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9. Kapitel: Dollyrobotic

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»Wir haben da ein Problem!« Der junge Mann mit dem glattrasierten Kopf und dem leger zugeknöpften Hemd setzte sich seinem Chef gegenüber an den mit Kaffeetassenrändern übersäten Resopaltisch. Willem Van Beuten, ein fülliger Holländer, der die Firma Dollyrobotic in Leiden leitete, zog die Stirn unwillig in Falten, weil er es nicht schätzte, in der Kaffeepause mit Problemen belästigt zu werden. Doch bei Dollyrobotic ist die Hierarchie flach und das Klima untereinander kumpelhaft. Das ist Teil der Geschäftsphilosophie, um die intelligenten und etwas eigenwilligen Programmierer bei der Stange zu halten. Und Van Beuten gegenüber Frederic, ein leicht ungepflegt wirkender junger Mann, war ohnehin das Gehirn im Bereich der Programmierung. Also schaute er aus seinem Krimi von Janwillem van de Wetering auf, bei dem es um Karate und Ketchup ging, schlürfte einen weiteren Schluck aus seiner riesigen Kaffeetasse und wartete.

»Wir haben offensichtlich einen Wurm im System.«

Plötzlich war Van Beuten ganz bei der Sache. »Sicher? Frederic?

Frederic nickte. »Offensichtlich ist jemand ins System eingedrungen.«

Van Beuten seufzte. »Wie tief?«

Frederic zuckte mit den Schultern. »Wissen wir noch nicht. Wir arbeiten dran.«

Van Beuten steckte Horrormeldungen wie diese in die Ablage »Später gruseln« und bemühte sich, schnell die Fassung zurückzugewinnen. Der Besuch der Amerikaner stand unmittelbar bevor. Ein Besuch, der sorgfältig vorbereitet worden war, denn es ging um die Frage, ob Dollyrobotic seine Eigenständigkeit behalten konnte oder vom übermächtigen Partner in Übersee geschluckt wurde. Dollyrobotic war aus einer simplen holländischen Sexpuppenmanufaktur hervorgegangen. Aufblasbare Gummipuppen für Erwachsene mit weit aufgerissenen zahnlosen Mündern. Van Beuten hatte sich, als das Geschäft angesichts der Internetpornoangebote immer schlechter lief, mit einem amerikanischen Startup-Unternehmen zusammengetan, die lebensecht wirkende Dollys aus Spezialgummi herstellten. Angeregt durch die neuesten japanischen Entwicklungen in der Robotik tauschte er zusammen mit Frederic, den er noch aus seiner Studienzeit kannte, die Puppenköpfe der ursprünglichen weiblichen Torsi gegen computerisierte und motorisierten Köpfe aus, die in der Lage waren, die menschliche Mimik bis zu einem gewissen Grad nachzuahmen. Hierzu kaufte er die Lizenzen in Japan ein, die bereits Vorreiter auf dem Gebiet der animierten Robotergesichter waren. Von da aus war es nur ein kleiner Schritt, sie mit sprachbegabter KI zu ergänzen, wie sie bereits von großen Internetunternehmen erprobt wurde. Das brachte ihn an den Rand des Ruins. In letzter Minute fand er potente Geldgeber, und die kamen, wie konnte es anders sein, von einem amerikanischen Unternehmen, welches in die Robotikbranche investierte. Die Abhängigkeit vom Geldgeber erwies sich nun allerdings als ein zweischneidiges Schwert. Denn die Herrschaften wollten nicht nur Fortschritte und Gewinne sehen, sie begannen zunehmend in die Produktlinien einzugreifen. Zwar stellten sie auch die notwendigen Rechnerkapazitäten für die Cloud zur Verfügung, als Van Beuten Entwicklungen immer aufwendiger wurden, doch sie monierten das zu langsame Marktwachstum des Unternehmens und waren inzwischen richtig unbequem geworden.

Wie sollte Van Beuten seine Ideen verwirklichen, wenn er in Zukunft alle Entwürfe aus den Staaten absegnen lassen musste? Das schmeckte ihm ganz und gar nicht und Frederic, nebenbei, auch nicht. Der hielt ohnehin nichts vom Kapitalismus, aus alter Anhänglichkeit an Ideen seiner Jugendzeit. Und ohne Frederic konnte er einpacken.

»Wer weiß davon?«

Frederic, ein heller Kopf und begnadeter Programmierer, blickte ihn verwundert an. »Ist das wichtig?«

»Wer weiß davon?«, wiederholte Van Beuten seine Frage leise und blickte wie abwesend zur Tür, durch die gerade Luise hineinschlurfte. Luise, die einzige Frau in der Abteilung. Marketingmanagerin.

