Читать книгу Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 10

Lorraine

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»Rain, ob Sie wohl ... uuuuuhhhhhh ...«

Lorraine hielt in ihrer Bewegung inne und drehte sich um. Gerade hatte sie Cassandra zum Mittagsschlaf hingelegt und befand sich auf dem Weg in den großen Garten, wo sie die Stunde, die das Kind sicher schlafen würde, verbringen wollte. Der Anblick von Susan, die sich schmerzverzerrt den Bauch hielt, ließ sie jedoch sofort alle Pläne vergessen.

Schwer atmend stand ihre hochschwangere Chefin vor ihr, sichtlich keiner weiteren Worte mehr fähig. Sofort legte sie ihr Buch achtlos zur Seite und umgriff mit einer Hand Susans Körper. Sanft dirigierte sie die stöhnende Frau ins nächstbeste Gästezimmer und half ihr dabei, sich auf dem Bett niederzulassen.

»Bleiben Sie liegen, Susan. Ich rufe Dr. Hunter und Mr. Thompson an.« Ms. Weatherbee nickte lediglich, weiterhin zischend nach Luft ringend. »Wie ist der Abstand?«, fragte Lorraine ruhig, und war selbst erstaunt, wie gelassen sie gegenüber der Tatsache reagierte, dass hier ganz offensichtlich ein neuer Erdenbürger dringend auf dieselbe wollte.

»Offfft ...«, keuchte Susan, bevor sie erneut aufstöhnte.

»Ich bin sofort wieder bei Ihnen.«

Mit eiligen Schritten verließ Rain das Zimmer, eilte nach unten und rief noch auf der Treppe nach Mrs. Mitchell. »Emma, rufen Sie Mr. Thompson an. Das Baby kommt!« Zeitgleich hatte sie schon nach ihrem Handy gegriffen, auf dem alle Telefonnummern vorsorglich eingespeichert worden waren und rief Doktor Hunter an. Er war der Hausarzt der Thompsons und würde alle weiteren Schritte kennen, da Susan eine Hausgeburt gewünscht hatte.

»Ms. Baker!«, meldete sich der Doc keine 30 Sekunden später. »Ist es soweit?«

Lorraine nickte, bis ihr klar wurde, dass er das nicht sehen konnte. »Ja, Doc. Ich denke schon. Ms. Weatherbee konnte mir keine Informationen über den Abstand der Wehen geben. Ich würde sagen, bitte ... beeilen sie sich!«

»Oh, verstehe. Ich werde die Hebamme informieren, wir machen uns sofort auf den Weg!« Im Hintergrund konnte man hören, dass der Doktor in hektische Betriebsamkeit verfiel. »Bis gleich, Lorraine.« Es klickte in der Leitung.

Von oben ertönte ein gedämpftes Stöhnen. »Emma, ich brauche bitte Handtücher. Glaube ich.« Krampfhaft versuchte Rain, sich daran zu erinnern, was sie noch übers Kinder kriegen wusste. Leider war das nicht besonders viel, denn ihre Aufgabe war es nun mal, Kinder zu betreuen, nachdem sie auf der Welt waren.

Die Haushälterin trat mit einem Telefon in der Hand aus der Küche. »Mr. Thompson ist unterwegs. Ich bringe Ihnen gleich die Handtücher!«

»Vielen Dank, Emma. Könnten Sie bitte ... falls Cassy wach wird ...?« Sie sah Mrs. Mitchell an, die sogleich nickte. »Ja. Ich werde Cassandra beschäftigen.«

Als von oben erneut ein lautes Keuchen erklang, wurde die Haushälterin blass. »Soll ich einen Tee machen?« Lorraine konnte nicht anders, sie musste lächeln.

»Nein, ich glaube, danach steht ihr jetzt nicht der Sinn. Arzt und Hebamme sind unterwegs. Ich werde mir jetzt die Hände waschen und sehen, ob ich irgendwas tun kann. Wir kriegen das schon hin, Emma!«

Nachdem sie sich im Bad die Hände gewaschen hatte, kehrte Rain zurück ins Gästezimmer. Susan lag blass und stumm da, beide Hände an den Bauch gelegt. Schweißperlen rannen ihr Gesicht herab.

