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Neue Mode ist nonkonform

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Wenn die Brüche mit einer Konvention aber zunehmen, kann sich ein neuer Trend entwickeln. In der Folge entsteht dann aus anfänglicher Ablehnung durchaus Zustimmung. Und so war auch meine Oma einige Jahre später der Meinung, dass die Caprihosen, mit denen meine Mutter vom Urlaub in Italien zurückkam, toll waren. Unsere scheinbar objektive und individuelle Meinung folgt insgeheim der kulturellen Norm, ändert sich die, dann ändert sich auch unsere Einstellung. Dass die Meinung in beiden Fällen beeinflusst war, bleibt uns unbewusst. Wir denken weiterhin, eigentlich immer schon so gedacht zu haben, wie wir gerade denken.

Gesellschaftliche Regeln wie auch Bekleidungsvorschriften können sich im Laufe der Zeit verändern oder gar umkehren. Das Kopftuch für Frauen ist in vielen islamischen Ländern gesetzliche Pflicht. In einigen europäischen Ländern ist das Tragen eines Kopftuches hingegen verboten. Zuwiderhandlungen werden mit einem Bußgeld geahndet. In Deutschland haben Frauen vor allem auf dem Land bis in die 1960er Jahre ein Kopftuch getragen. Auf dem Bauernhof meines Onkels habe ich meine Tante bei der Arbeit im Stall oder beim sonntäglichen Kirchgang immer mit Kopftuch erlebt. Ich konnte gar nicht sagen, ob sie darunter kurze oder lange Haare hatte. Anständige Frauen, so sagte sie mir als kleinem Jungen, tragen Kopftücher, um in den Himmel zu kommen.

Die Halbwertszeit von Regeln hängt von den jeweiligen kulturellen Strukturen ab. Moden haben einen Lebenszyklus. Wenn Normen religiös begründet werden, dann ist es ein Tabu, sich anders zu verhalten oder anzuziehen. Eine diesbezügliche Regel kann sich erst ändern, wenn sich das Verständnis bzw. die Interpretation religiöser Texte ändert. Es kann sehr schwer werden, von Regeln abzuweichen, wenn die Meinung vertreten wird, dass eine Regel gottgewollt ist.

Grundsätzlich ist jede Änderung und jede Innovation wegen der strukturellen Hindernisse schwierig durchzusetzen. Normen fordern ihre Umsetzung. Sie sind gesellschaftlicher Konsens. Das tägliche Leben von Rollen konditioniert uns auf die Rolle. Es fällt uns schwer, ein anderes Verhalten zu zeigen, als das, was wir gewohnt sind und das uns geprägt hat.

Ein Mann mag die Idee haben, im Sommer statt einer Hose, die schnell verschwitzt an den Beinen klebt, einen dünnen weiten Rock zu tragen. Das heißt aber noch lange nicht, dass er es auch tut.

Oft stehen wir Veränderungen selbst im Wege, wenn wir uns im vorauseilenden Gehorsam selbst sanktionieren. Wir haben Angst vor den Reaktionen der anderen, wenn wir uns abweichend zeigen. Was sagen die Freunde und Kollegen? Wir fürchten Kritik und Widerspruch. Viele Menschen verhalten sich regelkonform, gerade weil sie nicht sozial geächtet werden wollen. Die Angst vor negativen Sanktionen ist verbreitet und bei vielen Menschen so stark, dass sie von einem abweichenden Verhalten absehen, nach dem Motto: „Das gibt eh nur Ärger.“

