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Goethes Briefe
an
Chr. G. Schönkopf und seine Tochter Käthchen
Ia

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Mademoiselle,

Hr. Goethe dem bekanndt ist, daß Scheere, Messer, und Pantoffeln, diejenigen Mobielien sind die am meisten bey Ihnen auszustehen haben, schicket Ihnen hiermit, eine mittelmäsige Scheere, ein gutes Messer, und Leder zu zwey Paar Pantoffeln. Sie sind alle von gutem Stoffe, dauerhafft, und mein Herr hat ihnen noch überdieß die möglichste Geduld anbefohlen, doch aber glaubt ich nicht daß Klingen und Leder so lange bey Ihnen aushalten werden als Er. Nehmen Sie mir's nicht übel, ich sage wie ich's denke, drittehalbjahre das können Sie weder von einem Pantoffel noch von einem Messer, noch von – das lass ich dahingestellt seyn – Verlangen, denn grausam gehen Sie mit allem um was sich unter Ihre Herrschafft begiebt oder begeben muß. Zerreisen und zerbrechen sie alles, biß Ostern, da steht Ihnen neue Waare zu Diensten, und erinnern Sie Sich manchmal bey diesen Kleinigkeiten, daß mein Herr noch beständig wie sonst Ihnen ergeben ist. Selbst hat er nicht an Sie schreiben wollen, um sein Gelübte, nie vor dem ersten eines Monats Ihnen einen Brief zu schicken, nicht zu brechen. Mittlerweile, das ist, zwischen heut und dem ersten October, empfielt er sich durch mich ganz ergebenst, und ich nehme diese Gelegenheit, mich Ihnen Gleichfalls zu empfelen.

Michel, sonst Herzog genannt, nach Verlust seines Herzogtums aber, wohlbestellter Pachter auf des gnädigen Herren hochadelichen Rittergütern.43

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Mit Beziehung auf die S. 32 erwähnte Aufführung des Lustspiels von Krüger, in welchem ein Knecht Michel, der eine Nachtigall gefangen und von dem hohen Preise derselben gehört hat, mit dem Ertrage immer mehr zu gewinnen und zuletzt ein Herzogthum zu kaufen sich träumt, und schon als eingebildeter Herzog gegen seinen Herrn und dessen Tochter Hannchen sich beträgt. Da läßt er, wie er seine Pläne dem staunenden Mädchen ausmalt, seine Nachtigall fliegen, wird wieder vernünftig und tröstet sich mit ihrer Liebe.

Goethes Briefe an Leipziger Freunde

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