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Sechs

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Winnebago nahm einen letzten tiefen Zug aus seiner Camel und schnippte den Stummel über den Gehweg in einen Gully. „Und was hast du ihnen geantwortet?“ fragte er, als sie die Union Street überquerten.

„Die Wahrheit natürlich. Ich habe ihnen gesagt, dass wir die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen sind, Leute von der Mauer des Botschaftsgeländes in Saigon zurück auf die Straße zu schubsen und dass ihre Informationen schlicht Scheiße sind. Wir haben auf kein Geld aufgepasst.“

„Haben das sie dir geglaubt?“

„Natürlich nicht.“

Eddie und Winnebago liefen die Columbus Avenue hinunter in Richtung North Beach, dem italienischen Viertel der Stadt, dessen Zentrum der Washington Square ist.

„Ich kann mich auch nicht daran erinnern, irgendwelches Geld bewacht zu haben. Glaub‘ mir, ich weiß genau wie Geld aussieht und das wär‘ mir aufgefallen.“

„Der Secret Service sieht das anders.“

Eddie vergrub die Hände in den Taschen seiner Lederjacke. Sie überquerten den Washington Square und hielten direkt auf die St. Peter and Pauls Cathedral zu, deren Türme Eddie irgendwie an eine kitschige Hochzeitstorte erinnerten.

„Die Frage ist, wer Recht hat, Winnebago. Wir oder die.“

„Was zum Teufel soll das denn heißen?“

„Ich meine, vielleicht wissen wir ja tatsächlich irgendetwas, von dem wir gar nicht wissen, dass wir es wissen, weißt Du?

„Um Himmels willen, Eddie! Wer von uns beiden hat sich eigentlich in den letzten zwanzig Jahren das Hirn weich gekifft, du oder ich?“

„Ich meine das ernst. Denk doch mal nach. Vielleicht haben wir damals in Saigon tatsächlich etwas von der Sache mitbekommen. Weil wir aber gar nicht wussten, worum es eigentlich geht, konnten wir es nicht einordnen…“

Eddie beobachtete den aufkommenden Nebel, der das vor ihnen in der Bucht von San Francisco liegende Alcatraz bereits verschluckt hatte und sich jetzt langsam landwärts schob. Erste Schwaden krochen bereits wie Tentakel über die Fishermen’s Wharf und erreichten die Columbus Avenue. In ein bis zwei Stunden, vermutete Eddie, würde die Stadt vollkommen eingehüllt von dieser weißen Wolke. Dann würden nur noch die Spitzen der Hochhäuser zu sehen sein.

Der berühmte Nebel von San Francisco passte irgendwie perfekt zu dieser Stadt, fand Eddie. Er gab den Menschen die Chance, sich von den schrillen Farben zu erholen von denen sie überall umgeben waren. Alles wurde blasser, unschärfer, die Wahrnehmung veränderte sich. Es war derselbe Schleier, der über diesen beiden verdammten Fotos lag, jedes Mal, wenn Eddie sie betrachtete.

„Wir waren doch nur das Kanonenfutter, Winnebago. Die meiste Zeit über hatten wir doch überhaupt keine Ahnung wo wir waren, und den Rest der Zeit wussten wir nicht was wir taten.“ Eddie versuchte, seine Erinnerungslücken zu entschuldigen.

Er senkte den Kopf und sprach leise weiter. Er fühlte sich nicht wohl bei dem was er sagte, aber irgendwie lag es auf der Hand.

„Vielleicht war es so und wir wussten es einfach nicht. Vielleicht waren wir tatsächlich in der Nähe dieses verdammten Geldes, nur, gesagt hat uns das natürlich keiner.“

Winnebago wollte etwas erwidern, doch Eddie stoppte ihn mit einer Handbewegung und fuhr fort.

„Überleg‘ doch mal. Erst schickt mir jemand diese Fotos. Dann, ein paar Tage später, tauchen diese Typen vom Secret Service in meinem Büro auf und fragen mich, was ich mit den 400 Millionen gemacht hätte, die ich in Saigon bewacht habe. Das kann doch kein Zufall sein. Und wenn es irgendwie zusammenhängt“ Eddie klopfte Winnebago mit der Hand auf die Schulter „dann gibt es außer dem Secret Service irgendwo da draußen noch jemanden, der glaubt, ich wüsste etwas darüber.“

Sie erreichten das andere Ende des Washington Square und Eddie steuerte auf eine leere Parkbank zu, von der aus sie einen guten Blick auf die Kirche hatten.

Dort saßen sie eine Weile lang schweigend nebeneinander. Winnebago massierte sich mit der Hand den Nacken, dann räusperte er sich.

