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D r e i

Vorbereitung

Die Reise beginnt

»Halte seinen Kopf nach links über die Schale!«, rief die Krankenschwester dem Pfleger zu. »Er muss erbrechen.« Die Notaufnahme war an jenem Abend überfüllt, wie so oft am Freitag. Diesmal machte der Vollmond alles noch schwieriger. Obgleich man vermutlich in Krankenhäusern weder an Astrologie noch an metaphysische Dinge glaubte, war man doch dazu übergegangen, bei Vollmond mehr Personal in der Notfall-Ambulanz einzusetzen. Es schienen Dinge zu passieren, wie zu keiner anderen Zeit. Die Schwester eilte hinaus, um sich einer weiteren dringenden Angelegenheit zu widmen.

»Ist er wach?«, fragte der Nachbar, der Mike zum Krankenhaus begleitet hatte. Der weiß gekleidete Pfleger beugte sich hinab, um Mikes Augen genauer zu untersuchen.

»Ja. Er kommt gerade zu sich«, erwiderte er. »Wenn Sie gleich mit ihm sprechen, lassen Sie ihn nicht sofort aufstehen. Er hat nicht nur einen schlimmen Schlag auf den Kopf gekriegt, der genäht werden musste, auch sein Unterkiefer wird ein paar Tage sehr weh tun. Gott sei Dank konnten wir ihn wieder einrenken, solange er bewusstlos war.«

Der Pfleger verließ die Kabine, die aus einem Vorhang bestand, der von einer halbkreisförmigen Schiene herabhing. Beim Hinausgehen zog er den Vorhang zu, so dass Mike und sein Nachbar wieder allein waren. Die zahlreichen Geräusche auf der Station waren gedämpft, aber der Nachbar hörte alles, was sich in den angrenzenden Kabinen abspielte. In der linken lag eine Frau – Opfer eines Messerstiches; in der rechten ein älterer Mann mit Atemnot und einem tauben Arm. Sie waren fast ebenso lange da wie Mike – etwa anderthalb Stunden.

Mike öffnete die Augen und fühlte einen brennenden Schmerz im Unterkiefer. Er wusste sofort, dass er wach war. Keine Engelträume mehr, dachte er, als die Schmerzen und die ganze Situation langsam Realität für ihn wurden. Das grelle, künstliche Licht der Neonröhren, das die Notaufnahme erhellte, ließ ihn schaudern und die Augen schließen. Es war kalt im Raum und Mike wünschte sich eine Decke – doch niemand brachte sie ihm.

»Sie waren eine Zeit lang bewusstlos«, sagte der Nachbar, ein wenig verlegen, weil er nicht einmal Mikes Namen kannte. »Man hat Ihnen den Kopf verbunden und den Kiefer eingerenkt. Versuchen Sie jetzt nicht, zu sprechen.«

Mike schaute den Mann, der sich über ihn beugte, dankbar an. Trotz seines Dämmerzustandes bemühte er sich, die Gesichtszüge zu erkennen und sah, dass es der Mieter aus der Wohnung nebenan war. Der Mann setzte sich an Mikes Seite, während dieser in einen tiefen Schlaf fiel.


Als er wach wurde, wusste Mike, dass er sich woanders befand. Es war still und er lag im Bett. Er öffnete die Augen und versuchte, etwas klarer im Kopf zu werden; offenbar lag er immer noch im Krankenhaus, doch nun in einem Privatzimmer. Für ein Krankenzimmer, fand er, war es gut ausgestattet. Sein müder Blick glitt über die Bilder an der Wand und den schön gedrechselten Stuhl neben seinem Bett. Die Zimmerdecke war mit einem teuren, schalldämpfenden Material verkleidet. Es bildete kleine, wohlgeformte Recht­ecke, die sich durch Mikes verschwommene Wahrnehmung etwas in die Länge zogen. Neonröhren gab es zwar auch, aber gedämpft und halb versteckt im Muster des geschmackvollen Dekors. Die Helligkeit kam vor allem von einem Fenster mit Blick auf die Bucht und von den Glühbirnen einiger im Raum verteilter Lampen. Statt einem Wandbrett, auf dem sich in Krankenhauszimmern für gewöhnlich der Fernseher befindet, gab es hier einen schönen, la­ckierten Schrank. Die Türen des exquisiten Möbels waren geschlossen. Die Lampen trugen Schirme, wie in einem vornehmen Hotel und passten sogar zur Tapete! Was war das hier? Ein Privathaus? Als Mikes Augen weiter wanderten, entdeckten sie allerdings die normalen Krankenhausstecker für Luft, Gas und Elektrizität, die sich an verschiedenen Stellen im Raum befanden. Auch entdeckte Mike eine Anzahl diagnostischer Geräte hinter sich – wovon eins mit medizinischem Klebeband an seinem Arm befestigt war. Alle paar Sekunden gab es einen leisen Ton ab.

