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Prolog

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Es war zu der Zeit, als die Götter auferstanden. Echnaton, der Ketzer-Pharao, hatte sie getötet, alle außer einem.

Im Alten Ägypten glaubte man, das Leben würde ewig ausgelöscht und vom Jenseits ausgeschlossen, wenn es im Diesseits total vernichtet und sein Name der Vergessenheit preisgegeben würde. Verbrecher, Mörder wurden so nicht nur ihres diesseitigen, sondern auch ihres jenseitigen Lebens beraubt. Niemand im Land der vielen Götter käme je auf den Gedanken, auch Isis und Osiris, Seth oder Amun, Thot und Anubis und alle anderen durch die Tilgung ihrer Namen und die Zerstörung ihrer Tempel zu vernichten. Götter hatten bis dahin Menschen vernichtet, nicht umgekehrt. Nur einer konnte auf solche ketzerischen Gedanken kommen, nur ein krankhaftes Hirn – so dachte man – konnte so Frevlerisches tun wie Echnaton, der die Statuen der Götter in den Tempeln zerstörte und ihre Namen an den Wänden und Säulen ihrer Heiligtümer herausmeißeln und jene, die weiterhin an sie glaubten, töten ließ. Nun waren alle Götter tot, nur der eine nicht – der Gott Re in seiner sichtbaren Gestalt als Sonnenscheibe, als Aton. Ihm, dem Erhabenen, dem Gleißenden, dem allein Sichtbaren und Leben Spendenden, hatte Echnaton eine Stadt gebaut, Achet-Aton, in ihr pries er den Sonnengott mit seinen gegen das Volk Ägyptens und vor allem dessen Pharao und seine Familie ausgestreckten Strahlenhänden.

Aber jetzt war auch er tot, der Ketzer. Doch seine Regierungszeit hatte nicht so lange gewährt, um die Erinnerung aus den Köpfen der Menschen, die im Geheimen weiterhin ihre alten Götter verehrt hatten, zu tilgen. Tutenchaton, der Knabe, war auf den Thron erhoben worden. Als er seinen Namen in Tutenchamun änderte, erwachte der Gott Amun zu neuem Leben. Aber auch Tutenchamun musste weichen. Eje bemächtigte sich der Krone. Doch Eje war alt. Der Macht konnte er sich nicht lange erfreuen. Die zwei Jahre waren zu kurz, um im ganzen Land in allen Tempeln den alten Göttern ihre Namen zurückzugeben, ihre Bilder und Statuen neu zu schaffen oder gar um neue Tempel zu bauen. Auch er musste gehen.

Lange gewartet auf die Herrschaft über Ägypten hatte Haremhab. Nun bestieg er, der Heerführer, den Thron und vollendete, was Tutenchamun und Eje begonnen hatten. Mit der Wiederherstellung und Eröffnung der alten Tempel wachten auch Osiris und Thot und alle anderen Götter wieder auf. Die Stadt Echnatons und des einzigen Gottes Aton mit seinem Tempel und seinen Bildern wurde zerstört. Mit ihr auch der Name des Ketzers, seine Existenz, die Erinnerung. Kein Stein blieb auf dem anderen. Keine Stele, auf der Echnaton seinen Gott, seine Stadt, sich selber und seine Gemahlin, die schöne Nofretete, gepriesen hatte, blieb stehen. Schande über Echnaton, den Propheten Atons und über seine Stadt. Ewige Schande und immerwährendes Schweigen!

Heute noch, nachdem über Jahrtausende sein Name vergessen war, sind sich die Wissenschaftler uneins darüber, ob Echnaton der Erste war, der die Vision von einem allmächtigen und einzigen Gott besaß und den Monotheismus einführte. Wir glauben eher, dass Echnaton, der sich schon von Jugend auf Gedanken machte über die Vielzahl der Götter, die sich oft gegenseitig bekämpften, von den Hebräern in Ägypten hörte und angetan war von ihrem Glauben an einen einzigen Gott, einen Gott, der alles erschaffen hatte, die Erde und den Himmel, die Pflanzen und die Tiere und die Menschen, ein Gott, der allmächtig war und keine anderen Götter neben sich duldete. Dass er dies erkannte, dass es einen solchen Gott geben musste, war allerdings nicht die Idee eines kranken Gehirns, sondern die klare Vorstellung eines Suchenden, auch wenn sie nicht aus einer eigenen Vision erwachsen war. Doch für ihn, den Ägypter, dem Leben und Existenz eines Menschen oder eines Gottes untrennbar mit Sichtbarkeit verbunden war, schien es unmöglich, dass ein namenloser, unsichtbarer Gott sein konnte. Darum wählte er den sichtbarsten aller ägyptischen Götter, Aton, den Sonnengott, der alles überstrahlt, zu seinem Gott, zum alleinigen Gott, den sein Volk von nun an verehren sollte und zwar unter Zwang und mit Gewalt.

Als Haremhab nach siebenundzwanzig Jahren Regentschaft starb, hinterließ er ein blühendes Reich, aber keinen männlichen Erben, der den Thron hätte besteigen können.

Mit den neuen Herrschern, Ramses dem Ersten und seinen Nachfolgern, kam eine neue Dynastie zu Ehren und mit ihr ein Gott, der bisher bei wenigen Ägyptern in Ansehen gestanden hatte. Seth, der stürmische, aufbrausende Wüstengott, war ein Feind des Gottes Amun. Er hatte Osiris getötet, den Isis wieder auferweckte.

Ramses regierte nur kurze Zeit. Um das Volk, das über die Verehrung Seths aufgeschreckt war, zu versöhnen, baute sein Nachfolger, Seti, in Abydos einen großartigen Tempel zu Ehren des Osiris.

Setis Sohn, Ramses der Große, herrschte siebenundsechzig Jahre. Die Tempel, die er baute, waren eher zu seinem eigenen Ruhm errichtet als für die Götter. Auch er ließ, wie der Ketzerkönig – verhasst und verboten sein Name – eine neue Stadt bauen: Pi-Ramesse.

In dieser Zeit, als die Ramessiden zu herrschen begannen, beginnt unsere Geschichte.

Moses

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