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Alte Freunde

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Ohne rechtes Ziel liefen wir weiter den Gang entlang. Vor lauter Menschenmassen waren die Verkaufsstände kaum zu erkennen, geschweige denn die Schilder, mit deren Hilfe man sich orientieren konnte.

Plötzlich blieb Finn wie angewurzelt stehen. „Oh nein!“, stöhnte er. Es hörte sich nicht so panisch-entsetzt an, wie vorhin, trotzdem hatte ich Angst davor, gleich fortgezerrt zu werden.

„Was? Müssen wir wieder abhauen?“

„Nein“, klärte er mich auf. „Aber da vorne ist Patrick und ich hatte eigentlich nicht vor, ihm zu begegnen.“ Er wies auf einen Jungen mit kurzen roten Haaren, der direkt auf uns zukam.

„Aha“, sagte ich nur.

„Wir waren mal befreundet“, fügte er erklärend hinzu.

„Warum jetzt nicht mehr?“, erkundigte ich mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Freundschaft mit Annika je zerbrechen würde.

Finn kam nicht dazu, zu antworten, denn in diesem Moment erreichte der rothaarige Typ uns. „Hey Finn-auf-der-Flucht“, feixte er. „Willst du dich wieder verstecken?“ Er lachte hohl und zog dann an uns vorbei.

Meine Begleitung schaute ihm finster nach. „Genügt das als Erklärung?“, fragte er bitter.

„Hm“, machte ich. Wenn dieser Typ nichts mehr mit Finn zu tun haben wollte, weil er sich dauernd versteckte oder floh, war es dann nicht vielleicht besser, ich würde mich von ihm fernhalten?

„Ich dachte, Jungs lieben Abenteuer“, gestand ich zögernd.

Der Blick, mit dem er mich daraufhin musterte, war sehr ernst. Und sein Tonfall genauso. „Das ist kein Abenteuer!“

„Willst du mir nicht endlich sagen, was hier gespielt wird?“

Er schaute mich verzweifelt an. „ES WIRD NICHTS GESPIELT!“, wiederholte er betont langsam. „Und nein, ich werde es dir nicht sagen! Du siehst mich nach diesem Abend sowieso nicht mehr!“

Ich gab es auf, ihn nach dem Grund für seine Flucht zu fragen. Zumindest vorerst.

Schweigend gingen wir nebeneinander her den Gang entlang, bis wir auf die nächste „Attraktion“ stießen: Einen Mann, der Rosen verkaufte. Echte, mit Dornen und hübschen blutroten Blättern. Aber auch wesentlich kleinere Plastikrosen, die nicht mal rot, sondern rosa waren.

„Egal was sie sagen, das Fest ist nur was für Liebespaare“, dachte ich laut.

„Wollen wir so tun als ob?“, fragte mich Finn.

Ich guckte ihn merkwürdig an. „Wie denn?“

Er zuckte mit den Schultern. „Indem wir Rosen kaufen. Willst du eine?“

Ich warf ihm einen unsicheren Blick zu. Meinte er das jetzt ernst? Wir kannten uns kaum. Eine „richtige“ Rose erschien mir irgendwie unangebracht. Das wäre ja fast so, als wären wir zusammen. Aber das waren wir nicht und daran würde auch ein Rosenkauf nichts ändern.

Finn kaufte mir trotzdem eines der Plastikdinger. Er reichte sie mir mit den Worten: „Damit du diesen Abend nicht vergisst.“

Ich nahm die Miniaturrose zögernd an und murmelte ein wenig verlegen: „Das werde ich bestimmt nicht.“

Schließlich war ich mit Finn-auf-der-Flucht unterwegs und er hatte ja gemeint, wir würden uns heute noch öfters vor wem auch immer verstecken müssen. Alleine deshalb würde sich der Tag garantiert in mein Gedächtnis einprägen. Hinzu kam, dass ich zum ersten Mal auf dem Fest war. Und das mit einem mehr oder weniger völlig Unbekannten. Also wie sollte ich diesen Abend vergessen können?

Ich betrachtete die Rose und ließ sie mit einem leichten Lächeln in meiner Handtasche verschwinden. Sie war vielleicht klein und unecht, aber für mich würde sie immer etwas Besonderes sein. Weil es die erste Blume war, die ich in meinem Leben geschenkt bekommen hatte.

Wir folgten dem Gang weiter, den auch eine Vielzahl anderer Besucher entlangströmten. Mit jedem Schritt wurde die hämmernde Musik um uns herum lauter, bis wir plötzlich in einer kleinen Halle standen. Obwohl der Raum vollgestopft mit Jugendlichen war, konnte ich zum ersten Mal wieder etwas mehr sehen, außer die Rücken anderer Menschen.

Der schwarz gekachelte Boden sah aus, wie eine riesige Tanzfläche. Von der Decke hingen Flutlichter in verschiedenen Farben und tauchten die Szenerie in grellzuckendes Licht.

Die Musik selbst musste von einem DJ kommen, den ich in dem Gewimmel jedoch nicht ausmachen konnte. Zumindest wurde dieser auf den Plakaten groß angekündigt.

Ich drängte mich durch die Menge, unsicher, ob ich tanzen wollte oder so schnell wie möglich in einen anderen Raum, in dem weniger los war. Hin und wieder sah ich mich nach Finn um, ob dieser mir noch immer folgte. Er tat es, doch seine Miene war angespannt, während er die Umstehenden im Blick behielt.

„Hey, Miriam!“, rief da plötzlich jemand. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und sah Annikas Gesicht vor mir auftauchen. „Tanzt du mit mir? Dominik weigert sich.“

„Hm, klar, wenn mich Finn lässt“, entgegnete ich und warf meiner Begleitung einen unschlüssigen Blick zu.

„Soll ich dann so lange mit Dominik tanzen?“, feixte er.

Ich musste lachen. „Ich glaube nicht, dass er mit dir tanzen würde, wenn er sich schon bei Annika weigert. Aber du kannst es ja mal versuchen.“ Ich drehte mich wieder zu meiner Freundin um. „Wo ist er eigentlich?“

„Irgendwo da hinten, bei seinem ebenfalls tanzunwilligen Kumpel“, erklärte sie und deutete in die Richtung. Dann nickte sie zu dem blonden Typen neben mir. „Und das ist Finn?“, erkundigte sie sich interessiert.

„Ja“, stimmte ich ihr zu.

„Solche Kerle laufen also in Kaufhäusern rum“, bemerkte Annika anerkennend und musterte ihn etwa eine Sekunde lang nachdenklich.

„Ich muss sie dir jetzt leider mal kurz wegnehmen, aber ich bringe sie dir wieder“, versprach sie meiner Begleitung. Dann schnappte sie mich und zerrte mich fort in die tanzende Menge.

Flirt, Flucht & Fiasko

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