Da offenbar niemand in der Nähe war, begann Mike über die Geschehnisse nachzudenken. War er am Hals operiert worden? Konnte er sprechen? Langsam tastete er mit der Hand über seinen Hals, wo er einen dicken Verband oder sogar Gips erwartet hatte. Stattdessen fühlte er glatte Haut! Mit den Fingern fuhr er darüber und stellte fest, dass alles normal war. Vorsichtig versuchte er, sich zu räuspern; erstaunlicherweise sprach seine Stimme sofort an. Als er jedoch den Mund öffnete, merkte er, was nicht in Ordnung war. Ein heißer, stechender Schmerz durchzuckte ihn im Schlund und unter dem Ohr – so furchtbar, dass ihm übel wurde. Schmerzen, die man hören kann, dachte er und nahm sich vor, den Mund nur noch langsam zu öffnen.

»Ah, ich sehe, wir sind wach geworden. Gegen die Schmerzen können Sie alles bekommen, was Sie möchten, Mr. Thomas«, sagte eine schniefende, aber freundliche Frauenstimme an der Tür. »Sie werden aber schneller gesund, wenn Sie Ihre Schmerzgrenze ohne Pillen he­rausfinden. Es ist nämlich nichts gebrochen. Ihr Kiefer braucht nur Übung, um wieder normal zu funktionieren.« Die Krankenschwester, angetan mit etwas, das sich nur als Designer-Outfit bezeichnen ließ, kam an Mikes Bett. Doch nicht nur ihre Uniform war gebügelt und saß perfekt, offensichtlich hatte sie auch eine Menge Erfahrung. Über ihrer Brusttasche prangten verschiedene Abzeichen und Auszeichnungen. Mike sprach vorsichtig durch die Zähne, wobei er sich bemühte, den Unterkiefer möglichst wenig zu bewegen.

»Wo bin ich?«, nuschelte er.

»Sie sind in einem Privatkrankenhaus in Beverly Hills, Mr. Thomas.« Die Schwester stand jetzt neben ihm. »Sie haben die Nacht hier verbracht, nachdem man Sie von der Notaufnahme hierher verlegt hat. Sie sollen bald entlassen werden.« Mikes Augen weiteten sich und sein Gesicht zog sich angstvoll in Falten. Er hatte gehört, dass ein Tag in einem derartigen Krankenhaus zwei bis dreitausend Dollar kosten konnte. Beim Gedanken, wie er das bezahlen sollte, fing sein Herz an zu klopfen.

»Das geht in Ordnung, Mr. Thomas«, sagte die Schwester beruhigend, als sie Mikes Gesicht sah. »Alles ist schon geregelt. Ihr Vater hat sich darum gekümmert. Ja, und er hat alles bezahlt.«

Mike war einen Moment still und überlegte, wie sein verstorbener Vater sich um alles hatte kümmern können. Vielleicht vermutete sie nur, es sei sein Vater gewesen und in Wirklichkeit war es sein Nachbar? Mike versuchte, so gut es ging zu sprechen, ohne den Mund zu bewegen.

»Haben Sie ihn gesehen?«, nuschelte er.

»Gesehen? Ja klar! Sah toll aus, Ihr Dad! Groß und blond wie Sie, mit der Stimme eines Heiligen. Waren alle am Tuscheln, die Schwestern, als sie ihn sahen; ja wirklich.« Mike brauchte die Schwester nur reden zu hören, um zu wissen, dass sie aus seiner Heimat Minnesota kam. Irgendwie redete man da verdreht, indem man das Subjekt oft an das Satzende stellte. Eine komische Ausdrucksweise, die er, sobald er nach Kalifornien gezogen war, aufgegeben hatte. Sie klang, wie die des Yoda, der in Star Wars mitspielte.