Ich habe vor Jahren in Ägypten ein Beduinendorf besucht. Alle Teilnehmer der Exkursion bekamen vor der Abfahrt eine Dschallabija (Abb. 36). Das ist der ägyptische Kaftan, der anders als die gerade geschnittene saudische Thobe (Thawb) viel weiter ist und im unteren Schoßteil Falten wirft. Alle Teilnehmer des Ausflugs in die Wüste fanden das Kleid extrem bequem. Ich fühlte mich darin wie nackt, weil das Gefühl von dünnem Stoff, der den Körper flüchtig umspielt, so neu und erfrischend war. In der Wüstenhitze, das war die einstimmige Meinung, war der Kaftan durch seine Luftigkeit jeder Hose überlegen. Deswegen wusch ich am Abend das Kleid und zog es am nächsten Tag im Hotel am Frühstücksbuffett wieder an. Diesmal waren die Reaktionen ganz anders. Man wies mich lächelnd darauf hin, dass die Exkursion vorbei sei, und warum ich das noch nicht bemerkt habe. Andere Touristen fragten ironisch, ob ich zum Islamisten konvertiert sei. Niemand im Hotel konnte meine Kleiderwahl akzeptieren, obwohl alle am Tag davor in der Wüste die gleiche Kleidung anhatten. Man war halt wieder zurück im eigenen Kulturkreis, und da ist der Kaftan ein No-Go. Praktische Argumente, wie die Luftigkeit, die von allen geschätzt worden war, zählten nicht mehr. Man hatte wieder den gewohnten Normen zu folgen und riet dringend davon ab, beim Rückflug die Dschallabija anzuziehen, wenn ich nicht den Verdacht erwecken wolle, ein islamistischer Fundamentalist zu sein.

Ich war sehr beeindruckt, wie krass der Unterschied zwischen einer praktischen Intention und der gesellschaftlichen Wahrnehmung war, die hier ja total neben den Fakten lag. Wie konnte ich so missverstanden werden?

Mode ist, wie bereits erwähnt, nonverbale Kommunikation. Sie arbeitet mit kodierter Symbolik. Wenn ein Kleidungsstück aus anderen Gründen als den ihm zugeordneten benutzt wird, dann kommt es zwangsläufig zu Fehlinterpretationen. Und da Dresscodes jede Gesellschaft beherrschen, mag niemand an ein unschuldiges Verhalten wegen des heißen Sommerwetters denken.

Es gibt keine gesellschaftlichen Normen ohne ein System von Maßnahmen, um unerwünschten Dresscode-Abweichungen entgegenzuwirken. Jede Gesellschaft ist selbsterhaltend strukturiert und setzt Restriktionen mit Sanktionen um. Soziale Ausgrenzung, Stigmatisierung, Mobbing, Kündigung des Arbeitsplatzes oder körperliche Angriffe sind möglich. Wer etwas verändern will, sollte das beachten und an allen Stellschrauben der Struktur drehen.

Veränderungen geschehen selten spektakulär oder gar revolutionär. Starke Brüche schrecken ab, weil sie zu sehr neben dem liegen, was uns geprägt hat. Veränderungen haben bessere Chancen sich durchzusetzen, wenn sie sich einschleichen als Variation von Bekanntem und nicht wirklich mit Gewohnheiten brechen, sondern es lediglich verfeinern oder erweitern.

Bei jugendlichen Subkulturen kann der Bruch massiver sein, wenn er auf angestaute Unzufriedenheit zurückzuführen ist, die unterdrückt wurde. Die Menschen haben lange versucht sich konform zu verhalten, obwohl ihre Bedürfnisse und gesellschaftlichen Visionen weiterhin keine angemessene Beachtung fanden. Die enorme junge Energie, die Gesellschaft zu verändern, ist schwer kontrollierbar. Das gilt besonders, wenn sie als progressive Kraft auf eine konservative Gesellschaft trifft, die ihre Grundsätze vehement verteidigt.

Wenn die Rollen, die wir öffentlich in der Schule, im Job, in der Familie, unter Freunden und anderswo spielen, stark von unserem privaten, inneren Ich abweichen, kann das unser Rollenspiel beeinflussen. Wenn es nachlässig wird und unsere Rolle nicht mehr überzeugt, kommt es zu negativen Bewertungen. Wiederholt sich der Eindruck über uns, führen die negativen Bewertungen zu Stigmatisierung.

Gesellschaften stehen Veränderungen im Allgemeinen skeptisch gegenüber. Das macht sie grundlegend konservativ. Man weiß nicht sicher, ob das Neue auch zu etwas Gutem führt. Da wird dann lieber auf Bewährtes vertraut, denn da weiß man was man hat. Da gibt es keine Risiken. Außerdem werden neue Forderungen junger Leute schnell als Angriff auf den Status Quo gewachsener Standards und seiner Autoritäten gesehen. Darauf reagieren die Vertreter der Ordnung sehr empfindlich.

