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2. Das Portal

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Die beiden machen sich auf den Weg ins Ungewisse und stapfen durch den Urwald bis es dunkel wird. Sie haben kein Ziel und keinen Weg vor sich. Sie schlagen sich ihren Weg durch den undurchdringlichen Dschungel und ihre Hoffnung hier draußen lange zu überleben schwindet mit jedem Schritt. Seit Stunden hat keiner ein Wort gesprochen. Beide starren nur auf den Weg vor sich und haben die innere Hoffnung doch noch einen Weg zu finden, um wieder nach Hause zu können.

Als die Nacht hereinbricht machen die beiden ein Feuer und ruhen sich aus. Immernoch schweigend legen sie sich neben das Feuer und schlafen ein.

Durch einen Knall aufgeschreckt, wacht Kutzkal auf. Die Sterne stehen noch am Himmel, doch sehen sie irgendwie anders aus. Sie sind so milchig und verschwommen, wie ein großer Fluss. Kutzkal schaut sie einfach nur an. Er ist ein wenig verwundert als die Sterne anfangen sich in einer Spirale zu drehen. Immer schneller und schneller, bis sie wie ein Fluss aussehen, der in einer Spirale genau über seinem Kopf zusammenfließt. Die Spirale kommt immer näher auf Kutzkal zu, bis er vor Angst die Augen zumacht. Doch trotz der Angst, empfindet er es ganz normal, wie sich diese riesige Spirale zuerst in seinem 3. Auge dreht und dann langsam auf seinen ganzen Körper ausweitet.

Kutzkal will gerade die Augen wieder öffnen, als er von Babul geweckt wird. Der Tag hat schon angebrochen und Kutzkal öffnet die Augen und sieht in den klaren blauen Himmel.

Etwas verworren durch das plötzliche Aufwachen versucht er sich zu sammeln. Er setzt sich auf und schaut Babul an, der neben ihm steht. Trotz seines verwirrten Gesichtsausdrucks ist in diesem Moment alles vollkommen klar in seinem Kopf. Er ist angebunden an eine höhere Wahrheit und sieht die ganzen Zusammenhänge. Alles hatte seinen Sinn, es musste genauso kommen wie es geschehen ist und die Zukunft wird so unaussprechlich werden, wie er es sich nicht einmal hätte erträumen können.

Babul schaut Kutzkal verdutzt an und fragt ihn ob alles ok ist. Doch Kutzkal schaut ihn nur an und lächelt... was Babul noch mehr verwirrt.

Die beiden brechen auf ohne viele Worte zu verlieren. Als wüsste Kutzkal genau wo er hinwill, geht er mit schnellen Schritten voran. Zielstrebig geht er auf eine Höhle zu, die nicht weit von ihrem Rastplatz entfernt ist. Babul muss sich beeilen um mit Kutzkal Schritt zu halten. Solch einen schnellen beschwingten Gang hat er noch nie gesehen. Es sieht aus, als wenn alle Sorgen, alle Geschehnisse von gestern von ihm abgefallen wären.

Während Babul vor dem Höhleneingang langsamer wird, geht Kutzkal beschwingt hinein. Obwohl Babul nur einen Katzensprung hinter ihm ist, ist Kutzkal auf einmal verschwunden. Verdutzt bleibt Babul stehen. Er schaut sich um, doch kann Kutzkal nicht sehen. Wo ist er nur hin?

Es ist eine kleine Höhle und er steht noch fast am Einfang. Es gibt keine Verzweigungen, keine Nischen, nichts wo man sich verstecken könnte… Vorsichtig geht Babul weiter in die Höhle hinein. Bedacht wählt er jeden Schritt, in der Angst eine Falle zu übersehen. Er schaut auf seine Füße und geht Schritt für Schritt weiter. Er sieht sich den felsigen Untergrund unter seinen Füßen an, doch auf einmal, beim nächsten Schritt, ändert sich der Untergrund. Auf einmal steht er nicht mehr auf einem felsigen Boden, auf einmal steht er auf einem Gitter.

Babul hat so etwas noch nie gesehen und erschreckt bei dem Anblick des Gitters. Er versucht von dem Gitter runterzulaufen, doch es ist einfach überall. Er tänzelt von einem Fuß auf den anderen, vor Angst, dass das Gitter nachgibt und er hinunterfällt. Doch auch unter ihm sieht er keinen Boden. Viele Meter unter ihm sind weitere Gitter. Er weiß nicht wie viele, doch es sieht nach unendlich vielen aus.