»Hat für alles bezahlt, hat er, bar bezahlt sogar. Also machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Thomas und – ach ja – er hat da eine Nachricht für Sie hinterlassen.«

Mikes Herz machte einen Sprung, obwohl er den Verdacht hatte, dass der angebliche Vater sein Nachbar war; die Beschreibung der Krankenschwester passte allerdings auf keinen von beiden. Die Schwester ging hinaus, um die Nachricht zu holen. In weniger als fünf Minuten war sie zurück mit einem Stück Papier, auf dem offensichtlich eine maschinengeschriebene Botschaft stand.

»Hat das diktiert, wissen Sie«, sagte die Schwester, indem sie ein gefaltetes Blatt aus dem Krankenhaus-Kuvert nahm. »Sagte, seine Handschrift sei nicht so gut; deshalb haben wir das für Sie getippt. Bisschen schwer zu verstehen, wenn Sie mich fragen. Hat er Sie als Kind Vorab genannt?« Sie reichte Mike das Blatt und er las es.

Lieber Michael-Vorab,

Nicht alles ist so, wie es scheint. Deine Suche beginnt jetzt. Werde rasch gesund und mache deine Sachen fertig für die Reise. Ich habe den Weg nach Hause vorbereitet. Nimm dieses Geschenk an und breche auf. Den Weg bekommst du gezeigt.

Mike fühlte, wie ihm Schauer über den Rücken liefen. Dankbar schaute er die Schwester an, während er das Blatt an seine Brust drückte. Dann schloss er die Augen, wie um zu sagen, dass er allein sein wollte. Die Schwester begriff seinen Wunsch und verließ das Zimmer.

Unzählige Gedanken gingen Mike durch den Kopf. »Nicht alles ist so, wie es scheint«, stand in der Botschaft. Was für eine Untertreibung! Er wusste, dass sein Hals gestern zusammengetreten und zerquetscht worden war, von einem Verbrecher, der ihn auf dem Boden seines Apartments beinahe umgebracht hätte. Er hatte bei dem furchtbaren Ereignis das Knirschen seiner Knochen deutlich gespürt! Und jetzt war da keinerlei Verletzung, außer einem ausgerenkten und replatzierten Unterkiefer; und ein paar Schnittwunden und blauen Flecken im Gesicht und am Kopf. Das würde zwar eine Weile wehtun, ihn aber nicht außer Gefecht setzen. War dies das Geschenk?

Dass die Engel-Vision tatsächlich stattgefunden hatte, wurde für Mike erst zur Realität, nachdem er die Notiz gelesen hatte. Wenn das nicht der Engel gewesen war, wer dann? Mike kannte niemanden, der so viel Geld besaß oder eng genug mit ihm befreundet war, um ihm etwas zu schenken – geschweige denn die hohe Krankenhausrechnung zu bezahlen. Wer sonst konnte von der Reise wissen, zu der Mike sich bereit erklärt hatte? Sein Körper zitterte vor Fragen; und immer noch kamen ihm Zweifel, ob die Nachricht und ihr Sinn auch echt seien; bis er schließlich den letzten Beweis entdeckte – und lächeln musste.

Hatte die Krankenschwester nicht gefragt, ob er »Vorab« genannt worden sei? Auf dem Zettel stand Vorab, so als sei es ein Name; ohne Zweifel Buchstabe für Buchstabe diktiert von dem »Engel«, der seine Rechnung bezahlt hatte. Es war jedoch kein Spitzname. Es waren Anfangsbuchstaben! Vo-r-Ab – Von reiner Absicht!* Mikes Lächeln wurde zum Lachen. Es tat fürchterlich weh, aber er lachte und lachte und sein ganzer Körper schüttelte sich vor Glückseligkeit – bis er verstummte und auch die Freudentränen noch laufen ließ. Er war auf dem Weg nach Hause!