Trotzdem sind Verhaltensänderungen nicht zwangsläufig ein Angriff auf bestehende Wertvorstellungen. Eine US-amerikanische Studie zeigte, dass es zwischen gepiercten und nichtgepiercten Personen keine Unterschiede in Bezug auf ihre Religiosität, ausgedrückt in Kirchgängen und täglichen Gebeten, gab (11). Eine weitere Studie konnte auch keine Unterschiede in der Häufigkeit von Depressionen, Angststörungen, Psychopathologie, Vitalität, und Selbstbewusstsein belegen (12). Aber je jünger die Gepiercten waren, desto stärker war das Motiv zu einer bestimmten Subkultur und ihren Werten zu gehören (13).

Der Lebenszyklus einer Mode beginnt, wenn innovative Menschen sich anders kleiden und diese Änderungen um sich greifen, weil progressive Menschen darauf aufmerksam werden und das Verhalten kopieren. Wenn diese beiden Gruppen, die im Marketing Early Innovators und Early Adaptors genannt werden, eine nennenswerte Präsenz erreichen, die statistisch je nach Produkt und Markt bei etwa 15 % Marktanteil liegt, dann erst traut sich auch die skeptische Masse nachzuziehen. Der sogenannte Tipping Point von 15 % löst ein dynamisches Verhalten aus, das aus einem Trend Mode machen kann Die meisten Menschen sind eher konservativ eingestellt. Sie wollen nicht der „Vorturner“ sein. Sie warten ab, wie sich eine Sache entwickelt, und erst wenn diese um sich greift, legen sie ihre Skepsis gegenüber dem Neuen ab. Trends sind kurzlebig, wenn sie nicht den kritischen Wendepunkt erreichen, an dem die neugierige aber skeptische Mehrheit zu kaufen beginnt. Zuerst muss die innovative Kraft eines Streetstyles ausreichend sein, so dass Mode- und Jugendmagazine regelmäßig darüber berichten. Dann erst folgt den Trendsettern die Mehrheit und es entsteht eine neue Mode (14).

Im Rahmen ihrer Marktforschung nutzen Modehersteller Trendscouts, um Anregungen von der Straße und aus Jugendszenen aufzuspüren. Das digitale Trendscouting bedient sich der Nutzerdaten, die soziale Netzwerke und Suchmaschinen zur Verfügung stellen.

Die meisten neuen Moden werden von Modemachern entworfen. Wenn Prominente sich darin kleiden, wirkt das stilbildend, weil die Kaufbereitschaft weiterer Menschen wächst. So haben Marlene Dietrich und Katharine Hepburn wesentlich dazu beigetragen, dass der Hosenanzug für Frauen ein Trend wurde. Yves Saint Laurent hat ihn dann stärker auf die weibliche Anatomie zugeschnitten, ohne dem Anzug seine Sachlichkeit zu nehmen. Die Feminisierung des Schnitts unter Beibehaltung der formalen Sachlichkeit war der Kompromiss, der die Brücke zu den Traditionalisten schlug. So gelang dem Hosenanzug langsam der Durchbruch.

Immer mehr Frauen kauften die Anzüge, obwohl es ihnen anfangs bei vielen Gelegenheiten verboten war, Hosen zu tragen. Der Sängerin Esther Ofarim wurde 1966 der Zutritt im Hosenanzug zur Bar des Atlantic-Hotels in Hamburg verweigert. Der Frau des englischen Fliegerstars Townsend wurde 1969 der Zutritt in Hosen zur Filmpremiere „Die Luftschlacht um England“ im Londoner Ritz verwehrt. Bundestagsvizepräsident Richard Jäger (CSU) drohte 1970 öffentlich, jede Abgeordnete in Hosen des Saals zu verweisen. Noch im gleichen Jahr war es ein Skandal, als die SPD-Politikerin Lenelotte von Bothmer im deutschen Bundestag eine Rede im Hosenanzug hielt (15). Trotz der Widerstände wurde aus dem Trend eine Mode. Die wachsende Zahl der Frauen, die sich nicht einschüchtern ließen, machte den Hosenanzug gesellschaftsfähig. Dadurch ist Frauen das möglich geworden, was ihnen vorher unmöglich war. Sie konnten fortan zu formalen Anlässen statt eines Kostüms Hosen tragen. Viele Frauen in Führungspositionen, aber auch Politikerinnen wie die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen oder die US-amerikanische Vizepräsidentin Kamalla Harris treten ganz überwiegend öffentlich im Hosenanzug auf. Heute ist das selbstverständlich, früher war es ein Tabu. Seit 2012 dürfen auch die Polizistinnen der Royal Canadian Mounted Police zu allen Uniformen Hosen und Stiefel tragen. In Frankreich wurde 2013 ein altes Gesetz abgeschafft, das von Frauen, die zum Reiten oder Radfahren Hosen tragen wollten, verlangte, eine entsprechende Genehmigung zu beantragen (16).