»Doc Hunter ist unterwegs. Michael ebenfalls.« Lorraine trat ans Bett heran. »Susan, wir werden jetzt so gut es geht alles vorbereiten, in Ordnung?« Sie bemühte sich darum, ihre Stimme zuversichtlicher klingen zu lassen, als ihr zumute war. Emma betrat den Raum, einige Handtücher und eine zweite Decke auf dem Arm, die sie auf dem Nachttisch ablegte. »Emma, helfen Sie mir bitte eben. Ich würde sie gern etwas bequemer hinsetzen.« Gemeinsam richteten die beiden Frauen das Bett für Susan so, das sie nicht mehr vollkommen flach auf dem Bett lag, sondern mit erhöhtem Oberkörper.

Immer wieder krümmte sich die Hochschwangere, keuchte und stöhnte. »Emma? Bringen Sie mir bitte eine Schüssel mit warmem Wasser?« Die Haushälterin nickte stumm und flitzte davon.

Lorraine ergriff Susans Hand und drückte sie sanft. »Ich werde Sie jetzt ausziehen, okay? Doc Hunter und die Hebamme sind auf dem Weg, ebenso wie Mr. Thompson.« Statt einer Antwort kam nur ein Keuchen und ihre Finger wurden so fest gedrückt, das Rain fast glaubte, die Knochen knacken zu hören. Dann entwich ein Schrei Susans Lippen und es ertönte ein leises, plätscherndes Geräusch.

Lorraine schloss die Augen. Oh mein Gott, steh mir bei!, dachte sie bebend, ehe sie ihre Augen wieder öffnete, nach unten blickte und sah, was sie schon befürchtet hatte. Die Fruchtblase war geplatzt. Nein, nein, nein. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Seit etwas mehr als einer Woche erst arbeitete sie jetzt hier und schon stellte das Leben sie auf solch eine Probe.

Sie atmete mehrmals tief ein und aus, versuchte, sich zu konzentrieren. Schon ein einziges Stöhnen zerstörte die Illusion von Konzentration und Ruhe jedoch gleich wieder und Lorraine besann sich darauf, das sie handeln musste. Sie kletterte auf das Bett und setzte sich neben Susan.

Ohne weiter zu zögern, schob sie das weite Shirt von Susan etwas nach oben und griff nach dem Bund ihrer Hose. Wieder krümmte sich die Schwangere und gab einen lauten, wehklagenden Schrei von sich. »Es wird alles gut, es wird alles gut!«, sprach sie wie ein Mantra diesen Satz immer wieder vor sich hin. Sie war sich allerdings nicht ganz sicher, zu wessen Beruhigung sie das eigentlich tat. Vorsichtig entkleidete sie Susan und bedeckte sie mit der zweiten Decke, die die weitsichtige Emma eben mitgebracht hatte. Wo ist dieser verdammte Arzt, wenn man ihn braucht?, schoß es ihr durch den Kopf.

»Nehmen Sie ihre Hände von der Frau und stehen Sie ganz langsam vom Bett auf!«, ertönte in dem Moment eine dunkle Stimme in ihrem Rücken, deren Klang keinen Zweifel daran ließ, das die Worte todernst gemeint waren. Lorraine erstarrte. »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe, Miss? Ich richte eine Waffe auf Sie, also sollten Sie besser tun, was ich sage!«

»Lorraine, es tut mir leid. Es hat geklingelt, und dann standen da diese beiden Männer und wollten zu Mr. Thompson. Ich wollte gerade erklären, das wir auf den Arzt warten, da schrie Susan und die beiden stürmten einfach an mir vorbei!«, konnte sie nun auch eine verzweifelt klingende Emma aus dem Flur vernehmen.

Rain warf einen letzten Blick auf Susan, die erschöpft die Augen geschlossen hatte und nicht wirklich mitbekam, was hier passierte. Dann hob sie langsam die Hände und richtete sich auf. »Hören Sie, wer auch immer Sie sind, Ms. Weatherbee bek ...«

»Gehen Sie vom Bett weg«, fiel ihr der Unbekannte ins Wort. Lorraine seufzte, trat einige Schritte vom Bett weg, und drehte sich dann um. Das erste, was ihr ins Auge fiel, war Emma, die mit blassem Gesicht an der Seite stand und zitternd ihre Hände knetete. Dann glitt ihr Blick weiter zu den beiden Männern, von denen einer die Waffe auf sie gerichtet hielt und sie misstrauisch ansah. Er trug einen Anzug, klassisch in schwarz mit weißem Hemd gehalten und sah ein bisschen aus wie ein Agent aus dem Film mit den Außerirdischen. Sein deutlich korpulenterer Begleiter hingegen trug zwar einen Anzug, aber unter der offensichtlich nur mit großer Anstrengung und noch dazu schief geknöpften Jacke prangte nicht nur ein großer Wohlstandsbauch, sondern auch ein buntgemustertes Hawaiihemd.

