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Ein Herz und eine Krone

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Gekrönt wird schnell einmal einer beim Falter. Darauf braucht man sich nichts einzubilden. Aus Klaus Nüchterns Kolumnen wissen Sie, dass der Theaterkritiker Wolfgang Kralicek seit einem Betriebsausflug in die Boutiquen Istanbuls „King Kenzo“ genannt wird. Aus dem Editorial, dass Mitarbeiter, die es sich erlauben, ihren kollektivvertraglichen Urlaubsanspruch zu konsumieren, als „Urlaubskönige“ diffamiert werden. Fremdenfreundlich, wie wir sind, nehmen wir auch gerne bei den Machtstrukturen fremder Völker Anleihen: Kinokritiker Michael Omasta wird wegen seines elegant ergrauten, fülligen Haupthaares „Häuptling Silberbär“ genannt, Nüchtern selbst – warum auch immer – „Häuptling mümmelnder Biber“.

Ich führte lange Zeit den Titel „Königin der Nacht“. Das war gemeinerweise kein Ehrentitel, der mein geselliges Wesen auszeichnete. Nein, der Chef fand, ich würde den Redaktionsschluss – Montag, 17 Uhr – nicht ernst genug nehmen. Das stimmte, erstens, so nie, war, zweitens, nur auf meinen Fleiß und Perfektionismus zurückzuführen und ist, drittens, schon lange her.

Aber, bitte, „Königin der Nacht“ war immer noch besser als mein anderer Spitzname beim Falter: „Weisse“. Eine solche Verballhornung muss jeder Redakteur hinnehmen, dessen Nachname mehr als zwei Silben hat. Als ich zum Falter kam, gab es dort schon einen Kralle (ein anderes Pseudonym Kraliceks) und einen Wurme (Christopher Wurmdobler). Neude (Sigrid Neudecker), Rotte (Thomas Rottenberg) und Zelle (Klaus Zellhofer) hatten längst gekränkt zu anderen Medien gewechselt. Meine geschätzte Kollegin Nina Weißensteiner jedoch hatte ausgeharrt. Also rief mich der Chef „Weisse II“. Heute weiß ich, wie sich der Jüngere von Zwillingen fühlen muss.

In meiner Verzweiflung, um endlich einmal alleine im Mittelpunkt zu stehen, bat ich meine alten Freunde von Roxy Music, in meinem Keller aufzutreten. Zu diesem Konzert zog ich meine hübscheste, pinke Seidenbluse an, dekorierte meine Wohnung mit originellen Sitzgelegenheiten neu, mixte bunte Getränke und lud „König Klaus“ – so nennt er sich, wenn der Chef außer Haus ist – und all seine Untergebenen ein. Mit Erfolg: Weil es ihm bei mir so gut gefiel, krönte mich Nüchtern in seiner Kolumne zur „Style-Queen“. Die alten Spitznamen waren vergessen.

Der Mann hat nicht nur Stil, sondern auch ein Herz.

Eva Weissenberger

Kleines Gulasch in St. Pölten

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