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KAPITEL EINS

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Dieser bescheuerte Mathetest. Ich hatte wirklich besseres zu tun, als meine Zeit mit Mathe zu verplempern. Eigentlich wollte ich mit Tim Hockey spielen, aber Mama hatte gesagt: „Heute Nachmittag lernst du für die Matheprüfung. Das verstehst du doch, meine Loona.“

Immer wenn Mama sagte „Das verstehst du doch, meine Loona“, ging es Mama überhaupt nicht darum, dass ich es verstand. Ich musste es einfach tun. Das war total ungerecht!

Ich saß also vor meinem Mathebuch und sollte 25 - 7 rechnen. Das brauchte wirklich niemand. Wofür gab es heutzutage Taschenrechner und Handys? Ich stellte mir 25 Stachelbeeren vor. Sie waren fast so groß wie ich – richtige Monsterbeeren. Fauchend stakste ein Drache auf die Beeren zu. Seine hellgrünen Schuppen glänzten giftig. Er hatte das Maul weit aufgerissen und schnappte nach der ersten Stachelbeere. Wie Blut lief der Beerensaft aus seinem Maul. Und dann verschlang er die nächste und die übernächste. Fast alle fraß er auf. Als er nach der siebten Stachelbeere schnappte, fuhr diese armlange Stacheln aus und rollte angriffslustig auf den Drachen zu, tänzelnd wie ein Boxer. Der Drache tappte nach links und rechts. Er war viel zu schwerfällig. Als die Beere den Drachen in den Hintern stach, jaulte er auf.

Ich zählte die übrig gebliebenen Stachelbeeren. Neunzehn. Mit meiner Krakelschrift schrieb ich ins Matheheft 25 - 7 = 19.

Und plötzlich war da dieser lila Nebel. Es sah aus, als käme er aus dem Boden neben dem Kuscheltierregal. Nach Vanille und Himbeermarmelade duftete er. Ich liebte Himbeermarmelade und Vanille! Neugierig ging ich auf den Nebel zu. Dann stand ich mittendrin. Er umhüllte mich wie duftende Watte. Aber nur für ein paar Sekunden. Schon war er wieder verschwunden.

Ich blickte hoch. Nein, das konnte nicht sein! Das war völlig unmöglich: Anstatt vor meinem Bücherregal stand ich auf einer Lichtung mitten in einem Dschungel. Zwischen zwei Bäumen sah ich grüngelbe Drachenschuppen glitzern. Schwefelgestank wehte zu mir herüber.

Ich kniff mir ins Ohrläppchen. „Hey, aufwachen Loona“, murmelte ich zu mir selbst. Schließlich war ich schon zehn und ging fast in die Fünfte. Ich glaubte nicht mehr an Drachen und so.

Da schoss eine riesige Stachelbeere zischend auf mich zu. Ihre dolchspitzen Stacheln funkelten im Sonnenlicht. Sie würden mich gleich durchbohren. Panisch sprang ich zur Seite und rannte in den Dschungel. Große ledrige Blätter schlugen mir ins Gesicht. Irgendwelche Affen veranstalteten ein heilloses Spektakel. Schon nach ein paar Schritten hatte ich totales Seitenstechen. Meine Lunge brannte. Aber die Angst trieb mich weiter. Die Stachelbeere walzte alles hinter mir platt. Sie würde mich gleich einholen!

Ich griff nach dem nächstbesten Ast über mir, zog mich hoch. Im Sportunterricht hatte das nie so gut geklappt, aber irgendwie schaffte ich es jetzt. Ich kletterte immer weiter hinauf, bis ich ganz oben auf einem Ast hockte, der gerade dick genug war, mich zu tragen. Mit einem Arm hielt ich den Stamm umschlungen, als wäre er mein bester Freund, und das war er im Augenblick wahrscheinlich auch. Ich versuchte, langsamer zu atmen, tief ein und tief aus, tief ein und tief aus. Das war doch alles nicht echt. Ich zwickte mir abwechselnd in beide Ohrläppchen. Aber ich blieb in diesem komischen Dschungel auf dem wackeligen Ast.

