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A. Das biblische Zeugnis

biblische Vorgabe

Christlicher Glaube bedarf der Bibel. Denn die Schriften des Alten und Neuen Testaments bezeugen die für den Glauben zentralen Ereignisse. Die Erschaffung der Welt, die Berufung Abrahams, die Befreiung der Israeliten aus Ägypten, die wechselvolle Geschichte Israels; das Auftreten Jesu, seine Predigt und seine Wunder, sein Tod und seine Auferweckung; die Entstehung und das Wachsen der frühen Kirche: In all dem sieht die Bibel Gott am Werk und versteht sich deshalb als Bericht vom Handeln Gottes. Neben diesen Erzählungen finden sich in der Bibel, von den so genannten „Zehn Geboten“ bis zu den ethischen Maßgaben in den neutestamentlichen Briefen, zahlreiche Weisungen für das Leben und Handeln der Menschen. Sie werden mit dem Anspruch formuliert, den Willen Gottes verbindlich zum Ausdruck zu bringen. Nicht zuletzt ist die Bibel ein Gebetbuch: Vor allem, aber nicht nur mit den Psalmen legt sie Texte vor, die den Grundbestand des jüdischen und dann des christlichen Betens bilden. Und schließlich finden sich in ihr, wenn auch deutlich seltener, theologische Reflexionen. Sie suchen das Geschehene nicht nur zu schildern, sondern es ausdrücklich zu bedenken. So gibt die Bibel in der Summe ihrer vielfältigen Schriften dem Glauben der Christinnen und Christen Inhalt und Form.

Glaube als Antwort

Doch nicht nur deshalb sind die biblischen Texte für diesen Glauben unverzichtbar. In noch bedeutsamerer Hinsicht bildet die Bibel das Fundament, den Grund christlichen Glaubens: Die Worte der Bibel sind für die Glaubenden nicht nur Worte über Gott, sein Handeln und seinen Willen. Über alle kulturellen und zeitlichen Abstände hinweg wissen sich Christinnen und Christen in den biblischen Texten direkt angesprochen von Gott, den diese Texte bezeugen. Eine religiöse Haltung und Überzeugung kann „christlich“ genannt werden, wenn und weil sie die Schriften des Alten und Neuen Testamentes als Wort Gottes hört und glaubt. Christlicher Glaube versteht sich als Antwort auf dieses zuvor gehörte Wort, ohne das er gar nicht sein könnte. Das biblische Zeugnis ist ihm eine wesentliche Bedingung seiner Möglichkeit.

bedachter Glaube

Theologie ist die Wissenschaft, die über den Glauben nachdenkt. Da sie nicht selbst der Grund des Glaubens ist, wird sie ihrerseits dessen Grund aufzusuchen und zu bedenken haben. Deshalb liegt es für die Theologie nahe, ihr Nachdenken mit der Bibel beginnen zu lassen und es immer wieder auf sie zurückzuführen. Dies gilt umso mehr, wenn Theologie über „Offenbarung“ nachdenkt. Denn während die Theologie der Offenbarung danach fragt, ob und wie Gott sich zu erkennen geben kann, findet sich in der Bibel das Zeugnis vor, dass solche Offenbarung nicht nur möglich, sondern wirklich geschehen ist (Preuß/53: I.228).

So beginnt auch diese Einführung in die Offenbarungstheologie mit einem möglichst genauen Blick auf die Bibel. Damit dieser die Texte und nicht nur das sieht, was er sehen will, müssen zunächst einige mögliche Schwierigkeiten der Bibelauslegung bedacht werden (I.). Nach der Untersuchung alttestamentlicher (II.) und neutestamentlicher Texte (III.) werden abschließend die Einsichten und Fragen zusammengefasst, die für die offenbarungstheologische Reflexion von Bedeutung sind (IV.).

Einführung in die Theologie der Offenbarung

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