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Kapitel 9 – Mary

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Nachdem Josias mit unserer Nichte geflüchtet war, schnappte ich mir ebenfalls meinen Sohn und verschwand nach Hause.

„Was ist da gerade passiert?“, fragte er mich verwirrt.

„Der Mann, mit dem sie da war, war mein Bruder. Josias. Verstehst du? Sie heißt Mayla Johnson und ist deine Cousine. Sie ist die Tochter von Mike, Rose hatte mir von ihr erzählt. Sie ist auch Baby Johnson.“

„Aber… wieso sind sie so plötzlich gegangen?“

„Josias hat sich kurz mit mir unterhalten. Na ja, anscheinend hat er wie Ariana auf dem Friedhof meine Stimme erkannt. Nur dass sie nun denken, dass ich Terese bin, weil unsere Stimmen leider fast identisch sind.“

„Mom?“

„Ja?“

„Müssen wir jetzt gehen?“

„Ich habe kurz darüber nachgedacht, auf dem Rückweg, aber ich denke, dass das keine gute Idee wäre. Wenn wir jetzt fliehen, denken meine Geschwister, dass wir irgendetwas planen. Sie würden uns verfolgen und höchstwahrscheinlich versuchen, uns zu töten.“

„Also bleiben wir hier und verhalten uns weiterhin unauffällig?“

„Ja, aber das werden wir wohl auch nicht sehr lange machen können.“

„Wieso nicht?“

„Meine Geschwister, insbesondere Mike, sind ziemlich paranoid. Und sehr vorsichtig. Wenn sie also nichts mehr von Terese hören, werden sie früher oder später denken, dass sie etwas plant. Und dann werden sie uns auch suchen.“

„Wir haben ein ziemliches Problem, oder?“ Ängstlich sah Phil mich an. Vermutlich hatte er mich noch nie so besorgt gesehen, und das sollte schon was heißen. Seufzend ließ ich mich auf unserer Couch nieder und Phil setzte sich neben mich.

„Ja, Phil, wir haben ein Problem. Aber daran bist weder du, noch ich, noch irgendjemand anderes schuld. Ich glaube zwar nicht direkt an Schicksal, aber ich bin mir sicher, dass es deine Bestimmung war, Mayla zu treffen. Selbst in den paar Sekunden, in denen ich euch zusammen gesehen habe, habe ich ein Band zwischen euch gespürt. Ihr seid nicht wie zwei Fremde, ihr seid wie Geschwister. Wie Zwillinge. Also ja, wir haben ein Problem, aber du hast auch jemanden Wunderbares kennengelernt. Deshalb solltest du es nicht als ein Problem sehen, sondern als ein Geschenk. Denn davor, dass uns jemand etwas antun könnte, musst du keine Angst haben. Wir sind Johnsons und somit wirklich sehr stark und mächtig. Und deshalb werden wir auch eine Lösung finden. So wie immer.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“

„Ganz einfach: Ich habe dir doch mal erzählt, was dein Name bedeutet, oder?“

„Ja… Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?“

„Hoffnung, Phelipe. Du darfst nur niemals, niemals die Hoffnung verlieren. Und dann wird dir klar werden, dass du alles schaffen kannst. Du musst nur daran glauben.“

Es war keine Stunde vergangen, als plötzlich jemand an unsere Tür klopfte. Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah direkt in das Gesicht von…

„Mayla?! Was machst du hier?“

„Was… was machen Sie hier?“, fragte sie in der Hoffnung, mutig zu wirken und ich musste lächeln.

„Ich wohne hier.“

„Oh.“

„Und wieso bist du jetzt hier?“

„Ich… ähm… wollte zu Phelipe.“

„Wissen deine Eltern davon?“

„Ja.“

Abwartend sah ich sie an. Ich wusste, dass sie log. „Okay, ist ja gut. Nein, sie wissen es nicht. Lassen Sie mich bitte trotzdem rein?“

Ich seufzte und trat zur Seite. „Komm rein. Du wirst uns zwar den Tod bringen, wenn dein Vater dich hier findet, aber in meiner Wohnung kann man dich wenigstens nicht so leicht orten.“

Erschrocken sah sie mich an, und ich fügte lachend hinzu: „Nein, so war das nicht gemeint. Ich möchte nur nicht, dass Mike dich direkt vor meiner Wohnung findet. Du kannst natürlich jederzeit mit Magie nach ihm rufen, auch wenn ich dich bitten würde, das nicht zu tun. Du bist ja zum Teil Hexe, oder?“

„Ja, das habe ich von meinem Vater. Und von Ihnen.“

„Na ja, das kann man sehen, wie man will. Du darfst mich übrigens auch gerne Mary nennen, wir sind schließlich verwandt.“

„Mary? Wie sind Si… bist du auf diesen Namen gekommen? Ich dachte, du heißt Terese.“

„Möchtest du noch lange draußen stehen bleiben?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage, um sie abzulenken.

