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Die Variationen

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Beethoven schrieb in jedem Lebensabschnitt Variationen, viele als gesonderten, in sich geschlossenen Satz, manche in Sonaten eingebettet. Sie reichen von den gefälligen (einige der Jugendwerke) bis zu den überragenden „Diabelli-Variationen“, Op. 120 – sein letztes großes Werk für Klavier –, und den Variationen in den Sonaten Op. 109 und 111. Eigentümlicherweise zählt ein Variationssatz Beethovens, der am häufigsten gespielt wird, zu den am wenigsten interessanten: die 32 Variationen über ein eigenes Thema in c-Moll. Nur unter den außergewöhnlichsten Händen klingen diese leichten Variationen nach mehr als einer Folge hochklassiger Übungen eines Hanon oder Czerny. Gewinnender und weniger trivial sind die pfiffigen und manchmal amüsanten Variationen über Rule, Britannia und God Save the King; aber es gibt nur drei Variationssätze, die uns den wahrhaft erlesenen Beethoven zeigen. Der erste sind die interessanterweise so genannten Sechs Variationen F-Dur, Op. 34 – interessant, weil nur die letzte der Variationen in dieser Tonart steht (keine zwei Variationen teilen hier eine Tonart). Es folgt der großartige Variationssatz, der zur selben Zeit komponiert wurde (1802) und heute für gewöhnlich als „Eroica-Variationen“ bekannt ist, da das Thema aus dem Finale der „Eroica“-Sinfonie bekannt ist. Allerdings liegt das Klavierwerk zeitlich vor der Sinfonie. Hier gibt es nichts Unerfreuliches, sondern eine Fülle an Erhabenheit, Fantasie, Virtuosität und Humor. Sogar das Thema ist humorvoll, mit seinem neckischen Erklingen der ersten Haupttöne und den rauen Unterbrechungen, wo Beethoven sich über seine eigene Ernsthaftigkeit zu mokieren scheint. Eine der anziehendsten Seiten des Charakters Beethovens ist, dass sein Sinn für Humor plötzlich in den überraschendsten Zusammenhängen auftaucht. Ein auffallendes Beispiel ist sein letztes großes Klavierstück, die „Diabelli-Variationen“, deren Monumentalität einen Überfluss an typischen Beethoven-Scherzen nicht ausschließt. Die Art, in der er sich in der ersten Variation über das belanglose Thema lustig macht, ist hervorragend zu höchster Kunst erhoben. Ein gnadenloserer Schlag ins Gesicht eines kleinen Komponisten durch einen großen wurde nie abgegeben. Die Männer von den Knaben derart getrennt, fährt Beethoven fort, aus diesem „Schusterfleck“ (wie Beethoven den Diabelli-Walzer nannte) ein gigantisches Bauwerk überwältigenden Denkvermögens und emotionaler Bandbreite zu errichten. Laut dem Komponisten selbst ist das Werk auch ein Kompendium von allem, was er über pianistische Technik wusste.

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