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Geleitwort

Lebe deinen Traum, wenn nicht heute, dann morgen.

So lautet ein Satz, mit dem ich vor Jahren schon einmal ein Buch begann. Diese Träume sind es, die einen als Bergsportler so faszinieren, sie sind es, die einen immer wieder zum Training und zum Eingehen von Risiken motivieren. Aus den Träumen entstehen Vorhaben, zu denen man Pläne fasst und voll Vorfreude dem Tag der Abreise entgegenfiebert. Diese Vorfreude, die manchmal wie vor dem Weihnachtsfest in Kindertagen ist, lässt einen oft schon das Packen und Organisieren einer Tour genießen.

Wird die Sache dann real und man steht kurz vor der Verwirklichung, am Abend vor der Abfahrt, so mag man sich kaum von seinen Lieben verabschieden. Auch in der Nacht, bevor man einsteigt oder aus dem Basislager loszieht, plagen einen Schlaflosigkeit und Alpträume.

In diesen Alpträumen, einer ist am Anfang unseres Filmes „Am Limit“ dargestellt, erlebt man die Gefahr oder eben das geträumte Ereignis vorweg. Dies meinte ich nicht mit „Lebe Deine Träume“. Vielmehr machen einem diese Träume das Risiko bewusst, lassen einen eben die Gefahren, denen man sich aussetzt, quasi vorweg erleben. Man erlebt den Sturz, durchleidet bange Minuten und findet sich anschließend glücklicherweise in seinem sicheren Bett oder Schlafsack wieder.

Durch eine gute und umfassende Ausbildung ist es hoffentlich möglich, das zu erwartende Risiko möglichst genau abzuschätzen, um in keine Notlage zu geraten. Doch selbst, wenn man hinein geraten ist, muss sehen, wie man wieder herauskommt. Auch hier hilft eine fundierte Ausbildung, aber vor allem Erfahrung.

In der Bewusstwerdung der tödlichen Gefahr liegt die Sicherheit im Grenzgang. In der gefühlten Sicherheit ist die tödliche Gefahr jedoch nicht mehr kalkulierbar. Ist man sich nun der Risiken bewusst und kann sie einigermaßen einschätzen, so besteht immer noch die Möglichkeit, dass trotz aller Vorbereitung oder aller Erfahrung etwas schief geht.

Bei den Dreharbeiten zu unserem Film ist mein Bruder Alexander im leichten Gelände wegen eines ausgebrochenen Griffes 14 m gestürzt. Er hat keine bleibenden Schäden davongetragen, konnte aber erst einmal nicht mehr laufen. Wir haben ihn dann mit den Tragetechniken, die in diesem Buch vorgestellt sind, bis zum Auto geschafft.

Obwohl die alpinistischen Grundlagen umfassend dargestellt werden, man also gezeigt bekommt, wie man es richtig macht oder was man vorher, also bei der Planung beachten sollte, werden auch intensiv Rettungs- und Erste Hilfetechniken vermittelt. Man könnte also, wenn man in eine Notsituation geraten ist, nachschlage,n wie es dann weitergeht, wenn etwas schief gegangen ist. Man kann im Schlafsack oder im Bett also das vorliegende Buch in die Hand nehmen und nachschlagen, was man evtl. falsch gemacht hat oder sogar versuchen, eine Rettungsstrategie zu erarbeiten.

Um sowohl in der Prävention von Unfällen wie auch in den Rettungstechniken fit zu sein, sollte man diese in regelmäßigen Abständen, genau wie Klettern oder Kondition, trainieren. So ist die Wahrscheinlichkeit am größten, nicht in prekäre Situationen zu geraten. Gerät man trotzdem hinein, so hat man zumindest eher die Möglichkeit sich zu retten, um noch viele Träume zu leben …

Dieses Buch soll durch Trainings-, Ernährungs- und Akklimatisationshinweise von Medizinern aus den jeweiligen Fachgebieten helfen, noch viele Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es werden alle wichtigen Knoten und Seiltechniken anhand von Bildern erklärt und ein Einstieg in die probabilistische Lawinenkunde gegeben. Damit wird auf die Risiken im Bergsport und auf deren Vermeidung eingegangen.

Das Wichtigste ist aber, dass man auf sein Bauchgefühl hört. Wenn man sich nicht 100%ig fühlt, muss man eben doppelt aufpassen und darf das Gefühl nicht als unwichtig abtun.

Hier schreiben Ärzte, Wissenschaftler, ein Bergführer, ein Rechtsanwalt und ein Ingenieur, aber man findet nie den klassischen erhobenen Zeigefinger oder sogar Verbote, sondern immer Hinweise auf Risiken oder Gefahren. Es wird sogar erklärt, worauf man bei verschiedenen Vorerkrankungen achten muss, um trotzdem losziehen zu können. Hier wird niemand vorschlagen, dass man seine Gesundheit durch „Zuhausebleiben“ schont und damit seine Träume nicht lebt.

Thomas Huber

Moderne Berg- und Höhenmedizin

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