»Nun, Robby natürlich, der hat es auch entdeckt, als er die Accounts restrukturiert hat. Offensichtlich ist jemand über einen aktiven Account eingedrungen.«

Van Beuten blickte auf sein Pad. »Ich muss los! Lass uns später daran arbeiten. Sorg dafür, dass niemand davon erfährt! ... Vorerst!«

Frederic blickte ihn erstaunt an, dann begriff er. »Die Amis?«

Als Antwort brummte Van Beuten nur, während er ihm beim Aufstehen auf die Schulter klopfte.

»Kann ich mich auf dich verlassen?«

Offenbar erwartete er gar keine Antwort, sondern setzte sich schwerfällig in Richtung Tür in Bewegung, ohne von Luise auch nur Notiz zu nehmen.

Frederic blickte seinem Chef mit unguten Gefühlen nach.

»Dicke Luft?«, fragte Luise mit ihrer tiefen rauchigen Nikotinstimme, während sie sich verwundert neben ihn setzte.

»Die Amis sind wieder eingeflogen«, nickte er.

»Was wollen die schon wieder?«, fragte Luise stirnrunzelnd.

Frederic bemühte sich, ein unbekümmertes Lächeln herauszuquetschen. »Rumstänkern, was sonst? Genau hat sich Willem nicht geäußert.«

»Die haben uns die letzte Marketingaktion gestrichen!«, beschwerte sich Luise.

» Warum?«

»Das wär nichts für den puritanischen amerikanischen Markt.«

»Haben die wirklich puritanisch gesagt?«

Luise grinste. »Das Wort haben sie nur transpiriert.«

Frederic grunzte abfällig durch die Nase. »Die Amis!«

»Keine Titten!«, lächelte Luise, während sie sich über den Tisch beugte und ihr Ausschnitt im Shirt tief blicken ließ.

Ich mag Luise, stellte er fest, nachdem er einen kurzen Blick riskiert hatte. Aber wer mochte sie nicht? Zuerst hatten alle Bedenken, eine Frau könnte sich unangenehm berührt fühlen, beim Anblick dutzender entblößter Frauenkörper aus Spezialgummi. Doch Luise nahm es locker und unverkrampft und hatte hier und da sogar einige ganz gute Verbesserungsvorschläge. So zum Beispiel zur Beschaffenheit der Haut. Diese wurde vorher mit dem Korpus aus einem Stück gegossen. Doch wo man die Dollys auch anpackte, man hatte stets das Gefühl, in Wackelpudding zu greifen. Das mochte an den Brüsten noch angehen, aber an Armen und Beinen, bei denen man eine gewisse Festigkeit erwartete, machte das ein ungutes Gefühl. Folge: Man trennte sich vom amerikanischen Startup und benötigte noch mehr Geld vom Sponsor, um eine ganz neue Dolly zu fertigen. Die hatte nun ein Skelett aus Hartplastik, war innen mehr oder weniger hohl, konnte ihre Gelenke auch nicht mehr wie eine Qualle ihre Tentakeln in alle unmöglichen Richtungen verdrehen, sondern nur soweit es die Gelenke natürlicherweise zuließen. Sie war leichter als ihre Vorgängerinnen, hatte Raum für Innenleben, eine Heizung unter der Haut und leider ein Patent, das zu fünfzig Prozent auf den Sponsor lief. Damit waren die weiteren Verbesserungen noch nicht eingerechnet, die in den nächsten zwei Jahren hinzukamen, doch der Streit darüber, wem die Rechte daran zustanden, bekam inzwischen monströse juristische Formen. Kein Wunder, dass Willem nervös war.

»Die spinnen, die Amis! Keine Eier!«, grinste Frederic.

»Na ja, ein bisschen haben sie wohl recht«, erwiderte Luise stirnrunzelnd. »So richtig doll geht es mit den Umsätzen ja wirklich nicht ab. Ich hab mit Luuk von der Buchhaltung gesprochen, der das derzeitige Konzept für einen absoluten Fehlschlag hält.«

Frederic fuhr auf. Das Thema wurde von den Mitarbeitern der Firma immer wieder kontrovers diskutiert. Wozu sollte man in eine Sexpuppe mehr computerisierten Grips einbauen, als zur unmittelbaren Befriedigung niederer Bedürfnisse notwendig war? »Ach ne, nicht schon wieder! Luuk hat null Fantasie.«