Die nächsten Tage hatten besondere Bedeutung. Mike verließ das Krankenhaus mit ein paar Schmerztabletten; aber er sah, dass er sie nicht brauchte. Sein Unterkiefer schien unglaublich schnell zu heilen und er konnte vorsichtige Übungen damit machen. Es fiel ihm immer leichter zu sprechen. Und obgleich das Essen zuerst mühsam für ihn war, ging es nach ein, zwei Tagen bereits gut. Die Schmerzen beschäftigten ihn bei der ganzen Sache überhaupt nicht. Alles war noch etwas steif, aber im Hinblick auf die Umstände durchaus erträglich. Mike wollte nicht, dass sein Hochgefühl über die nun beginnende, spirituelle Suche durch Schmerztabletten beeinträchtigt wurde. Die Schnittwunden und blauen Flecken verschwanden allmählich, und immer wieder musste er staunen, wie schnell alles ging.

Seine Kündigung erledigte er telefonisch. Unzählige Male hatte er sie in Gedanken geübt; er wollte seinen Abschied von diesem fürchterlichen Job voll auskosten. Dann rief er seinen Freund John an und erklärte ihm, so gut es ging, dass er einen ausgedehnteren Urlaub machen würde und vielleicht nicht mehr zurückkäme. John wünschte ihm alles Gute, äußerte sich allerdings besorgt über Mikes Geheimniskrämerei in Bezug auf seine Pläne.

»Kumpel«, hatte John ihn gedrängt, »mir kannst du es doch erzählen! Ich werde dich nicht daran hindern. Was ist los?« Mike wusste nur zu gut, dass John nicht verstehen würde, wenn er sagte, ein Engel sei ihm erschienen und habe ihm Anweisungen gegeben – also schwieg er.

»Ich muss eine private Reise unternehmen«, erklärte er John. »Sie ist wichtig für mich.« Und dabei ließ er es bewenden.

Mike kündigte sein Apartment und packte seine Sachen. Sorgfältig sortierte er seine persönlichen Schätze von Kleidung und Hausrat. Viel besaß er nicht, doch seine Lieblingssachen – Fotos und ein paar Bücher – steckte er in zwei Reisetaschen. Ihm war klar, dass er nicht viel Kleidung mitnehmen konnte und so nahm er nur genug für eine einfache Reise und tat sie zu den Fotos und Büchern.

Dann lud er seinen Nachbarn ein, der ihn gerettet hatte und gab ihm einige Kleidungsstücke, seinen Fernseher, sein Fahrrad – mit dem er immer zur Arbeit gefahren war – und ein paar weniger wertvolle Dinge, die sich im Laufe des letzten Jahres angesammelt hatten.

»Wenn Sie die Sachen nicht wollen«, meinte er, »geben Sie sie einer Hilfsorganisation.«

Der Nachbar schien überwältigt von so viel Großzügigkeit und strahlte übers ganze Gesicht, als er Mike die Hand schüttelte. Mike hatte den Eindruck, dass der Mann tatsächlich vieles von den Sachen gebrauchen konnte. »Katze«, der Fisch, war von seinem Nachbarn – nachdem dieser die Polizei gerufen hatte – gerettet worden; und da er sich jetzt sowieso im Aquarium des Mannes befand, schien es das Beste, dass er da blieb.

»Bye-bye, Katze!«, hatte Mike lächelnd gesagt, als er in der Wohnung des Mannes gewesen war. »Nicht die Hoffnung aufgeben.« Katze hatte ihn nicht einmal angeschaut. Er war mit seinen neuen Fischfreunden beschäftigt.

Fünf Tage nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, stellte Mike fest, dass er mit den Vorbereitungen fertig war. Er hatte keine rechte Vorstellung, was er jetzt tun und wo er eigentlich hingehen sollte. Es war Abend und alles war still. Er wusste, der Engel würde mitbekommen, wann er bereit war, und morgen würde etwas Neues beginnen. Mike fühlte, dass es an der Realität seiner Reise keinen Zweifel gab. Er war fest überzeugt, dass ihm gezeigt würde, was er zu tun hatte. Alles, was in der letzten Woche passiert war, rechtfertigte diese Überzeugung. Er beschloss, die Schätze, die er in den Reisetaschen auf seine spirituelle Fahrt mitnehmen würde, noch einmal anzuschauen.