„Was, wenn das gar nicht der Secret Service war, sondern dieselben Typen, die dir die Fotos geschickt haben?“

„Das war auch mein erster Gedanke, als diese vier Clowns in meinem Büro standen. Aber es ergibt keinen Sinn. Wieso sollte sich jemand erst die Mühe mit den Fotos machen, wenn er dann doch mit der Kavallerie bei mir anrückt?“ Eddie sah auf die Uhr. „Egal, vielleicht kann uns Wuntz noch einmal weiterhelfen. Er wollte um neun Uhr hier sein.“

„Bist du sicher, dass du mit ihm darüber reden willst, Eddie?“

Eddie sah Winnebago von der Seite an. „Seit wann bist du denn so misstrauisch?“

„Seit dem Moment, als ich diesen roten Kreis um meinen Kopf gesehen habe.“

Eddie erinnerte sich an Wuntz‘ Gesichtsausdruck, als sie sich über seinen Sohn unterhalten hatten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich nie Gedanken darüber gemacht, ob und wie sehr er Wuntz vertrauen würde. Darüber war er sich jetzt sicher, aber er hatte keine Ahnung, wie er das Winnebago erklären sollte. Also sagte er schließlich „Mach‘ dir keine Gedanken über Wuntz. Der ist okay.“

Eddie lieferte keine weiteren Erklärungen für seine Behauptung und Winnebago gab sich zufrieden mit der Antwort. Stattdessen stellte er seine eigenen Vermutungen an:

„Das ist doch alles Schwachsinn. Wie soll denn so viel Geld verschwinden? Das wiegt doch alles zusammen mindestens eine Tonne oder so. So was steckt doch keiner einfach in die Hosentasche und haut ab.“

„Um die zehn Tonnen.“

„Zehn Tonnen Geld?“

Eddie nickte und Winnebago stieß einen leisen Pfiff aus. Jetzt erst schien ihm langsam klar zu werden, worum es hier eigentlich ging.“

„Das mit unserem alten Hauptmann ist ja richtig traurig“ begann Winnebago nach einer respektvollen Pause, „der hätte sicher eine Erklärung für all das gehabt.“

Eddie hatte versucht, möglichst wenig an Austin zu denken, aber das Bild, wie er dalag, mit verdrehtem Körper mit dem zertrümmerten Schädel in irgendeiner Gasse von Bangkok, es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

„Sag mal, Eddie, du glaubst aber nicht, dass der Hauptmann wegen dieser Sache dran glauben musste.“

Eddie drehte sich ganz langsam zu Winnebago und blickte ihm fest in die Augen.

„Das“ sagte er, „hätte uns jetzt gerade noch gefehlt, nicht wahr?“ Winnebago wich Eddies Blick aus und sah in Richtung Kirche.

Ein schmutziger brauner Ford bog ein wenig links von ihrer Bank auf einen Behindertenparkplatz ein und machte zweimal kurz Lichthupe. Wuntz stieg aus, kam gemächlich auf sie zu und ließ sich neben Eddie auf die Bank fallen.

„Behindert bist du aber noch nicht, oder?“ fragte Eddie.

„Doch“ antwortete Wuntz freudig, „schwere Psychose.“

Wuntz blickte an Eddie vorbei auf Winnebago, zeigte mit dem Daumen auf ihn und fragte „Wer ist er denn?“

„Der zweite rote Kreis.“ erklärte Eddie.

Winnebago beugte sich ebenfalls vor und bot Wuntz die Hand an „Winnebago Jones.“

„Halbchinese oder sowas?“ fragte Wuntz als er ihm die Hand schüttelte.

„Amerikanischer Ureinwohner.“ antwortete Winnebago und Eddie sah ihn verwundert an.

„Dann lasst mal eure heißen Neuigkeiten hören“ sagte Wuntz, lehnte sich dabei zurück und verschränkte die Arme hinter dem Nacken. „Die Nacht rückt näher und ich muss nachher noch ein paar Nutten hochnehmen.“

Nun starrten sie zu dritt auf die beiden Türme der St. Peter and Pauls Cathedral vor ihnen, während Eddie seinem Bekannten die Geschichte von den vier Besuchern in seinem Büro in allen Einzelheiten erzählte.

„Das ist ja ein Hammer“ sagte Wuntz eine ganze Weile nachdem Eddie fertig war.

