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DAS MIKROBIOM

Das bekannte Sauberkeitsgefühl nach dem Gebrauch von Seife ist trügerisch, denn Haut ist eigentlich von Hunderttausenden kleinen Bakterien, Hefen und Pilzen übersät: unserem Mikrobiom.

Unterschieden wird bei der Zusammensetzung des Mikrobioms zwischen residenten und transienten Mikroorganismen: Residente sind immer auf unserer Haut, transiente bringt die Umwelt auf unsere Hautoberfläche.

Grundsätzlich sind immer beide Vertreter von Mikroorganismen im Gleichgewicht auf der Haut zu finden, wobei die »guten« Mikroorganismen die »schlechte« Population in Schach halten.

Und während lange der Konsens galt, dass die Bakterien stets von der Haut zu entfernen seien, wurde inzwischen deutlich, dass die Haut stark von diesem Mikrobiom profitiert. Es hilft uns dabei, die Verbreitung von unerwünschten Bakterienkulturen zu hemmen, und schützt uns vor fremd zugeführten Erregern.

Bis heute habe ich jedoch Schwierigkeiten, meine Nutzerinnen und Nutzer von den Vorteilen guter Bakterien auf ihrer Haut zu überzeugen, denn die Vorstellung von Bakterien auf der Haut schreckt viele Menschen ab.

Und doch wird immer wieder deutlich: Wer das Mikrobiom stärkt, ja seiner Haut sogar gute Bakterien zuführt, statt sie ständig intensiv zu reinigen, dem wird das Mikrobiom zu gesunder Haut verhelfen.

Überzeugend finde ich auch, dass sich bei Ausschlägen, Akne oder Psoriasis immer eine Veränderung im Mikrobiom beobachten lässt: So ist zwar das Aknebakterium Propioni oder der Hefepilz Malassezia immer auf der Hautoberfläche zu finden, bemerkt wird es aber erst, wenn durch eine Überpopulation sichtbare Hautveränderungen entstehen.

Antimikrobielle sowie probiotische Produkte können unerwünschte Bakterien an ihrem Wachstum hindern und zugleich die gute Bakterienpopulation fördern, um die Haut wieder ins gesunde Gleichgewicht zu bringen. Wichtig hierfür ist wiederum die Hautfeuchte. Und die ist bei der Hautpflege ohnehin ein zentraler Faktor.

Info

Die Zusammensetzung unseres Mikrobioms ist so individuell wie unser Fingerabdruck. Über die Mikroorganismen, die wir zum Beispiel in der Atemluft in einem Raum zurücklassen, könnte man bestimmen, wer sich in dem Raum aufgehalten hat.

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SCHÖNE HAUT, DIE OFFENBAR ALLES HAT, WAS SIE BRAUCHT, UND NICHT ZU VIEL INNERE FEUCHTIGKEIT VERDUNSTET.

HAUTFEUCHTE: DER TRANSEPIDERMALE WASSERVERLUST (TEWL) UND ZELLTURGOR

TEWL bedeutet »Transepidermaler Wasserverlust«, ein Begriff, den man sich merken sollte: Er bezeichnet die Feuchtigkeit, die über die Haut verdunstet. Dies hängt zusammen mit dem Hautturgor – dem Druck der in einem Gewebe enthaltenen Flüssigkeit. Er bezeichnet, mit wie viel Feuchtigkeit eine Zelle gefüllt ist.

In der Hautpflege erinnern wir uns ständig an diese Begriffe und versuchen stetig, sie zu berücksichtigen. Denn auch wenn wir den TEWL und den Turgor nicht ständig messen, wollen wir doch, dass eine möglichst normale Menge Feuchtigkeit aus der Haut verdunstet und die Feuchtigkeit in einer Zelle in einem gesunden Mittelmaß ist. Schließlich ist eine gesunde Hautfeuchte die allerwichtigste Komponente der faltenvermeidenden Pflegestrategie und der Hauptaspekt, der zu beachten ist, wenn wir wach, frisch, gesund und erholt aussehen wollen.

Bei einer gesunden, intakten Haut hindern die Barriereschutzschicht, der Hydro-Lipid-Film und der Aufbau der Epidermis die Feuchtigkeit zu einem gewissen Grad daran, aus dem Hautgewebe heraus zu verdunsten.

Bei trockener, bei empfindlicher und bei Mischhaut, denen typischerweise Substanzen der Hautbarriere fehlen, ist dieser TEWL folglich besonders hoch. Denn mangelt es der Barriereschutzschicht an dringend benötigten Substanzen, entstehen Löcher in der wasserabweisenden äußersten Hautschicht. Durch diese Löcher kann die innere Feuchtigkeit leicht verdunsten. Wäre die Barriereschutzschicht intakt, würde die Haut sich zum Großteil mit der Feuchtigkeit füllen, die wir trinkend zu uns genommen haben.

