Читать книгу Hochschulbaby - Ingo Stephan - Страница 5

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Die Geburtshelfer waschen sich die Hände.

Wie überrede ich einen Kombinatsdirektor, etwas zu produzieren, für das es im Moment keine Produktionsmöglichkeiten gibt?

Dieses Problem erkennt Anton sofort, als er am Morgen neben seinem Bett steht und durch das Fenster auf den diesig schimmernden Domplatz blickt.

Das Pflaster liegt ohne Schnee. Graue Haufen verdreckten Eises türmen sich an den Rändern zu den Schienen der Straßenbahn. Die Menschen gehen mit eingezogenen Schultern. Die dicken Mäntel, in denen sie sich verstecken, scheinen nicht auszureichen, um sie vor der Kälte zu schützen. Die blauweißen Stadttauben sitzen zu aufgeplusterten Trauben auf den Ästen der kahlen Bäume. Der Himmel darüber scheint wie aus grauer Milch. Der Tag will trüb beginnen. Ein schlechtes Vorzeichen? Anton hört schon die Antwort seines Chefs:

- Mein lieber Schütze, da gibt es zwei Probleme. Erstens brauche ich Argumente, um den Genossen Abend von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass wir dieses Spielzeug produzieren dürfen. Zweitens sehe ich keine Kapazitäten mehr, selbst wenn der Genosse Abend zustimmt. Unsere Möglichkeiten sind erschöpft.

Anton überfliegt nochmals die Skizzenblätter, nimmt sie zur Hand und ist zufrieden. Da ist ihm wirklich was gelungen. Das sieht sein Kennerblick sofort. Die kleinen Mädchen müssen wirklich mehr als verrückt nach dieser Puppe sein. Wie ein Baby sieht sie aus, wie ein kleines frisches munteres Baby. Anton hat die Form sehr gut getroffen. Aber Erich Scheider ist ein genauer Mensch. Der kann zu einem blockierten Beamten werden, wenn es um Zahlen geht. Warten wir ab. Vielleicht kommen Anton die richtigen Worte. Vielleicht kann er Scheider davon überzeugen, dass dieses Hochschulbaby zum größten Wurf in der Geschichte des VEB Spielwarenkombinates „Erfi“ aus Erfurt werden kann ... vielleicht ... und mit einem Schnaps … vielleicht geht ja alles seinen sozialistischen Gang.

Zwei Stunden später sitzt er dem Kombinatsdirektor gegenüber und vor den beiden liegen die Zeichnungen ausgebreitet.

- Hochschulbaby, sagt Scheider unsicher. Das soll ein origineller Name sein?

- Natürlich, erwidert Anton heftig. Den gibt es noch nicht. Und in seiner Kombination aus Kind und Bildungseinrichtung gibt er unserer Puppe so einen intellektuellen Anstrich. Das ist dann nicht nur ein Spielzeug, mit dem die lieben Kleinen spielen können, nein, das ist ein hochpädagogisches Spielobjekt, ganz im Sinne unserer Losung zur allseitigen Entwicklung der sozialistischen Persönlichkeit! Verstehst du?

Bahnhof, denkt Scheider und sagt: - Nee.

- Erich, versucht es Anton erneut. Wenn wir den Genossen in der Planungskommission erklären müssen, weshalb wir gerade diese Puppe produzieren wollen, haben wir damit bereits ein stichhaltiges Argument. Schalt doch mal dein Gehirn ein!

