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Einführung - Die Ursprache

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In jedem von uns schlummert die Fähigkeit, intuitiv mit Natur und Tieren zu kommunizieren – ja, mit anderen Lebensformen durch den Austausch von Gedanken, Gefühlen und Bildern richtiggehend zu sprechen. Ich halte diese Kommunikationsform für ein uraltes, verinnerlichtes Merkmal allen Lebens. Es ist die Ursprache, die Grundlage, auf der jedes gesprochene und schriftliche Wort beruht, und es verbindet sämtliche Lebewesen miteinander. Wir werden mit dieser Sprachfähigkeit geboren, doch beim Heranwachsen werden wir subtil von unserer modernen Welt dazu konditioniert, sie zu unterdrücken. Im heutigen Denken ist nur wenig Raum für die manchmal vagen und oft emotionalen Botschaften, die uns über unsere Intuition vermittelt werden. Doch selbst noch nach Jahren der konditionierten Unterdrückung können wir unsere intuitive Fähigkeit neu entdecken. Ich habe es getan, und Sie können es auch tun. Es ist interessant und bedeutsam, dass ausgerechnet in diesem wichtigen Zeitalter, in dem wir mit der Natur so aus dem Gleichgewicht geraten sind und uns von anderen Lebensformen derart entfremdet haben, Millionen von Menschen sich plötzlich zu der Vorstellung hingezogen fühlen, intuitiv mit den Tieren und der Natur Verbindung aufzunehmen.

Die intuitive Kommunikation ist nicht dasselbe wie Körpersprache – wie zum Beispiel zu wissen, dass Ihre Katze nach draußen möchte, weil sie um die Tür streicht und Sie anstarrt. Das hier ist etwas ganz anders; es ist etwas, was die konventionelle Wissenschaft für undenkbar hält – die Fähigkeit, Gedanken, Bilder, Gefühle und andere sinnliche Daten mental selbst über große Entfernungen zu verschicken und zu erhalten, ohne dabei Geräusche oder Gesten anzuwenden. Hier ist ein Beispiel, wie das funktionieren kann: Mit Hilfe meiner Intuition helfe ich anderen, ihre vermissten Tiere wieder zu finden. Ich wurde von Diana Beim, die in Half Moon Bay, einer Kleinstadt ungefähr 150 Meilen südlich meines Zuhauses in Nordkalifornien lebt, wegen ihres verloren gegangenen Haustiers angerufen. Sie war vor kurzem umgezogen, und ihre Katze Mocha war aus dem neuen Haus weggelaufen. Ich bat sie um ihre neue Adresse und eine Beschreibung der Katze. Dann legte ich auf und stellte mich mental auf Mocha ein. Dafür schloss ich die Augen und entspannte mich, machte mir ein geistiges Bild von Mocha und stellte sie mir so plastisch vor, als wäre sie direkt vor mir.

Als ich eine visuelle und emotionale Verbindung spürte, stellte ich mich Mocha vor und erklärte ihr, dass Diana mich geschickt hatte, um herauszufinden, wie es ihr ging und wohin sie gelaufen war. Daraufhin begann ich, von Mocha Botschaften zu erhalten. Zuerst schickte sie mir in Gedanken Wörter. In meinem Kopf hörte ich sie sagen, sie sei am Leben und es ginge ihr gut, und sie sei nicht allzu weit weg. Ich bat sie, mir durch mentale Bilder zu zeigen, wo sie war und wie sie dorthin gelangt war. Fast unmittelbar danach sah ich Bilder ihrer Strecke, die so deutlich wie ein Film waren. Sie wurden mir so übermittelt, als würde ich sie durch die Augen der Katze sehen. Sie zeigte mir Bilder, wie sie durch Dianas Garten lief, dann einen Hügel hinunter, durch ein Tal und hinauf an eine Straße. Dort wandte sich rechts und lief vier oder fünf Häuser entlang, bis sie an ein graues Haus kam. Sie zeigte mir das Bild einer Hütte oder Garage aus Backsteinen und einem Flachdach aus Wellblech. Sie sagte mir, sie halte sich in der Nähe des grauen Hauses auf, ohne hineinzugehen, und man füttere sie. Dann schickte sie das Bild eines älteren Ehepaars. Sie vermittelte mir das Gefühl, dass die Leute, die sie fütterten, freundlich waren und eigene Katzen hatten. Sie zeigte mir auch ein Feld mit einem Wasserturm und vielen bunten Blumen.

