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Ich bin ein Geschwisterkind

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Juhu! Teddy, Birne und ich sind auch weiterhin gute Freunde. Wir haben uns kürzlich wiedergefunden und sind uns sogleich stürmisch in die Arme gefallen. Bis auf Birne, die hat keine Arme.

Das war an genau dem Tag, als mich die Tante im weißen Kittel wie ein Weihnachtsgeschenk verpackt und an Mama verschenkt hat. Mama hat mich daraufhin wieder ausgepackt und wir haben eine Weile zusammen gekuschelt. Das war voll schön. Danach habe ich von ihr sogar noch Bio-Milch bekommen. Dabei hat sie zu mir gesagt, ich sei das hübscheste Baby, das sie je gesehen hat. Mann, war ich froh darüber. Nicht auszudenken, wenn sie auch noch losgeheult hätte wie Papa.

An diesem Tag hat mich Mama das erste Mal gesehen. Allerdings glaube ich, sie ist sich noch nicht ganz schlüssig, ob sie mich behalten will, denn ein paar Minuten später tauchte die Tante im weißen Kittel auf. Mama hat mich ihr zurückgegeben und ich musste wieder in meine Zelle.

Jetzt bin ich noch immer in der 1B, gemeinsam mit meinen Freunden Teddy und Birne. Die Regeln haben sich inzwischen gelockert und der ganze Laden läuft etwas entspannter. Ich darf Besuch empfangen, so oft ich will. Zwar werden ausschließlich nur Mama und Papa hereingelassen, aber das ist nicht weiter schlimm. Meine Fans habe ich trotzdem. Sie lassen sich nicht so einfach abwimmeln und dringen bis zur Eingangstür vor. Ich sehe sie jeden Tag, wenn sie ihre Nasen an der Scheibe plattquetschen. Dazu grölen sie und winken mir zu. Ein tolles Gefühl, berühmt zu sein.

Mama kommt mich ziemlich oft besuchen. Das liegt sicher daran, dass sie ebenfalls in diesem Krankenhaus wohnt. Im Gegensatz zu mir darf sie jedoch ihre Zelle verlassen.

Der Papa wohnt nicht hier, denn er lässt sich nur ein Mal am Tag bei mir blicken. Mittlerweile hat er sich an mein Aussehen gewöhnt. Er heult nicht mehr, wenn er mich sieht.

Mama sitzt oft vor der 1B und hält meine Hand. Das gibt mir ein gutes Gefühl und ich bin nicht so allein. Alleinsein bin ich nicht gewöhnt, ich mag es nicht. Als ich im Apartment to go gewohnt habe, war sie immer den ganzen Tag bei mir.

Ich komme nach meiner Mama. Sie sagt, ich sehe ihr total ähnlich. Den kleinen Schmollmund hätte ich eindeutig von ihr. Das finde ich nicht. Ich meine eher, die einzige Gemeinsamkeit, die wir haben, besteht darin, dass wir beide Haare auf dem Kopf haben. Und auch nur dort.

Bei Papa ist das anders. So wie er möchte ich nun wirklich nicht aussehen. Er hat überall Haare. Jede Menge. Erinnert mich ein bisschen an meinen Freund Teddy. Nur so gut brummen kann er nicht, doch das ist nicht weiter schlimm.

»Ach, du liebes bisschen!«, rufe ich.

Schlagartig bröseln mir die Schuppen vom Kopf. Auf diesen Schreck brauche ich erst einmal dringend meinen Schnuller. Ich muss mich beruhigen. Hektisch suche ich nach ihm. Wo ist das verdammte Ding bloß? Ich schreie wie am Spieß, bis eine von den Tanten im weißen Kittel auftaucht.

»Ich will meinen Schnuller. Sofort!«, brülle ich sie an.

Sie hilft mir rasch beim Suchen. Wenigstens so viel Anstand hat sie. Ansonsten lässt sie sich von meinem Geschrei nur wenig beeindrucken und bleibt die Ruhe selbst. Da muss ich sagen, das finde ich höchst dreist. Aber immerhin findet sie das Ding und gibt es mir.

»Danke, kannst jetzt wieder abdampfen«, knurre ich sie an, was sie auch umgehend beherzigt.

So langsam beruhige ich mich von dem Schreck. Ich weiß jetzt nämlich, warum Teddy die ganze Zeit neben mir liegt. Er ist auch ein Kind von Papa. Ich bedecke mein Gesicht mit beiden Händen. Ungläubig schüttle ich den Kopf und kann es kaum fassen. Sind wir gar Zwillinge?

Ich verstehe nun die Hintergründe. Wie ich darauf gekommen bin? Na ist doch ganz einfach. Ich habe eins und eins zusammengezählt. Also: die Mama sagt, ich komme nach ihr. Der Grund dafür, mein Apartment war in ihrem Bauch. Klar soweit? Meine Schlussfolgerung daraus: Teddy war in Papas Bauch, denn mit den vielen Haaren kommt er eindeutig nach ihm. Demnach ist Teddy mein Bruder und wir sind Geschwister. Das ergibt Sinn.

Ich glaube, Mama arbeitet hier. Zumindest hat sie den Job von den Tanten im weißen Kittel übernommen, seit sie mich geschenkt bekommen hat. Aber vielleicht sind Mamas auch nur dazu da, um ihren Kindern als persönliche Assistentin zu dienen.

Das Gleiche sehe ich bei den anderen Babys. Jedes hat seine eigene Mama, einschließlich privater Zapfsäule mit Bio-Milch.

Wenn ich mit dem Essen fertig bin, putzt sie mir den Po und entfernt den stinkenden Haufen aus meiner Windel. Wie der da wohl reinkommt?

Bei Teddy macht sie das nicht, er ist Papas Kind. Papa hat Teddy noch nie den Po geputzt. Er trägt nicht mal eine Windel. Einen Haufen habe ich bei ihm bisher auch noch nie gesehen, das ist sehr merkwürdig. Ich muss unbedingt herausfinden, ob er den heimlich entsorgt.

Warum Birne bei mir in der Zelle ist, das weiß ich bis heute nicht. Sie kommt weder nach meiner Mama noch nach Papa. Ich nehme an, sie ist ein Findelkind. Das erklärt auch, warum sie den ganzen Tag heult und so komische Lieder summt, von denen Teddy und ich immer einschlafen. Ich kann sie trotzdem gut leiden.


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