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2.4 BEDARF FÜR AUSBILDUNGSINSTITUTIONEN

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Die Pädagogische Hochschule Zürich hat das 4K-Modell zum Studienmodell der Ausbildungsgänge der Lehrpersonen sämtlicher Berufsbildungsstufen gemacht. An diesem Modell orientieren sich die Lehr- und Lernprozesse in den fachdidaktischen Modulen, die (neben den fachwissenschaftlichen Modulen) einen von zwei wöchentlichen Studientagen umfassen. Das Modell ist vor allem darauf ausgerichtet, dass die Studierenden mehr Selbstverantwortung für ihre eigene Ausbildung übernehmen. Auch hier kann wieder auf Sagmeister (2016) Bezug genommen werden: Er stellt fest, dass eines der erfolgreichsten und beliebtesten Managementkonzepte das Management by Objectives and Self-Control (MbO)[2] ist. Danach werden Unternehmensziele auf die Verantwortungsträger heruntergebrochen, damit jedes Mitglied des Unternehmens etwas zum gemeinsamen Ziel beitragen kann. Der erste Teil dieses Konzeptes wird in der Regel umgesetzt, indem Zielvorgaben top-down formuliert werden. Der zweite Teil geht leider häufig vergessen: das Führen mit Zielen im Kontext der Selbststeuerung von leistungsbereiten und motivierten Mitarbeitenden. Die Menschen in einer Organisation sollen nicht nur Ziele haben, sie sollen die Möglichkeit erhalten, diese eigenständig umzusetzen (vgl. ebd., S. 192). Auch die Ziele der Ausbildung angehender Lehrpersonen der Berufsbildung sind vorgegeben: Es sind elf Handlungsfelder, wobei für jedes Feld Kompetenzen definiert wurden. Die Umsetzung erfolgt über weite Strecken selbstorganisiert und selbstgesteuert, denn Lernen ist ohne Selbstorganisation und Selbststeuerung undenkbar (vgl. Sterel, Pfiffner & Caduff 2018, S. 160; Caduff & Pfiffner 2016).

Die Studierenden der Studiengänge ABU und Berufskunde arbeiten fast immer zusammen – sie hören Inputreferate, bilden Lerntandems oder treffen sich in Koping-Gruppen (Kommunikative Praxisbewältigung in Gruppen). Auf diese Weise werden Kooperation und Kommunikation in der fächerübergreifenden Arbeit unterstützt. Der hohe Anteil an selbstorganisiertem und selbstgesteuertem Lernen fördert und verlangt Kreativität und Innovation, während Reflexionsphasen kritisches Denken und Problemlösen anregen. So dokumentieren die Studierenden ihren Lernweg, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse des Studiums in einem E-Portfolio. Dessen Ausgangspunkt bildet eine Standortbestimmung zu Beginn des Studiums und jeweils zu Semesteranfang. Auf dieser Grundlage setzen die Studierenden zusammen mit den Dozierenden und den Praktikumslehrpersonen individuelle Schwerpunkte. Auf diese Weise wird berücksichtigt, dass die Studierenden über unterschiedliche Voraussetzungen verfügen: Während die einen praktisch keine oder wenig Unterrichtserfahrung haben, können andere auf mehrere Jahre Berufstätigkeit zurückblicken.

Ein Tag im fachdidaktischen Präsenzstudium gestaltet sich in der Regel wie folgt:

• Gemeinsamer Einstieg mit einem etwa zwanzigminütigen Wochenrückblick, bei dem eine Studierende oder ein Studierender drei bis vier Ereignisse der vergangenen Woche zu einem für Studium und Berufsfachschulen relevanten Thema präsentiert;

• Inputreferat/-e von Dozierenden mit Anschlussaufträgen, die im Lerntandem oder in Koping-Gruppen bearbeitet werden;

• Arbeit an den eigenen – in der individuellen Standortbestimmung formulierten – sowie von den Dozierenden auf die Handlungsfelder und Kompetenzen des jeweiligen Moduls abgestimmten Lernaufgaben auf unterschiedlichen Levels;

• Lernbegleitung und ausführliche Rückmeldung auf die Standortbestimmung und die Lernaufgaben durch die Dozierenden;

• gemeinsamer Abschluss, bei dem Fragen geklärt und Anregungen aufgenommen werden.