»Aber die Umsatzzahlen vor Augen!«, erwiderte Luise belustigt, denn sie wusste, wie vehement Frederic das derzeitige Konzept verteidigte, da es wohl überwiegend auf seine Anregungen zurückging. »Die Puppen werden einfach zu teuer für das untere Marktsegment. Wer kann sich schon einen Roboter für 50 000 Euro leisten?«

Frederic stieß schnaubend die Luft aus der Nase. »Die können sich Aufblasbares kaufen!«, fauchte er abfällig. »Wir brauchen eine andere Klientel, und die erreichen wir auch und …«, fuhr er schulmeisterlich fort, »die haben wir schon.«

»Woher weißt du das?«, fragte Luise verwundert.

Frederic biss sich auf die Lippen. Vorsicht Minenfeld! Niemand durfte wissen, dass er die Kundennamen heimlich abzapfte und für eigene Zwecke speicherte, obwohl sie hochgradig verschlüsselt wurden. Nicht einmal Willem wusste davon. Da waren Namen gespeichert, die höchst interessante Perspektiven eröffneten. Die würde er nutzen wollen, wenn seine Zeit gekommen war. Er winkte ab. »Denk ich mal«, antwortete er ausweichend und blickte verlegen zur Seite. So sah er nicht das Aufblitzen von Interesse in Luises Augen, das sie jedoch schnell verbarg, als sich ihre Blicke wieder trafen. Sie wusste, dass die Planungen viel zukunftsorientierter waren, als es wirtschaftlich gesund sein konnte. Niemand von der Geschäftsleitung ließ sich da so richtig in die Karten schauen, denn jede neue Idee konnte Milliarden wert sein. Nicht nur Luise wunderte sich, weshalb in die Puppen Hardware verbaut war, die für den unmittelbaren Zweck der Lustbefriedigung des Käufers eigentlich nicht benötigt wurde. Selbst eine abgehobene Zukunftsvision, wie sie möglicherweise hinter den Dollys wirkte, musste finanziell geerdet werden. Kleine Schritte anstatt großer Sprünge. Doch man plante bereits eine Marsbesiedlung, bevor der Transport dorthin technisch möglich wäre. Andererseits ging die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz mit riesigen Schritten voran. Es war geradezu, als sei eine Lawine ins Rollen gekommen, die die Dynamik des Geschehens wie ein Tsunami vorantrieb. Was vor wenigen Jahren noch undenkbar erschien, nahm bereits punktuell Gestalt an. Klar, dass man sich da anstrengen musste, die Nase vorn zu behalten. Aber eine kleine Firma wie Dollyrobotic, was konnte die da schon ausrichten?

»Und sonst?«, wechselte Luise unvermittelt das Thema und blitzte ihn charmant an. Frederic machte das Chamäleon und färbte sich rot. Im Umgang mit richtigen Frauen fühlte er sich unbeholfen, linkisch. Luise lachte hell auf. »Du bist so süß, wenn du verlegen wirst.«

»Muss los!«, beeilte sich Frederic wegzukommen.

»Na denn!«, schmollte Luise, musste sich aber eingestehen, dass sie Frederic gern ein wenig neckte.

Der hatte es gar nicht so eilig, wie er vorgab. Im Gegenteil. Eigentlich hatte er gar keine Lust, an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Was ihn umtrieb, war nicht das erfolgreiche Eindringen eines Hackers ins System, sondern dass seine kleinen Extratouren entdeckt werden könnten. Er würde vorsichtig sein müssen, wenn er die Spur des Eindringlings verfolgte, um die richtigen und unverdächtigen Informationen weiterzugeben. Es reichte bereits die eine Panne, die durch die Schlamperei in der Versandabteilung passiert war. Ein Kunde hatte mit einer Bestellung seiner privaten Doll versehentlich einen Torso aus der Entwicklungsabteilung erhalten, anstatt einen üblichen aus dem Lager. Einen Torso, bestückt mit einem Kopf, der zwar einsatzbereit war, jedoch eine erweiterte Speicherkapazität, eine neue Hardware und viel Upgrades für spätere Entwicklungslinien enthielt. Sozusagen eine Luxuslimousine im Kleid eines Kleinwagens.

Willem hatte getobt als das Fehlen des Spezialkopfes bemerkt wurde. Doch welcher Kunde hatte ihn bekommen?

So hofften alle inständig, die Doll möge nun irgendwo in einem Wohnzimmer in Deutschland einen Dornröschenschlaf halten.

