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2. Kapitel

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In diesem Kapitel wird dem Leser ein notwendiger Überblick bezüglich des ehemaligen Salzbergwerkes Asse II gegeben, das von den damaligen Verantwortlichen zu einem atomaren Endlager ausgebaut wurde. Man muss Nerven aus Stahl haben, um den folgenden Text zu verkraften.


Abbildung 1: Lage des Untersuchungsgebietes um Asse II

Von 1967 bis 1978 wurde in dem Salzbergwerk die Endlagerung radioaktiver Abfälle großtechnisch erprobt und praktiziert. Seit 1965 wurde die Anlage im Auftrag des Bundes von der GSF bzw. nach mehreren Namenswechseln von der HMGU betrieben. Die Forschungsarbeiten zur Endlagerung radioaktiver Abfälle liefen 1995 aus. Ab 1995 bis 2004 wurden verbliebende Hohlräume aus dem ehemaligen Salzabbau verfüllt. 2007 wurde vom Betreiber die endgültige Schließung beantragt, da die Stabilität des Grubengebäudes nur noch für wenige Jahre gewährleistet ist.

Wegen dem Auftreten von radioaktiv kontaminierter Salzlauge im Bergwerk wurde dem Betreiber 2008 vorgeworfen, die Aufsichtsbehörden unzureichend informiert zu haben. Seit 2009 wird die Anlage als ein Endlager nach dem Atomrecht betrieben, um sie schnell schließen zu können, dafür ist der neue Betreiber das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zuständig. Das BfS verwarf das Schließungskonzept seines Vorgängers und stellte 2010 einen Plan zur Rückholung der eingelagerten Abfälle vor.

Von 1906 bis 1964 war Asse II als Salzbergwerk in Betrieb. Ab den 60-ziger Jahren galt die Einlagerung von radioaktiven Abfällen in Salzstöcken als aussichtsreichste Option, als Standort dafür wurde damals Gorleben vorgeschlagen. Asse II diente quasi als Prototyp, um Techniken und Daten für die spätere geplante Endlagerung in Gorleben zu ermitteln. Die Problematik mit dem eindringenden Wasser in Asse II, war den damaligen Verantwortlichen bekannt, trotzdem wurde ab 1967 radioaktiver Abfall eingelagert.

Von 1967 bis 1975 wurde schwach- und mitteradioaktiver Abfall eingelagert, ohne das dafür Gebühren erhoben worden, die wurden erst ab 1975 eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt hat man bis zum Ende der Einlagerung 1978 rund 900.000,- € eingenommen, die jetzt allerdings Sanierungskosten von ca. 2 bis 6 Milliarden € gegenüberstehen. Im Zeitraum von 1967 bis 1978 wurden 125.787 Metallfässer und Betongefäße mit schwachradioaktiven Abfällen in verschiedenen Kammern in 750 Meter Tiefe eingelagert. Nach Aussagen der ehemaligen Mitarbeiter wurden in der Anfangszeit auch Fässer mit flüssigen Abfällen angenommen und eingelagert. Von 1972 bis 1977 wurden 1.293 Fässer mit mittelradioaktiven Abfällen in Kammer 8a auf der 511-Meter-Sohle eingelagert. Diese Abfälle mussten in Beton oder Bitumen fixiert sein. Zunächst wurde durch den Betreiber abgeschätzt, dass auf der 511-Meter-Sohle weniger als 25 kg Uran und 6 kg Plutonium lagerten. Im August 2009 gab das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit bekannt, dass aufgrund eines Fehlers die registrierte Menge an Plutonium viel zu gering angegeben wurde und tatsächlich bei ca. 28 kg liegt. Eine erneute Überprüfung des Inventars durch den neuen Betreiber im Jahr 2010 ergab, dass insgesamt 14.800 nicht deklarierte Fässer eingelagert worden sind. Außerdem liegt die Gesamtzahl an mittelradioaktiven Fässern nicht wie bisher angenommen bei 1.293 sondern bei 16.100 Stück. Da das Bergwerk nicht als Endlager genehmigt werden konnte, wurden nach dem Jahr 1978 keine radioaktiven Stoffe mehr eingelagert.