Unter mir hörte ich ein Zischen. Es war so fies, dass es selbst das Geschrei der Affen übertönte. Ängstlich blickte ich hinunter. Mein Puls raste. Dort unten wartete sie auf mich. Ungeduldig rollte die Stachelbeere um meinen Baum. Immer wieder stieß sie ein Zischen aus, als wollte sie sagen: „Irgendwann musst du herunterkommen. Ich kann warten. Ich habe Zeit.“

„Was willst du von mir? Hau ab!“, brüllte ich sie an.

Die Stachelbeere nahm Anlauf. Und dann gab sie Vollgas, raste auf meinen Baum zu. Warum hatte ich mir ausgerechnet so einen dünnen ausgesucht? Aber jetzt war es zu spät. Wie ein Feuerball schoss die Stachelbeere auf meinen Baum zu. Panisch umklammerte ich den Stamm.

Es krachte, als wäre ein Lastwagen gegen den Baum gedonnert. Holz splitterte. Ich konnte mich kaum halten, wurde hin und her gerissen. Ich machte die Augen einfach zu und wartete darauf, in die Tiefe zu fallen. Aber irgendwie hielt der Stamm – diesmal zumindest.

Die Stachelbeere hatte schon wieder Anlauf genommen. Ein Keuchen und Pfeifen mischte sich unter ihr Fauchen. Ein paar ihrer Stacheln waren gebrochen, aber Dutzende waren noch bereit, mich aufzuspießen. An einer Stelle hatte sich die Monsterbeere matschig gestoßen. Roter Saft quoll heraus. Mit einem Schnauben holte sie erneut aus, um meinen Baum zu fällen. Die Affen waren verstummt. Es war plötzlich totenstill.

„Hiiilfe!“, schrie ich. Noch ein Prusten, noch ein Zischen. Es war, als würde die Beere mit den Hufen scharren. Ich krallte meine Hände in die Rinde des Stammes. Das würde mir auch nichts helfen, wenn der Baum erst einmal fiel. Die Monsterbeere holte noch weiter aus.

Und dann rollte sie los, auf mich zu. Sie beschleunigte wie eine Rakete. Ich wollte nicht hinsehen. Aber in diesem Moment, ehe ich meine Lider gesenkt hatte, sah ich einen Typen vor die Stachelbeere springen. Todesmutig stellte er sich ihr in den Weg. Was sollte das bringen? Wie wollte er das Ding aufhalten? Als hätte er alle Zeit der Welt, hob er seine Hände, hielt die Finger so komisch und murmelte zornige Silben. Im nächsten Augenblick würde die Stachelbeere ihn überrollen. Da schrie er: „Aber hopp!“

Ein gigantisches Marmeladenglas stand auf einmal vor ihm. Die Stachelbeere schwebte über dem Glas. Sie war fast auf meiner Höhe. Mit den Füßen konnte ich beinahe die Stacheln berühren.

Da platzte die Stachelbeere und floss in das Glas. Ein süßer Geruch breitete sich aus. Es duftete wie bei Oma im Sommer in der Küche. Und dann sah ich das Schild auf dem Glas. In gleichmäßig geschwungenen Buchstaben, solche wie ich sie nicht malen konnte, stand darauf: Stachelbeermarmelade. Und kleiner darunter, mit einem Ausrufezeichen dahinter: Achtung stachelig!

Ich konnte es nicht fassen. Der Typ hatte mich gerettet.

„Kannst runterkommen“, rief er und fuhr über seine zotteligen Haare.

Ich nickte. Meine Kehle fühlte sich so trocken an, als hätte ich einen halben Eimer Sand verschluckt. Vorsichtig kletterte ich herab. Meine Arme waren verkrampft. Ich konnte sie kaum bewegen. Und meine Beine zitterten.

Der Typ war genauso groß wie ich. Nur seine postgelben Fransenhaare, die in alle Richtungen abstanden, überragten mich. Er trug silbern glitzernde Turnschuhe mit winzigen Flügeln außen dran. Bei jedem Schritt flatterten sie. Er hatte eine gestreifte Pluderhose an und ein T-Shirt, das mit sonderbaren Zeichen vollgekritzelt war. Er grinste mich aus seinen grünen Augen ärgerlich an. Seine Haut war so braun, dass die milchweißen Zähne wie eine Lichterkette funkelten.

„War ganz schön knapp“, brummte er.

„Danke.“ Ich versuchte, die Trockenheit in meinem Hals herunterzuschlucken.

„Monstärker“, sagte der Typ. Jetzt grinste er unverschämt.