Als ich diese Informationen an Diana weitergab, bestätigte sie die Beschreibungen der Gegend und erkannte die Straße wieder. Sie sagte, bei dem Feld müsse es sich um eines der Blumenfelder einer Gärtnerei handeln, die am Ende der Straße liegen. Sie habe diese Ecke beim Reiten schon gesehen.

Diana ritt los, um die Gegend abzusuchen, doch sie konnte die Backsteinhütte mit dem Wellblechdach, die ich beschrieben hatte, nicht entdecken. Sie fand zwar den Wasserturm auf dem Blumenfeld und rief nach Mocha, aber es kam keine Reaktion. So beendete sie die Suche, indem sie noch am selben Tag Flugblätter in alle Briefkästen am Ende der Straße einwarf.

Am nächsten Tag bekam sie einen Anruf von einer Frau, die in einem grauen Haus am Ende der Straße wohnte. Sie hatte das Flugblatt gelesen und Mocha in ihrem Garten gefüttert. Als Diana zum Haus der Frau ging, entdeckte sie eine Hütte neben dem Haus, die aus Backsteinen und einem Wellblechdach gebaut war und die man von der Straße aus nicht sehen konnte. Das war also die Stelle, wo die Frau und ihr Mann Mocha gefüttert hatten, die sich von ihnen nicht hatte streicheln lassen. Diana fand auch heraus, dass das Ehepaar mehrere eigene Katzen hielt, genauso wie Mocha es mir geschildert hatte. Als Diana nach ihrer Katze rief, tauchte Mocha zwischen den Büschen auf, rannte zu ihr hin und sprang ihr auf den Arm.

Ich weiß, das klingt wie Magie, doch ich bin sicher, diese Fähigkeit ist ganz real. Jemand aus einer Kultur, die noch unberührt von der modernen Zivilisation ist, hätte diese Geschichte vermutlich logisch und vernünftig gefunden. Für diese Menschen war die feinfühlige Fähigkeit, gedanklich über große Entfernungen hinweg mit anderen Menschen oder Tieren zu kommunizieren, wahrscheinlich ganz natürlich. Obwohl wir in unserer modernen Welt uns dieser Fähigkeiten kaum bewusst sind und sie auch kaum als solche annehmen, glaube ich, dass sie uns angeboren sind und der wahren Natur der Menschen entsprechen.

Hätten Sie mich noch vor fünfzehn Jahren gefragt, ob ich glaube, dass Menschen intuitiv mit Tieren und anderen Lebensformen sprechen können, hätte ich geantwortet: »Wäre das nicht toll!« Ich war schon immer fasziniert von Science-Fiction-Romanen wie Traumschlange von Vonda McIntyre, in dem die Hauptfigur sich durch Telepathie1 ungeniert mit einer Schlange unterhalten konnte. Doch ich hatte so etwas nie für mehr als reine Fantasie gehalten. Als ich hörte, dass jemand in meiner Gegend Kurse in Tierkommunikation anbot, schrieb ich mich sofort für den Kurs ein. Ich besuchte alle angebotenen Seminare und las jedes Buch, das ich über dieses Thema nur finden konnte. Das Beste von allen war der Klassiker Die große Gemeinschaft der Schöpfung - Gespräche zwischen Mensch und Tier von J. Allen Boone.2

Zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben hatte ich schon über ein Jahrzehnt als Wissenschaftlerin im Umweltschutz und der Überwachung toxischer Substanzen gearbeitet. Ich hatte Biologie mit Schwerpunkt Konservierung von Ressourcen abgeschlossen und für mehrere Behörden und Firmen gearbeitet, die in Umweltfragen berieten. Mit diesen Qualifikationen und meiner Berufserfahrung sah meine Zukunft zwar vielversprechend aus, doch irgendetwas stimmte nicht. Meine Arbeit war zwar wichtig und nützlich, aber in mir nagte das Gefühl, ich sollte etwas ganz anderes tun.