Trockene, fahl aussehende Haut entsteht, wenn keine wasserabweisende Schutzschicht die Feuchtigkeit daran hindert, die Hautstruktur zu verlassen, und sich somit der Wasserverlust unkontrolliert erhöht.

Der Hautturgor mindert sich mit fortlaufendem Alter: Besonders bei älteren Menschen lässt der Druck der Feuchtigkeit auf die Haut deutlich nach. Andersherum ist ein erhöhter Hautturgor auch ein Indikator für zum Beispiel eine starke Medikamenteneinnahme. Gesunde Haut wird durch einen normalen Hautturgorwert elastisch und dehnbar.

Info

Wenn Vaseline auf die Haut gegeben wird, beeinflusst das den TEWL. Vaseline ist für Wasser undurchdringlich, wodurch ein Feuchtigkeitsstau entsteht. Der TEWL sinkt stark, und die überschüssige Feuchtigkeit, die nun kein Ventil mehr findet, schwemmt das Gewebe auf. Kurzfristig können so durch Vaseline Falten optisch gemindert werden, langfristig verschwindet der Effekt, sobald die Vaseline die Hautoberfläche verlässt.

Tipp

Du kannst deinen Hautturgor einfach selbst feststellen: Nimm die Haut zwischen deinen Augenbrauen mit Daumen und Zeigefinger und ziehe leicht daran. Bleibt die Hautfalte kurz stehen, bist du eventuell etwas dehydriert. Verschwindet sie gleich wieder, ist dein Hautturgor ideal. Und ist das Faltenbilden für dich durch Schwellungen gar nicht möglich, solltest du einmal überprüfen lassen, was der Grund für einen gesteigerten Hautturgor sein könnte.

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HAUTFALTENTEST: VERSCHWINDET DIE FALTE GLEICH WIEDER, IST DER HAUTTURGOR IDEAL.

NARBEN

Narben sind spannend, denn sie sind eher so etwas wie ein Pflaster als normale Haut. Und Narben haben eine ganz andere Struktur als normales Hautgewebe! Wird ein Loch in die Rüstung unseres Körpers gerissen, ist zunächst das einzige Ziel des Körpers, dieses Loch zu schließen. Blut, Bakterien und Enzyme arbeiten zusammen und bauen nach und nach das Loch mit frischem Gewebe wieder zu.

Wenn man nun durch Hautpflege und den richtigen, den natürlichen Hautfunktionen entsprechenden Umgang mit der Haut den Heilvorgang unterstützt, signalisiert man dem Körper: »Alles gut, Schorf ist drauf, Loch ist temporär zu, du kannst in Ruhe Hautgewebe bauen!« Und dann entsteht unter dem Schorf wunderschöne neue Haut. Reißt man den Schorf auf, kratzt man daran herum oder ist das Hautareal unterversorgt, dann kommt der Körper aus diesem »Notfall-Loch-schließen«-Modus nicht wieder heraus. Er bildet statt funktionstüchtigen Hautgewebes eine Schicht schnell wachsendes, drüsen- und strukturarmes Narbengewebe. Ganz nach dem Motto: »Hauptsache zu, alles andere ist erstmal egal!«

Solange das vernarbte Hautgewebe rosa ist, zeigt sich Aktivität im Hautgewebe und die Narben können in ihrer Erscheinung beeinflusst werden. Ältere, grau-weißliche Narben sind für den Organismus »abgeschlossen« und verblassen mit der Zeit. Bei zurückgebliebenen Narben können Methoden wie Microneedling helfen: Durch viele sehr kleine Einstiche werden der Haut Mikroverletzungen suggeriert, die die Haut dann mit der Bildung straffender Kollagenfasern und neuem Hautgewebe quittiert.

Ob frisches, funktionstüchtiges Hautgewebe oder schnell wachsendes Narbengewebe gebildet wird, ist also abhängig vom Umgang mit der Wunde.

Info

Im Internet kursieren allerlei haarsträubende Hautpflegetrends, aber der schlimmste ist wohl dieser: bei Unreinheiten das Gesicht mit Alkohol zu reinigen, um Bakterien, Hefen und Pilze zu minimieren. Was dabei nicht berücksichtigt wird, ist, dass der Haut auch alle positiven Substanzen entfernt werden und sie in eine Art Schockstarre verfällt: Wie wild versucht sie, alle Wunden zu schließen und Substanzen nachzubilden. Wildfleisch und schnell wachsendes, funktionsarmes Narbengewebe sind die Folge, und ein Hautbild, welches von Mulden, Narben und Gewebehügeln dominiert wird, entsteht.

Natur für deine Haut

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