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Der König als Cowboy

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Vier Tage nach dem Mord

»Ich, als Letzter am Tatort?«

»So schaut’s aus. Ich habe die Aufnahmen der Überwachungskamera gesehen«, antwortete Sebastian Hess. Der schmierige Mittfünfziger war mit allen Wassern der Paragrafenwelt gewaschen. Die Übernahme von aussichtslosen Fällen im oberen Preissegment war seine Spezialität. Seit er Winterberg bei der Bierkartell-Sache und später beim Unglücksfall »Gabriela Winterberg« vertreten hatte, war er der Anwalt der Familie.

»Ja so ein Schmarren!«

»Der Hut. Der hat dich verraten.«

»Bin ja nicht der Einzige, der im Winter mit Hut rumläuft.«

»Aber ein Stetson, ich bitte dich!«

»Ich bezahl dich, und darum hast du mich nicht zu bitten, verdammt!« Winterbergs Wutausbrüche waren berüchtigt.

Hess musterte seinen Mandanten kritisch. Hoffentlich nahm sich der Mann in entscheidenderen Momenten zusammen. »Vergiss nicht, wo du bist. Du sitzt hier in U-Haft. Erster und bislang einziger Verdächtiger in einem Mordfall. Vielleicht sollte der Cowboy mit dem auffälligen Stetson spätestens jetzt langsam von seinem hohen Ross runtersteigen.« Hess genoss den kurzen Triumph.

»Du holst mich hier raus! Hörst du?« Winterberg legte so viel Schärfe wie möglich in seine Worte.

Hess lehnte sich entspannt zurück. »Ja, ich höre. Zum Beispiel gerne die Antwort auf meine Frage, ob du vergangenen Donnerstagabend im Kunstmuseum bei Amélie Cohen warst?«

Winterberg spürte, wie ihm das Blut zu Kopfe stieg. Er ballte die Faust und wollte sie diesem selbstgerechten Arschloch vis-à-vis nur zu gerne ungebremst auf die Nase schlagen.

»Also?«

»Ja.« Winterberg besann sich auf seine Optionen. »Also ja: Ich war letzten Donnerstag im Kunstmuseum. Amélie, also Frau Cohen, wollte mit mir als Hauptsponsor noch die letzten Details für die Vernissage besprechen. Wem sonst noch zu danken war, ob ich das Wort ergreifen wollte. So Kleinigkeiten halt.«

»Und dann?«

»Was und dann? Bin ich nach wenigen Minuten wieder gegangen.«

Das immerhin stimmte mit den Bildern der Überwachungskamera überein.

»Und Frau Cohen?«

»Hat noch gelebt. Was denkst du denn?«

Hess dachte an die Unbeherrschtheit seines Gegenübers, sagte aber nichts dazu.

»Was ich denke? Das, mein lieber Winterberg, ist nicht die Frage. Die Frage ist: Was denkt der Haftrichter, der über deine Situation hier entscheidet.«

Tatort Bodensee: Der Fall Winterbergs

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