Читать книгу Zodiac-Gejagter zwischen den Welten II: Sie kommen - Mark Savage - Страница 7

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2.

Stephen Lane saß mit gesenkten Kopf vor den Aktenbergen und schreckte wild zusammen, als ein Alarmsignal ertönte. Er benötigte wertvolle Sekunden, bis er der Ursache der Störung auf den Grund kam. Voller Erstaunen musterte er das Gerät, vor dem er saß. Eine Querleiste am oberen Rand der Monitore öffnete sich wie von Geisterhand. Rote Schriftzeichen blinkten. FREMDORTUNG - UNIDENTIFIZIERBARES FLUGOBJEKT DURCHDRINGT HEMISPHÄRE.

Stephen Lane sprang mit einen wilden Satz aus seinem Stuhl und justierte mit wenigen Handgriffen den Radar. Auf den Monitoren übermittelten die Satelliten ein seltsames Bild. Ein weißglühendes Objekt stürzte mit beachtlicher Geschwindigkeit auf die Lufthülle des Planeten Erde zu. Stephen rief sofort sämtliche Daten ab und bedauerte, noch nicht länger mit dieser hoch technischen Apparatur experimentiert zu haben. Die Daten, die er übermittelt bekam, bewiesen, dass es sich bei dem nähernden Objekt nicht, wie Stephen insgeheim vermutete, um einen Meteor oder Kometen handelte, sondern um ein metallenes Fluggerät, das vermutlich die Manövrierunfähigkeit verloren hatte. Schlingernd und torkelnd hielt es Kurs auf den blauen Planeten.

Der Wissenschaftler bedauerte den Umstand, dass besagtes Objekt aller Voraussicht nach in der Lufthülle verglühen würde. Ebenso bedauerte er die schlechte Qualität der übermittelten Bilder, die nur mehr verwaschene Konturen aufzeichneten. Gespannt verfolgte er den weiteren Ablauf der Dinge. Ein geheimer NASA-Satellit trat in unmittelbarer Nähe in Aktion. Stephen erkannte in aller Deutlichkeit die Form des fremden Flugkörpers. Er schaltete den Zeitraffer zu und stöhnte auf.

Ein Diskusschiff, eine fliegende Untertasse, wie man sie von tausenden Berichten her kannte. Endlich konnte er ebenfalls ein solches Objekt mit eigenen Augen verfolgen. Voller Bitterkeit wartete er auf den Moment des Verglühens.

Dann war es soweit.

Der Computer errechnete den kritischen Punkt auf einen Zeitraum von zehn Sekunden. Stephen zwang sich, nicht die Augen schließen zu müssen. Die ungeschützte Hülle würde unweigerlich aufgrund der hohen Reibung der Lufthülle glutflüssig werden. Und selbst wenn die Unbekannten über ein völlig fremdes Material verfügten, so erkannte Stephen dennoch ihre Ausweglosigkeit aufgrund der starken Havarie. Es war durchaus denkbar, dass sich kein Leben mehr an Bord befand. Möglicherweise ein schrecklicher Unfall. Stattgefunden an einem fernen Punkt im All, den die Menschheit erst in Jahrtausenden zu erreichen imstande sein würde, wenn überhaupt.

Stephen zuckte zusammen, da sich urplötzlich ein grünliches Flimmern um den Flugkörper bildete. Obwohl er mit beachtlicher Geschwindigkeit weiterhin abstürzte, so überwand er den kritischen Punkt, ohne in der Lufthülle zu vergehen. Stephen stockte. Er studierte aufgeregt die Daten, die auf einem zwanzig Zoll Monitor herunter ratterten. Vollautomatisch rechnete das Gerät die Aufschlagstelle aus. Stephen stöhnte, als die Zahlenkolonne plötzlich in sich zusammenfiel. Eine kurze Meldung erschien: PROGRAMM VERWEIGERT UNBEFUGTEN ZUTRITT AUF TATEN – REGIERUNGSPRIORITÄT.

Stephen fluchte und schlug vor Wut auf den Bildschirm, der diesem Zerstörungsversuch allerdings standhielt.