„Kannst du für uns herausfinden, wer genau diese Typen waren?“

„Du hast dir doch ihre Dienstmarken zeigen lassen. Waren die echt oder nicht?“

„Zumindest sahen sie echt aus.“

„Und du hast wirklich keine Ahnung von alldem?“

„Wuntz, habe ich dich jemals belogen?“

„Nein, wahrscheinlich nicht. Aber bisher haben wir auch noch nie über 400 Millionen Dollar gesprochen, oder?“

„Das machen wir jetzt auch nicht. Wir sprechen über vier Typen, die behaupten sie seien vom Secret Service und die denken ich wüsste, wo die 400 Millionen sein könnten. Weiß ich aber nicht.“

Wuntz sagte nichts. Nach einer Weile zog er das Telefon aus der Innentasche seiner Jacke, stand auf und ging tippend soweit von der Parkbank weg, bis er außer Hörweite war.

Winnebago steckte sich eine Camel an und Eddie streckte die Beine vor sich aus. Keiner der beiden sprach ein Wort während sie auf Wuntz warteten. Winnebago wollte sich gerade die nächste Zigarette anzünden, als der Polizist zurückkam.

„Rauchen ist in San Francisco mittlerweile fast überall verboten“ sagte er, als er sich wieder hinsetzte und das Telefon in seiner Jacke verstaute. Winnebago bot Wuntz eine Zigarette an und der der griff gern zu. Dann beugte er sich vor, damit Winnebago ihm mit seinem Zippo Feuer geben konnte. Er zog den Rauch tief ein und seufzte ein wenig beim Ausatmen.

„Deine Besucher sind tatsächlich vom Secret Service und jetzt halt Dich fest: Reidy ist der Leiter irgendeiner Sonderermittlungsgruppe beim Finanzministerium. Aber keiner scheint so genau zu wissen, was die da eigentlich treiben. Task Force Volare. Komischer Name. Genau wie Dean Martin schon gesungen hat:

Volare … oh oh

E contare … oh oh oh oh

No wonder my happy heart sings

Your love has…

Eine ältere mit Einkaufstüten bepackte Chinesin schlurfte an der Parkbank vorbei und warf einen verstohlenen Blick auf das seltsame Trio. Wuntz hielt inne.

„Voltaire, Wuntz“ sagte Eddie leise. „Nicht Volare. Die Task Force heißt Voltaire.“

„Vol-was bitte?“

„Himmel noch mal“ mischte Winnebago sich ein, der sich jetzt auf literarischem und somit sicherem Terrain wähnte. „Lest ihr Bullen denn gar nichts außer Micky-Maus-Heften? Voltaire war einer der meistgelesenen und einflussreichsten Autoren der französischen und europäischen Aufklärung.“

Wuntz sah ihn an. „Was mich betrifft, hat das mit der Aufklärung auch ohne die Franzosen ganz gut geklappt.“

Winnebago verdrehte die Augen und suchte bei Eddie nach Unterstützung. Der aber hatte von dem kleinen Wortgefecht seiner Freunde kaum etwas mitbekommen. Stattdessen saß er in gedankenversunken zwischen den beiden, kaute auf seiner Unterlippe und starrte in die Nacht. Das alles war ihm ziemlich unheimlich.

„Hör‘ mal“ sagte Wuntz. „Wenn du nichts von alldem weißt, Eddie, woher zum Teufel willst du dann wissen, das es Voltaire und nicht Volare ist?“

„Reidy hat es erwähnt. Er sagte, der Plan, das Geld aus Saigon heraus zu schaffen, bevor der Vietcong es in die Finger bekam, hieß Operation Voltaire.“

„Soso“. Wuntz dachte eine Weile darüber nach. „Und wer war für diese Operation verantwortlich?“

„Ein Hauptmann der US Marines.“

„Doch nicht etwa…“

„Genau der“ nickte Eddie und verzog das Gesicht.

Wuntz schwieg für eine Weile. Dann stellte er genau die Frage, die Eddie sich schon seit geraumer Zeit selbst mehrfach gestellt hatte. „Voltaire klingt nicht gerade nach einem typischen Codenamen für eine Marineoperation. Wie ist das zustande gekommen?“

„Ich habe nicht die geringste Idee“ sagte Eddie.

Winnebago lehnte sich über Eddie um so dicht wie möglich an Wuntz heran zu kommen und sagte „“Im Jahr 1759 schrieb Voltaire die Candide, das war eines seiner ab-so-lu-ten Meisterwerke…“

„Halt‘ bloß die Klappe“ raunzte Wuntz ihn an.

„Kannst du es nicht nochmal über deinen Kumpel bei der DEA versuchen? Ich meine, etwas mehr über diesen Reidy und seine Task Force heraus zu finden?“ fragte Eddie.

