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Polizistenlatein

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„Um Himmels willen! Der rabiate Räuber verschleppt Dich womöglich noch in seine Höhle!“

Der Blasl stellte sich das recht urig vor und meinte nur: „Na und? Vielleicht gefällt es mir ja da.“

Papa Blüml standen die Haare zu Berge: „Wie stellst Du Dir das denn vor? Dort musst Du ihm dann als Knecht dienen, ansonsten setzt es Prügel. Und wenn die Polizei die Räuberhöhle aushebt, wirst Du mitgefangen und mitgehangen.“

Au wei, Räuberknecht war wohl kein guter Beruf, da wollte Blasl doch lieber Semmeln austragen und in die Schule gehen...

„Nachdem Du schon mal angezogen bist“, überlegte der Bäcker laut vor sich hin, „kannst Du den Polizisten Poldi wecken. Der soll den Räuber gleich verfolgen.“

„Der hat doch selber nen Rappl“, murmelte Blasl, „so wahr hier ein Räuber reingepoltert ist.“

Dann trottete er lustlos in die Diele, zog seine Bommelmütze über die Ohren, das Lodencape über die Schultern und stapfte Richtung Polizistenwohnung.

„Vermaledeiter Mist“ fluchte der Bäcker. Der Semmelteig war übergegangen und tropfte seelenruhig auf den Fußboden. Blüml versuchte zu retten, was zu retten war.

„Ein Unglück kommt selten allein“, schluchzte Frau Gabriele, als sie mit verheulten Augen in die Backstube kam. Während sie noch im Morgenrock half, die Semmeln zu formen und auf die großen Bleche zu legen, jammerte sie schniefend, dass in der Nacht die Mäuse ihr Lebkuchenherz am Kaminsims, angeknabbert hätten, das sie zum Erntedank bekommen hatte.

Blasl läutete inzwischen Sturm bei Poldi, der nach einem gehörigen Bierrausch laut vor sich hin schnarchte. Sein Wachhund schlug sofort an, aber alles Gebell nützte nichts. Also zog der Hund solange am Laken, bis der Polizist aus dem Bett fiel. Da wurde er hellwach und schaute aus dem Fenster. Der Bäckerbub berichtete vom Überfall und Poldi versprach, gleich zu kommen, wenn er angezogen sei.

Dann eilte Blasl zurück, um die Brötchen auszutragen, sonst wäre an diesem Tag mit dem Vater nicht mehr gut Kirschen essen gewesen. Und Blasl liebte Kirschen ― vor allem in Plundergebäck...

Als die Bürger von Glückshausen mit ofenwarmen Semmeln und einer brühwarmen Räubergeschichte versorgt waren, kehrte der Bub hungrig nach Hause zurück.

Gabriele hatte den Frühstückstisch reichlich gedeckt. Bevor Poldi, dem die gute Wurst zugedacht war, zugreifen konnte, hatte der Bub schon das Beste wegstibitzt.

„Aber Blasl!“ versuchte ihn seine Mutterzu bremsen. Doch der Bub verteidigte seine Frechheit:

„Wetten, dass wir den Räuber schneller fangen, als der Dickwanst da?“

„Flegel!“ erboste sich Poldi und erklärte seinen Gastgebern umständlich, dass er erst mit der Postkutsche in die Kreisstadt fahren müsse, um einen Durchsuchungsbefehl für die Räuberhöhle zu bekommen. Anders könne er nicht tätig werden, denn dass der Räuber ihn freiwillig in sein Erdloch ließe, sei nicht zu erwarten...

Bäcker Blüml schlug die Hände über dem Kopf zusammen: „Dem Rappl ist es doch wurst, ob Du dem ein Stück Papier vor die Nase hältst, der kann doch sowieso nicht lesen!“

„Naja, Verstärkung bräucht' ich wohl auch“, räumte Poldi kleinlaut ein, schnappte sich schnell noch ein Butterhörnchen und verdünnisierte sich.

Pfiffikus im Räuberwald

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