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Finkenwerder Plattdeutsch

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Meine 1910 in Lübzin, einem am Dammschen See am östlichen Rande der Oderniederung gelegenem Dorf in Pommern geborene und dort aufgewachsene Mutter sprach von frühester Kindheit an pommersches Platt.


Ihr erstes überliefertes kleinkindliches Zitat: „Ick kann up’n Disch kieken!“ Selbst im hohen Alter sprach sie mit Ihrer älteren Schwester, wenn sie diese im Rheinland besuchte, plattdeutsch.

Im März 1945 endete die dramatische Flucht mit dem letzten Zug in dachlosen Güterwagen im westmecklenburgischen Grevesmühlen, wo man Fritz Reuters Platt sprach. Dort schaltete sie um etwa 1950 gerne im Radio den Nordwestdeutschen Rundfunk ein, in dessen Sendereihe „Hör mol ’n beten tau“ morgens regelmäßig die Rudolf Kinau aus Hamburg-Finkenwerder seine plattdeutschen Geschichten erzählte.

In den 1970-90er Jahren unternahm ich mit meiner Familie von der Hamburger Innenstadt aus am Wochenende gerne Wanderungen und Spaziergänge nach Finkenwerder, wo ich immer wieder an einem Haus vorbeikam, an dem eine Gedenktafel darauf hinwies, in diesem Hause sei am 22. August 1880 Johann Wilhelm Kinau geboren, der Bruder jenes im Radio plattdeutsch plaudernden Rudolf Kinau. Dem Herausgeber, der meinte, die niederdeutschen Redewendungen fast alle zu verstehen, merkte beim Redigieren dieses Bandes, dass Wörter aus dem finkenwerderischen Plattdeutsch unbekannt waren. Darum hier zuvor die

Verklarung einiger Schiffsausdrücke und plattdeutscher Wörter:

ans sonst (entstanden aus anders)

back brassen einen Teil der Rahsegel so stellen, dass

der Wind von vorn hineinfällt, wodurch das Schiff aus

der Fahrt kommt; im übertragenen Sinne: stoppen

ballern poltern, werfen, dass es knallt

bannig sehr

barg viel

batz plötzlich

Black Tinte

blangen neben

Blösch Eisscholle (Mehrzahl: Blöschen)

Blutstropfen Fuchsie

Boitel Wicht, Kerlchen

Bünn mittschiffs eingebauter, durch

Löcher mit dem Wasser verbundener Fischbehälter

Bunge Reifenstellnetz in Trommelform

Buscherump Oberhemd (entstanden aus

Burschenrumpf)

Büt Beute, Strandgut

Buttpedder Buttentreter, Neckname der

Elbfischer

Daak Dunst, Nebel

Dachhaus Strohdachhaus

diesig dunstig, unsichtig

Dönß Stube

Draggen vierzahniger Anker

Dreuchewer Frachtewer, der keinen Bünn hat,

also „trocken“ ist

drok dreist

Ducht Bootsbank

dümpeln schwanken, schaukeln

dwars quer

Dweel kleines Tischtuch

Dweil gestielter Schiffsfeudel

elk jeder, jedes

Euschfatt Holzschaufel zum

Wasserausgießen

Ewer zwei- oder dreimastiger Segler auf

der Elbe (der Name bedeutet Eber; vergleich Bollen:

Bulle – Anleger, Buck: Bock – stumpfes Schiff)

Fall Sand- oder Schlickriff, das sich

durch den „Fall“ der vom Wasser mitgeführten

Bestandteilen gebildet hat

fieren herunterlassen

Flage Schauer, Bö

Fleek Fläche

Flögel Windfahne auf den Masten

Gaffel oberer Segelbaum (Gabel)

Gat Hinterteil des Schiffes

gau schnell

Geutjen Kinder (eigentlich Gänschen)

Giekbaum Schlagbaum, unterer Segelbaum

gnostern knirschen

Grientje schmieriges Lachen

gucheln in sich hinein lachen

Heck Hinterwand des Schiffes

heilen, ausheilen ein Netz flicken

Helmholz oberer Teil des Ruders

Hemdsmauen Hemdsärmel

hieven aufziehen

hild eilig

Hödjihöh Ahoi

Huk Ecke (holländisch: hoek)

jumpen springen (aus dem Englischen)