„Ich fürchte, bei dem ist das Limit erreicht. Der behandelt mich jetzt schon wie ein Pickel am Hintern.“

„Also, wenn Reidy und seine Truppe echt sind, dann heißt das, die Fotos kommen aus irgendeiner anderen Quelle. Das ist auch kein schöner Gedanke.“

„Du solltest mal davon ausgehen, Eddie, dass ihr da in etwas Größeres hinein geraten seid. Da sind mehrere hinter euch her.“

„Ach nein, und wer soll das sein?“ wollte Winnebago wissen, während er eine seiner Zigaretten austrat.

Winnebagos Frage blieb unbeantwortet, stattdessen regten sich menschliche Bedürfnisse bei Wuntz „Habt ihr Hunger? Verdammt, dieser ständige Pizzaduft hier in North Beach macht mich immer ganz nervös.“

„Wenn das alles irgendwie miteinander zusammen hängt und dem großen Unbekannten geht es auch um das Geld, warum schickt er mir dann diese seltsamen Fotos?“ fragte Eddie in die Runde. „Ich meine, wenn Reidy nicht aufgetaucht wäre, wüsste ich doch jetzt immer noch nicht, worum es geht.“

„Da hätte ich schon eine Erklärung“ antwortete Wuntz, der noch einmal hörbar den Pizzaduft durch die Nase aufsog, nur um dann seinen Wunsch an ein Abendessen aufzugeben. „Was würdest du denn machen, wenn du hinter etwas her wärst, das die derjenige, der’s hat, nicht geben will?“

„Naja, ich würde den Typ solange unter Druck setzten, bis er mir gibt, was ich haben will.“

Winnebagos Blick wurde wieder einmal sehr nervös und er begann, in seinen Taschen nach den Zigaretten zu wühlen.

„Das ist zu einfach, so funktioniert das meistens nicht“ antwortete Wuntz und schüttelte energisch den Kopf. „Denk doch mal nach. Wenn der Anreiz groß genug ist, musst du schon eine Menge Druck aufbauen, um jemand zum Reden zu bringen. Ich denke du stimmst mir zu wenn ich sage, dass 400 Millionen ein verdammt großer Anreiz sind.“

„Was würdest du denn machen?“

„Ich denke mal, bevor ich so viel Geld aufgeben würde, müsste mich jemand schon ziemlich ran nehmen. So mit Fingernägel ausreißen oder Zigaretten auf dem Sack ausdrücken. Naja, du weißt schon, was ich meine.“

Winnebago verschluckte sich und begann mächtig zu husten.

„Das sind ja schöne Aussichten. Aber es ist nicht die Antwort auf meine Frage.“

„Naja, Folter ist Gott sei Dank nicht jedermanns Sache. Aber wenn an deiner Geschichte etwas dran ist, dann geh‘ mal davon aus, dass das nur der Anfang war.“

„Und was passiert als nächstes?“

„Nichts.“

„Wuntz, zum Donnerwetter, mach‘ mich nicht wahnsinnig. Du sagst du hast eine Erklärung und dann widersprichst du dir andauernd selbst.“

„Erst einmal will dir jemand einen ordentlichen Schreck einjagen.“

„Gut. Ich gebe zu, das ist diesem jemand ausgesprochen gut gelungen. Aber wenn der jetzt vorbei käme und mich nach dem Geld fragen würde, würde ich es ihm ja trotzdem nicht einfach geben, oder?“

„Ich dachte, du wüsstest gar nichts von dem Geld.“

„Herrgott, weiß ich ja auch nicht. Nur mal angenommen,…“

Wuntz legte sein Polizistenlächeln auf, das bedeuten sollte: Ich weiß genau, wann jemand lügt.

„Schluss jetzt, Wuntz.“

„Du hast mich immer noch nicht verstanden, Eddie. Vielleicht weißt du wirklich nichts. Dein Problem ist aber, dass dir das niemand mehr glauben wird. Aber darüber würde ich mir an deiner Stelle keine allzu großen Sorgen machen. Ich denke nicht, dass hier noch jemand auftauchen und irgendwelche Fragen stellen wird.“

Als Eddie nichts erwiderte fuhr Wuntz fort „Wer auch immer dahinter steckt will, dass du dich bewegst. Wenn du etwas weißt, sagt er sich, wirst du seine Hinweise verstehen und den nächsten Schritt von ganz allein machen.“

„Du meinst, was ich jetzt machen würde, wenn ich wirklich wüsste, wo die 400 Millionen sind?“

„Genau.“

„Ich denke mal, ich würde mir so viel schnappen, wie ich tragen kann und mir in irgend einem Land ohne Auslieferungsabkommen mit den USA einen schönen weißen Sandstrand aussuchen und mich dort ganz unauffällig zur Ruhe setzen.“

