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Tapfere Krieger in der Wikingerburg

Aarhus ist einzigartig in Skandinavien. Das Stadtzentrum liegt seit über 1200 Jahren an der Meeresbucht, an der die Wikinger ihre Siedlung Aros anlegten. Der Ort entstand ungefähr um 870 nach Christus an einer strategisch günstig gelegenen Flussmündung.

In einer unbewohnten Gegend in Mitteljütland bauten Menschen einst an der Mündung der Aarhus Å einen halbkreisförmigen Erdwall. So ergab sich ein natürlicher, strategisch günstig gelegener Hafen. Von dort aus konnte man nach Norwegen, Schweden und Deutschland segeln. Zur Seeseite war der Wall zunächst offen. An den Landseiten wurde er von außen zum besseren Schutz mit Holz verkleidet und von einem Graben geschützt. Der südlich liegende Fluss verlieh dem gut 40.000 Quadratmeter großen Innenbereich der Wallanlage einen natürlichen Schutz. Wer diesen mit Gras bewachsenen Wall anlegte, ist noch nicht bekannt.

Eine Furt ermöglichte den Menschen, die Wallanlage zu betreten. Innerhalb des Wallrings lag eine Festung. Von dort aus hielt vermutlich ein Adeliger in der Frühzeit Knechte und Sklaven dazu an, den fruchtbaren Boden urbar zu machen und Erdarbeiten für den Wall zu verrichten. Wer ihm nicht folgte, wurde verprügelt und bekam nichts zu essen. Über die Unfreien wachten im Dienste des Adeligen stehende freie Bauern und Häuptlinge. Am Südwall fanden Archäologen Reste von Grubenhäusern. Dies ist die Gründungsgeschichte der Siedlung Aros im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts nach Christus. Heute heißt Aros Aarhus.

In der Wikingerzeit war diese Burg befestigt. Sie war rundum von einem hohen Wall mit Zinnen aus Holz umgeben. Wachen patrouillierten dort oben. Dies zeigt ein Modell im Wikingermuseum am Skt. Clemens Torv 6 im Keller der Nordea-Bank. Der Fluss war selbst für Segelboote im Unterlauf schiffbar. Es gab einen Kai, an dem Boote anlegten. Unterhalb der Mauer verlief ein breiter Weg, auf dem zum Beispiel ein zweirädriger Pferdekarren Platz hatte. Eine Deichsel und ein Rad aus der Zeit sind im Museum ausgestellt. Innerhalb der Mauern lag eine Siedlung mit weit mehr als 100 Häusern. Ein auf das Jahr 1000 datierter Runenstein stellt Menschen der Zeit dar, die dort damals lebten, Die Inschrift besagt: Der Adelige Asser Saxe besaß gemeinsam mit Arne ein Schiff. Beide konnten somit zur See fahren, aber auch den Fluss landeinwärts erkunden. Die Männer waren tapfere Krieger, die sowohl zu Wasser für einen König kämpfen, als auch mit ihrem Boot Handel betreiben konnten.

Archäologen fanden dort Beile, Pfeilspitzen für Bogen, Krampen, um Bootsplanken zusammenzuhalten und slawische Keramik; in den 1960-er Jahren wurden auch Bernsteinketten und Kämme für die Damen, Eisenmesser mitsamt Wetzstein, Schlüssel, Gewichte für Webstühle sowie Mörser aus Lavastein zum Mahlen des Getreides ausgegraben. Die Lava stammt aus der Eifel. Die Wikinger kamen damals den Rhein aufwärts bis zum Bodensee. Asser und Arne fielen im Kampf, aber wohl nicht für ihren König, sondern wahrscheinlich in einer Fehde. Runensteine wurden nur für ehrenhafte und vermögende Männer aufgestellt, die ihren Tod im Kampf fanden. Denn das Material und die Produktion waren teuer. Den Tod im Kampf zu finden, war äußerst ehrenhaft. Der Tod im Strohbett hingegen war den Männern von damals ein Graus. Denn dann gelangten sie nicht nach Walhall zu Odin. Vielleicht stammt das Skelett im Museum von Asser oder Arne? Wie die Wikinger dort lebten, ist im außerhalb der Stadt liegenden Museum Moesgård zu sehen. Auf dem Rückweg nach Deutschland empfiehlt sich zur Ergänzung der Besuch des Freilichtmuseums Haithabu an der Schlei direkt bei Schleswig. Interessant sind auch die ausgestellten Wikingerboote im nahen Schloss Gottorf.