Der radioaktive Abfall wurde in Metallfässern angeliefert, die Korrosion in salzigem Milieu ist je nach Feuchtigkeit nur eine Frage von wenigen Jahren bis Jahrzehnten. Als wichtigste Barriere fungierte der Salzstock selbst. Beim Beginn der Einlagerung wurden die Fässer senkrecht aufeinander stehend in die Abbaukammern im Steinsalz eingebracht. Später wurden die Fässer liegend aufeinander gestapelt und eingebaut. Zuletzt wurden die Fässer über eine Salzböschung in die Einlagerungskammer abgekippt und anschließend mit Salzhaufwerk abgedeckt. Bei der letzten Methode wurde in Kauf genommen, dass Fässer schon bei der Einlagerung beschädigt wurden. Auch die mittelradioaktiven Abfälle wurden in ihren Fässern über den entsprechenden Lagerkammern einfach nur abgekippt. Eine Rückholung von eingelagerten Abfällen war ausdrücklich nicht vorgesehen. 1973 kam es vor der Kammer 12 auf der 750-Meter-Sohle zu einer großflächigen Kontamination, aufgrund von ausgelaufenen Fässern, die vom Gabelstapler gefallen sind. Dieser Vorfall wurde damals dem Bergamt gemeldet.

Ab 1979 wurde Asse II durch die GSF in einen Forschungsbetrieb umgewandelt, der der geplanten Endlagerung in Gorleben dienen sollte. Es wurden Techniken zur Verfüllung und zum Verschluss von Bohrlöchern, Kammern, Strecken und Schächten in einem Endlager entwickelt und erprobt. Zusätzlich wurden in einem Tiefenausschluss zwischen 800 und 975 Meter unter ähnlichen Bedingungen wie in Gorleben mehrere Großversuche durchgeführt. Das GSF-Institut für Tiefenlagerung wurde 1995 aufgelöst, weil das Bundesministerium für Forschung und Technologie die Fördergelder einstellte. Als Folge wurden die Versuche durch die GSF abgebrochen, dadurch gingen wertvolle Kenntnisse bzgl. der geplanten Endlagerung in Gorleben verloren.

Ein Bericht von 1993 zur Gefahreneinschätzung verwies auf Gebirgsbewegungen und Laugenzutritte und bezeichnet eine Verfüllung von Asse II als zwingend erforderlich. Daraufhin entwickelte die GSF, später in Helmholtz Zentrum umbenannt, ein Konzept zur Stabilisierung und Schließung der Grubenanlage. Nach politischen Turbulenzen 2008 wurde ab 2009 das Bundesamt für Strahlenschutz der neue Hausherr.

In einem Salzbergwerk wird auf Stützen und Streben verzichtet, stattdessen wird es so konstruiert, dass das verbleibende Grubengebäude sich selber trägt. Dadurch bauen sich erhebliche mechanische Spannungen auf, unter denen sich das Salzgerüst plastisch verformt. Dieses Nachgeben setzt sich im Deckgebirge oberhalb des Salzdiapirs fort, sodass sich dieses um ca. 15 Zentimeter im Jahr absenkt. Das unter Spannung stehende Salz verliert allmählich an Festigkeit, aufgrund des hohen Durchbauungsgrades und der jahrzehntelangen Offenhaltung. Das Institut für Gebirgsmechanik (IfG), das seit 1996 die Situation überwacht, prognostizierte 2007, dass es ab 2014 zu einer Zunahme des Tragfähigkeitsverlustes und damit zu verstärkten Verschiebungen im Deckgebirge kommen wird. Dieses Szenario führt zu einer unkontrollierbaren Zunahme des Wasserzuflusses. Bereits 1979 haben andere Fachleute auf einen unkontrollierten Lösungszufluss aus dem Deckgebirge im Bereich der Südflanke mit nachfolgendem Tragfähigkeitsverlust des Grubengebäudes hingewiesen.