Und noch mehr hoffte Frederic, niemand möge die Entwicklungssoftware bemerken, die eigentlich beim Einbau des endgültigen Betriebssystems hätte ausgetauscht werden müssen. Er hatte sie unter einer »Tarndecke« versteckt, so dass sie im Hintergrund weiterlief und sowohl Daten absaugte als auch eine Kontrolle über die Prozesse behielt. Dadurch war er in der Lage, jeden Byte, den eine Doll erzeugte, abzuzapfen. Er war der Big Brother, der alles kontrollieren konnte, wenn er auch warten musste, bis die Doll online ging. Er bemerkte, wie eine irritierende Erregung von ihm Besitz ergriff, wie immer, wenn er innerlich unter Stress geriet.

Einer plötzlichen Eingebung folgend machte er kehrt und lenkte seine Schritte in Richtung Lager im Erdgeschoss der Firma. Es hatte ein Sicherheitsschloss am Eingang mit Geheimcode, den nur wenige Befugte kannten. Hier waren die Neuentwicklungen von Dollyrobotic eingelagert. Top Secret! Frederic war einer der wenigen, die Zugang hatten. Er tippte den Code in die Tastatur des Türschlosses. Ein kurzes Brummen folgte und die Tür sprang auf. Drinnen empfing ihn die trockene klimatisierte Kühle von zwölf Grad. Er unterdrückte ein Frösteln, suchte den Lichtschalter und stellte die Klimaanlage ab. Dann sah er sich um. Der Raum war voller nackter Frauen. Sie hingen eingehüllt in durchsichtige Plastiksäcke an den Nackenhaken einer Transportschiene. Die neuesten Modelle. Leblos wie Leichen, doch eine so schön und sexy wie die andere.

Einige waren bereits in Transportsäcke mit Adresszetteln versehen verpackt, andere in grünlich schimmernde Schutzfolien, die mit Reißverschluss versehen waren. An der Wand reihten sich Frauenköpfe, wie vom Henker feinsäuberlich abgetrennt. Glatzköpfig starrten sie mit toten Augen in den Raum. Daneben ein Regal mit Perücken aller Haarfarben, langem und kurzem Haar, sogar Punkfrisuren gab es. Aus einem Container ragten Arme ohne Hände heraus, und Beinstümpfe ohne Füße. Hände und Füße wiederum waren in Boxen geordnet, nach Farbe und Größe sortiert. Daneben Finger- und Zehennägel aller Variationen. Jeder Kunde konnte sich seine persönliche Doll wie in einem Baukasten zusammenstellen. Sogar Kinderdolls, die jedoch mit einem roten X gekennzeichnet waren, da es sie offiziell gar nicht geben durfte.

Über den Köpfen Gesichtsmasken, Augenpaare in Plastikfolien verschweißt, mit und ohne Motor.

Frederic griff nach der Fernbedienung. Er wusste, was er suchte. Er tippte die Lagernummer ein, die Transportschiene an der Decke setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, der die aufgehängten Körper hin und her baumeln ließ. Hellhaarige, dunkelblonde, füllige, schlanke, kindliche Frauenleiber glitten an ihm vorbei. Als das Band unvermittelt stoppte, hämmerte Frederics Herz in seiner Brust. Er war erregt. Da war sie. In der Schutzhülle vor ihm hing: Luise. Nackt und begehrenswert, wie Frederic von ihr in wollüstigen Nächten fantasierte. Er ließ die Puppe aus der Halterung gleiten und mühte sich damit ab, sie in die Transportgabel zu hieven. Ein Gestell, das die immerhin über dreißig Kilo schwere Puppe sicherte. Mittels der Fernbedienung steuerte er den kleinen Wagen in die hinterste Ecke des Raumes und ließ Luise auf eine Couch gleiten, die eigens für eine halbwegs dekorative Präsentation der Puppen zweckentfremdet worden war. Ein Anachronismus in dem ansonsten sterilen Lagerraum, der mehr Ähnlichkeit mit dem Kühlraum eines Schlachthofes als einem Wohnraum hatte, auch wenn für Fotozwecke dort eine Blümchentapete mit Bild und Stehlampe und Kunstpalme davor den schmucklosen Beton der Wände kaschierte. Er hatte Luise damals überzeugt, Kopfmodell zu stehen. Angeblich, um ein Computermodell zu kreieren. Ob sie wusste, dass ihr Kopf auch wirklich angefertigt worden war? Er glaubte es nicht. Sie war sein Geheimnis. Und hier, hier liebte er sie. Kaum hatte er Luise aus der Schutzhülle befreit, da fasste er der Puppe an die Brüste, entblößte sein Glied, das lustvoll pulsierte.