»Also nochmal. Mein Name ist Lorraine Baker, und ich bin Kindermädchen. Und diese Frau da«, sie nickte mit dem Kopf in Richtung Susan, »ist die Lebensgefährtin von Mr. Thompson und bekommt gerade ihr zweites Kind. Sollten Sie also nicht vorhaben, mich demnächst wegen unterlassener Hilfeleistung inhaftieren zu wollen, Sir ...« – sie warf dem Anzugträger mit der Waffe einen finsteren Blick zu – »... wäre es vermutlich besser, wenn Sie mich jetzt einfach helfen lassen!«

Der Blick des Mannes flackerte kurz unsicher, verschloss sich jedoch sofort wieder zu einer undurchdringlichen Maske.

»Nate?« Mr. Hawaiihemd hob seine Hand und legte sie vorsichtig auf die Waffe des anderen. »Ich denke, sie sagt die Wahrheit. Frauen schreien nun mal, wenn sie Babys bekommen!« Wie zur Bestätigung stöhnte Susan just in dem Moment gequält auf, und der Nate genannte senkte die Hand. »Es tut mir leid«, sagte er dann. »Wir haben den Schrei gehört, und es ist unser Job, erst einmal mit dem Schlimmsten zu rechnen.«

»Darf ich also jetzt, ohne das ich mit ner Kugel zwischen den Augen rechnen muss?« Mit zusammengekniffenen Augen starrte Lorraine den Anzugträger an. Dessen Mundwinkel zuckte einmal kurz belustigt, dann nickte er. Rain verschränkte die Arme abwartend vor der Brust. Als die Männer nicht reagierten, tippte sie zusätzlich mit dem Fuß auf den Boden. Tapp Tapp. Nach einigen Sekunden seufzte sie. »Darf ich die Herrschaften dann wohl hinaus bitten? Oder kennt sich einer von Ihnen mit Hausgeburten aus?« Sie blickte herausfordernd zwischen Mr. Hawaiihemd und dem Anzugträger hin und her.

Mr. Hawaiihemd riss die Augen auf, schüttelte dann fast panisch den Kopf. »Nein, das letzte Mal, als ich bei einer Geburt dabei war, mussten sich die Ärzte mehr um mich kümmern als um meine Frau. Ich bin raus!« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ fluchtartig das Zimmer. Nate, wie sein Kollege ihn genannt hatte hingegen, verstaute seine Waffe und zog ohne zu zögern sein Jackett aus. Dann begann er, seine Hemdärmel aufzuknöpfen und es die Unterarme hinaufzurollen. Überaus muskulöse Arme im Übrigen, wie Lorraine feststellte.

Fast hätte sie gekichert über ihre eigenen Gedanken, dann jedoch schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder zu Susan um, die ihre Augen mittlerweile wieder geöffnet hatte und sie fragend ansah. Rain griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Wohl zu oft CSI geschaut ...«, brummte sie. »Ich hoffe, das der nächste Herrenbesuch, der hier rein platzt, endlich der Arzt und Mr. Thompson sind.«

Nate trat an ihre Seite. »Also, was soll ich tun?«, erkundigte er sich. Lorraine hätte schwören können, dass dieser Kerl die Ruhe selbst war, obwohl eine Hochschwangere vor ihm im Bett lag und gerade ihr Kind bekam. Hilflos hob sie die Schultern.

»Oh, doch so viel Erfahrung, ja?«, hörte sie ihn murmeln. »Na, wie gut, dass wenigstens ich weiß, worauf es ankommt. Ich sage Ihnen, was Sie tun sollen.«

Rain biss sich auf die Lippe, drehte sich um und griff nach einigen der Handtücher auf dem Nachttisch. »Klugscheißer!«, flüsterte sie gepresst.