Zögerlich ging sie in meine Wohnung und ich schloss die Tür hinter ihr. Ich hätte sie auch einfach nach Hause schicken können, wurde mir klar, doch auch wenn ich sie nicht kannte, wollte ich meine Nichte nicht ohne Schutz alleine durch New Orleans laufen lassen. Schlimm genug, dass sie überhaupt alleine hierhergekommen war.

„Phil!“, rief ich meinen Sohn und er kam sofort.

„Was ist denn los, Mom? Oh. Hi, Mayla. Was machst du denn hier?“

„Sie stand gerade vor unserer Tür und wollte dich besuchen“, antwortete ich für sie. „Hör zu, ihr dürft euch ja von mir aus gerne weiter treffen, aber ich denke nicht, dass meine Wohnung der passende Ort ist. Nicht solange Mike denkt… Na ja, du weißt ja.“

„Ist okay.“

„Moment mal. Phil, wieso hast du meine Oma gerade Mom genannt?“, fragte Mayla verwirrt.

„Ähm… weil sie… äh…“

Eine Antwort blieb ihm erspart, da wir ein lautes Geräusch aus dem Flur hörten. Es war ein ohrenbetäubendes Krachen, als ob jemand die Tür nicht nur aus den Angeln, sondern gleich aus der ganzen Wand gerissen hätte. Womit ich gar nicht so falsch lag.

Kurz darauf hörte ich die wütende Stimme meines Bruders. Mike war hier. Wir waren verloren.

„Geh in dein Zimmer!“, rief ich meinem Sohn über die wüsten Beschimpfungen von Mike hinweg zu.

„Aber…“

„Jetzt!“

Sofort folgte er meiner Anweisung und ich drehte mich zu Mayla um.

„Ich glaube, du wirst abgeholt“, meinte ich schwach lächelnd zu ihr, was sie glücklicherweise zum Lachen brachte.

„Ja, es scheint so.“

Dennoch machte sie keine Anstalten, zu ihrem Vater zu gehen, weshalb ich sie fragend ansah. „Was ist los?“

„Na ja… wenn Dad so wütend ist, handelt er, bevor er denken kann. Es ist schon ein paar Mal vorgekommen, dass er jemanden aus Reflex getötet hat, nur weil der sich zu schnell bewegt hat. Ich…“

„Du hast Angst, nicht?“

Schüchtern nickte sie und ich seufzte.

„Hör auf, Mike! Mayla kommt doch schon!“, versuchte ich, ihm zuzurufen, doch ich hatte keine Chance, über den Lärm hinweg zu schreien. Mike hörte mich nicht und er wollte mich auch nicht hören.

„Soll ich vorgehen?“, fragte ich meine Nichte also. So würde es im schlimmsten Fall wenigstens nur mich treffen und mich konnte man nicht töten. Sie genau genommen auch nicht, aber sie war immer noch ein Kind, was mich auch zu dieser irrsinnigen Tat brachte.

Mit erhobenen Händen trat ich in meinen Flur und hoffte inständig, dass ich gleich keinen Holzpfahl in meiner Brust haben würde. Was das anging, hatte ich Glück. Denn das Stück Holz von meiner zerschmetterten Tür landete „nur“ in meinem Bauch.

„Wo ist sie, Mutter? Was hast du mit meiner Tochter gemacht?“

Mit zusammengebissenen Zähnen zog ich den Pflock aus meinem Bauch und zischte: „Direkt hinter mir. Sie wäre ja gerne rausgekommen, aber seien wir mal ehrlich: Dann wäre das hier“, ich zeigte ihm das blutverschmierte Holzstück, „wohl nicht in mir, sondern in ihr gelandet. Hast du dich jetzt also genug beruhigt?“

Erstaunt sah er mich an. Kein Wunder, ich handelte hier gerade ziemlich untypisch für meine Mutter.

