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Vorwort des Verfassers

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„Er war einer der größten Geister, die je auf diesem Planeten gelebt haben“,

„einer der herausragenden Männer der menschlichen Geschichte“,

„einer der tiefsten Denker des Abendlandes, eine der universalsten Gestalten der Menschheit“.

Es sind drei Stimmen von Augustinus-Kennern, die sich leicht vermehren ließen und deren Superlative das Wort „Genie“ im Titel meiner Biographie rechtfertigen.1

Auf ungefähr 5,2 Millionen Wörter hat man Augustinus’ literarische Hinterlassenschaft berechnet. Weit übertrifft er Platon und Aristoteles, die beiden bedeutendsten Philosophen und Großschriftsteller der Antike. Beim einen hat man ‚nur‘ etwa 600.000, beim anderen um die 875.000 Wörter gezählt.2 Wie ein Bergwerk seien die Schriften des Augustinus, urteilte der Philosoph Karl Jaspers und fügte die von einer gewissen Ratlosigkeit zeugende Folgerung hinzu: „Das Werk insgesamt zu studieren ist eine Lebensaufgabe für Spezialisten oder eine Meditation für Mönche. Es ist, als ob Augustinus jeden Tag geschrieben hätte und nun der Leser ein ebenso langes Leben zum Lesen wie Augustinus zum Schreiben brauche.“3 Jaspers hatte einen Vorgänger in Bischof Possidius von Calama, dem Schüler und ersten Biographen des Augustinus, der auch ein Verzeichnis seiner Schriften zusammenstellte. In seiner Biographie, die er 434/35, vier Jahre nach dem Tod seines Lehrers, verfasste, bemerkte er: Augustinus habe soviel hinterlassen, „dass das alles kaum einer unter den Wissbegierigen durchzulesen und kennenzulernen vermag“.4 Schon Possidius verfügte nicht mehr über Augustinus’ gesamte Hinterlassenschaft, und wir noch viel weniger. So kennen wir heute lediglich 559 Predigten von ihm. Doch nach einer begründeten Schätzung hat er bis zu 8000 Predigten gehalten. Eine Gesamtausgabe seiner Schriften hat erstmals die benediktinische Kongregation der Mauriner in Paris 1679–1700 herausgebracht. J.-P. Migne hat sie 1841–1842 in seiner Patrologia Latina (PL) als die Bände 32–47 nachgedruckt.5

Das „Bergwerk“ von Augustinus’ Schriften ist zugleich die authentische Quelle für sein Leben. Zusammen mit Possidius’ kurzer Lebensbeschreibung hat sie erstmals der einleitende Band der Mauriner-Ausgabe umfassend ausgewertet. In Mignes Nachdruck sind es 256 eng gedruckte Folioseiten. Wenn Augustinus’ Schriften ein Bergwerk sind, so bildete die seit den Maurinern erschienene Literatur zu ihm und seinem Werk eine ganze Bergwerksregion. Das „Zentrum für Augustinus-Forschung“ in Würzburg, das die jüngste Gesamtausgabe herausgebracht hat, das digitalisierte Corpus Augustinianum Gissense (CAG 2), schätzt im begleitenden Handbuch zur zweiten Auflage die Zahl der Titel auf 50.000, die sich jährlich um einige Hundert Neuerscheinungen vermehren. 27.000 Titel hat das Zentrum bis 2004, dem Erscheinungsjahr des Handbuchs, in eine Datenbank aufgenommen.6 Ein französischer Augustinus-Forscher sprach von einer „galoppierenden Bibliographie“, zu der nicht zuletzt eine erkleckliche Zahl von Augustinus-Biographien beigetragen hat.7 Was soll da noch eine weitere Biographie?