Die Entdeckung der intuitiven Kommunikation stellte dann alles auf den Kopf. Wie mir klar wurde, funktioniert das Leben ganz anders, als man mir beigebracht hatte. Es gab nun ein neues und erstaunliches Phänomen, das ich unbedingt näher untersuchen wollte. Ich wurde das Gefühl nicht mehr los, dass intuitive Kommunikation etwas ganz Wichtiges ist, was der Welt fehlt – ein Schlüssel, mit dem man Zugang zu einem Prozess finden könnte, der den Tieren und der Erde mehr bringen würde als alles, was ich bisher gemacht hatte.

Schließlich beschloss ich, meinen Beruf zu wechseln. Ich wollte hauptberuflich Tierkommunikatorin werden und durch intuitive Kommunikation Mensch und Tier helfen. Meine Freunde und Verwandten hielten meine Entscheidung für verrückt, und ich ging wirklich ein großes finanzielles Risiko ein, doch ich konnte mich der Berufung, die ich spürte, nicht entziehen. Meine wissenschaftliche Karriere hängte ich jedoch nicht ganz an den Nagel. Meines Erachtens steht das Gebiet der intuitiven Kommunikation erst am Anfang wissenschaftlicher Untersuchungen.

Nach Jahren praktischer Arbeit und wissenschaftlicher Untersuchungen auf diesem Gebiet schrieb ich das Buch Lautlose Sprache – Intuitive Kommunikation mit Tieren und Natur; es ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Ich wollte das Thema auf diese Weise der breiten Masse zugänglich und akzeptabel machen in der Hoffnung, die Leser könnten anhand des Buchs ganz von allein mit Tieren kommunizieren lernen. Ich habe viele Anrufe und E-Mails von Leuten erhalten, die genau das erreicht haben. Besonders eine E-Mail von Cathy Isbell war wirklich erstaunlich.

Cathy hatte an einem meiner Online-Chats über Tierkommunikation teilgenommen. Am nächsten Tag schrieb sie mir noch einmal. Sie schrieb, sie habe mein Buch gelesen und wolle mir von einer Erfahrung berichten, die sie damit gemacht habe. Als ich ihre E-Mail las, merkte ich, dass sie einer der Menschen ist, die ich als »geborene« Tierkommunikatoren bezeichne. Allein durch die Anweisungen in meinem Buch war es ihr möglich, Experimente durchzuführen, die die Existenz der intuitiven Kommunikation und ihre Fähigkeit dazu bestätigt haben.

Das Tier in der von ihr erzählten Geschichte war der Rottweiler einer Freundin, der Amanda hieß. Eines Tages sah Cathy den Hund, der vor dem Sportcenter angebunden saß, und blieb stehen, um mit ihn zu reden. Sie sagte Amanda, sie sei ein wunderschöner Hund mit einem sehr netten Frauchen. Danach stellte sie sich mental auf Amanda ein, um zu sehen, ob sie eine Antwort erhielt. Und das tat sie auch. Sie erhielt gedanklich die folgende Nachricht von Amanda: »Ich weiß, ich bin der schönste Rottweiler weit und breit, aber ich mache mir Sorgen um mein Frauchen. Es ist so müde, dass es auf meinem Bett eingeschlafen ist.« Wie Cathy berichtete, erhielt sie neben Amandas Worten auch ein mentales Bild, in dem ihre Freundin quer auf einer Hundedecke aus dunklen Karos lag und fest schlief.