»Da schaust du, den willst du, nicht?«, flüsterte er, drückte der Puppe sein Phallus an den Mund.

»Du bist ganz heiß auf mich, oder? Warte, ich geb ihn dir gleich!«

Er fasste der Puppe grob ins Haar und packte die Schulter, um sie zu sich heranzuziehen. Keuchend schob er seinen Penis in Luises nachgiebigen Mund. Stöhnend bewegte er sich vor und zurück, trieb sein Glied tiefer in Luises Mund, suchte krampfhaft nach einer sicheren Position und mühte sich schwitzend, bis er abspritze. Dann sank er heftig atmend neben Luise auf das Sofa und drückte sich an ihre kühle Haut. Abwesend schaute das Luisedouble in den Raum. Er hatte nicht gewagt, sie zu aktivieren, denn dies hätte bedeutet, sie mit dem Server zu verbinden. Dann könnte sein intimes Stelldichein leicht entdeckt werden. Aber auch so, kalt und leblos, fühlte er sich Luise nah, das reichte ihm vollauf. Allzu lange wollte er sich jedoch nicht hier aufhalten, denn oben brannte wahrscheinlich die Luft. So reinigte er Luises Mund notdürftig von seinen Hinterlassenschaften und beeilte sich, sie wieder zu verpacken und an ihren Lagerplatz zurückzuordnen.

»Ich komme wieder!«, flüsterte er, bevor das Transportband sie in die Anonymität der anderen Körper zurückbeförderte.

Er hatte nicht falsch vermutet. Kaum im Büro zurück, überfiel ihn sein Kompagnon Robby mit einem Notstandsbericht. »Du wirst es nicht glauben, die haben es sogar bis in die Cloud geschafft und mehrere Updates abgesaugt!«

»Unmöglich!«, entfuhr es Frederic.

»Ne, offensichtlich nicht. Es gibt eine Sicherheitslücke in der Handshake-Routine. Die Spur verschwindet kurz davor, und dahinter taucht sie mit einer anderen IP-Kennung wieder auf. Mir ist rätselhaft, wie sie das bewerkstelligen.«

»Konntest du zurückverfolgen, woher der Angriff kommt?«

»Pakistan.«

»Hä?«

»Pakistan!«

Robby zuckte mit den Schultern. »Soll ich einen Bericht machen?«

Frederic winkte alarmiert ab. »Ne, lass mal. Willem will, dass wir vorerst die Decke drüber halten. Die Amis sind im Haus. Vorerst überlass mir mal die Sache.«

Robby zog gewichtig die Augenbrauen hoch und blies die Backen auf, wie ein unter Druck stehender Ballon.

»Konntest du rausbekommen, welche Kennnummer die Puppe hat?«

»Ich arbeite dran. Sie benutzen offensichtlich die Nummer einer anderen aktiven Einheit. Von da aus mogeln sie sich in den geschützten Bereich. Bislang haben sie drei Updates runtergeladen, die noch gar nicht freigegeben sind.«

Frederic schüttelte den Kopf. Wie konnte das möglich sein? Sie hatten doch alle Bereiche maximal geschützt. Und vor allem die neuen Updates waren noch nirgends im Umlauf. Das war auch ein Grund, weshalb kein Zähler auf die Downloads gesetzt war, überlegte er. Eine Lücke, die sie ebenfalls schließen mussten.

»Glaubst du, die Amis könnten dahinterstecken?«, unterbrach Robby seine Gedanken.

»Softwareklau?« Nachdenklich schüttelte er den Kopf, ausgeschlossen war das nicht. Fest stand, dass jemand mit sehr viel Kompetenz am Werk war. Vielleicht wollten die Amis inzwischen ihr eigenes Ding drehen? Vielleicht dienten die Verhandlungen mit Willem nur als Alibi, um von dem Softwareklau abzulenken? Das würde Frederic gar nicht gefallen, denn er hatte eigene Interessen, die sich weder mit denen der Geldgeber noch allerdings mit denen Van Beutens deckten.

»Kannst du 'nen Köder auslegen?«, fragte er.

Robby lächelte. »Schon geschehen. Wenn sie das nächste Update runterladen, dann haben sie einen Angelhaken im System.«

»Gut, Robby. Gute Arbeit. Bin gespannt, wen wir dran bekommen, aber vorerst Top Secret und nur an mich«, murmelte Frederic, dem dennoch nicht ganz wohl war. Was, wenn sich der Fisch als giftig erweisen würde?

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