Читать книгу Sky-Navy 10 - Feind ohne Gesicht - Michael Schenk - Страница 5

Kapitel 3 Tod aus dem Nichts

Оглавление

D.S. Europe, im Landeanflug

Captain Phil „Kid“ Rufus befehligten den Kreuzer D.S. Europe. Rufus war schlank, zierlich und wirkte mit seinem jungenhaften Gesicht unerfahren und kindlich. Dies hatte zu seinem Beinamen „Kid“ geführt, doch wer sich davon irreführen ließ, der sah sich einem erfahrenen und unnachgiebigen Offizier gegenüber, wenn es um die Erfüllung seiner Mission ging. Er war schnell entschlossen, wenn es darum ging, die Lösung für ein Problem zu finden und für gelegentlich unorthodoxe Methoden gleichermaßen berühmt und berüchtigt.

Zum Zeitpunkt der Rettungsmission für das Volk der Hanari hatte er als Lieutenant auf dem Trägerschlachtschiff D.C.S. Trafalgar gedient und kurz darauf das Kommando über die Europe erhalten. Mit ihr hatte er an der Schlacht gegen die Piratenflotte teilgenommen und später am Kampf um die Siedlungswelt Regan III., wobei es ihm gelungen war, bei einer späteren Patrouille ein Hantelschiff der Green zu vernichten.

„Captain Kid“, wie er immer wieder von der Besatzung hinter vorgehaltener Hand genannt wurde, war keineswegs ein blindwütiger Draufgänger. Er schätzte den Rat seines ersten Offiziers, Lieutenant-Commander Garry Palmer, dessen Skepsis den Captain immer wieder dazu brachte, seine Entscheidungen auf den Prüfstein zu legen.

Im Augenblick bewegte sich die D.S. Europe inmitten eines imaginären Dreiecks, dessen Eckpunkte von der San Marco, Murray Leinster und Karthago gebildet wurden. Die Europe befand sich bereits weit unterhalb der anderen Schiffe, die im geostationären Orbit über dem blinden Fleck schwebten. Rufus war gezwungen, die vier mächtigen Staustrahltriebwerke mit hoher Belastung zu fahren, um langsam dem Nebel entgegen zu fliegen.

Der Kreuzer war kampfbereit. Die acht Waffentürme waren ausgefahren und die Scanner und Sensoren tasteten die Oberfläche ab. Der Waffenoffizier sah mit düsterem Gesicht dem Eintauchen in den Nebel entgegen, da die Ortungsgeräte ab jenem Moment versagen sollten.

Die Schadenkontrollteams waren auf ihren Station, alle Abteilungen gesichert und die Notfallschotts versiegelt. Jeder trug seinen Raumanzug und hatte den Helm geschlossen. Captain Rufus war nicht bereit, ein unnötiges Risiko einzugehen.

Gleiches galt für die Männer und Frauen unter dem Kommando von Jake Henderson. Der Captain des D-Troops der 9th Sky-Cavalry hatte seine Truppe die Kampfanzüge anlegen lassen und Bereitschaft befohlen. So saßen die einhundert Soldaten vollständig ausgerüstet in ihrem Bereitschaftsraum und warteten auf den Befehl zum Ausschiffen.

„Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache“, murmelte Lieutenant-Commander Palmer, der neben dem Kommandosessel des Captains saß und mit diesem auf dessen Holoschirm starrte. Der Schirm zeigte das Wallen des grauweißen Nebels unter dem Schiff, welches zunehmend an Höhe verlor.

„Ist notiert, Garry“, erwiderte Rufus ebenso leise und lächelte seinen Eins-O flüchtig an. „Ich kann dich beruhigen, mir gefällt dieser Nebel auch nicht. Ist eine hübsche Tarnung für den Feind.“

„Ja, habe ich auch gerade gedacht. Könntest du nicht etwas Angenehmeres sagen? Etwas, dass mich ein wenig aufbaut?“

„Nun, der Nebel tarnt uns ebenso. Es dürfte dem Feind unmöglich sein, uns zu orten.“

„Danke, Phil, ich wusste, ich kann mich auf deine aufmunternden Worte verlassen.“ Palmer warf einen kurzen Blick zu den Arbeitsstationen. Alle waren konzentriert, doch es war keinerlei Nervosität zu spüren. Die Köpfe der Männer und Frauen bewegten sich kaum. Lediglich Master-Chief Sung verriet eine gewisse Geschäftigkeit. Der Tech-Ingenieur saß an der Schaden- und Systemkontrolle und korrigierte immer wieder die Leistung der vier Boeing-Jentao-Triebwerke, regulierte Drehzahlen und gab Kühlflüssigkeit in die wuchtigen Schächte der Turbinen. Seine Bewegungen zeigten, dass er nicht beunruhigt war.