Cathy zweifelte an dem Bild, da sie sich einfach nicht vorstellen konnte, dass ihre Freundin auf einem Hundebett eingeschlafen sei. In diesem Augenblick kam die Freundin aus dem Sportcenter. Cathy fragte sie, wie es ihr gehe, und ihre Freundin antwortete, sie habe in letzter Zeit so viel Stress, dass sie total erschöpft sei. Cathy fragte sie, ob sie vielleicht an ungewöhnlichen Orten eingeschlafen sei. Die Freundin sah sie überrascht an und erwiderte, sie sei tatsächlich sogar schon auf einer von Amandas Hundedecken eingeschlafen. Cathy konnte nicht glauben, was sie da hörte – was Amanda ihr erzählt hatte, war richtig! Dann fragte Cathy: »Hat Amanda denn mehr als eine Hundedecke?« – «Ja«, gab ihre Freundin zur Antwort, »Amanda hat drei bunte Hundedecken.« Sie fügte hinzu, die Hundedecke, auf der sie eingeschlafen war, sei die Karodecke im Wohnzimmer.

Amandas Familie nennt Cathy seitdem Amandas Tante, denn die Rottweiler-Hündin ist immer ganz aus dem Häuschen, wenn sie Cathy sieht, und rennt über den Parkplatz des Sportcenters, um sie zu begrüßen. Die Hundebesitzer sagen, Cathy würde Amandas Sprache sprechen.

Dass Cathy das mit nur wenigen grundsätzlichen Anleitungen aus einem Buch erreichte, spricht dafür, dass diese Fähigkeiten direkt unter der Oberfläche unseres Bewusstseins schlummern und sie vollständig entwickelt und für uns zugänglich sind. Auf diese Weise mit Tieren zu sprechen ist nicht etwas, das nur ein paar talentierten Menschen vorbehalten ist – es ist eine Begabung, die wir alle besitzen, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Die Haupttechnik, die Cathy einsetzte, um Amanda zu hören, ist ganz einfach. Nachdem sie mit Amanda geredet hatte, entspannte sie sich und konzentrierte sich auf ihr Inneres. Sie schenkte jedem einzelnen Eindruck Beachtung, der in ihr Bewusstsein drang, egal ob es ein Gefühl, eine Erinnerung, ein Bild oder Worte waren, die ihr in den Sinn kamen. Sie machte sich alle Informationen bewusst und vertraute auf sie, selbst wenn sie ungewöhnlich oder unlogisch schienen. Und das Allerwichtigste: Sie war mutig genug, die Richtigkeit der Informationen zu überprüfen.

Ich sage den Teilnehmern meiner Workshops immer, dass sie vielleicht ein paar deutliche Erfahrungen wie die von Cathy brauchen, bevor ihr skeptischer Verstand es ihnen erlaubt, an intuitive Kommunikation zu glauben und zu erkennen, dass auch sie diese Fähigkeit besitzen. Übung ist der Schlüssel zur Wiederbelebung Ihrer Intuition, und es ist wichtig, sie auf eine Weise zu üben, die es Ihnen ermöglicht, wie Cathy Bestätigung und Beweise zu erhalten. Da ich mittlerweile Tausende von Menschen darin trainiert habe, kann ich Ihnen versichern: Jeder kann es erlernen.

Das vorliegende Buch hat eine andere Aufgabe als mein erstes Buch. Es soll Menschen helfen, sich wieder ins Gleichgewicht mit den restlichen Lebewesen auf diesem Planeten zu bringen. Statt eines Handbuchs voller Anleitungen ist dies eine Sammlung von Erlebnissen, die Sie (wie ich hoffe) davon überzeugen wird, dass Tiere und andere Wesen der Naturwelt beseelt sind und wie wir denken und fühlen können. Viele der Geschichten sind Hinweise auf eine spirituelle Evolution, die nur selten Tieren zugesprochen werden, und widersprechen der gängigen These, Tiere seien weniger wert als Menschen. Die Erzähler der folgenden Geschichten berichten über Tiere und die Bewohner der Naturwelt als Lehrer, Heiler und Führer.