Auf dem Metallgitter tänzelnd, und mit Panik in seinem Gesicht, legt ihm auf einmal jemand eine Hand auf die Schulter. Kutzkal sieht ihn mit ruhigem Blick an und versucht ihn dadurch zu beruhigen. Doch kaum spürt Babul die Hand auf seiner Schulter, blickt er zum ersten Mal auf. Er sieht seine Umgebung und gerät noch mehr in Panik. Er ist in einem dunklen Raum. Überall um ihn herum sind diese Gitter und Metall. Die Wände, der Boden, die Decke, alles macht ihm Angst. Kutzkal redet ruhig auf ihn ein. Doch Babul gerät in Panik, bis er schließlich ohnmächtig wird…

Ein wenig später öffnet Babul langsam seine Augen. Er schaut in Kutzkals vertrautes Gesicht. Seine Atmung ist entspannt. „Du bist in Sicherheit“, beruhigt ihn Kutzkal. Babul setzt sich vorsichtig auf. Er liegt auf einer Metallliege in einem kleinen Raum. Die Wände sind grau und angsteinflößend. Die Glühbirne über ihnen gibt nur ein schwaches Licht von sich. Babul schaut sich um, sein Kopf brummt. Was macht er hier, wie ist er hierhergekommen? Und noch viel wichtiger, wo ist er hier?

Kutzkals Anblick ist beruhigend, doch alles an diesem Ort ist so befremdlich. Es scheint er ist in einer Höhle und doch sieht es hier aus wie in einem Haus. Nirgends sieht er eine Fensteröffnung, nur dieses seltsame Gebilde, das wie eine kleine Sonne über ihnen hängt.

Mit ängstlichem Blick fragt er Kutzkal, „Wie kommt es, dass dein Blick keinen Hauch von Angst zeigt? Wir sind an einem seltsamen, fremden Ort, nichts ist wie es sein sollte, und doch sitzt du an meiner Seite voller Gewissheit, dass alles gut ist.“ „Mach dir keine Sorgen darüber Freund“, sagt Kutzkal mit einem verständnisvollen Blick, „ich habe dies alles schon gesehen. In unserer Nacht unter freiem Himmel hatte ich einen Traum und danach war alles anders. Ich wusste genau was geschieht, ich habe alles gesehen. Ich habe dir nichts gesagt, da ich wusste, du würdest mich nicht verstehen bevor du es nicht selbst gesehen hast. Ich habe das Portal gesehen durch das wir hier gelandet sind und unseren weiteren Weg. Noch vieles wird geschehen was dir fantastisch erscheinen wird. Ich kann es dir nicht erklären, du musst es mit deinen eigenen Augen sehen. Doch sei versichert, es hat alles einen höheren Sinn.“

Babuls Gesichtsausdruck wechselt von ängstlich zu verwirrt. Kutzkal hört besser auf zu reden, bevor er ihn ganz verschreckt. Er kann viel reden, doch ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Babul muss es mit eigenen Augen sehen, vielleicht begreift er dann wo sie sind, oder besser gesagt wann sie sind. Er hilft Babul langsam aufzustehen und will ihm die Wunder dieser Welt zeigen.

Babul folgt Kutzkal durch eine Reihe von kalten Stahlgängen. Die gleichen die er gesehen hat als sie angekommen sind. Alles sieht immer noch fremd und angsteinflößend aus, doch Babul nimmt seinen ganzen Mut zusammen und folgt Kutzkal. Auf dem ganzen Weg kommen sie an keinem Menschen vorbei, die ganze Anlage scheint leer zu sein. Das einzige was das Grau des Stahls und der Wände unterbricht, sind rote Lichter, die Babul überall sieht. Nicht groß, aber doch sehr auffallend in dieser eintönigen Umgebung.

Sie gehen eine gefühlte Ewigkeit bis sie zu einer großen Tür kommen. Auch diese ist aus dem gleichen Metall wie alles hier. Kaum stehen sie vor der Tür, lehnt sich Kutzkal gegen die Wand und wie von Geisterhand öffnet sich die Tür. Babul springt vor Schreck zurück. Einfach alles hier erschreckt ihn. Kutzkal dagegen steht breitbeinig vor der sich öffnenden Tür und wartet spannungsvoll. Die Tür schiebt sich langsam wie von Zauberhand selbst zur Seite und eine grüne Landschaft kommt dahinter zum Vorschein.