Das Grundwasser dringt in ein Salzbergwerk ein, wenn die Salzbarriere zerstört wird oder wenn sich durch tektonische Belastungen Verwerfungen bilden. Die Asse II ist besonders durch Wasser gefährdet, weil die Salzbarriere zum Teil nur wenige Meter mächtig ist. In der Zeit von 1906 bis 1988 sind 29 Salzlösungszuflüsse dokumentiert. Zwischen 1988 und 2008 wurden 32 neue Zutrittsstellen entdeckt, insbesondere aus dem Deckgebirge der Südflanke. Die Zuflüsse werden auf den Sohlen 658, 725 und 750 aufgefangen und betrugen 2008 ca. 11,8 m³/Tag. Die aufgefangene Lauge wird auf Radioaktivität überprüft, bei Einhaltung der Grenzwerte nach übertage verbracht, in Tanklaster gepumpt, zu stillgelegten Kalibergwerken gebracht und dort zur Flutung eingesetzt. Die Grundwasserzuflüsse stammen aus den zahlreichen Verwerfungen, die sich im Deckgebirge, aufgrund der Absenkung des Salzdiapirs, gebildet haben. Eine Abdichtung dieser Zuflüsse ist nicht möglich.

Am 11.06.2008 berichtete die Braunschweiger Zeitung, dass Lauge in der Asse mit Caesium-137 (137Cs; Halbwertszeit 30 Jahre) belastet sei. Das niedersächsische Umweltministerium konnte Rückfragen nicht beantworten, weil sie nichts von einer solchen Kontamination wusste. Der Landtag und der Bundesumweltminister forderten vom niedersächsischen Umweltminister einen Statusbericht, der im September 2008 veröffentlicht wurde. Aufgrund einer parlamentarischen Anfrage wurde den politischen Verantwortlichen erst im Juli 2008 bekannt, dass jahrelang Lauge aus Asse II zu stillgelegten Kalibergwerken der K+S AG verbracht wurde.

Gemäß dem Statusbericht vom September 2008 wurde seit Anfang der 90er Jahre festgestellt, dass Lauge, die sich in Bohrlöchern am Boden der 750-Meter-Sohle sammelte, eine erhöhte Konzentration des radioaktiven Isotops 137Cs aufwies. Im September 1995 wurde erstmals eine kontaminierte Laugentropfstelle im Firstbereich der 775-Meter-Sohle festgestellt. Nach einer Änderung der Strahlenschutzverordnung im Jahr 2001 lag die 137Cs–Aktivität an einigen Messpunkten über den Freigrenzen. Im Einvernehmen mit der Aufsichtsbehörde wurde die kontaminierte Lauge von 2001 bis 2008 auf die nicht mehr als Verkehrsweg offenstehende 900-Meter-Sohle abgeleitet. Später versiegte der Zustrom weitgehend.

Zur Erstellung des Statusberichtes wurden Gutachter herangezogen, die sich nicht mit der Erklärung des Betreibers zufrieden gaben, dass die Kontaminationen Rückstände des Einlagerungsunfalls von 1973 seien. Innerhalb weniger Tage fanden sie vielmehr deutliche Hinweise, dass die Lauge aus der Einlagerungskammer 12 aussickert. Ursprung der Lauge ist letztlich Altversatz aus einer nur 30 Meter entfernten Kammer, aus dem in den Jahrzehnten vor der Einlagerung Feuchtigkeit in Kammer 12 migriert ist. Bei der Einlagerung im Jahr 1974 war der Boden der Kammer 12 laugendurchtränkt. Diese Lauge ist in Kontakt mit den eingelagerten Stoffen gekommen und diffundiert nun in die Verkehrsflächen in der unmittelbaren Umgebung der Einlagerungskammer 12.

Im April 2011 fand das Bundesamt für Strahlenschutz erneut verstrahlte Lauge unweit der Einlagerungskammer 12. In einem Bohrloch seien bei Proben 240.000 Becquerel pro Liter des radioaktiven Isotops 137Cs gemessen worden. Nach Angaben der Behörde handelt es sich dabei um den bislang höchsten Wert an 137Cs, der seit dem Ende der Einlagerung im Jahr 1978 gemessen wurde. Der Wert liegt um das 24-fache über der Freigrenze.