Als ich mit diesem Buch halbfertig war, wurde mir klar, dass ich es eigentlich schon vor mehr als zehn Jahren vor Augen hatte und sofort wieder vergessen hatte. Damals besuchte ich gerade eine Freundin und sagte zu ihr: »Wäre es nicht toll, ein Buch voller Bilder von Menschen mit ihren Tieren und Erlebnissen über die intuitive Kommunikation zu schreiben?« Es war für uns beide eine schöne Vorstellung, doch dann verwarfen wir die Idee wieder, da wir keine Ahnung hatten, wie man so etwas anstellen könnte. Dies ist also die Umsetzung eines Traums, der sich einfach nicht aufgeben ließ – und der um die Erfahrungen von Menschen mit wilden Tieren und der Natur erweitert wurde.

Die Leute, die mir ihre Geschichten erzählt haben, sprachen von dramatischen Veränderungen in ihrem Leben, die durch das Erleben der intuitiven Kommunikation verursacht wurden. Wer mit dem Nachweis eines so ungewöhnlichen Phänomens konfrontiert wird, kann eine radikale Veränderung seines Bewusstseins erleben. Das ist es auch, was mich am meisten zu dieser Arbeit hingezogen hat. Eine radikale Veränderung des Bewusstseins ist genau das, was die Welt jetzt braucht.

Mir war klar, dass ich schon in der Einleitung zu Ohne Worte ein Erlebnis brauchen würde, das die Menschen sofort von der Wahrhaftigkeit meiner Behauptung überzeugen würden. Bald nach diesem Gedanken geschah das folgende Ereignis.

Ich gab gerade einen Workshop in Tierkommunikation für Fortgeschrittene und führte die Teilnehmer in meinen Stall, um mein Pferd Dylan und die anderen Pferde kennen zu lernen. (Siehe Foto auf der Vorderseite). Jeder Kursteilnehmer suchte sich ein Pferd zum Üben aus. Als sie fertig waren, trafen wir uns alle in Dylans Stall, um über die Ergebnisse zu sprechen. Dylans Stall ist ziemlich groß, und so konnten wir uns in einem Halbkreis um ihn herum versammeln. Eine Teilnehmerin namens Jennifer Freudenberg erzählte uns, das Pferd, mit dem sie gesprochen hatte, habe ihr seinen Namen und eine Beschreibung seines Charakters gegeben. Jennifer wiederholte, was das Pferd ihr gesagt hatte, und fragte mich, ob die Angaben korrekt seien. Erfreut konnte ich ihr mitteilen, dass sie richtig waren, doch noch während ich sprach, tat mein Pferd etwas, was es zuvor noch nie getan hatte und meines Wissens auch seitdem nie wieder tat.

Jennifer stand mit der Schulter neben Dylans Schulter, und während ich redete, machte Dylan ein paar Schritte auf sie zu und legte seine Wange direkt an Jennifers Wange. Der Rest der Gruppe war wie verzaubert. Dylan hielt seine Wange ungefähr drei Minuten lang an Jennifers Wange. Dann streckte er vor Jennifer den Hals und fing an zu gähnen. Er gähnte drei oder vier Mal und ließ dann den Kopf hängen, als wäre er müde. Alle wollten eine Erklärung von mir, doch ich hatte auch keine Antwort. Dylan ist zwar freundlich und lässt es geduldig über sich ergehen, wenn andere ihn streicheln, aber er ist kein übermäßig verschmustes Pferd. Es passte nicht zu ihm, sich einem fremden Menschen zu nähern und ihn mit der Wange zu berühren. Ich musste ihn mit Leckerchen bestechen, um ihm beizubringen, mir Küsschen zu geben. Und auch heute noch tut er es nur dann wirklich gern, wenn ich ein Leckerchen in der Hand halte oder daran denke, ihm eins zu geben.