„Fünftausend Meter über dem Nebel und weiter sinkend“, meldete die Navigatorin und Ortungstechnikerin, Lieutenant Sabrina Beck. „Geschwindigkeit zwanzig Meter pro Sekunde. Keine Echos von unbekannten Objekten.“

„Danke, Nav“, erwiderte Rufus. „Tech, ich will ab Höhe Eintausend mit der Fahrt weiter herunter gehen.“

Master-Chief Sung bestätigte und fügte dann hinzu: „Ich empfehle Zehn pro Sekunde. Kurz vor der Landung müssen wir dann allerdings auf Überlast gehen, Sir, um unsere Zwei pro Sekunde zu erreichen.“

„Rudergänger, berücksichtigen Sie das.“

„Aye, Sir“, bestätigte Lieutenant Geoffrey. „Nav, denke daran, dass die Tetronik unsere Schiffsbewegungen und Sinkgeschwindigkeit exakt mit der vorausberechneten Höhe synchronisiert.“

„Aktualisierung und Synchronisation der Daten erfolgt permanent“, versicherte Nav.

„Unsere Position zum Zentrum? Denkt daran, Ladies und Gentlemen, ich habe nicht vor, direkt auf der Nanjing oder dem Feind zu landen.“

Nav lächelte flüchtig. „Ist, wie geplant, berücksichtigt, Sir. Unsere geplante Landestelle befindet sich fünf Kilometer südwestlich des Mittelpunktes dieser Nebelfläche.“

„Es sind über sechzehn Stunden seit der Meldung von Captain Tyne vergangen, dass die Negaruyen seine Nanjing angreifen“, sagte Palmer missmutig. „Ich kann nur hoffen, dass wir nicht zu spät kommen. Verdammt, Phil, wenn man nur wüsste, was in diesem Wallen vor sich geht.“

„Nun, wir werden es wohl bald…“

Phil Rufus verstummte, als ein helles Pfeifen ertönte. Gleichzeitig versteifte sich Nav. „Warnung! Annäherungswarnung aus dem Nebel!“

Rufus reagierte instinktiv. „Arms!“

Lieutenant Djemal berührte eine einzelne Taste. „Abwehr aktiviert, Sir.“

Sie waren vorbereitet. Die unter dem Rumpf befindlichen vier Gefechtstürme waren ausgefahren, ihre Scanner suchten längst nach Zielen. Die eigenständig arbeitenden Tetroniken erfassten nun zahlreiche Objekte, die rasend schnell aus dem Nebel aufstiegen. Die Tetroniken sortierten die Ziele nach Bedrohungslage und glichen ihre Daten untereinander ab, damit nicht zwei Waffen dasselbe Ziel bekämpften. Das ging dermaßen schnell, dass die Türme scheinbar ohne Verzögerung das Feuer eröffneten. Hochenergie-Laserimpulse und 20-Millimeter-Gatling-Projektile rasten den Objekten entgegen.

Es war ein Feuerüberfall mit intelligenten Raketengeschossen. Später würde man anhand der Aufzeichnungen feststellen, dass der Feind fast vierhundert der armlangen Projektile abgefeuert hatte. Unter anderen Umständen wären sie für die Verteidigungssysteme eines APS-Kreuzers kein Problem gewesen, doch der Angriff erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem die Europe nur noch fünfzehnhundert Meter über dem Nebel stand und er erfolgte mit Überschallgeschwindigkeit.

Dennoch gelang es der Abwehr, nahezu achtzig Prozent zu vernichten, die übrigen trafen jedoch die Unterschale des Kreuzers. Ihre Explosivladung war nicht besonders stark, dennoch wären die Auswirkungen verheerend gewesen, wenn die Panzerung des Rumpfes und, vor allem, die dämpfende Schicht des isolierenden Bauschaums, zwischen den beiden Tri-Stahl-Schichten, nicht die meiste Wirkung abgefangen hätte. Trotzdem war die Auswirkung gravierend.