„Wer ist stärker?“ Meine Frage schien ihn für einen Augenblick aus der Fassung zu bringen. Er kratzte sich am Hinterkopf, dann erklärte er: „Monstärker, ich heiße Monstärker.“ Er streckte mir seine Hand entgegen. Unsicher schüttelte ich sie und sagte: „Ich bin Loona.“

Ich war es gewohnt, dass mich die Leute anglotzten, wenn ich meinen Namen sagte. Aber wer Monstärker hieß, sollte das besser nicht tun. Dabei hatte ich ihm noch nicht einmal gesagt, dass man meinen Namen mit zwei O schrieb, aber Luna aussprach. Ich liebte meine Eltern wirklich, aber wegen des Namens war ich immer noch sauer auf sie. Meine Freundinnen hießen doch auch einfach Emma, Mia und Hannah.

„Wie hast du das gemacht mit der Monsterbeere? Kannst du zaubern?“, fragte ich und kam mir total dämlich vor. An Zauberer glaubte ich wirklich nicht mehr.

„Quatsch, ich kann nicht zaubern. Ich hab das Marmeladenglas einfach erfunden.“

Ich starrte ihn fassungslos an. Erfunden? Was war das für ein Blödsinn?

„Du bist doch auch eine Makah-Uhba? Ich meine, du hast rote Haare und grüne Augen und Sommersprossen.“

Moment! Da lief etwas total schief. Das musste ich sofort klarstellen. „Ich habe braune Haare, bestenfalls kastanienfarben, aber bestimmt nicht rot. Und meine Augen sind braun. Hast du mich verstanden? Und wegen meiner Sommersprossen solltest du mich besser in Ruhe lassen. Dein Gesicht sieht schließlich auch aus wie mit Schokostreusel gesprenkelt.“ Ich hasste es, wenn mich jemand als rothaarig bezeichnete, und meine Augen waren wirklich braun. Okay, bei miesem Licht sahen sie vielleicht schlammgrün aus. Das war alles. „Und so ein Uhba-Uhba-Affe bin ich bestimmt nicht. Du spinnst doch!“

Der Typ, also dieser Monstärker, fuhr mich zornig an: „Makah-Uhba, kein Affe! Ich bin ein Makah-Uhba und dachte, du gehörst zu uns, weil du so aussiehst. Hab mich wohl getäuscht. Woher kommst du denn?“ Monstärker ging um mich herum und sah mich so komisch an.

„Ich komme aus München. Das liegt in Deutschland. Ich bin ein Mensch keine Makah-Uhba“, fügte ich unsicher hinzu. Vielleicht kannte der Typ nicht einmal Deutschland. Schließlich gab es in Deutschland keinen Dschungel, höchstens in irgend so einem Freizeitpark. Aber wie sollte ich da hingekommen sein? Ich kam mir total bescheuert vor. Da stand ich mitten in einem Dschungel und erklärte einem Typen, der Monsterstachelbeeren in Marmelade verwandeln konnte, dass ich ein Mensch und kein Affe war.

Monstärker verschränkte seine Arme vor der Brust und tappte mit einem Fuß nervös immer wieder auf den Boden. „Ein Mensch? Ich hätte es wissen müssen, dass du keine Makah-Uhba bist. Sonst hättest du dich wegen der kleinen Stachelbeere nicht so bescheuert angestellt. Wie bist du hergekommen?“

Ich zuckte mit den Schultern. Ich hätte es Monstärker gerne gesagt, aber ich wusste es ja selbst nicht. „Da war dieser Nebel“, murmelte ich. „Er hat nach Vanille und Himbeermarmelade geduftet.“

„Du bist mit dem Transportnebel gekommen?“, fragte Monstärker ungläubig.

Ich nickte, tat so als würde ich ihn verstehen. „Und wie komme ich zurück?“, wollte ich wissen.