»Na ja«, sagte ich, »wie ich gehört habe, setzen Pferde durch das Gähnen Gefühle frei. Es muss also etwas damit zu tun haben.« Niemand hatte etwas hinzuzufügen, und so beendeten wir unsere Übung im Stall und gingen zurück in mein Haus, um den Workshop fortzusetzen. Ich gab den Teilnehmern eine neue Aufgabe, und während sie damit beschäftigt waren, richtete ich intuitiv meine Konzentration auf Dylan und fragte ihn, was er da mit Jennifer gemacht hatte. Er sagte mir, Jennifer habe sich gefürchtet, und als ich ihre Informationen bestätigte, habe sie große Angst bekommen. Dylan sagte, er habe ihr geholfen, die Angst loszuwerden.

Ich wartete das Ende der nächsten Übung ab und erzählte Jennifer dann, was Dylan mir gesagt hatte. Ich fragte sie, ob sie das auch so empfunden hätte. Sie bejahte es. Sie sagte, sie habe von klein auf gewusst, dass sie eine starke intuitive Fähigkeit besitze, doch dies habe ihr große Angst gemacht. Als ich ihre Angaben im Stall bestätigt hatte, war sie am ganzen Körper vor Furcht erstarrt. Dann bestätigte sie die Information, die ich intuitiv von Dylan erhalten hatte – nachdem er ihre Wange berührt und gegähnt hatte, war ihre Angst verflogen.

Alle Geschichten, die ich in Ohne Worte schildere, haben dieses Element des Fantastischen oder Unglaublichen. Dennoch handelt es sich um wahre Begebenheiten, die mir Kursteilnehmer, Klienten, Kollegen, Freunde und Verwandte erzählt haben. Einige der Erzähler werden Ihnen auf Fotos vorgestellt, und Sie erfahren durch die Details, die sie mir in Interviews mitgeteilt haben, mehr über diese Menschen. Sie werden feststellen, dass die meisten Frauen sind.

Dies basiert nicht auf einem persönlichen Vorurteil oder meinem Versäumnis, Berichte aus einer vielseitigeren Gruppe zusammenzutragen. Ich glaube, es spiegelt ganz einfach unsere Kultur wieder. Die meisten professionellen Tierkommunikatoren der Gegenwart sind Frauen. Ich vermute, der Grund dafür ist, dass von Frauen eher erwartet wird – und ihnen daher auch eher erlaubt wird –, gefühlvoller und intuitiver als Männer zu sein. Frauen wird auch weniger Logik zugetraut, und so überrascht es weniger, wenn sie zugeben, intuitiv mit Tieren reden zu können.

Die gesellschaftlichen Tabus gegen Männer sind stärker. Einer meiner Teilnehmer bat mich, niemandem zu verraten, dass er bei mir Unterricht genommen hat, und ihn nicht im Büro anzurufen. Er beherrscht die intuitive Kommunikation zwar recht gut, doch seine Umwelt soll nicht davon erfahren. Meines Erachtens sind diese Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht angeboren, sondern anerzogen. Männer können die intuitive Kommunikation genauso gut lernen wie Frauen, auch wenn sie sich vielleicht ein bisschen mehr anstrengen müssen, um ihre eigenen inneren Blockaden zu überwinden.

Die Frauen auf diesem Gebiet sind meist Weiße. Ich vermute, die Ursache dafür lässt sich in unserer Gesellschaftsstruktur finden. Doch je bekannter und zugänglicher die Praktiken in diesem Feld werden, desto unterschiedlicher werden die, die sich dazu hingezogen fühlen.

Diese Anziehungskraft kommt von unserer Erinnerung der intuitiven Verbindung zu Tieren und Natur, die wir als Kinder noch spürten und die jeder von uns wieder entdecken will. Ökopsychologen würden dieser Analyse vermutlich zustimmen. Ihr neues psychologisches Aufgabengebiet betrachtet das Selbst in Beziehung zur Natur. Laut dem größten Verfechter der Ökopsychologie, Theodore Rozak, ist uns allen auf irgendeiner Ebene das Unrecht wider die Natur und unsere gefährdete Position auf der Erde bewusst; nur haben wir als Schutzmechanismus vor diesem Wissen die Verdrängung gewählt.3 Auf der anderen Seite wollen wir alle wieder eine gesunde Erde und ein sicheres Leben. Das Erlernen der intuitiven Kommunikation zur Wiederverbündung mit der Natur lässt eine Harmonie entstehen, nach der wir alle uns unbewusst sehnen.