„Ausfall Atmosphäretriebwerk Eins“, meldete Tech. „Nummer Drei wechselt auf Orange!“

„Schiff sackt durch“, kam es vom Rudergänger. „Schalte auf Jentao!“

Die beschädigten Staustrahltriebwerke, beide saßen an der Unterschale, waren nicht mehr in der Lage, gegen die Masse des Schiffes anzukämpfen. Pilot Lieutenant Geoffrey nutzte seine einzige Option und startete das Jentao-Impulstriebwerk.

Der Kreuzer kippte zur Seite weg, was wohl sein Glück war. Er sackte in den Nebel hinein und entkam, durch die ungewollte Kursänderung, einem zweiten Raketenschwarm, dessen Geschosse an ihrem Ziel vorbei flogen, aus dem Nebel austraten und die Europe nicht mehr vorfanden. Stattdessen registrierten ihre Suchköpfe drei Objekte im hohen Orbit. Die Raketen beschleunigten weiter, um diese zu bekämpfen. Keine von ihnen erreichte ein Ziel, denn hoch über ihnen schienen sich drei Kreuzer für einen kurzen Augenblick in altmodische Flackerlampen zu verwandeln. Als das Blitzen von Laserfeuer und Leuchtspur erlosch, existierte keine der Raketen mehr.

Die Europe kämpfte indessen gegen den drohenden Absturz an.

Man konnte mit Jentao-Impulstriebwerken innerhalb einer Atmosphäre fliegen, das Problem war allerdings, dass der für den Raum konzipierte Antrieb im Schwerefeld eines Planeten keinen Schwebeflug zuließ.

Während Rudergänger Lieutenant Geoffrey versuchte, das Schiff zu stabilisieren und in die Waagrechte zu bringen, bewies er zugleich seine Kaltblütigkeit. „Wie wollen Sie es haben, Captain? Rauf oder Runter?“

Rufus waren die Konsequenzen bewusst. Geoffrey konnte mit dem Jentao durchstarten und das Schiff wieder in den Weltraum bringen oder mit gedrosselter Leistung eine Landung versuchen. Da ein Schwebeflug unmöglich war, musste der Rudergänger den Kreuzer innerhalb des riesigen Nebelkraters in einer langsamen Abwärtsspirale kreisen lassen, bis er zur Landung ansetzen konnte. Wenn das dem Piloten gelang, so war es fraglos eine Meisterleistung, denn er musste ohne Sicht und ohne exakte Daten fliegen. Geoffrey hatte nur die Angaben über Durchmesser und Tiefe des Kraters verfügbar, die er in Relation zu den Schiffsbewegungen bringen musste. Es würde dem Zufall überlassen sein, wo die Europe den Boden berührte.

„Runter“, entschied Rufus. „Und wenn möglich, Geoffrey, in einem Stück.“

„Aye, Sir“, bestätigte der junge Rudergänger. „Wenn es geht, in einem Stück.“

Palmer aktivierte die Bordverständigung. „Achtung, hier spricht die Brücke. Wir setzen weiterhin zur Landung an. Wir wurden angegriffen und getroffen, haben das Schiff aber unter Kontrolle. Dennoch alles auf eine harte Landung vorbereiten.“ Er zögerte einen kurzen Augenblick. „Alles fixieren.“