Wenn Abweichungen von modischen Standards Tabus berühren, kann das zu Sanktionen führen. Die US-amerikanische Frauenrechtlerin Amelia Bloomer versuchte in den 1850er Jahren, eine Reformkleidung für Frauen mit mehr Beweglichkeit und Bequemlichkeit zu etablieren. Ihr Bekleidungsvorschlag war nicht rockfrei. Das Bloomer-Kostüm (Abb. 01) bestand aus einer Pluderhose mit einem verkürzten etwa wadenlangen Rock. Trotzdem erregte ihr Entwurf heftigen Widerstand. Ihre Frauenhose mit Rock wurde in den Medien lächerlich gemacht. Frauen, die darin auf die Straße gingen, wurden belästigt. Der Widerstand war so massiv, dass Amelia Bloomer ihre Bemühungen nach einigen Jahren aufgab (17).



Abb. 01: Bloomer-Kostüm


Hosen waren damals das Privileg der Männer. Sie waren das Symbol ihrer Herrschaft. Gott hatte Adam erschaffen. Eva war ein Produkt aus ihm. Sie war aus einer Rippe Adams gemacht. Außerdem steht in Martin Luthers Übersetzung des Altem Testaments, dem Wort Gottes, bei 5. Moses 22,5: „Ein Weib soll nicht Mannsgewand tragen, und ein Mann nicht Weiberkleider antun, denn wer solches tut, der ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.”

Zum einen war das Mannsgewand der alten Israeliten keine Hose, sondern ein Kleid, wie z. B. bei 2. Moses 28, 2 nachzulesen ist: Und sollst Aaron, deinen Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.” Und zum anderen wollte Amelia Bloomer gar nicht die Hosen der Männer bei den Frauen einführen. Sie hatte doch eine eigene Pluderhose, die von Männern nicht getragen wurde, entworfen und diese auch noch mit einem Rock kombiniert. Der Unterschied zwischen ihrem Bloomer-Kostüm und den Herrenhosen ihrer Zeit war sicherlich markanter, als zwischen den Kleidern der Frauen und Männer der alten Israeliten. Das von allen Hebräern getragene Hemdgewand Kthoneth unterschied sich nicht im Schnitt. Unterschiede gab es nur bei den Farben, Verzierungen, Drapierungen und Gürteln.

Trotzdem wurde die Frauenhose der Feministin als Angriff auf die patriarchalische wie göttliche Ordnung empfunden. Das konnten gläubige Männer auf keinen Fall hinnehmen. Interessant ist, dass die Auslegung der Bibel sich in über 100 Jahren geändert hat. Heute tragen sogar katholische Nonnen gelegentlich Hosen. Dazu gehören auch Jeans, die vom Schnitt her nicht anders sind als genau die Jeans, die ursprünglich Männern vorbehalten waren. Offensichtlich war Amelia Bloomer ihrer Zeit weit voraus.

Eine Gesellschaft reagiert auf Normabweichler mit Sanktionen, weil unterstellt wird, dass der Abweichler nicht hinter den Werten der Gesellschaft steht. Man sieht sein Verhalten als zersetzend an. Es bestehen Bedenken, dass, wenn das Verhalten Nachahmer findet, gesellschaftliche Standards unterlaufen und aufgelöst werden könnten. Veränderungen des gesellschaftlichen Gefüges können das Zusammenspiel einer Gemeinschaft beeinträchtigen. Das kann sich zum Ungunsten einer Teilgruppe auswirken. So entstehen durch Veränderungen Interessenskonflikte, die immer auch Machtkonflikte sind (18).

Leider wird selten geprüft, ob die Unterstellungen gegenüber Abweichlern auch zutreffend sind. Oft sind es schiere Vorurteile. Schon bei den oben erwähnten Studien zu gepiercten Personen konnte gezeigt werden, dass es zwischen der Normabweichung beim Körperschmuck und der Persönlichkeit keinen signifikanten Zusammenhang gibt. Kein Manager, der bei heißem Wetter die Krawatte ablegt, ist faul und verliert damit seine Fachkompetenz. Und auch das Interesse an Röcken für Männer muss eben nicht in Zusammenhang mit einer sexuellen Identität oder Orientierung stehen, sondern kann einfach nur praktischen oder ästhetischen Motiven geschuldet sein.