Ich habe für dieses Buch viel Forschung betrieben, denn ich wollte herausfinden, was andere über die prähistorischen Wurzeln der intuitiven Kommunikation und ihrer Bedeutung für gegenwärtige Urvölker zu sagen hatten. Seit ich mich 1989 mit diesem Gebiet beschäftige, spüre ich, dass alle Menschen eine natürliche Fähigkeit zu intuitiver Kommunikation hatten, die ein integrierter Bestandteil der Naturvölker und der Schlüssel zum Gleichgewicht zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Wesen war. Während meiner Forschungsarbeiten suchte ich nach Zusammenhängen. Ich entdeckte einige faszinierende und nur wenig bekannte Autoren – die meisten von ihnen schon verstorben –, die sich sehr tiefgründig mit diesem Thema beschäftigt haben. Ein paar von ihnen stellten sogar Untersuchungen im Freien an. Ich teile ihre Befunde in meinem ersten Kapitel »Die Welt jenseits von Worten« mit Ihnen. In diesem Kapitel erkläre ich auch, wie intuitive Kommunikation funktioniert und gebe ein paar Grundtechniken zum Ausprobieren an Sie weiter. Doch um diese Fähigkeit wirklich zu lernen, empfehle ich Ihnen, mein erstes Buch Lautlose Sprache zu lesen, das detaillierte Anleitungen und Übungen zur Überprüfung enthält.

Ich reihte die Geschichten mit der Absicht, Sie auf eine ähnliche Reise wie meine eigene zu schicken, aneinander. Anfangs zweifelte ich am Wahrheitsgehalt der intuitiven Kommunikation und musste mehrere erstaunliche Erfahrungen machen, bevor ich mich überzeugen ließ. In Kapitel 2 – »Grenzen überschreiten« – füge ich eine meiner eigenen Erlebnisse und Geschichten anderer Leute bei, die eindeutige Beweise für die tatsächliche Existenz intuitiver Kommunikation beinhalten.

Eine meiner ersten Experimente mit intuitiver Kommunikation machte ich, um meine vermisste Katze Marmalade wieder zu finden – und ich war erfolgreich. Kapitel 3 – »Durch Krisen verbunden« – enthält Berichte von Menschen, die sich inmitten einer Krise intuitiv mit Tieren zusammengetan haben – oft mit starken Ergebnissen. Kapitel 4 – »Leben lernen« – behandelt die weisen Lehren, die man erhält, wenn man sich intuitiv mit anderen Lebensformen verbindet.

Dieser Weg hat mein Leben unwiderruflich verändert. Mir sind dabei wohl einige der besten Menschen auf diesem Planeten begegnet, und ich habe körperlich und spirituell eine größere Wegstrecke zurückgelegt, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. In Kapitel 5 – »Sich wandeln« – teile ich Geschichten anderer mit Ihnen, deren Leben sich wie mein eigenes geändert hat.

Kapitel 6 – »Praktisches Zaubern« – ist eine Studie der überraschenden Ergebnisse, die sich aus der praktischen Anwendung intuitiver Kommunikation ergeben können – vom Auffinden vermisster Tiere bis hin zum Trainieren eines Pferds.