Die Feuchtigkeit und die zutretenden Lösungen und Wässer im Salzstock führen zu verstärkter Korrosion an den eingelagerten Stahlfässern, dadurch entsteht das Gas Wasserstoff. Außerdem hat sich wegen der organischen Verrottung (Putzlappen, Tierkadaver etc.) in großen Mengen Methan gebildet. Damit könnte ein unbeherrschbarer Zustand auftreten, wenn aus dem Deckgebirge zu einem derzeit unkalkulierbaren Zeitpunkt plötzlich weitere und unter Umständen weitaus größere Mengen an Wasser oder Lauge durchbrechen würden. Die zuströmende Lösung würde weitere Salze im Grubengebäude auflösen, wodurch die Standsicherheit des Bergwerks weiter abnehmen würde. Darüber hinaus wäre bei Flüssigkeitszutritt auch mit einer massiven Zunahme der Korrosion und somit einer damit verbundenen verstärkten Entstehung von Wasserstoff zu rechnen. In Verbindung mit dem ebenfalls vorhandenen Methan könnte dies bereits nach 50 Jahren zu einem sogenannten „Blow-Out“ führen, bei dem die Gase durch den entstandenen hohen Gasdruck unkontrolliert an die Oberfläche strömen könnten, wobei sie radioaktiv kontaminierte Flüssigkeiten und Schlämme mit sich führen könnten. Die freiwerdenden Gase und Flüssigkeiten würden in kurzer Zeit in die Biosphäre austreten und dort zu radioaktiver Belastung führen. Diese Problematik wird auch nicht durch die Flutung der Grube durch das sogenannte Schutzfluid verhindert, im Gegenteil, die beim Scheitern der Müllrückholung vorgesehene und bereits für Teilverfüllungen angewendete Magnesiumchlorid-Lösung beschleunigt die Korrosion der Metalle zusätzlich massiv.

Der Antrag zur Schließung des Bergwerks wurde im Januar 2007 beim Landesbergamt eingereicht. Dieser Antrag beinhaltete einen Abschlussbetriebsplan sowie einen Langzeitsicherheitsnachweis. Nach einer ersten Prüfung beschied die Genehmigungsbehörde die eingereichten Unterlagen als nicht ausreichend und forderte weitere Nachweise an. Gemäß dem Plan sollte der Salzstock durch die Verfüllung von Hohlräumen mechanisch stabilisiert werden. Das Einblasen von Salzgrus führte zwar zu einer Beruhigung im Gebirge, für eine dauerhafte Stabilisierung reicht der dadurch zu erreichende Gegendruck aber nicht aus. Um das Restporenvolumen im Füllmaterial weiter zu minimieren und dadurch zum Abbau mechanischer Spannungen beizutragen, sollte ein Schutzfluid eingebracht werden. Vorgesehen war dafür eine MgCl-Lösung, mit deren Hilfe einer Zersetzung des Carnallitits durch zutretende NaCl-Lösung entgegengewirkt werden sollte. Das Schließungskonzept beinhaltete auch den Bau von Strömungsbarrieren.

Die Flutung der Asse mit einem Schutzfluid ist problematisch, weil es nicht mit den Anforderungen des Strahlenschutzes vereinbar ist. Entsprechend der Grundregel, Entsorgungsprobleme nicht durch Verdünnung zu lösen, ist es internationaler Standard, radioaktiven Abfall trocken einzulagern. Wenn die Einlagerungskammern geflutet werden, ist damit zu rechnen, dass ein Teil des radioaktiven Inventars gelöst wird und im Verlauf von Jahrhunderten durch die porös verfüllten Hohlräume des verschlossenen Bergwerks diffundiert. Um diese Diffusion zu begrenzen, sollten Strömungsbarrieren gebaut werden. Der Betreiber versuchte, durch Modellrechnungen den Nachweis zu führen, dass dauerhaft ein radiologisches Schutzziel erreicht wird, das jegliche Beeinträchtigung der Biosphäre ausschließt. Ein weiterer Einwand ist, dass der Zement, in dem viele Abfälle gebunden sind, mit dem zutretenden Wasser chemisch reagieren könnte. Dies würde Gas freisetzen, das explodieren könnte.

Von August 1995 bis April 2004 wurden fast vollständig die alten Abbauhohlräume zwischen der 725- und der 490-Meter-Sohle mit Rückstandssalzen verfüllt. Insgesamt wurden etwa 2,15 Millionen Tonnen in die Abbaue der Südflanke der Asse II eingebracht. Zurzeit werden Strömungsbarrieren eingebaut, Hohlräume unterhalb der 800-Meter-Sohle verfüllt, seit Dezember 2004 wird MgCl-Lösung eingespeist, die Schächte Asse II und Asse IV werden rückgebaut und Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Grubensicherheit werden durchgeführt.