Ich habe verschiedentlich Augustinus in Lehrveranstaltungen behandelt und daher die Anregung meines Kollegen Manfred Clauss gern aufgenommen, für die von ihm herausgegebene Reihe „Gestalten der Antike“ eine Augustinus-Biographie zu schreiben. Als Althistoriker habe ich sie im Untertitel eine historische Biographie genannt und habe so mein chronologisches Vorgehen und meinen Schwerpunkt angedeutet. Natürlich sind auch die Verfasser der in jüngerer Zeit erschienenen deutschen Augustinus-Biographien, die ich in der Bibliographie genannt habe, auf Augustinus’ Leben eingegangen. Aber ihr Schwergewicht liegt meistens auf seiner Philosophie oder Theologie, auch wenn man mit Recht betont hat: „Wie bei nur wenigen Theologen sind Biographie und Theologie Augustins nicht zu trennen. Seine Biographie ist in den meisten Fällen ein Schlüssel zu seiner Theologie.“8 Aus diesem Grund habe ich immer wieder Augustinus selbst zu Wort kommen lassen. Veröffentlichungen meiner Vorgänger habe ich vor allem eingesehen, um Wegmarken in seinen Schriften zu finden. Benutzt habe ich die noch nicht vollständigen Augustinus-Ausgaben im Wiener Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum (CSEL) und im Corpus Christianorum, Series Latina (CCL), das in Turnhout erscheint. Beide Corpora sind auch die Textgrundlage für das Corpus Augustinianum Gissense. Für einige Werke muss man jedoch immer noch auf die Patrologia Latina zurückgreifen. Bei den Briefen, hinter deren Nummern ein Stern (*) steht, handelt es sich um die Neufunde, die J. Divjak in Paris und Marseille gemacht und erstmals 1989 im Band 88 des CSEL veröffentlicht hat.9 Predigtnummern mit * sind die Neufunde von F. Dolbeau in der Mainzer Stadtbibliothek, die er nach Einzelveröffentlichungen 1996 zusammen herausgebracht hat.10 Das Handbuch des Gießener Corpus von 2004 bietet ein Verzeichnis sämtlicher Augustinus-Schriften und ihrer kritischen Ausgaben. Seitdem sind in der Universitätsbibliothek Erfurt sechs weitere Predigten von Augustinus entdeckt worden.11

Sämtliche Zitate aus Augustinus und aus anderen griechischen und lateinischen Autoren sowie aus der lateinischen Bibel habe ich übersetzt. Für die einzelnen biblischen Schriften habe ich die Abkürzungen der deutschen Einheitsübersetzung übernommen.

Zwei Hilfsmittel haben mir die Arbeit sehr erleichtert: das von C. Mayer herausgegebene „Augustinus-Lexikon“ (AL), dem ich baldige Vollendung wünsche, und die „Prosopographie chrétienne du Bas-Empire 1: Prosopographie de l’Afrique chrétienne (303–503)“, die A. Mandouze herausgegeben hat (PCBE 1). Beide Werke haben mit ihren Stellenangaben zu Augustinus meine Suche in den Texten beschleunigt, und ihre zahlreichen bibliographischen Angaben haben meine Anmerkungen entlastet. Nützlich war mir auch das von V. H. Drecoll herausgegebene „Augustin Handbuch“ (AH), das einleitend die Lexika und die elektronischen und bibliographischen Hilfsmittel nennt. Einen handlichen bibliographischen Anhang, der auch zweisprachige Augustinus-Ausgaben und Übersetzungen verzeichnet, bietet Th. Fuhrers „Augustinus“.

Zu danken habe ich vier studentischen Hilfskräften der Abteilung für Alte Geschichte der Universität Bonn: Frau Sandra Otto hat unermüdlich die verschiedenen Fassungen meines Manuskripts ihrem Computer anvertraut und zum Ausdrucken an meine ehemalige Sekretärin Frau Edelgard Pfeiler weitergeleitet. Die Herren David Hamacher und Benedikt Schaumlöffel haben für mich ebenso unermüdlich Bibliotheksarbeiten übernommen. Herr Marcel Dick hat die Stellenangaben bei Augustinus und bei anderen antiken Autoren überprüft. Die Kollegen im Bonner Institut für Geschichte waren einmal mehr so entgegenkommend und haben dem Emeritus Hilfskraftstunden abgegeben. Ihnen sowie meinem früheren Assistenten Dr. Jörg Fündling (Aachen), der in bewährter Weise Korrektur gelesen hat, danke ich ebenfalls. Erfreulich war die Zusammenarbeit mit Frau Julia Rietsch in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Ein herzlicher Dank gilt auch meiner Frau.

Bonn, im Januar 2015 Klaus Rosen

Augustinus wird von der Heiligen Monnica zur Schule begleitet.

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