In meinem ersten Buch sprach ich Reinkarnation an und habe beschlossen, das Thema in diesem Buch direkter anzugehen. Ich habe daher eine Reihe von Geschichten hinzugefügt, die, wie ich finde, überzeugende Hinweise darauf enthalten, dass Tiere wiedergeboren werden können und in unser Leben zurückkehren. Sehen Sie selbst, was Sie davon halten, wenn Sie diese Berichte im 7. Kapitel – »Wenn sie wiederkommen« – lesen. In Kapitel 8 – »Spirituelle Reisen« – erzähle ich die Erlebnisse von Kursteilnehmern, die wie ich beschlossen haben, ihr Leben der Theorie und Praxis intuitiver Kommunikation zu widmen, und auf welchen verschlungenen Wegen sie zu dieser Entscheidung gelangten.

Das letzte Kapitel nannte ich »Eine bessere Welt ist möglich«, denn ich glaube daran. Ich bin nicht naiv. Als Umweltschützerin sind mir die Probleme, gegen die wir ankämpfen müssen, nur allzu deutlich bewusst. Meiner Meinung nach sind die Systeme der Behörden und der Wirtschaft weltweit unwirksam und müssen geändert werden. Da ich mit Tieren arbeite, bekomme ich mit, wie unendlich viel Schmerz und Leid sie ertragen müssen. Mir ist klar, wie groß die Probleme sind, und ich bin auf der Suche nach Wegen, um sie anzusprechen. Wenn Menschen anfangen, sich mit intuitiver Kommunikation auseinander zu setzen, öffnen sie ihr Herz für das überwältigende Elend der Tiere und unserer Erde. Oft geraten sie dann in eine echte psychische und spirituelle Krise. In Kapitel 9 behandle ich diesen Zustand und versuche dabei zu helfen, den Weg durch die Dunkelheit zu finden. Ich sehe die wiederhergestellte Verbindung zu den Tieren und der Erde als einen notwendigen Schritt auf der Reise in eine bessere Welt. Ich weiß auch sehr genau, dass dies ohne reale Handlungen in der realen Welt nicht geht, und gebe Ihnen meine besten Ratschläge, wie Sie das mit Erfolg ausführen können, ohne sich dabei zu zermürben.

Eine weitere Rolle in der Aufgabe, von hier nach dort zu gelangen, aus einer Welt der Entfremdung und Zerstörung in eine Welt überzusiedeln, die tragfähig, gerecht und gesund ist, spielen die Spiritualität sowie die emotionalen und energetischen Methoden, die Sie anwenden können, um Ihre Träume für sich und die Welt wahr zu machen. Ich werde Ihnen alles verraten, was ich bisher darüber erfahren konnte. Das Interesse an intuitiver Kommunikation wächst auf der ganzen Welt weiterhin. Ich glaube, der Grund dafür ist der Wunsch der Tiere und der Erde, wieder eine Verbindung zu uns herzustellen, wie unsere Vorfahren es taten. Ich bin sicher, wenn wir das Gleichgewicht mit der Natur wiederherstellen und auf diesem Planeten überleben wollen, bleibt uns nichts anderes übrig. Ich hoffe, Ohne Worte kann Ihnen dabei helfen, diese uralte Fähigkeit wieder zu erlangen.

In seinem Buch Gott ist Rot 4 schreibt Vine Deloria Jr. über eine intime Verbindung zwischen den Indianern und der Natur, die verloren ging, als die Europäer in Nordamerika einbrachen und die Urbevölkerung, die Wildnis und die Landschaft vernichteten. Viele uralte Kulturen und unverdorbene Gebiete wurden von dieser Art der Invasion und Zerstörung heimgesucht, und das enge Band, von dem Deloria spricht, ist fast überall auf unserem Planeten zerrissen worden. Am Ende seines Buchs fragt Deloria: »Wer wird nun Frieden im Land finden? Wer wird auf die Bäume, die Tiere und Vögel, die Stimmen des Landes hören?«

Ich glaube, ich kenne die Antworten auf diese Fragen. Ich glaube, wir sind diejenigen, die die uralte Sprache wieder erlernen und wieder eins mit den Pflanzen, Bäumen, Tieren, der Erde, den Steinen und dem Wasser sein werden. Es werden unsere Generationen sein, die den Menschen die Stimmen der Tiere und der Natur zurückbringen.

Ohne Worte

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