruck – Was Maria, komm sag es einfach.

Nun platze es aus ihr heraus. Sie berichtete davon, dass der Weinhändler immer öfter und immer größere Mengen an Wein geliefert hatte.

Eines Tages sollte sie Vorräte vom Keller holen und dabei entdeckte sie einen kleinen Nebenraum, der mit leeren Weinflaschen gefüllt war. Maria senkte den Kopf, weil sie wieder eine scharfe Reaktion erwartete.

Von der Heydte sackte zusammen und man konnte deutlich die Blutleere in seinem Kopf erkennen. Seine Frau- eine Alkoholikerin ? Er hatte schon Geschichten über Suchtkranke gehört. Wie sie sich verändern und vor allem die ganze soziale Umgebung zerstören.

Für eine Minute war er nicht fähig etwas zu sagen. Maria saß mit gesenktem Kopf vor ihm und weinte leise. Schließlich fasste er sich wieder, streichelte sanft Marias Kopf und sagte:

Maria ich bin dir nicht böse, sondern ich danke dir für deine Offenheit.

Du musst mir allerdings versprechen, dass du mit niemanden darüber reden wirst. Wenn das an die Öffentlichkeit kommt, bin ich ruiniert.

Ich möchte, dass wir auch in Zukunft in Kontakt bleiben und wenn du mal Probleme hast, dann kannst du mich jederzeit anrufen.

Maria nickte und versprach absolutes Stillschweigen. Von der Heydte gab ihr das Dienstbuch und Hundert Reichsmark, was deutlich über dem geschuldeten Lohn lag.

Er wollte aber damit die Ernsthaftigkeit seiner Bitte unterstreichen. Maria verließ das Gasthaus und lächelte ihm nochmal zu, bevor sie die Türe schloss und zur Trambahn ging.

Clara begann nun im Schlaf etwas zu reden, drehte sich aber um und schlief weiter.

Heydte konnte nun wieder in den unglücklichen Teil seiner Vergangenheit gedanklich einsteigen und dachte nochmals an diesen besagten Tag.

Nachdem Maria gegangen war, bestellte er noch ein Bier und überlegte sein weiteres Handeln. Erfahrungsgemäß konnte ein solches Treiben nie auf Dauer geheim gehalten werden und er wollte sich von Luise seine mühsam erarbeite Position nicht kaputt machen lassen.

Obwohl er zu seinem Schwiegervater kein allzu herzliches Verhältnis hatte, beschloss er ihn anzurufen. Luise sollte für ein paar Monate zu ihren Eltern zurück in der Hoffnung, dass sie sich in ihrer vertrauten Umgebung erholen würde.

Da es sich nicht schickte, die Probleme offen anzusprechen, wollte er dem Schwiegervater lediglich von gesundheitlichen Schwierigkeiten berichten und dass eine sofortige Maßnahme dringend geboten sei.

An diesem Abend fuhr er wieder in seine Wohnung in der Innenstadt zurück. Er war nicht bereit, ein weiteres Wochenende mit einer ständig nörgelnden und schreienden Ehefrau zu verbringen.

Allzu große Sorgen musste er sich über Luise nicht machen. Da sich noch weiteres Personal im Haus aufhielt, war für ihre Sicherheit gesorgt. Außerdem sollte gleich am Montag der Anruf erfolgen.

Dies geschah dann auch und eine Woche später wurde Luise von ihrem Vater abgeholt und mit der Eisenbahn nach Berchtesgaden gebracht. Heydte war an diesem Tag anwesend und spielte den besorgten Ehemann.

Sein Schwiegervater warf ihm aber einen vorwurfsvollen Blick zu. Damit war wohl in bester Familientradition auch die Schuldfrage geklärt.

Es war ihm aber völlig egal, denn mit der Abreise seiner Frau zog wieder Friede im Haus ein und nicht nur er, sondern das aus drei Personen bestehende Dienstpersonal wirkte ebenso erleichtert.

Das war das Dilemma, in dem er sich befand. Auf der einen Seite hatte er mit Clara die Liebe seines Lebens gefunden. Clara war nicht nur wunderschön. Sie war auch intelligent, lebenslustig und eloquent.

Sie konnte sich in jeder Gesellschaft einfinden und war in der Regel schnell im Mittelpunkt.

Aber genau diese Frau, die er von ganzem Herzen liebte und verehrte, konnte er aus gesellschaftlichen Gründen nicht zu seiner offiziellen Gefährtin machen.

Daneben Luise mit ihrer Alkoholkrankheit und weiteren verkümmerten Eigenschaften. Luise war zumindest außerhalb der eigenen Wände sehr ruhig bis introvertiert.

Sie hielt sich stets im Hintergrund und die Konversationen beschränkten sich ihrerseits auf die knappe Beantwortung von Fragen. Ganz so, wie man es in den sogenannten besseren Kreisen erwartete.

Während seine Gedanken um den eigenen Kosmos kreisten, wurde er langsam immer müder und schlief schließlich ein.

Am nächsten Tag wurde er von einer singenden und pfeifenden Clara geweckt. Ihre Lebensfreude schien keine Grenzen zu haben und als sie schließlich seine offenen Augen bemerkte, rannte sie in Richtung Schlafzimmer und sprang ins Bett.

Wieder küsste sie ihn stürmisch und leidenschaftlich. Dann aber sagte sie ihm, dass es langsam Zeit zum Aufstehen sei, wenn er pünktlich im Büro erscheinen wolle.