Babul sieht sich vor einer grünen Hügellandschaft stehen. Er weiß nicht genau was er davon halten soll. Gerade noch war er in einer Höhle im Dschungel und jetzt steht er vor einem grünen Hügel. Auch wenn ihn dieser Anblick beruhigen sollte, tut es das nicht, denn alles sieht hier anders aus, sogar der Himmel scheint anders zu sein. Babul tritt vorsichtig ins Freie und schaut sich um. Er dreht sich wieder zur Tür, doch die Tür durch die er gerade gegangen ist, ist nicht mehr da. Wo ist sie hin, welcher Teufel ist hier am Werk?

Panik steigt erneut in dem Krieger auf. Er dreht sich panisch im Kreis und sucht nach der Tür, doch er sieht sie nirgendwo, genausowenig wie Kutzkal. Wo ist Kutzkal hin? Seine Panik wird größer und größer und er droht erneut in Ohnmacht zu fallen. Plötzlich ergreift ihn wie aus dem Nichts eine Hand und zieht ihn zu sich. Kaum hat er einen Schritt getan, ist Babul wieder in dem Gebäude von eben. Erneut schaut er durch die Tür auf den grünen Hügel und Kutzkal steht neben ihm. „Was ist das hier? Welche teuflische Macht ist hier am Werk?“, schreit Babul Kutzkal an.

Kutzkal muss lächeln. Er kann sich vorstellen wie Babul sich fühlt und doch kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Es ist keine Magie, es ist Wissenschaft. Die gleiche Wissenschaft, die uns vor vielen Generationen von den Göttern gegeben wurde. Sie ist nur ein wenig weiterentwickelt. Du musst keine Angst haben. Die Götter sagten uns wie man Häuser baut und die Menschen hier haben dieses Wissen noch vermehrt“, erklärt ihm Kutzkal. Doch Babul versteht nicht ganz, „du meinst, das alles hier wurde von den Göttern gebaut? Haben sie uns geholt um uns für unseren Ungehorsam zu bestrafen?“ Seine Panik wird immer größer, bis Kutzkal ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter legt. Er schaut ihm in die Augen, „Keine Angst, die Götter sind nicht hier. Und selbst wenn sie es wären, gäbe es keinen Grund ihnen solche Ehrfurcht entgegenzubringen, wie wir es gelernt haben.“

Kutzkal nimmt Babul an die Hand und diesmal gehen sie gemeinsam nach draußen. Kaum sind sie durch die Tür getreten, schon ist das Gebäude hinter ihnen nicht mehr zu sehen. Doch Babul fällt auf, hier, genauso wie innen drin, sind überall diese kleinen roten Lichter. Sie sind klein und unauffällig, aber sie sind überall.

Die beiden stehen auf der Wiese und schauen in den blauen Himmel. Alles sieht so idyllisch aus, so perfekt und so… leblos. Irgendwie ist es hier zu perfekt. Es gibt keine Tiere, keine Geräusche, keinen Wind, gar nichts, denkt Babul. Auch Kutzkal fällt es auf, doch beunruhigt es ihn nicht. Er deutet in die Richtung eines der Lichter. Er nimmt Babul am Arm und führt ihn dorthin. Das Licht erscheint immer größer und strahlender, je weiter sie auf es zugehen. Doch anstatt weiter zu gehen, bleibt Kutzkal auf einmal stehen. Eine Sekunde lang schaut er das Licht vor ihm an, bevor er die Hand ausstreckt und es anfasst.

Babul ist geschockt. Wieso? Sie stehen mitten auf einem ruhigen grünen Hügel. Um sie herum ist nichts Gefährliches und Kutzkal muss das einzige Seltsame hier anfassen. Doch als er das Licht anfasst, passiert etwas seltsames. Plötzlich verschwindet alles um sie herum. Kein grüner Hügel, keine Blumen sind mehr zu sehen. Alles was sie sehen sind kahle Flächen, verbrannte Erde und einen schwarzen Himmel. „Was ist hier geschehen“, fragen sich beide. Obwohl Kutzkal viel in seiner Vision gesehen hat, so ist auch er erschreckt über die Verwüstung die sie hier sehen. In seiner Vision war alles wundervoll. Lachende Kinder, blühende Wiesen, eine glückliche Welt. Doch das hier, das ist alles andere als eine schöne Welt…

Kutzkal und Babul

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