Ich muss sofort hier raus; dachte er. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, dass er keine Zeit verlieren durfte, wollte er näheres über dieses Objekt erfahren. Sein fotografisches Gedächtnis rief die Zahlenkombinationen immer wieder ab. Er grinste. Das Militär hatte seine Fähigkeiten noch weit unterschätzt. Er zitterte, als er das Labor verließ. Das fremde Schiff traf den Berechnungen nach in unmittelbarer Nähe ein. Ein unwahrscheinlicher Zufall würde das Ufo in nächster Nähe Tretmonds abstürzen lassen. Stephen hoffte, dass das Dorf von dem Unglück verschont blieb. Er stürmte aus dem Gebäude, geradewegs auf sein Fahrzeug zu. Doch schon nach wenigen Schritten standen ihm ein Dutzend uniformierter Soldaten gegenüber.

»Mr. Lane«, ergriff ein junger Uniformierter mit freundlichen, aber harten Ton das Wort. »Niemand darf in den nächsten Stunden das Versuchsgelände verlassen. Anordnung von höchster Stelle.«

Stephen tobte. »Von welcher Stelle? Bloom? Goldmann? Hören Sie, ich habe nichts verbrochen. Wenn Sie mich hindern wollen, das Gelände zu verlassen, dann müssen Sie mich erschießen.« Stephen lief einfach weiter, ohne die Soldaten zu beachten. Er stockte jedoch, als er das Geräusch durchladender Gewehre vernahm.

»Zwingen Sie uns nicht, zum Allerletzten zu greifen, Mr. Lane. Sollten Sie noch einen Schritt machen, werden meine Männer ihre Befehle befolgen.«

Stephen Lane ließ resignierend die Schultern hängen. Angesichts der Bedrohung wurde ihm klar, was hier geschah. Seine Objektivität kehrte zurück, und somit auch sein klarer Menschenverstand. Er bereute es, für diese Verbrecher gearbeitet zu haben. Diese Männer würden ein zweites Roswell schaffen. Sollte das Ding auf dem Radar wirklich ein fremdes Schiff gewesen sein, und dessen Passagiere noch am Leben, dann wäre es für sie besser, den Aufprall nicht zu überstehen. Stephen Lane sah all seine Vermutungen und Befürchtungen, die er einst hegte, bewahrheitet.

»Judy, es ist wirklich kalt hier draußen«, jammerte Tom, dem das seltsame Verhalten seiner Schwester immer mehr missfiel. Das Mädchen gab keine Antwort. Mit zu Schlitzen verengten Augen, so als würde sie von etwas geblendet, weilte ihr Blick nach wie vor am Sternenzelt.

»Jetzt wird es mir aber zu dumm«, fuhr Tommy erbost auf und ergriff den Arm seiner Schwester. Er erschrak, da sie ihn heftig zurückstieß. Durch den überraschenden Kraftausbruch kam der Junge zu Fall. Fassungslos starrte er Judy an. Niemals zuvor hatte sie derartig reagiert, zumindest nicht ernsthaft. Diesmal schien sie fest entschlossen, einem Ereignis entgegenzusehen, das nach Toms Vermutung nie eintreffen würde.

»Er träumt«, erwiderte Judy plötzlich. Ihre Stimme schwankte. »Es sind so schreckliche Träume ... nein ... keine Träume ... Erinnerungen. Jetzt ... er erwacht. Er spürt mich, aber er hat keine Zeit ... muss sich konzentrieren ... auf etwas Seltsames.«

Plötzlich lachte sie hell auf.

»Er spricht mit mir. Ich soll mich gedulden.«

Da verdunkelte sich ihre Miene.

»Jetzt ist er fort. Nein, doch nicht. Es scheint, als sei er plötzlich unendlich weit entfernt ... wie hinter einer dicken Wand. Da ...«

Erfreut klatschte sie in die Hände. Zwischendurch wiesen ihre Finger immer wieder gen Himmel. Tom, der sich überlegte, ob es nicht besser sei, ihr eine Ohrfeige zu verabreichen, stockte, als er zufällig nach oben sah.