Er öffnete die Taschen und prüfte jeden Gegenstand, den er glaubte mitnehmen zu müssen. Zuerst waren da die Fotos. Das Fotoalbum war im Laufe der Zeit etwas aus dem Leim gegangen, und viele der alten Fotos waren mit den altmodischen Klebe-Ecken aus den fünfziger Jahren eingeklebt. Er öffnete das Buch vorsichtig, um die schlechter klebenden Bilder nicht abzulösen; wieder überkam ihn die wohlbekannte Melancholie, als er auf das Hochzeitsfoto seiner Eltern blickte – das erste Foto im Album. Dieses und andere Fotos von ihnen hatte er nach dem Unfall gefunden und kaum die Kraft gehabt, sie anzuschauen.

Da waren die beiden – verliebt in die Kamera lächelnd – am Beginn ihres gemeinsamen Lebens. Ihre Kleidung fand Mike eher komisch und soweit er sich erinnern konnte, war es das einzige Mal, dass er seinen Vater mit einer Krawatte sah. Irgendwann hatte Mike Moms altes Hochzeitskleid auf dem Speicher gefunden. Er hatte eine Nachbarin gebeten, es einzupacken, weil es für ihn selbst zu schmerzlich war. Als das Hochzeitsfoto seiner Eltern damals aufgenommen wurde, existierte von Mike noch nicht mehr als der Glanz in ihren Augen: Voll freudiger Erwartung blickten sie der Zukunft entgegen. Mike starrte lange auf das Foto, bis er schließlich sanft zu ihm sagte: »Mom und Dad, ich bin euer einziges Kind. Ich hoffe, das, was ich jetzt vorhabe, wird euch nicht enttäuschen. Ich liebe euch und wünsche mir, euch bald wiederzusehen.«

Dann schlug er die Seiten auf, die ihn als Jungen zeigten. Er lächelte oft. Da war die alte Farm, und ab und zu Bilder von Freunden, die seinen Lebensweg geteilt hatten. Er liebte das Foto, wo er selbst auf dem Traktor saß und sechs Jahre alt war. Wieviel ihm dieses Album bedeutete! Mike hatte den Eindruck, Gott eine Freude zu machen, wenn er die Fotos mit auf seine besondere Reise nahm und in dieser Weise seine Eltern und sein früheres Leben hochhielt. Was später mit dem Album passieren würde, konnte niemand wissen. Doch im Augenblick hatte Mike das Gefühl, dass er diese Dinge nicht zurücklassen durfte.

Außerdem waren da noch seine Bücher. Er liebte sie über alles! Seine Bibel: vom vielen Lesen dünn geworden; wie oft hatte sie ihn getröstet! Auch wenn er nicht alles verstand, so fühlte er doch ihre spirituelle Energie. Sie war sorgfältig eingepackt und Mike hätte sie niemals irgendwo zurücklassen können. Dann seine Jugendbücher, die ihm so viel bedeuteten: Die Hardy Boys, Charlottes Netz – ein paar Taschenbücher, die er ab und zu wieder las; und die ihn jedesmal an die Zeit erinnerten, als er diese spannenden Geschichten zum ersten Mal gelesen hatte und an alles, was er in dem Alter gemacht hatte. Schließlich das tolle Abenteuerbuch von Moby Dick – da war er schon etwas älter – und die Sherlock-Holmes-Serie. Und dann einige seiner Lieblingsgedichte von unbekannten Schriftstellern.

All die Bücher und Fotos passten problemlos in zwei Taschen und waren leicht zu tragen, so dass er auch noch einen mittelgroßen Beutel für Proviant mitnehmen konnte. Mike war mit allem fertig und legte sich zum Schlafen ein letztes Mal auf den Boden seines nun leeren Apartments. Er hatte ein Kissen und das genügte. Er war für den kommenden Tag gerüstet und auf seine spirituelle Suche so gespannt, dass er kaum einschlafen konnte – so sehr beschäftigte ihn alles, was passiert war und die Verheißung des Kommenden. Morgen würde seine Reise nach Hause beginnen.


* Engl. Opi: of Pure Intent. Dieser Name bezieht sich auf Obi-Wan Kenobi aus »Star-Wars« Im Verlauf der Erzählung zeigen sich Gemeinsamkeiten zwischen Michael und Obi-Wan. (A.d.Ü)

Die Reise nach Hause

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