Das kann ich seit Tagen nicht abschalten, denkt Scheider und betrachtet die Skizzen. Er kennt seinen Freund. Er weiß, dass Anton seit Jahren nichts mehr eingefallen ist. Und jetzt so eine Puppe, die wie ein Baby aussieht? Das soll der große Renner werden? Heute weht ein anderer Wind durch die Flure der Politischen Ökonomie des Marxismus/Leninismus in diesem Land. Da gibt es eine Person, die darüber bestimmt, was und wie viel davon produziert wird. Das ist der Sekretär für Wirtschaft im Zentralkomitee der Partei, Genosse Günter Abend. Eigentlich dem Erich Scheider wohlgesonnen. Aber der Betriebsleiter des Spielwarenkombinates „Erfi“ aus Erfurt hat im Augenblick ein großes Problem, das ihm das Abschalten seines Gehirns unmöglich macht. Er steht kurz vor seiner Degradierung, wenn er die verhagelten Planerfüllungszahlen des letzten Jahres so nach Berlin weitergibt, wie sie tatsächlich lauten und in der Tiefe seiner Schreibtischschublade lauern. Wenn Scheider das tut, kann er seine Nachfrage wegen eines neuen Spielzeuges gleich vergessen; denn es wird ein Rechtfertigungsverfahren vor der staatlichen Plankommission geben, und nicht nur das. Er wird im betriebseigenen Pkw Wartburg 353 auf der zerklüfteten Autobahn nach Berlin tuckern müssen, wird ängstlich vor den obersten Genossen und Ministern im Politbüro der Partei stehen wie ein Schuljunge vor seinem Rektor, weil er beim Bepinkeln des Karl-Marx-Denkmals auf dem Schulhof erwischt worden ist. Nur kann Scheider nicht die Wahrheit sagen. Der Junge wird zugeben, dass er einfach mal pinkeln musste und dass er mit seinen acht Jahren den Namen dieses Mannes schon mal gehört habe, aber nicht wisse, in welchem Indianerfilm dieser bereits mitgespielt haben soll. Und der Schuldirektor würde erkennen, dass dieses Bepinkeln nichts mit einer klassenfeindlichen Tat als Dokumentation der Einstellung des Jungen zu Karl Marx und dessen gesellschaftspolitischen Lehren zu tun habe. Scheider dagegen wird verschweigen müssen, dass die Rohstoffe knapp geworden sind und für die geplante Produktion einfach nicht ausreichen, dass einige Maschinen zu alt geworden sind für eine hocheffektive Produktion, dass keine Mittel vorhanden sind, um neue zu kaufen, dass es einfach an den geringeren Kapazitäten liegt, weshalb die Planvorgaben nicht zu erreichen sind, und dass im Grunde die Damen und Herren, die die Pläne schmieden, doch einmal einen Besuch in den Werkhallen durchführen müssen, für die sie die Vorgaben erarbeiten, und zwar einen nicht angekündigten Besuch, damit sie sehen, was möglich ist und was eben leider nicht. Solche Wahrheiten jedoch würden die Genossen ganz sicher nicht gelten lassen. Ihre Antwort wäre – nun, Genosse Scheider, wenn dir nichts mehr einfällt, wenn du so unflexibel geworden bist, dass du auf veränderte Situationen nicht mehr angemessen und produktiv reagieren kannst, dann müssen wir uns einen neuen Kombinatsdirektor suchen. So einfach ist das. Und er könnte sich dann auf seine Datsche im Steigerwald zurückziehen und aufs Altenteil warten. Aber das will er noch nicht. Das entspricht natürlich nicht dem Lebensziel des lang aufgeschossenen, schlaksigen Betriebsdirektors, der stolz auf sein volles Haupthaar und seine schlanke Figur ist, beides pflegt mit Tonikum nach jeder Wäsche auf dem Kopf und Waldläufen an jedem Wochenende für den Bauch. Sein Ziel ist ein lukrativer Posten im Wirtschaftsministerium. Er will nach Berlin. Als Sekretär seines Gönners, des Ministers für Wirtschaft und irgendwann als Minister selbst. Allerdings werden ihm die Zahlen des letzten Jahres seine Wunschsuppe kräftig versalzen. Aber, denkt er sich plötzlich, vielleicht gibt es da eine Lösung? Vielleicht sitzt die Lösung seines Problems gerade vor ihm? Wenn einer helfen kann, dann sicher nur der Genosse Parteisekretär. Wer sonst? Doch behutsam muss Scheider vorgehen. Die beiden sind zwar befreundet, allerdings kann eine Freundschaft in der eventuellen Täuschung der obersten Genossen ihr Ende haben.

- Du weißt, sagt Scheider nachsichtig, dass wir nicht allein darüber entscheiden können.

Anton wittert eine erste Nähe in Scheiders Worten und fügt wissend hinzu: - Ich habe darüber nachgedacht. Wir werden diesmal einen andern Weg gehen. Wir werden den Genossen Abend einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Was meinst du?

- Das geht nicht, schüttelt Scheider den Kopf. Da kommen wir in Teufels Küche. Wir können nicht produzieren, ohne das mit ihm abgesprochen zu haben. Da geht es um Devisen, um Ressourcen. Wir müssen ihm das vorstellen. Er entscheidet.