„Genau, das ist es, Eddie“. Wuntz faltete die Hände und machte einen Gesichtsausdruck, den er wohl für professionell hielt. „Du würdest dich bewegen, und zwar auf direktem Weg dorthin, wo dich der große Unbekannte haben will. Zum Geld.“

„Jetzt hör‘ aber auf, Wuntz. Wir reden hier von etwa zehn Tonnen Gold und Bargeld. So was kann ja keiner hinterm Haus vergraben haben. Und es ist über zwanzig Jahre her. Das Geld ist doch längst irgendwo versickert. Konten, Wertpapiere, Immobilien, … Investiert eben.“

Wuntz gab sich unbeeindruckt „Mag sein, letztlich macht das aber keinen Unterschied. Das Prinzip ist dasselbe.“ Eddie wollte etwas erwidern aber Wuntz brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und fuhr fort „Wenn er dich nur erst genug aufgescheucht hat, wirst du dich bewegen. Darauf baut er. Du wirst nachsehen wollen, ob deine Beute noch sicher ist. In welcher Form auch immer. Das ist eine normale menschliche Reaktion.“

„Und wenn ich das machen würde…“

„…stünde, wer auch immer dir diese Bilder geschickt hat, direkt hinter dir, da kannst du dir sicher sein“ nickte Wuntz seine Zustimmung.

„Das würde aber bedeuten, dass ich beobachtet werde“ überlegte Eddie weiter.

„Natürlich“ nickte Wuntz.

Winnebago flüsterte „oh mein Gott, das wird ja immer schlimmer“ und suchte den Washington Square mit den Augen sofort misstrauisch nach verdächtigen Personen ab.

„Vielleicht hat er auch Zugriff auf deine Kontobewegungen und wartet nun im Verborgenen darauf, dass etwas Verdächtiges passiert“ fuhr Wuntz fort. „Er hat dich vielleicht schon länger im Visier und du hast keine Ahnung davon.“

„Na großartig“ antwortete Eddie. „Das ist es also, daher die Bilder.“

„Also ich würde so vorgehen, Eddie. Das ist wesentlich effektiver als Folter und auch deutlich eleganter.“

Je länger Eddie über Wuntz‘ Theorie nachdachte, umso mehr musste er zugeben, dass vieles dafür sprach - und umso besser fühlte er sich. Wenn Wuntz Recht hatte, brauchte er eigentlich nur gar nichts zu machen. Er wusste nicht wo das Geld war, Punktum. Also konnte er auch keine verdächtigen Sachen unternehmen. Er würde einfach seinem ganz normalen kleinen Rechtsanwaltsleben in San Francisco weiter nachgehen und wer auch immer ihn dabei beobachtete, würde sehr bald gelangweilt aufgeben. Nach einer Weile würde der Spuk vorbei sein.

Und der Secret Service? Was konnte der ihm anhaben? Nichts! Er wusste nichts von der Operation Voltaire und er konnte auch ihnen deshalb auch nicht sagen, wo das Geld ist, nachdem sie alle suchten, sooft sie auch fragen mochten. Selbst Reily würde das irgendwann einmal verstehen müssen.

Ja, dieses Gespräch mit Wuntz hatte Eddie Dare richtig gut getan. Wuntz hatte mit seiner Analyse bestimmt Recht. Er würde die ganze Angelegenheit einfach aussitzen und als lustige Anekdote seines Lebens abhaken. Vielleicht hatte diese ganze Geschichte ja auch eine gute Seite. Immerhin steckte ja tatsächlich ein Funke Wahrheit darin und ein bisschen ausgeschmückt würde sie eines Tages vielleicht mal eine Frau in irgendeiner Bar in San Francisco beeindrucken.

Wuntz ist schon ein cleveres Köpfchen dachte Eddie noch lange nachdem sie sich getrennt und den Washington Square in unterschiedliche Richtungen verlassen hatten. Das ganze Wochenende über dachte er so und auch noch am Montagmorgen, solange jedenfalls, bis er ins Büro kam und Joshuas Gesicht sah.

Joshua blickte Eddie direkt in die Augen als er zur Tür hinein kam, sagte nichts, spitzte aber die Lippen zu einem stummen Pfiff und deutete mit dem Kopf in Richtung Eddies Bürotür, die geschlossen war.

„Secret Service?“ flüsterte Eddie.

Joshua schüttelte den Kopf und zog die Augenbrauen sehr hoch. Eddie kam spontan der Gedanke, dass Kelly Wuntz vielleicht doch nicht ganz so clever war, wie er es am Freitag noch angenommen hatte.

Die Große Mango

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