Nach dem Betreiberwechsel im Januar 2009 ist das Schließungskonzept zurückgestellt worden. Zunächst wurden verschiedene Schließungsoptionen geprüft, doch im Januar 2010 schlug das Bundesamt für Strahlenschutz vor, den Atommüll komplett aus dem maroden Lager zu bergen. Der radioaktive Abfall soll nun im Schacht Konrad, einem stillgelegten Eisenerzbergwerk in Salzgitter, endgelagert werden. Die Optionen einer Einbetonierung der Fässer oder ein Umlagern der Fässer in tiefere Schichten waren zuvor verworfen worden. Für die Rückholung der eingelagerten Abfälle wurde ein Zeitraum von zehn Jahren angesetzt, die Kosten wurden in einem Gutachten zunächst auf rund 2 Milliarden € geschätzt. Der damalige Bundesumweltminister schätzt die Kosten mit 3,7 Milliarden € deutlich höher ein und bezeichnete die Anlage als die problematischste kerntechnische Anlage, die wir in Europa finden. Nach neuen Schätzungen soll die Sanierung von Asse II etwa 4 bis 6 Milliarden € kosten, diese Aufwendungen werden vom Bund getragen.

Durch die Ermittlungen des niedersächsischen Landtags wurde bekannt, dass die Behälter zur Einlagerung des radioaktiven Materials nur auf eine Haltbarkeit von 3 Jahren ausgelegt waren. Es wurde also in Kauf genommen, dass sie innerhalb kurzer Zeit verrotten würden. Damit ist belegt, dass die Industrie von Anfang an ein billiges Endlager in der als Forschungsbergwerk deklarierten Einlagerungsgrube gesehen hat.

2008 stellte der Landkreis Wolfenbüttel eine Anfrage nach Leukämiehäufigkeiten im Umfeld der Schachtanlage Asse II an das seit 2000 bestehende Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen. Dem Krebsregister, das Daten in diesem Gebiet beginnend ab 2002 erhebt, standen erst 2010 genügend Daten zur Beantwortung der Anfrage zur Verfügung. Mit Datenbestand vom Oktober 2010 stellte es fest, dass im Zeitraum von 2002 bis 2009 auf dem Gebiet der Samtgemeinde Asse gegenüber den anderen Gemeinden des umgebenden Landkreises Wolfenbüttel auffällig häufige Leukämie- und Schilddrüsenkrebserkrankungen aufgetreten waren und dass ebenso im Zeitraum 2002 bis 2008 die Sterblichkeit durch Leukämieerkrankungen auffällig hoch gewesen war. Die Überschreitungs-wahrscheinlichkeiten, mit denen die ermittelten Fallzahlen unter Annahme des jeweiligen Erfahrungswertes des Vergleichsgebietes zufällig erreicht würden, betragen für die Leukämieinzidenz 0,30% (18 Fälle; 8,5 erwartet), für die Inzidenz des Schilddrüsenkarzinoms 0,08% (12 Fälle; 3,9 erwartet) und für die Leukämiemortalität 0,86% (11 Fälle; 4,7 erwartet). Bei einer Irrtumwahrscheinlichkeit von 1% oder größer sind daher alle 3 Erhöhungen signifikant. Bei anderen Krebsarten zeigten sich wie in den anderen Gemeinden des Landkreises keine signifikanten Auffälligkeiten. Ob diese Erhöhungen einen Bezug zur Asse haben, konnte bis dato noch nicht verifiziert werden. Bemerkenswert ist, dass von den Erhöhungen bei den Leukämien nur Männer, beim Schilddrüsenkarzinom nur Frauen sichtbar betroffen sind. Bekannte Risikofaktoren für Leukämie und Schilddrüsenkarzinome sind u.a. ionisierende Strahlung.

Der geologische Schnitt vom ehemaligen Salzbergwerk Asse II (Abbildung 2) zeigt unter anderem, das verstürzte Deckgebirge und die vielen Verwerfungen, die das labile Grubengebäude belegen. Der geringe Abstand der Abbaukammern zum umgebenden Gestein ist ebenfalls sehr gut sichtbar. Trotzdem wurden dort von 1967 bis Ende 1978 radioaktive Abfälle eingelagert.


Abbildung 2: Geologischer Schnitt durch das Endlager Asse II; Quelle: Helmholtz Zentrum München

Die Vorgesetzte

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