- Du hast Recht, fügt Anton sacht hinzu. Aber wir werden zuvor Begehrlichkeiten wecken. Natürlich werden wir mit der Produktion noch nicht beginnen. Aber wir werden mit ein paar Prototypen und Bildern in den Zeitschriften und Artikeln in den Zeitungen bei den jungen Mädchen eine Gier wecken, glaub mir, dass der Genosse Abend gar nicht umhin kann, uns mit der Produktion zu beauftragen.

Scheider überlegt. Er denkt an seine Zahlen, an Antons Position im Kombinat, an Antons Vorschläge und deren Aussichten auf Erfolg, an den Minister und an seine eigene Stellung in diesem Verwirrspiel.

- Wie kommst du eigentlich auf den Namen? will Scheider wissen.

- Na ja, druckst Anton herum. Das is privat, verstehst du?

- Nee, versteh ich nich.

Anton überlegt – soll ich es sagen? Ich kann die Geschichte doch nicht erzählen, wie sie war ... aber … vielleicht hilft es ja, wenn ich es doch tue? Vielleicht bringe ich ihn zum Schmunzeln? – und er sagt:

- Also gut, es war so ...

Während Anton erzählt, sieht Scheider seine Möglichkeit, Kombinatsdirektor zu bleiben, mit interessierten Augen an, tut aber nur so, als höre er zu. Ihm ist plötzlich klar geworden, dass Anton beim Frisieren der Ertragszahlen helfen muss, und zwar freiwillig. Für beide gibt es nur einen Weg. Scheider wird ihm vorschlagen – Baby gegen Planlüge. Das ist einfach. Da wird Anton nichts anderes übrig bleiben. Allerdings erscheint bereits eine weitere Schwierigkeit. Alle Kollegen im Kombinat wissen, wie es um die Produktionszahlen steht. Wie soll er die in Schach halten? Zusätzlich ist da noch dieser Kerl von der Betriebsgewerkschaftsleitung, kurz BGL-er genannt, dieser Manfred Niemann. Ein ganz linker Hund mit zu viel Einfluss. Und absolut linientreu. Der ist ein 150%iger. Schon seit Tagen liegt er Scheider in den Ohren, um die abschließenden Planergebnisse zu erfahren. Er wolle sie mit den Werktätigen in den Brigaden besprechen, wolle erreichte Ziele feiern und Probleme diskutieren ... erreichte Ziele feiern. Scheider wird ganz übel bei diesem Gedanken. Niemann weiß genau, dass es da nichts zu feiern gibt. Wenn diesem Kerl der gesamte Planerfüllungsabgrund bekannt wird, ist Scheider geliefert. Mit Niemann klappt das nämlich nie ... denkt Scheider ... auf der andern Seite ist Schütze, der nun in blumigen und feuchten Worten den Beischlaf schildert, anzusehen, dass dieser Parteisekretär bereit ist, alles zu tun, damit sein Baby laufen lernt. Das wäre also eine Abmachung, ein kleines Geschäft zwischen den beiden, so auf die Art - eine Hand wäscht die andere, dann ginge alles seinen sozialistischen ... denkt Scheider ... aber ich darf nicht sofort ja sagen, ich muss ihn zappeln lassen, bis er selbst anbietet, mir bei einer heiklen Sache zu helfen. Wenn die Sache klappt und Anton es tatsächlich erreicht, dass die Menschen nach dem Baby verlangen, dann muss Schütze auch selbst dem Minister erklären, weshalb das Kombinat mit der Planung eines neuen Spielzeuges begonnen hat, bevor es eine Anfrage beim Sekretär für Wirtschaft im ZK der Partei gegeben habe. Er, Scheider, würde sich raushalten, ist doch klar.

- Ich verstehe dich, sagt Scheider plötzlich warmherzig. So können wir das den Genossen natürlich nicht sagen. Dennoch, ich sehe da noch ein Problem. Stell deine wirklich gute Idee doch einmal ins Verhältnis mit unseren Kapazitäten, Anton, die kennst du doch. Wo soll ich die Puppe produzieren lassen? In welcher Halle? Alles ist verplant. Das neue Sortiment steht. Die Fertigungsstraßen sind eingerichtet. Bezieh bitte unsere Planvorgaben mit in deine Überlegungen ein.