Der letzte Befehl des Eins-O war durchaus extrem und auf der Europe von Captain Rufus eingeführt worden. Captain „Kid“ hatte sich in der Vergangenheit sehr intensiv mit den Gefechts- und Schadensberichten befasst, die nach Kämpfen gegen Piraten oder Greens verfasst worden waren. Das Direktorat hatte, nach dem kolonialen Krieg zwischen dem alten Heimatsystem und einigen nach Unabhängigkeit strebenden Kolonialwelten, eine sehr lange Epoche des Friedens hinter sich. Ein Zeitraum, in dem man gelernt hatte, durch das Shriever-System künstliche Schwerkraft zu erzeugen und so den Andruck von Schiffsmanövern auszugleichen. Man hatte daraufhin auf einfache Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel Anschnallgurte, verzichtet und in den Gefechten gegen die neuen Feinde teuer dafür bezahlt. Die im Kampf auf ein Schiff ausgeübten Gewalten konnten nicht immer von der künstlichen Schwerkraft ausgeglichen werden und Menschen wurden dann zum Spielball von Kräften, die zu Verletzungen oder dem Tod führten. Als Konsequenz hatte die Sky-Navy wieder Anschnallgurte eingeführt. Rufus ging noch einen Schritt weiter, denn die Angehörigen der Schadenkontrollteams mussten bei drohender Gefahr ihre Positionen einnehmen und wurden bislang nicht durch Gurte geschützt. Er hatte daher auf der Europe entsprechende Vorrichtungen anbringen lassen, an denen die Männer und Frauen sich mit ihren Raumanzügen fixieren konnten.

Überall im Schiff vergewisserten sich die Besatzungsmitglieder nun, dass ihre Gurte angelegt und gestrafft waren. Dies geschah ebenso auf der Brücke, wobei Pilot Geoffrey jedoch Probleme hatte, da er vollauf beschäftigt war, den Flug des Kreuzers zu stabilisieren.

Palmer beobachtete dies, löste seine Gurte und tastete sich nach vorne, um zu helfen. Ein durchaus gefährliches Unterfangen, denn die Bewegungen der Europe waren ungleichmäßig.

„Triebwerk Eins noch immer auf Rot“, kam es von Master-Chief Sung. „Einspritzung von Kühlflüssigkeit in Drei erfolgreich. Drei kommt und wechselt auf Gelb.“

Sung, dessen Vorfahren aus China stammten, tat sein Möglichstes, um Geoffrey zu unterstützen. Schließlich beobachtete er die Situation nicht nur, sondern verfügte mittels der Systemkontrolle auch über zahlreiche Möglichkeiten, diese zu steuern. Sung war dabei auch der verlängerte Arm des leitenden Ingenieurs im Maschinenraum. Die Anzeigen verrieten ihm, das Atmosphäretriebwerk Eins nicht einfach überlastet war, sondern mehrere mechanische Schäden erlitten hatte. Mindestens eine der feindlichen Raketen musste es direkt getroffen haben. Zwar waren die Triebwerke gepanzert und ihre Ansaug- und Ausströmschächte konnten durch schwere Blenden geschützt werden, doch im Flugbetrieb waren diese geöffnet und eines der explodierenden Geschosse musste in einen dieser offenen Schächte eingedrungen sein, wo es eine der Turbinen zerstört hatte. Triebwerk Drei war hingegen lediglich überhitzt. Die Einspritzung zusätzlicher Kühlflüssigkeit, in einige seiner Komponenten, hatte die Situation verbessert. Geoffrey erhielt wieder mehr Leistung, dadurch allerdings auch ein weiteres Problem. Eins und Drei waren ausgerechnet jene Atmosphäretriebwerke, die sich unterhalb des Rumpfes befanden und ihren Ausstoß direkt nach unten leiten konnten. Die beiden auf der Oberschale angebrachten Treibwerke konnten ihren hingegen nur schräg zur Seite leiten und waren daher nicht dermaßen effektiv.

Triebwerk Drei hob die Europe nun einseitig an und Geoffrey regelte seine Leistung herunter, damit er den Kreuzer wieder in die Waagrechte bekam.

Lieutenant-Commander Garry Palmer bekam dies zu spüren und taumelte von rechts nach links über die Brücke und wieder zurück. Phil Rufus und Djemal konnten ihn nur mühsam vor einem Sturz bewahren, doch Palmer gelang es tatsächlich, den Sitz des Rudergängers zu erreichen. Der Eins-O klammerte sich an die Rückenlehne und legte Geoffrey die Gurte mit der freien Hand an.

„Errechnete Höhe noch Eintausend“, meldete Nav. „Position unbekannt.“

„Landescheinwerfer“, forderte Geoffrey. Unter dem Rumpf flammten die starken Scheinwerfer auf. „Verfluchter Dung, abschalten!“, rief er prompt und das Licht erlosch wieder. Die Reflektion des Lichtes durch den Nebel war einfach zu stark.