»Von Berufs wegen!«, vernahm sie seine spöttische Stimme von hinten.

Mit den Handtüchern drehte sie sich zu ihm und feuerte ihm einen giftigen Blick entgegen. »Wenn Sie mit den Händen nur halb so geschickt sind wie mit dem Mundwerk, sollte das hier ja ein Leichtes für Sie sein!«, fauchte sie.

Nates Augen blitzten sie an, er öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, doch just in dem Moment packte Susan seine Hand und brüllte auf. Sofort besann sich Lorraine, wo sie eigentlich war, und sank auf das Bett. Dann schob sie die Bettdecke von Susans Körper herunter und griff nach ihren Beinen.

»Lorraine, Sie müssen versuchen, Susans Beine so anzuwinkeln, das wir gut an ... ähm .... alles herankommen.« In Nates Stimme schwang keinerlei Spott mehr, er war nun absolut ernst. Er löste sanft Susans Hand von seinem Arm, an dem man deutlich sehen konnte, wie fest sie zugepackt hatte. Er setzte sich ebenfalls auf das Bett, ihre Hand nun in seiner haltend. »Hören Sie, Ms. Weatherbee, wir werden unser Möglichstes tun, um Ihnen zu helfen. Aber wir müssen zusammenarbeiten, haben Sie verstanden?«

Susan nickte, ihre Augen spiegelten die nackte Panik wieder. »Ich bleibe hier sitzen und halte Sie. Brechen Sie mir meinetwegen alle Knochen und schreien Sie mich an, aber ... wir kriegen das hin, okay?«, sagte er vollkommen gelassen und sanfter, als man es im ersten Moment von ihm erwarten würde. Sofort wurde Susan ruhiger. Mit der freien Hand griff er sich ein weiteres Handtuch und wischte ihr sanft den Schweiß aus dem Gesicht, während sie ununterbrochen keuchte und sichtbar verkrampfte unter den Wehen, die durch ihren Körper jagten.

Rain tat indessen, wie Nate es ihr geheißen hatte, und winkelte Susans Beine an. Als ihr Blick nun zum ersten Mal zwischen diese glitt, keuchte sie auf. »Ich kann schon das Köpfchen sehen«, flüsterte sie erschrocken und sah zu Nathan. Dieser erwiderte ihren Blick und lächelte aufmunternd.

»Nehmen Sie sich ein Handtuch, Lorraine. Es wird nicht mehr lange dauern, bis das Baby vollkommen draußen ist. Wickeln Sie es ein, halten Sie es warm, okay?« Sie nickte lediglich, breitete ein Handtuch auf der Bettdecke aus und wartete.

»Was wird es, Susan?«, wandte sich Nate dann wieder an die keuchende Frau.

»Junge ...«, presste diese mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Sie machen das hervorragend, Susan. Lorraine kann das Köpfchen schon sehen, Sie haben es gleich geschafft! Wir machen das zusammen. Ich halte Ihre Hand, und wenn die nächste Wehe kommt, pressen Sie so fest Sie können.«

Rain konnte nicht umhin zu bewundern, wie ruhig Nathan blieb, während sie selbst glaubte, gleich zergehen zu müssen vor Aufregung. Ein Ruck ging durch Susans Körper, sie brüllte erneut auf und presste.

Dann ging alles ganz schnell. Lorraine hatte gerade noch genug Zeit, zuzugreifen und den neuen Erdenbürger in Empfang zu nehmen. Sanft wickelte sie das kleine Wesen in ein Handtuch ein, während es die kleinen Hände zu Fäusten ballte und unwillig seinen Schreck darüber kundtat, so abrupt aus der Geborgenheit des Mutterleibs gerissen worden zu sein.

Vorsichtig hob sie das kleine Bündel hoch und betrachtete fasziniert den kleinen Kerl, welcher noch immer sein Mündchen vor Empörung weit aufgerissen hatte und brüllte. Dann hob sie den Kopf an und begegnete Nathans Blick.

»Nicht schlecht, Mr. CSI«, lächelte sie.