Jalk Tjalk, kleines breitbugiges

Frachtfahrzeug

Kapp Deckverschluss der Kajüte

Kapuze Wandbett mit Schiebetür

Kastetten Staket

Kieker Fernrohr

Kimmung Horizont

klamüstern grübeln

Klitsch leichte Mütze

Klür Farbe, Couleur

klüsen scharf segeln, hart ankern,

dass das Wasser durch die

Klüsen (Kettenlöcher) kommt

Kluten Erdstück

Knipptasche Geldtasche, Portemonnaie

kodimmen kondemnieren,

ein Schiff abschlachten

Kolosen Vorhänge, Rouleaus

Kombüse Küche, auch Schiffskajüte

krüssen ersticken

Kule Vertiefung, Senkung, Wasserloch

Kurre Schleppnetz

Kurrgut Netzgarn

labsalen die Masten und Stengen

schmeeren

lavieren kreuzen, hin und her segeln

Lee die dem Winde abgekehrte

Schiffsseite

leege Wall gefährliche Nähe von Land

Liek Tau, das das Segel einfasst

Liekedeeler Gleichteiler, mittelalterliche

Seeräuber der Nordsee

Luv die dem Winde zugekehrte

Schiffsseite

Macker Kamerad, Gefährte

mall krank, verrückt

meuten aufhalten (inne Meut: entgegen)

mooi gut, schön, angenehm

mörr mürbe

Muck schmale Henkeltasse (engl.: mug)

Nachthaus Kompasshäuschen

Ness Nase, Westspitze von Finkenwärder

Nock Ende der Rah

Nüff Nase

offermorgen übermorgen

Patt Pfütze

Plicht kleine Koje

Poller kurzer Deckspfahl

Posensteel Gänsekiel, Federhalter

Priel schmaler Wasserarm

Putt Sumpf

Pütze Schiffseimer, an einem Tau

befestigt

Ramm Hexenschuss

raum Wind, der von hinten kommt

Reepschläger Seiler

reffen die Segel durch Zusammenrollen

verkleinern

Reff der zusammengerollte Teil des

Segels

Rickels Zaun

Riemen Ruderstange

rollen Bewegung des Schiffes um seine

Längsachse

Ruder Steuer

sacken sinken

Schallen Schlickvorland

Scharben scharfschuppige Schollenart

scheckten ausschreiten

Scheger Holzbrettchen, das beim

Netzmachen die Maschen hält

scheistern schwanken

Schleef Schlingel, eigentlich großer Löffel

schölen spülen, waschen

Schote unteres Segeltau

Schütt Hauszaun

schwoien drehen von Schiffen

Setzbord Reling, Bordwand

Sickberg Eisberg

Siel kleine Schleuse im Deich, aus

hohlen Baumstämmen gemacht

slarpen lässig, schlürfend gehen

sleupen schleppen

Smutje Schiffskoch

Spake dicke Holzstange zum Bewegen

des Spills

Spill Ankerwinde

stampfen Bewegung des Schiffes um seine

Querachse

Steert Netzende, eigentlich Schwanz

Steegel Weg vom Deich ins Land hinab

Streek Strich, Zug

Stremel Streifen, Stück

Stropp dickes Tau

Stubben Baumstumpf

stur aufrecht (Mann), hart (Wetter)

Tamp kleines Tau

Tamp legen ein Schiff anbinden

Törn Reihe, Tour, Zug, auch Schlinge

treunen betteln

tross stolz

Tunner Zunder

Vogel Bunt Vagabund

Wake Wasserstelle im Eis

Warbel Drehriegel

Wanten Taue, die die Masten seitlich

halten

Wart Enterich

Wichel Weide

Wiem Hühnerstall

Winsch Winde

Wisch Wiese

ziepen piepen – ein Fahrzeug ziept, wenn

es wenig leckt


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