Anton weiß, dass Scheider Recht hat. Aber er weiß auch, dass es eine Möglichkeit gibt.

- Sieh mal, sagt Anton verständnisvoll. Wir bauen doch da diese kleine blöde Puppe in Halle 2. Vergleich die beiden doch mal. Welche, meinst du, sieht wie ein Spielzeug aus?

Scheider nickt, hebt aber gleichzeitig die Schultern und sagt hilflos:

- Mag sein, dass deine Puppe bei den Kleinen besser ankommen wird, aber dieses Modell ist auf der Messe der Meister von Morgen ausgezeichnet worden, vom Genossen Sekretär für Wirtschaft im ZK der Partei persönlich. Deshalb müssen wir die auch produzieren.

- Und weil der Konstrukteur ein Studienfreund seiner Tochter ist, ich weiß, aber, Erich, überleg doch mal ... oder, warte.

Anton setzt sich gerade. Ihm ist etwas eingefallen. Tiefsinnig sagt er:

- Wir haben doch die Halle mit dem ganzen Kram, den keiner kaufen will.

- Sag lieber mit der Überproduktion.

- Oder mit der ganz alten Planerfüllung, so besser?

Scheider nickt. Es existiert tatsächlich eine Halle auf dem Gelände, in der alles gelagert wird, was den Betrieb nicht verlassen kann, da es zwar laut Plan produziert werden musste, aber niemals vom Handel bestellt wurde, da sich die Sachen einfach nicht verkaufen ließen. Planmäßige Ladenhüter. Nur – wohin damit?

- Wir machen da Soli-Ware draus, sagt Anton. Wir schicken das nach Kuba und Vietnam und Angola oder sonst wohin. Überschrift – Solidarität und Völkerfreundschaft. So können wir das verkaufen. Da kriegen wir sicher ein paar LKWs von DEUTRANS, die uns die Sachen abholen und zum Verschiffen nach Rostock kutschieren. Und wir haben eine Produktionshalle.

Scheider überlegt. Das wäre eine Möglichkeit.

- Aber wer soll die ausräumen und für die Produktion herrichten? Ich habe keine Leute.

Anton ist sauer.

- Mensch, schimpft er. Scheider, was ist denn los mit dir? Bist doch sonst nich so pessimistisch. Wir holen uns Studenten. Die machen das im Studentensommer für umsonst! Wir stellen ein paar Kästen Bier und ein paar Bockwürste, sollst mal sehen, wie die arbeiten, und das im Sommer, stell dir mal vor, da sind auch junge Weiber drunter ... alles klar?

Scheider muss zugeben, dass Antons Einfälle den alten Schwung erhalten haben. Auch sieht der Kombinatsdirektor seine Zukunft auf diesem Tisch in einem etwas gesicherten Licht. Und Anton überlegt hin und her, weshalb sein Chef so reserviert ist ... da kommt er plötzlich drauf. Natürlich ist ihm nicht entgangen, dass die Produktion des Kombinates im letzten Jahr wahrscheinlich hinter den Planvorgaben zurückgeblieben ist.

- Hast du die Zahlen vom letzten Jahr, fragt er unvermittelt und tut dabei so, als ob es ihn nur beiläufig interessiere.

Scheider fühlt sich ertappt und will unwissend spielen.

- Was hat das hier zu suchen?

- Aha, stellt Anton fest. Du hast sie. Und, wie sehen sie aus?

Scheider kann nicht anders. Zwar will er stark bleiben, aber er kann seinem Freund nichts vormachen. Ihm schießen vor Planungslast die Tränen in die Augen. Er steht auf, holt eine Flasche Zaraptaner und zwei Gläser aus seiner kleinen Zimmerbar, stellt alles auf den Tisch, schenkt ein und prostet Anton zu. Beide trinken mit einem Nicken aus. Und Anton weiß – wenn sein Freund diesen Schnaps auf den Tisch stellt, dann ist wirklich was am Dampfen. Das ist ein wahres Teufelszeug. 75% hat der. Schwarz gebrannt in Neudietendorf, nicht weit von hier. Scheider kennt den Brenner persönlich. Seit Jahren sind sie dicke Freunde, nicht nur wegen des Schnapses. Öhlie sein Name. Und der kann brennen, wahres Öl ist das. Und zu kaufen gibt es das nicht. Außer in dem Laden auf dem Dorf. Und nur für Freunde.