Jedoch blieb ihm eine Antwort zum Glück erspart, als Mayla zögerlich hinter mir hervorkam, und schüchtern meinte: „Hey, Dad.“

„Mayla! Zum Glück, es geht dir gut! Komm.“

Mike streckte ihr eine Hand hin und ich sah ihn erstaunt an. Noch nie hatte ich ihn so sanft mit jemandem reden hören. Noch nie war er so erleichtert, dass es jemandem gut ging. Unwillkürlich lächelte ich.

„Darf ich mich erst noch richtig verabschieden?“, fragte Mayla plötzlich und unerwartet.

„Nein, natürlich nicht! Diese Frau da hat dich entführt. Ich möchte, dass du sofort zu mir und aus der Wohnung von dieser Teufelsfrau kommst.“

„Sie hat mich nicht entführt! Und sie ist auch keine Teufelsfrau! Ich werde mich erst vernünftig verabschieden.“

„Was meinst du damit, sie hat dich nicht entführt? Wieso solltest du sonst in der Wohnung meiner Mutter sein?“

„Ich wollte ihren Sohn Phelipe treffen. Und noch etwas… Sie ist nicht deine Mutter, sondern deine Schwester.“

Ich weiß nicht, wer von uns beiden Mayla erschrockener ansah, doch auf jeden Fall waren wir beide ziemlich schockiert.

„Woher weißt du…? Wie bist du darauf gekommen?“, flüsterte ich.

„Na ja, Phelipe ist genauso alt wie ich, hat dich Mom genannt, und außerdem hast du dich mit Mary vorgestellt. Und du hast nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Terese aus den Erzählungen meiner Familie. Da lag die Vermutung doch nahe.“

„Mayla!“, schaltete sich jetzt Mike wieder ein. „Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, dich zu täuschen, aber Anni ist vor sieben Jahren gestorben. Das ist nicht deine Tante.“

„Dad! In unserer Familie sind schon so viele gestorben und wiedergekommen, wieso sollte es also nicht auch Marianne tun?“

„Weil sie die Einzige gewesen wäre, bei der es mich gefreut hätte…“, meinte er leise, und dann an mich gerichtet: „Nimm diesen Zauber von ihr, Terese!“

„Kann ich nicht. Auf ihr liegt kein Zauber“, gab ich zu. Es war besser, wenn er wusste, wer ich war, als wenn er dachte, ich wäre Terese, die sein Kind töten wollte.

„Hör auf, zu lügen!“, schrie er mich an und ich sah auf den Boden.

„Ich lüge nicht.“

„Du behauptest also, du wärst meine Schwester?“

„Ja.“

„Beweise es.“

Ich murmelte den Zauberspruch, der mich wieder in meiner echten Gestalt erscheinen ließ, doch Mike schnaubte nur.

„Das beweist nur, dass du Illusionen schaffen kannst. Es beweist gar nichts.“

„Als du mich das erste Mal gesehen hast, wolltest du mich umbringen und als Vampiropfer einsetzen. Dann hast du herausgefunden, dass ich deine Schwester bin und als Reaktion darauf hast du dann Josias gebissen.“

„Das ist kein Geheimnis.“

„Okay. Als ich schwanger war, habt ihr mich hier in New Orleans in ein Zimmer gesperrt. Du warst regelmäßig bei mir, aber wir haben nie geredet, weil ich wütend auf dich war…“

„Das hätte jeder herausfinden können!“, schrie er.

„Du möchtest also, dass ich dir etwas sage, was nur wir beide wissen können?“

„Ja!“

„Okay. Ich habe es nie jemandem erzählt und das weißt du. Ethan Montgomery. Du wolltest ihn töten, du warst schon direkt vor der Hütte, in der er sich versteckt hatte. Du wolltest sie verbrennen, aber ich habe dich angerufen und dich überzeugt, es nicht zu tun. Du hast ihn nicht wegen mir laufen lassen, sondern für Samantha. Weil du wusstest, dass das das Einzige war, was sie dir nie verzeihen könnte. Und wenn dir das immer noch nicht reicht, dann überlege doch mal, wieso ich nicht nur Vampir, sondern auch noch Hexe bin und einen siebenjährigen Sohn habe, dessen Name Hoffnung bedeutet!“

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