Eine Stunde später saß Lorraine in der Küche, ihr gegenüber Nathan und sein Kollege. Emma wuselte wie ein Derwisch herum, stellte jedem einen Becher Kaffee hin, während sie ununterbrochen plapperte. Kaum zwei Minuten, nachdem der kleine Junge das Licht der Welt erblickt hatte, waren nicht nur Arzt und Hebamme, sondern auch Mr. Thompson eingetroffen. Er hatte ausgerechnet an diesem Morgen noch einmal in die Firma gemusst, und hatte somit die Geburt seines ersten Sohnes knapp verpasst. Sie befanden sich zur Zeit mit Mutter und Sohn im Gästezimmer, wo Susan versorgt wurde. Auch Cassandra war zwischenzeitlich wieder aufgewacht, und Michael hatte sie mitgenommen.

Bevor sie zu den beiden Herren in die Küche gegangen war, hatte Lorraine geduscht und auf ihrem Zimmer die Kleidung gewechselt. In der Nacht nach dem Vorstellungsgespräch war ihr klar geworden, dass es so mit Ryan tatsächlich nicht mehr weitergehen konnte. Und so hatte sie ihrem Bruder noch am gleichen Abend gesagt, dass er ab sofort selbstständiger werden müsse, und sie nicht mehr anrufen solle, wenn er wegen irgendeiner Geschichte wieder mal in der Patsche steckte.

Leicht war es ihr nicht gefallen, aber tief im Inneren wusste sie, das es das einzig Richtige war. Ryan hatte überraschend gefasst reagiert, und sich äußerst erfreut darüber gezeigt, dass sie ihm den Schlüssel fürs Haus überlassen hatte. Am nächsten Morgen rief sie Mr. Thompson an und sagte die Arbeitsstelle zu. Noch am selben Tag zog sie mit allem, was sie benötigte, in Thompsons Retreat ein. Bis jetzt hatte sich Ryan noch nicht wieder bei ihr gemeldet.

Lorraine griff nach ihrem Kaffee und musterte die beiden Männer, die nun wesentlich entspannter wirkten, als bei ihrer Ankunft. »Warum waren Sie beide nun eigentlich hier?«, erkundigte sie sich neugierig.

Mr. Hawaiihemd zwinkerte ihr zu. »Ich bin Detective Paul Domestic, und meinen Partner, Nathan Mc Kenzie, haben Sie ja schon kennengelernt. Mein Kollege und ich wollten mit Mr. Thompson sprechen. Es geht um einen Fall. Nehmen Sie es nicht persönlich, aber mehr kann ich dazu leider nicht sagen.« Dann reichte er ihr eine Karte, auf der sein Name, eine Handynummer und eine Adresse standen. »Ist immer gut, Kontakte zu haben!«

Lorraine nickte langsam und steckte die Karte ein, doch bevor sie etwas entgegnen konnte, öffnete sich die Tür und Michael trat ein. Er lächelte. »54 cm und 3840 Gramm«, verkündete er zufrieden. »Beiden geht es hervorragend und die Familie Thompson hat nun also offiziell einen Stammhalter!«

Emma quietschte. »Michael, reden Sie nicht lange um den heißen Brei herum. Größe und Gewicht, papperlapapp ... wie heißt der Kleine?«, schalt sie ihren Arbeitgeber liebevoll und Lorraine grinste verhalten. Selbst sie, die erst eine Woche hier war, hatte begriffen, wer im Hause Thompson wirklich die Hosen anhatte.

Michael lachte auf, dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich mit an den Tisch. »Mein Sohn heißt Cedric Nathan Richard Thompson.«

Lorraine blickte auf und starrte erst Nathan, der ebenso überrascht dreinblickte wie sie selbst, und dann ihren Boss an. Der Detective räusperte sich, bevor er sich an Michael wandte. »Wie Sie auf den Namen Nathan gekommen sind, leuchtet mir angesichts der Situation ja gerade so eben noch ein, aber ... warum Cedric?«, erkundigte er sich neugierig. Rain entwich ein unterdrücktes Keuchen. Sie erhob sich und presste die Hand vor den Mund, sichtlich um Fassung ringend.

»Cedric ist ... war der Name meines Vaters«, brachte sie gerade noch hervor, ehe die Traurigkeit über sie herfiel wie ein Schwarm Heuschrecken, und sie aufschluchzend die Küche verließ.

Heil mich, wenn du kannst

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