- So schlimm?, fragt Anton mitleidvoll.

- Ja, erwidert Scheider und schenkt nach. Noch schlimmer. Ich brauche deine Hilfe. Ich bin am Ende.

Anton überlegt. Er sieht seinen Freund vor sich sitzen, zusammengesunken und kurz vor dem persönlichen Bankrott. Auf der anderen Seite – eine Hand wäscht die andere. Das geht dann alles seinen sozialistischen.

- Also gut, sagt er. Ich mach es. Ich helfe dir beim Frisieren, unter der Bedingung, dass mein Hochschulbaby auf die Welt kommt.

Scheider schenkt wieder nach. Wenn ihm nicht das Wasser bis zum Hals stünde.

Und mit festen Worten schiebt Anton seinen Entschluss hinterher:

- Du kümmerst dich um die Zahlen, die ich unterschreibe. Ich kümmere mich um mein Baby, dessen Produktion du unterschreibst.

- Kann ich mich auf dich verlassen?

- Auf mich ja, aber auf den Niemann?

- Der darf das nicht erfahren.

- Niemals.

Beide prosten sich zu. Der Schnaps brennt im Rachen, läuft dann ölig die Kehle runter und vertreibt jedes schlechte Gewissen.

- Mit dieser Puppe, mein Lieber, will Anton noch etwas Nettes sagen, spielen wir Münchhausen und ziehen uns aus dem Dreck.

Scheider betrachtet die Zeichnung nochmals. Nun kann er ohne Zweifel und unvoreingenommen die Skizzen studieren. Und plötzlich gefällt sie ihm, lächelt sie ihm zu wie eine Frühlingssonne. Es ist eine wirklich gelungene, rundum runde und lustige kleine Babypuppe, die Schütze da gemalt hat. Vielleicht hat Anton Recht? Vielleicht hilft diese Puppe dem Kombinat, also ihnen beiden?

Erich streicht sich durch sein volles Haar und stöhnt leise:

- Kann ich mich wirklich auf dich verlassen?

- Sicher, erwidert Anton bestimmt. Wir brauchen aber eine Maschine.

Scheider blickt seinen Freund misstrauisch an, lehnt sich zurück. Will der ihn verkohlen? Eine Maschine brauchen sie immer.

- Und, fragt der Direktor skeptisch. Was für eine Maschine?

Schütze wird lebhaft, rückt nah an den Schreibtisch heran. Vor Erregung trägt er Schweißperlen auf der Stirn. Die wischt er sich mit behaartem Handrücken ab und verhaspelt sich fast mit seinen Worten, so erregt ist er nun in der Aussicht auf seinen Erfolg:

- Ich habe das mal durchkonzipiert. Wir brauchen eine von den Russen, aus Irkutsk, du weißt doch, die haben für uns schon vor Jahren mal eine gebaut.

- Erinner mich bloß nicht daran! Wir haben zwei Jahre darauf gewartet!

- Diesmal nicht. Die Maschine ist ganz einfach, glaub mir.

- Und wie willst du sie bezahlen?

Anton überlegt kurz. Das ist wirklich ein Problem. Und die Skepsis Scheiders wächst im gleichen Maße wie seine linke Augenbraue in die Stirnfalten hinein. Sollte es wirklich möglich sein, mit Anton und seiner Puppe das Ende als Kombinatsdirektor noch zu verschieben?

- Und, fragt er vorsichtig. Wie ist dein Plan?

- Hör zu ... vielleicht können wir das überflüssige Zeug aus der alten Lagerhalle auch anderweitig loswerden, ich meine, wir machen aus der Soli-Ware einfach Naturalfinanzen ...

Beide Köpfe hängen noch lange zusammen und reden.

Am selben Abend denkt der Betriebsleiter des VEB Kombinat Spiel- und Plüschwaren „Erfi“ aus der beschaulichen, etwas heruntergekommenen vorthüringischen Bezirksstadt Erfurt bei der Zusammenstellung und dem Abschluss der Planzahlen für das Jahr 1975 an seinen Frisör. Und der Parteisekretär segnet die Zahlen mit seiner Unterschrift ab und denkt nur noch an seine Puppe.

Hochschulbaby

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