Sie zog ihn sanft aus dem Bett und in die Küche hinüber, wo bereits ein Frühstück vorbereitet war.

Die Zeit verging viel zu schnell und als von der Heydte die Wohnung verließ, sehnte er bereits den Abend herbei. Denn dann wartete wieder seine Göttin auf ihn.

Luise sollte am Wochenende wieder zurückkommen. Sie war etwa ein halbes Jahr bei ihren Eltern gewesen und laut Schwiegervater wieder auf dem Damm.

Dies hatte er beim letzten Telefonat behauptet und ferner Heydte ermahnt, besser auf seine Frau aufzupassen. Die Freude hielt sich in Grenzen. Aber von der Heydte wusste auch, dass er die Rolle, die von der Gesellschaft erwartet wurde, auch spielen musste.

Der Nachteil war natürlich, dass er für Clara dann weniger Zeit übrig haben würde. Das tat weh, aber die gesellschaftlichen Konventionen hatten mehr Gewicht.

Im Büro angekommen hatte er nur wenige Minuten Zeit, um sich zu entkleiden und sich auf das Gespräch mit Brose vorzubereiten.

Dann klopfte es bereits an der Tür und die Sekretärin meldete den Besucher an. Brose kam wie immer herein gestürzt, diesmal in seiner zackigen Preußenuniform und begrüßte ihn herzlich.

Na lieber Heydte, wat ha ick jesagt ? Wir werden det Kind schon schaukeln. Ich habe gestern Abend noch ein Telegramm an den Kaiser abgesetzt, um den Erfolg zu melden. Heute war die Antwort schon da.

Der Kaiser ist hocherfreut und wünscht, dass noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen wird. Det is ooch kein Problem. Wir holen aus dem ganzen Reich die Firmen, die bereits die anderen Anlagen jebaut haben. Det jeht ruck zuck.

Brose plapperte wie ein Wasserfall und spann einen weiten Bogen von den Baumaßnahmen über Berlin mit seinem geliebten Kaiser bis hin zur gestrigen Feier im Bayerischen Hof.

In der Zwischenzeit hatte Heydte zwei Gläser Cognac und Zigarren bringen lassen. Es war keinesfalls seine Art, am Vormittag bereits Alkohol zu trinken. Aber dieser Moment war ein besonderer und ein Glas Cognac sicher angemessen.

Für einen kleinen Moment dachte er, dass sich die beiden Männer näher kamen. Aber sein Bauchgefühl riet ihm weiter zur Vorsicht und Wachsamkeit. Er konnte dieses Gefühl rational nicht erklären, sollte aber bald eine Bestätigung hierfür bekommen.

Ach übrigens Heydte, wir sollten uns nochmals über die militärische Nutzung der Anlage unterhalten sagte Brose, während er einen Schluck aus seinem Glas nahm. Er hatte in der Vergangenheit immer wieder diese Option angedeutet und Heydte, ein überzeugter Pazifist, hatte immer kategorisch abgelehnt.

Für ihn war es stets um eine zivile Nutzung gegangen und außerdem wollte er seinen Regenten nicht hintergehen.

Aber Heydte, sie wissen doch selbst, wer zahlt bestimmt schwadronierte Brose.

Und wir wollen den Kaiser doch nicht verärgern oder?

Heydte sprang von seinem Stuhl auf und schrie NEIN,NEIN UND NOCHMALS NEIN !

Er kannte sich selbst nicht mehr und war über seine Reaktion erschrocken. Beinahe hätte er auch das Glas umgekippt. Er war eben kein Militarist und hatte auch diese Geheimniskrämerei mit Überseefunk und U-Booten nie so richtig verstanden.

Der technische Fortschritt lag ihm am Herzen und nicht weitere Vernichtungs-bzw. Kriegspotentiale.

Nein Brose, ich hatte ihnen bereits mehrfach gesagt, dass ich da nicht mitmache und ferner würde ich meinen Prinzregenten auch nicht hintergehen.

Wir hatten immer und ausschließlich über eine zivile Nutzung gesprochen und dabei bleibt es. Das können Sie auch ihrem Kaiser sagen, wenn Sie möchten !

Brose blieb völlig unbeeindruckt von diesem Ausbruch. Er stand langsam auf und ging in Richtung Tür. Kurz davor drehte er sich nochmal um.

Schade lieber Heydte, dass Sie so stur sind. Ich bin noch bis morgen Mittag im Bayerischen Hof. Falls Sie Ihre Meinung ändern sollten, können Sie mich dort erreichen. Schließlich muss ich wissen, was ich dem Kaiser berichten soll.

Ach übrigens alter Knabe, ich wusste bis vor kurzem gar nicht, dass Sie hier in der Nähe eine kleine Mietwohnung haben. Sogar mit sagen wir sehr hübschen und vor allem leicht bekleideten Personal. Da könnte man glatt neidisch werden. Bis bald alter Schwerenöter.

Brose öffnete die Tür und verließ mit einem breiten Grinsen den Raum.

Das hatte gesessen. Von der Heydte saß leichenblass auf seinem Stuhl und rang nach Luft. Woher hatte Brose diese Informationen. Funktionierte der Geheimdienst des Kaisers doch besser als erwartet ?

Er saß lange auf seinem Stuhl und starrte die Schneeflocken an, die zahlreich vom Himmel kamen. Am Ende dieses langen Gedankenganges siegte der Status quo und die Angst vor den gesellschaftlichen Folgen.

Bereits am Nachmittag rief er Brose an und gab grünes Licht.

Der Polizeisender

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