Dann geschah alles fürchterlich schnell.

Rafferty Bloom verbrachte auch diese die Nacht in seinem Privatquartier innerhalb des unterirdisch angelegten militärischen Forschungskomplexes.

Der fettleibige Mann fuhr erregt aus seiner Schlafstatt hoch. Es war nicht der Alarm an sich, der ihn so erschreckte, sondern das viermal lang, viermal kurz - anschlagende Signal, das auf die allerhöchste Dringlichkeitsstufe hinwies. Fall X war überraschend schnell eingetreten. Er wusste, dass Goldman und Crimley zur selben Zeit das gleiche Signal zeitgleich empfingen. Sie würden in Kürze eintreffen.

Bloom fluchte wild, während er seinen massigen Körper in eine ihm viel zu enge Uniform zwängte. Fall X; dachte er wütend. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Station noch nicht voll einsatzfähig befand. Das benötigte Einsatz- und Menschenmaterial sollte im Laufe der Woche vollzählig eintreffen. Bislang war nur eine Notmannschaft stationiert. Einige Panzer, drei Armee- und ein Kampfhubschrauber. Zu wenig für den Ernstfall, beschimpfte Bloom seine Nachlässigkeit. Goldman würde sich hüten, die Einheiten der Air Force einzusetzen. Aufsehen wie in Roswell galt es hier so weit möglich zu vermeiden.

Während Bloom durch die Stationen eilte, wählte er auf seinem Funkgerät eine nur ihm und seinen beiden Mitstreitern bekannte Frequenz, die ihn automatisch mit einer Computereinheit verband. Diese wiederum stand mit Charlie - wie man Lanes Hightech-Orter der Superlative nannte - in unmittelbarer Verbindung. Lane selbst ahnte nicht das geringste davon.

Bloom hoffte nur, dass sämtliche Außenstellen, die überall in geheimen Basen Amerikas saßen, mittlerweile über genügend Erfahrung mit der neuen Technik verfügten, um sämtliche Daten korrekt ausarbeiten zu können. Diese Besorgnis schwand, als die Sprachkomponente der Maschine ihm von dem ungeheuerlichen Zufall in Kenntnis setzte, dass das Objekt praktisch direkt vor ihren Füßen landen würde. Bloom fragte dreimal nach, bevor er Bereitschaft zeigte, dieser Aussage Glauben zu schenken. Die mangelnde Ausrüstung erwies sich nun erst recht als bedeutend negativ, dennoch erhielten sie die Chance, ohne viel Aufhebens ihrem Auftrag nachzukommen. Bloom erfuhr auch, dass man gezwungen war Stephen Lane festzusetzen, da er das Gelände zu verlassen gedachte. Bloom befahl, den Mann gut zu behandeln, und stellte diese Angelegenheit hinten an. Lane war kein Problem. Es würde ihm schon etwas einfallen, die Loyalität dieses Mannes zurückzugewinnen.

Goldman und Crimley trafen ein, als die ersten Kampftruppen aus ihren verborgenen Bunkern rollten. Zwischen ihnen bewegten sich seltsame graue Fahrzeuge voran, hinter deren Milchglasfenstern Männer mit Schutzanzügen erkennbar waren.

Ein hermetisch gepanzertes, neuentwickeltes und futuristisch anmutendes Kampffahrzeug, das die drei Männer aufnehmen sollte, rollte mit schweren Panzerketten heran. Der Fahrzeugführer salutierte respektvoll. Bis auf Crimley trugen alle Insassen Uniform. Es bedurfte nicht vieler Worte. Die Details eines solchen Einsatzes waren mehr als - zigmal durchdacht und geprobt. Zudem saßen in den Fahrzeugen, gleich welcher Art sie sein mochten, ausschließlich Spezialisten.

Bloom grunzte gehässig, als der Funk des Gefährts ansprach. Gleichzeitig leuchtete eine rote Kontrolllampe auf, welche die Dringlichkeit des Gespräches signalisierte. Bloom drängte seine hundertfünfzig Kilo auf den Sitz des Funkers. Dieser sprang hektisch zur Seite.