Trotzdem werden Männer in Röcken denunziert und stigmatisiert. Daran beteiligt sind auch einige Christen, obwohl Gott im ersten Buch Moses Adam und Eva nach deren Sündenfall in Röcke kleidete. Im dritten Kapitel der Lutherübersetzung lautet der Vers 21: Und Gott der Herr machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und kleidete sie.” Selbst wenn Martin Luther mit Röcken den mittelhochdeutschen (mhd.) Begriff roc gemeint haben sollte, wäre das keine Hose, sondern nach damaligem Standard ein einer Tunika ähnliches Schlupfkleid. In der neuen evangelistischen Übersetzung wurde der Begriff Röcke gegen Gewänder ausgetauscht. An anderen Bibelstellen wurde der Begriff Rock gegen Hemd ausgetauscht. Sollen damit Assoziationen vermieden werden, die den heutzutage weiblich konnotierten Rock mit der biblischen Männermode feminisierend verbinden könnten?

Das Beinkleid aus der Lutherübersetzung entspricht am ehesten unserem heutigen Verständnis von einem beide Beine umhüllenden Rock. Trotzdem wurde auch dieser Begriff in der neuen evangelistischen Übersetzung ausgetauscht, diesmal gegen Kniehose. Die Entscheidung ist nicht nachvollziehbar, denn weder bei den Israeliten noch bei den Nachbarvölkern wie Babyloniern und Ägyptern, konnte die Forschung Hosen nachweisen.

Neben die Frage, was mit den Bibelversen originär gemeint war, die niemand wegen der vielen Überarbeitungen und Übersetzungen mit Sicherheit beantworten kann, tritt die Frage, ob es sich bei den Versen überhaupt um Gesetze im juristischen Sinne handelte, die exakt zu befolgen waren. Im alten Orient folgte die Rechtsprechung allgemein dem Gewohnheitsrecht und Präzedenzfällen. Gesetzesbücher waren lediglich Unterrichtstexte zur Schulung. Die Bücher Moses waren in diesem Sinne keine modernen Gesetzbücher, sondern Lehrbücher, die die Rechtsprechung unterstützten. Die Gebote waren Richtlinien, die für einen konkreten Präzedenzfall interpretiert werden mussten.19 Das macht der Bibeltext auch selbst schon, wenn z. B. die zehn Gebote im zweiten Buch genannt und im dritten Buch mit anderen Worten ausgelegt werden. Wäre das anders, dann stünde beispielsweise das Gebot „Du sollst nicht töten“ im Widerspruch zu 4. Mose 31,7: Und sie führten das Heer wider die Midianiter, wie der Herr dem Mose geboten hatte, und erwürgten alles, was männlich war.“

Röcke, Kleider, Beinkleider und Gewänder sind die Kleiderkategorien von denen der Gott der Bibel immer wieder spricht. Das entsprach im Altertum der gängigen Mode für alle Menschen im Nahen Osten, inklusive der Männer.

Wer den Vatikan besucht, kann noch heute dort viele Priester sehen, die mit einer schwarzen Soutane bekleidet sind. Die Soutane ist im Gegensatz zu historischen Kleidern, die meist weite Gewänder waren, ein im modernen Sinne „echtes“ Kleid, das aus einem auf den Körper geschneiderten, engeren Oberteil und einem weiten Rock- bzw. Schoßteil besteht, der bei der Soutane knöchellang ist.

Besonders homophobe Menschen reagieren bisweilen massiv auf den Männerrock. Sie glauben, der Stil mache schwul und gefährde die traditionelle Moral. Tatsächlich spiegelt die noch kleine Männerrockbewegung statistisch die demografische Struktur der gesamten Gesellschaft wider. Über 90 % der Männer im Rock sind heterosexuell. Der Rock macht Männer genauso wenig schwul, wie die Hose Frauen lesbisch macht. Aber noch in den 1970er Jahren wurde die oben erwähnte Bundestagsabgeordnete Lenelotte von Bothmer wegen ihrer Hosenanzüge als „Mannweib“ diskreditiert (15).

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