Über die Entwicklung von Aros gibt es bisher keine schriftlichen Quellen. Diese folgen erst nach der Einführung des Christentums durch Harald Blauzahn, wie heute noch der Runenstein von Jellinge bei Vejle jedem Besucher mitteilt. Dänemark hatte 1043 die Herrschaft über England durch den Tod des dänischen Königs verloren. Aros wurde in dieser Zeit von Svend Estridsen beherrscht. Dieser ließ sich auf dem Thing in Viborg zum dänischen König wählen. Er traf in einer Seeschlacht auf König Magnus I. von Norwegen, der seinerseits Ansprüche auf Dänemark erhob. Wie Magnus' Hofschreiber berichtet, verlor Svend den Kampf zwischen „zwei tapferen Fürsten“. Denn Magnus verfügte über die größere Flotte und mehr Gefolgsmänner. Svend flüchtete nach Schweden. So gewann Magnus die Oberhand über Dänemark und somit über Aros. Davon zeugen Münzen mit der lateinischen Inschrift „König Magnus“. Das Latein zeugt für die Präsenz von Geistlichen in Dänemark. 1047 überließ Magnus Svend im Sterben die Herrschaft über Dänemark.

Eines Tages beobachteten die Menschen von Aros, wie im Westen außerhalb des Walles ein merkwürdiges Holzhaus gebaut wurde – eine Kirche. Der dänische König Harald Blauzahn hatte sich im Jahr 960 zum Christentum bekannt. Svend, Urenkel Haralds, hatte erkannt, dass mit Wällen und Langschiffen kein Reich zu regieren war. Er brauchte eine andere Art der Organisation, um seine Herrschaft zu erhalten. Diese Struktur bot ihm die Kirche, wie sie die feinen deutschen Nachbarn im Süden schon mehrere Jahrhunderte hatten. Denn von seiner Burg Aros aus konnte er das Leben der Menschen nicht lenken. Um vor allem die Landwirtschaft zu organisieren, musste er seine Königsmacht mit dem christlichen Glauben verknüpfen, wie er es vielleicht schon in den Städten des Südens gesehen hatte. Die moderne Verwaltung brauchte Menschen, die nicht mehr selbst Nahrung produzieren mussten. Da diese aber von den Bauern produziert wurde, mussten die Erträge der Landwirtschaft gesteigert werden.

Aus einem Treffen mit dem Papst in Rom entwickelte sich der Plan, Dänemark in acht Stifte einzuteilen: Lund in Schonen, Roskilde auf Seeland, Odense auf Fünen, Schleswig, in Jütland Ribe, Viborg, Vestervig und … Aros, aus dem später zunächst Års und im Mittelalter Århus wurde. Aus den Stiften entwickelten sich später Bistümer. Die Verwaltung der Bistümer übernahm auch weltliche Aufgaben.

Wo in Aros einst eine Holzkirche stand, wurde um 1200 der romanische Dom errichtet. Zuerst wurde er aus Findlingen und Kalkstein aus der Umgebung erbaut. Das 40 Meter lange Gebäude sah jeder schon aufgrund seiner hohen Türme aus der Ferne. Dann wurde er leider abgerissen und aus gebrannten Tonziegeln im romanischen Stil wieder aufgebaut.

Die christliche Lehre veränderte das Denken der Menschen im Norden radikal. Denn sie bestimmte, wie sie zu leben hatten und nicht, wie auf dem Runenstein dokumentiert, wie man starb. Der Mensch sollte geduldig im Schweiße des Angesichts auf dem Acker sein Brot erwerben, bis Gott ihn mit einem Platz im Paradies belohnte. Die Priester der Kirche sollten den Fleiß der Menschen überwachen. In Dänemark zog das Christentum endgültig ein. Dessen großer Förderer war Svend, der im Dom zu Roskilde seine Ruhe gefunden hat. Roskilde ist der Begräbnisdom der dänischen Könige.




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