Palmer gelang es irgendwie, sich zurück zu seinem Sitz zu begeben. Rufus hielt ihn fest, während der Eins-O seiner Gurte schloss. „Das war ziemlich mutig und ziemlich dumm“, meinte der Captain, „aber ich hätte an deiner Stelle nicht anders gehandelt.“

Ohne Geoffreys Fähigkeiten würde der Kreuzer abstürzen und damit vernichtet oder zumindest schwer beschädigt werden. Der Rudergänger zwang das Schiff in eine enge Kurve von knapp zweihundert Kilometer Radius. Weniger war einfach nicht möglich, da er gezwungen war, eine gewisse Geschwindigkeit zu halten, während er zugleich nach einer Lösung für die Landung suchte.

„Wer weiß, wo wir runterkommen“, seufzte Rufus.

„Ich bin froh, wenn wir es in einem Stück schaffen“, fügte Palmer grimmig hinzu. „Keine Ahnung, wie Geoffrey das gelingen soll.“

„Wenn es einem gelingt, dann ihm.“

Äußerlich schien der Lieutenant ruhig. Der Kopf unter dem VR-Helm seines Raumanzuges bewegte sich kaum und dies galt auch für die Hand, die an der unsichtbaren Tastatur ruhte. Jene, die den Joystick der Steuerung bediente, war hingegen immer wieder in kurzer und hektischer Bewegung. „Tech, Landekufen!“

„Landekufen werden ausgefahren.“ Sung betätigte die entsprechende Schaltung. Im vorderen Drittel fuhr eine der massiven Teleskopstützen aus, die in breiten Kufen endeten, die zweite und dritte schoben sich vor dem Pol der unteren Kuppel hervor. „Kufen sind ausgefahren und eingerastet.“

„Rechnerische Höhe Zweihundert Meter!“, rief Nav warnend.

„Auf Aufprall vorbereiten!“, forderte Palmer warnend über die Bordkommunikation.

Geoffrey drosselte die Leistung von Triebwerk Drei noch stärker. Der Kreuzer bekam immer mehr Schlagseite.

Captain Rufus lehnte sich instinktiv in die Gegenrichtung und seine Hände klammerten sich um die Armlehnen seines Sessels. Sein Lächeln wirkte verzerrt, doch er musste sich auf die Fähigkeiten des jungen Lieutenants verlassen.

„Wir sind zu schnell und wir kippen“, dachte Master-Chief Sung, dem nun Schweißperlen auf die Stirn traten. „Wir schaffen es nicht. Wir schmieren ab.“

Sung bereitete sich auf die Notabschaltung der Systeme vor und hoffte, dass er noch dazu kam, diese auszulösen.

Die Kameras unter dem Schiff übertrugen nichts anderes als grauweißes Wallen. Nichts verriet, wo und wie hoch sich das Schiff noch befand.

Plötzlich fuhr Geoffrey Triebwerk Drei auf maximale Notfallleistung hoch. Sung sah die Warnanzeige schlagartig zu Rot wechseln. Prompt fiel das Atmosphäretreibwerk erneut aus.

Doch Geoffrey hatte den einen, einzigen entscheidenden Moment abgepasst. Für einen kurzen Augenblick drückte Triebwerk Drei den Kreuzer in die Waagrechte zurück.

Dann gab es einen harten Schlag, der alle in die Sitze stauchte, gefolgt von einer langsamen Gegenbewegung.

„Bodenkontakt“, kam es trocken von Geoffrey. „Schiff hat aufgesetzt.“

„Grundgütiger“, war das Einzige, was Palmer in diesem Moment hervorbrachte.

Sungs Blick flog förmlich über die Anzeigen und er konnte es kaum fassen, dass die Systemkontrolle keine weiteren Schäden anzeigte. „Bestätige Landung“, meldete er mit einer Stimme, die leicht zitterte. „Alle Systeme Grün.“

„Verdammt will ich sein“, brach es aus Captain Rufus hervor. „Und wir sind noch in einem Stück. Gut gemacht, Geoffrey, verdammt gut gemacht.“

Jetzt, da die Europe ein letztes Mal in ihren hydraulischen Dämpfern federte, begannen die Hände des Rudergängers nun doch unmerklich zu zittern. Er hatte zweifellos eine fliegerische Meisterleistung vollbracht.

Sky-Navy 10 - Feind ohne Gesicht

Подняться наверх