„Mit dem weißen Transportnebel. Hoffentlich kommt er, bevor es dunkel wird. Nachts kann es im Moroah-Dschungel verdammt ungemütlich werden. Ich meine mit all den erfundenen Dingen. Wütende Stachelbeeren sind da echt Kinderkram.“ Monstärker setzte sich auf einen Baumstumpf und holte ein kleines Päckchen aus seiner Hosentasche. Er zog einen Kaugummistreifen heraus und schob ihn nachdenklich in den Mund. „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Menschen den Transportnebel noch benutzen könnt. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Bestimmt hat Göhrkin seine Finger im Spiel.“

„Wer ist Göhrkin?“

„Unser Präsident.“

„Kann ich auch einen Kaugummi haben?“, fragte ich und deutete auf das Päckchen, das Monstärker zwischen den Fingern drehte. Gobos fantastischer Kaugummi stand in verschnörkelten Buchstaben darauf. Ohne mich anzusehen, gab mir Monstärker einen Kaugummi.

Als ich mir den orangefarbenen Streifen in den Mund steckte, schien die ganze Welt nach Mango zu schmecken.

„Mhh, genial.“

„Ist von Gobo, dem besten Kaugummi-Erfinder.“

Ich nickte und stellte mir vor, die Welt wäre eine einzige Mango.

„Wie geht das mit dem Dinge-Erfinden?“, fragte ich schließlich.

„Hmm“, machte Monstärker, als hätte er damit meine Frage schon beantwortet.

„Kannst du mir das beibringen?“

„Ist nichts für Menschen. Zum Dinge-Erfinden braucht man neue Ideen. Die habt ihr Menschen nicht. Denn jede Erfindung funktioniert nur ein einziges Mal.“

Ich verstand nicht, was Monstärker damit meinte.

Mittlerweile war die Sonne fast untergegangen. Sie leuchtete von rot über grün bis blau und silbern, in Farben, die ich noch nie gesehen hatte. Längst schrien die Affen wieder oder was für Tiere das sonst waren. Monstärker schien allmählich nervös zu werden. Er ging die Lichtung auf und ab und tat so, als würde er etwas suchen. Meinen Fragen wich er aus. Er wollte mir nichts mehr vom Dinge-Erfinden erzählen. Überhaupt war er nicht besonders gesprächig. „Hoffentlich kommt dieser Transportnebel bald. Wenn es erst dunkel ist, kann ich für nichts garantieren“, murmelte Monstärker. Er sah besorgt aus.

Ein lautes Brüllen brachte die Affen augenblicklich zum Schweigen. Monstärker fuhr herum. „Auf den Baum“, rief er mir zu. Doch ehe ich auch nur einen Schritt in Richtung des Baums machen konnte, stürmte ein riesiges Vieh auf die Lichtung. Es hatte die Form eines Tyrannosaurus, aber sein Körper war mit zotteligem Fell bedeckt, schwarz und verfilzt. Das Tier stank wie eine Mülltonne im Hochsommer. Zwischen seinen dolchlangen Zähnen tropfte Speichel herab, der die Pflanzen augenblicklich verdorren ließ.

„Hierher. Komm her! Sei ein gutes Tier!“, versuchte Monstärker das Monster zu sich zu locken.

Ich stolperte ein paar Schritte rückwärts. Der nächste Baum war viel zu weit weg.

Doch längst hatte das zottelige Vieh Monstärker entdeckt. Brüllend rannte es auf ihn zu. Monstärker stellte sich breitbeinig hin. Er hob seine Hände, streckte die Arme aus und klappte die Mittelfinger so komisch ein. Wieder murmelte er sonderbare Silben, die ich nicht verstand. Und dann, als das Biest aus vollem Lauf nach Monstärker schnappen wollte, schrie er: „Aber hopp!“

Sekundenbruchteile bevor es mit seinen Fangzähnen Monstärker zu fassen bekam, stand das Vieh plötzlich auf einer hellgrünen Eisbahn. Sie war spiegelglatt. Das Vieh rutschte in einem Affentempo an Monstärker vorbei. Die Dinosaurierbeine begannen sich wie Windmühlenflügel zu drehen. Schließlich verhedderten sie sich und das Monster stürzte, während es auf einen riesigen Baum zuschoss. Das war nicht so ein mickriges Bäumchen, sondern ein richtiger Urwaldriese. Kopf voraus in vollem Tempo donnerte das Vieh gegen den Stamm. Ein paar Blätter segelten herab. Das Tier jaulte auf. Monstärker sprang auf mich zu und zerrte mich ins Dickicht. Es dauerte, bis sich das Vieh wieder aufrichtete. Jaulend tappte es von einem Bein aufs andere.

