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Die Grundausbildung

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Für das Training von Kriegern gibt es in Skandinavien keinen förmlichen Rahmen. Alle Freien haben das Recht, Waffen zu tragen, also ist die Ausbildung mit der Waffe überwiegend Sache der Familienmitglieder. Wahrscheinlich können Sie sich nicht mehr an das erste Mal erinnern, als Sie ein Spielzeugschwert geschenkt bekamen. Falls Ihr Vater seine Pflichten ernst genommen hat, war das höchstwahrscheinlich am gleichen Tag, an dem Sie Ihre ersten eigenen Schritte gemacht haben, ohne sich bei Ihrer Mutter festzuhalten. Wenn Sie das Glück haben, mit einem reichen Vater gesegnet zu sein, dann haben Sie Ihre ersten Eisenwaffen vermutlich ungefähr mit zehn Jahren bekommen. Sicher, sie waren kleiner und leichter als die Ihres Vaters, aber diesen Tag haben Sie bestimmt nicht vergessen: Das war das erste Mal, dass Sie sich ein bisschen als Mann gefühlt haben.


Die erste Waffe der meisten Jungen ist ein Holzschwert. Man kann eine Menge lernen, einfach indem man mit den Freunden Wikinger spielt. Zwar werden Sie sich nicht ernsthaft verletzen, aber ein fester Treffer mit einem Holzschwert tut weh genug, damit Sie etwas daraus lernen.

Umfang und Qualität der Ausbildung, die hinter Ihnen liegt, hängen hauptsächlich vom Reichtum und Ansehen Ihrer Familie ab. Falls Sie aus einer Familie armer Pachtbauern kommen, haben Sie wahrscheinlich nicht viel Gelegenheit zum Training, weil Ihre Arbeitskraft ständig auf dem Hof gebraucht wird. Ihrem Vater gehören ein alter Speer, ein Schild und ein Beil zum Holzhacken, aber von den beiden Erstgenannten hat er selten Gebrauch machen können. Vielleicht hat er mit dem Aufgebot im Schildwall gestanden oder sich sogar an einem Raubzug unter Führung seines Oberhaupts beteiligen können, aber ebenso gut kann sich seine Kriegserfahrung darauf beschränken, Nachschub geliefert zu haben, damit andere kämpfen konnten. Mehr Glück haben Sie gehabt, falls Ihr Vater ein Herse ist. Dann besitzt er eine komplette Ausrüstung und hat sicher das Aufgebot des Ortes in die Schlacht geführt – vielleicht sogar Wikingerzüge geleitet und seinem König oder Jarl während längerer Feldzüge gedient. Er hat Ihnen viel beibringen können, aber trotzdem haben Sie nicht das Training bekommen, das dem Sohn eines Jarls oder eines Königs offensteht. Diese privilegierten Jungen, die auf keinem Hof helfen mussten, können von klein auf ein Vollzeittraining mit den besten Waffen und Rüstungen absolvieren, unter ständiger Anleitung der erfahrenen Krieger aus dem Gefolge ihrer Väter. Aber verschwenden Sie keine Zeit mit Neid – nutzen Sie jede Gelegenheit zum Training.

Kommen Sie nicht aus den privilegierten Schichten, dann haben Sie die Chance, etwas übers Kämpfen zu lernen, sobald Sie alt genug sind, zur Heerschau für das örtliche Milizaufgebot anzutreten. Das ist die Zeit, in der der Häuptling und seine Gefolgsleute die Aufgebote in Schild- und Speerkampf und in einfacher Taktik wie dem Schildwall trainieren. In Küstengegenden haben Sie zusätzlich die Chance, das Segeln und Rudern von Langschiffen zu üben. Passen Sie gut auf, zeigen Sie sich einsatzbereit und aggressiv, dann werden Sie vielleicht auf einen Beutezug mitgenommen. In Notfällen kommt es durchaus vor, dass das erste Training für einige junge Leute dann stattfindet, wenn der Schildwall unmittelbar vor Beginn der Schlacht gebildet wird. Es versteht sich von selbst, dass das nicht ganz so ideal ist.

Tipp: Bei Sportarten mit Wettkampfcharakter wie Ringen, Speerwurf und Bogenschießen mitzumachen, ist ein anderer Weg, sein Talent als Krieger zu entwickeln und vorzuführen. Wenn Sie eine aggressive Neigung verraten, wird man Sie eher darin bestärken als Sie tadeln. Der berühmte isländische Wikinger Egill Skalla-Grimsson war erst sieben, als ihm ein nachsichtiger Nachbar eine Axt gab, mit der Egill dann einen älteren Jungen tötete, der ihn während eines Ballspiels verprügelt hatte. Egills Mutter sagte, sie meine, dass in ihm ein echter Wikinger stecke, und drängte ihren Mann, einen Häuptling in der Gegend, ihm ein Schiff und einige Männer zu geben, sobald er alt genug sei.


Die Ausbildung zum Bogenschützen muss von klein auf beginnen, damit ein Schütze die nötige Kraft im Oberkörper aufbauen kann. Schießen ist ein beliebter Sport und kann einem außerdem ein Abendessen besorgen.

Wie alt müssen Sie sein, um Krieger zu werden? Rechte und Pflichte eines Erwachsenen, den Milizdienst eingeschlossen, fallen Ihnen im Alter von 15 oder 16 Jahren zu, je nach Sitten und Gesetzen – aber wahrscheinlich müssen Sie ein paar Jahre länger warten, ehe Sie für einen Beutezug ausgesucht werden. Das übliche Mindestalter für das Ausheben von Kriegern ist 18, wenn ein junger Mann seine körperliche Bestform erreicht.

Die meisten Anführer rekrutieren lieber keine Krieger über fünfzig, und ehrlich gesagt, so lange leben auch nicht viele. Ganz junge und ganz alte Männer ziehen trotzdem oft ins Feld und schlagen Schlachten, besonders wenn sie von hohem Stand sind. Es ist für Männer von königlichem Geblüt nichts Ungewöhnliches, mit nicht viel mehr als zehn Jahren Heere in den Kampf zu führen.

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