»Was gibt es?«, brüllte Bloom. Der General glaubte, nicht recht zu hören.

»Sir, etwas vollkommen Unplanmäßiges ist eingetreten. Vor dem Haupttor stehen einige Lastwagen, und die Insassen machen sich am Tor zu schaffen. Es sind ungefähr fünfzehn bis zwanzig Leute, allesamt schwer bewaffnet. Granatwerfer, Maschinengewehre, all ...«

»Das fehlt uns jetzt noch«, tobte Bloom. »Pennen unsere Wachmannschaften? Überall auf diesem Scheißgelände stehen Kameras herum, weshalb wurde kein Alarm gegeben?«

»Sir, die allgemeine Verwirrung aufgrund des Nummer 1 Codes ...«

»Ihre Verwirrung interessiert mich einen feuchten Dreck«, schrie Bloom, und sein Gesicht glühte wie ein Backofen. Schweiß lief von seiner Stirn. »Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, und wenn diese Herrschaften unbedingt hereinwollen, dann lassen wir sie eben. Öffnen Sie das Tor. Sobald auf der Gegnerseite der erste Schuss fehlt, überrollen wir diese Schwachsinnigen einfach. Verstanden?«

Der Sprecher beeilte sich zu bestätigen, und schaltete ab. Bloom grinste teuflisch. Goldman blickte angewidert drein. Er besaß eine instinktive Abscheu diesem fetten Mann gegenüber. Lediglich Crimley blieb kühl und grinste gelassen. Er war der Erste, der auf den Gedanken kam, die Monitore des Fahrzeugs in Betrieb zu nehmen. Die Infrarotbilder kamen gestochen scharf herüber. Nach einigen kurzen Justierungen erhielt Crimley einen Ausschnitt des Haupttors auf dem Schirm.

»Was wollen diese Kerle? Sind die lebensmüde?«, fragte Goldman erstaunt.

»Ich glaube, das sind Profis«, erwiderte Crimley.

»Dennoch scheint es mir so, als hätten sie keine Ahnung, was hier wirklich vorgeht, sonst würden sie nicht mit diesen lächerlichen paar Mann hier aufkreuzen.«

Bloom sah Goldman aggressiv an.

»Ich würde Ihnen recht geben, Kenneth, doch angesichts der Tatsache, dass unserer Ausrüstung nach wie vor die volle Kampfesstärke fehlt, sehe ich in diesen Unbekannten durchaus eine Gefahr. Wir haben neun Panzer, zwei von den neuen Allzweckfahrzeugen und einige Hubschrauber. Sollten diese Kerle über ein so großes Waffenarsenal verfügen, wie dieser Versager vorhin behauptete, dann könnte es ernst werden. Zudem halten uns die Kerle von unserer Aufgabe ab. Ich möchte nicht, dass die Bürger Tretmonds vor uns am Zielort auftauchen und Dinge sehen, die sie besser nicht sehen sollten. Ich würde mich ungern in die Situation begeben, aus dieser Ortschaft ein Leichennest machen zu müssen.«

»Heißt das, Sie würden so weit gehen, ganz Tretmond auslöschen, nur damit unser Projekt geheim bleibt?«, fragte Goldman entsetzt. Blooms Augen glänzten kalt.

»Das würde ich, Goldman, sogar mit Ihrer Zustimmung, glauben Sie mir.«

»Es bleibt uns keine Zeit, Ansichten über Moral und Ethik auszutauschen«, mischte sich Crimley ein. »Die Sache wird ernst.«

Goldmans Blick glitt zu den Monitoren. Er erkannte trotz der Entfernung den Schrecken im Gesichtsausdruck der Männer, die vor dem halboffenen Tor standen, das sich nun plötzlich von selbst öffnete. Der Anblick der anrollenden Militärkolonne schien ihnen den Atem zu rauben. Dennoch bewiesen sie Kaltblütigkeit, indem sie ohne lange zu zögern sofort das Feuer eröffneten.

Der Tanz begann.

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