„Ist gut, jetzt hau endlich ab!“ Ich zuckte zusammen, aber Monstärker hatte nicht mich gemeint, sondern das Biest, das tatsächlich murrend auf der anderen Seite der Lichtung im Dschungel verschwand.

„Nachts wird der Moroah-Dschungel immer gefährlicher, Loona“, schnauzte mich Monstärker an, als wäre es meine Schuld.

„Mit den Monstern wirst du doch lässig fertig.“ Ich versuchte, selbstbewusst zu klingen, als hätte ich überhaupt keine Angst. Aber das war komplett gelogen. Meine Knie zitterten total.

„War das wieder so ein Dinge-Erfinden?“, fragte ich unsicher.

„Ja, ja“, tat Monstärker meine Frage unwirsch ab. „Mit den erfundenen Sachen werde ich schon fertig, ich bin schließlich ein Makah-Uhba. Aber nachts sind die Vokaren auf ihren Raubzügen unterwegs. Wenn die uns erwischen, ist alles aus.“ Bei dem Wort Vokaren versagte fast seine Stimme und ich wusste, gegen die Vokaren war der zottelige Tyrannosaurus das reinste Schoßhündchen. Ich wollte fragen, wer die Vokaren waren, da rief Monstärker: „Da, da, da“, und deutete auf die Lichtung.

Aber da war nichts. Nur ein wenig Bodennebel breitete sich aus. Kein Monster griff uns an. Und die Affen über uns quietschten immer noch vergnügt.

„Dein Transportnebel“, rief Monstärker und schob mich auf die Lichtung. „Beeil dich! Er wartet nicht ewig. Transportnebel sind unglaublich schnell beleidigt. Wenn sie merken, dass du sie nicht ernst nimmst, verschwinden sie sofort.“

Ich ging ein paar Schritte auf den weißen Nebel zu. Ein wenig Bodennebel, das war alles.

„Geh endlich, Loona!“, schrie Monstärker. Wie er meinen Namen aussprach klang fast, als würde er sich ein wenig Sorgen um mich machen. Ich tat Monstärker den Gefallen und ging auf den Nebel zu. Wie in ein Schwimmbecken, dessen Wassertemperatur ich prüfen wollte, streckte ich meinen Fuß, die Zehen voraus, in den Nebel. Und dann stieg ich hinein, zog meinen zweiten Fuß nach.

„Darf ich dich wieder besuchen kommen?“, fragte ich belustigt. Mir war klar, dass mich dieser Bodennebel nicht nach Hause bringen würde.

„Ihr Menschen bleibt besser in eurer Welt“, hörte ich Monstärker noch sagen. „Es war ein Versehen, dass du hierhergekommen bist.“ Ich hörte Monstärkers Worte nur noch dumpf. Der Nebel legte sich dick wie Zuckerwatte um mich. Doch schon einen Augenblick später begann er sich wieder zu lichten.

Der Dschungel war verschwunden und ich stand auf der Wiese hinter unserem Haus, dort, wo ich mit Tim immer Hockey trainierte.

„Loona, du Schlafmütze, warum kommst du jetzt erst?“, begrüßte mich Tim.

„Mama hat mich zum Mathelernen verdonnert.“

Und dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte mit Monstärker und den Monstern. Natürlich glaubte mir Tim kein Wort.

„Loona, du spinnst doch“, sagte er mitleidig.

„Ehrlich, du brauchst nur den lila Transportnebel.“

Tim zeigte mir einen Vogel. Ich war wütend auf ihn und wollte ihm beweisen, dass es den Moroah-Dschungel wirklich gab. Ich bestand darauf, dass Tim mit mir kam und dann wollte ich ihm zeigen, wie man den lila Transportnebel rief: 25 - 7 = 19. Ich zwang ihn, sich eine Stachelbeere mit riesigen Stacheln vorzustellen, die den Drachen in die Flucht schlug.

Es funktionierte nicht.

„Loona, das ist doch alles Blödsinn.“

Tim ließ sich nicht überzeugen. Er weigerte sich, mir die Geschichte zu glauben. Und am Abend war ich mir selbst nicht mehr sicher, ob die Sache mit Monstärker wirklich passiert war. Als ich mir die Zähne putzte, bildete ich mir ein, dass meine Haare tatsächlich einen leichten Rotstich hatten. Und meine Augen schimmerten ein wenig grünlich.

Monstärker und der Kristall des Zweifels

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