Durch die Begleitung der Studierenden, durch die Rückmeldungen auf ihre Standortbestimmungen und Lernaufgaben sowie durch die Unterrichtsbesuche und die Praktika wechseln sich Phasen der Selbstreflexion und der Fremdeinschätzung kontinuierlich ab. Dieses Setting bietet Gewähr, dass die Studierenden die 4K im Studiengang erleben, verinnerlichen und letztlich selbst mit ihren Berufslernenden umsetzen können.

Im Verlauf der beiden Jahre, in denen das 4K-Modell erstmals umgesetzt wurde, zeigte sich, dass der Fokus verstärkt auf die Anforderungen der Digitalisierung gelegt werden sollte. Obwohl an der Pädagogischen Hochschule Zürich schon länger mit dem Open-Source-Lernmanagementsystem ILIAS gearbeitet wurde, das organisatorisch Lernen und Zusammenarbeiten unterstützt und die einzelnen Lerngefäße teilweise digitaler wurden, gilt es, die angehenden Berufsfachschullehrpersonen vermehrt fit zu machen für einen adäquaten Umgang mit digitalen Lehr- und Lernformen. Die Weiterentwicklung des 4K-Modells orientiert sich dabei an der Frage, wie sich die Lehrpersonenprofessionalisierung im Umgang mit digitalen Lehr- und Lernformen zeigt und welche Konsequenzen daraus für eine Digitalisierung im Bildungsbereich zu ziehen sind (vgl. Zierer 2020, S. 126).

In Abschnitt 5.4 werden wir sehen, dass es darauf ankommt, was Lehrpersonen mit der Technik machen. Daran orientiert sich die Weiterentwicklung des 4K-Modells in Richtung 4K-D. Das TPACK-Modell von Koehler et al. (2014) liefert einen geeigneten Rahmen dafür (siehe Abbildung 7).


ABBILDUNG 7: TPACK-Modell (nach tpack.org)

TPACK ist die Abkürzung für Technological Pedagogical Content Knowledge. Das Modell beschreibt drei Wissensformen, die Lehrpersonen für die Umsetzung digitaler Lehr- und Lernformen benötigen: Inhaltswissen (Content Knowledge, CK), pädagogisches Wissen (Pedagogical Knowledge, PK) und Technologiewissen (Technological Knowledge, TK).[3] Diese drei Wissensformen sind nicht isoliert voneinander zu betrachten, im Gegenteil: Es existieren Schnittstellen zwischen den einzelnen Arten des Wissens. Diese sind das pädagogische Inhaltswissen, das technologisch-pädagogische Wissen und das technologische Inhaltswissen. Aber auch diese drei Schnittstellen überschneiden sich, nämlich im technologisch-pädagogischen Inhaltswissen (TPACK), welches das Herzstück des Modells ist (vgl. Zierer 2020, S. 131). Dazu schreiben Koehler und Mishra (2009; zitiert in Zierer 2020, S. 133):

«TPACK basiert auf einem sinnstiftenden und tiefgründigen Unterricht mit Technologien. Es ist die Grundlage für einen effektiven Unterricht mit Technologien, der ein Verständnis der Repräsentation von Konzepten erfordert und Technologien verwendet, um Inhalte zu vermitteln; der Kenntnisse darüber besitzt, was Konzepte schwierig oder leicht macht und wie Technologie helfen kann, einige Probleme zu lösen, mit denen Lernende konfrontiert sind; der Kenntnisse über das Vorwissen und die Vorerfahrungen der Lernenden hat; und der Kenntnisse darüber besitzt, wie Technologien verwendet werden können, um auf vorhandenem Wissen aufzubauen.»

Diese drei Wissensformen beziehungsweise deren Schnittmengen reichen allerdings nicht für einen wirksamen Unterricht aus. Es kommt zusätzlich darauf an, wie und warum etwas gemacht wird. Hierbei kommen uns die 4K zu Hilfe. Spielen bei der Umsetzung digitaler Lehr- und Lernformen auch kritisches Denken und Problemlösen, Kommunikation, Kooperation sowie Kreativität und Innovation eine Rolle, dann können Haltungen entwickelt werden, die für die Umsetzung digitaler Lehr- und Lernformen zentral sind. Daraus geht hervor, dass sich die 4K hervorragend als Grundhaltung beziehungsweise Hintergrundmatrix für eine flexible, zeitgerechte und innovative Ausbildung für Lehrpersonen eignet.

4K und digitale Kompetenzen (E-Book)

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