Читать книгу Niederlassungshandbuch für Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten - Olivier Nehls - Страница 10

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1 Erster Schritt: Überprüfung der eigenen Unternehmerpersönlichkeit

Im Laufe des Berufslebens stellen sich die meisten vertragsärztlich bzw. vertragspsychotherapeutisch tätigen Personen konkrete Fragen nach ihrer beruflichen Zukunft. Eine wesentliche Alternative zur Anstellung in einem Krankenhaus oder einer Praxis ist der Weg in die Niederlassung.

Als Existenzgründerin bzw. -gründer stehen Sie mit Ihrer gesamten Persönlichkeit im Mittelpunkt der Praxis. Von Ihren Fähigkeiten hängt deren Erfolg ab: Sie selbst sind Ihr bedeutendster Erfolgs-, aber auch Risikofaktor. Daher sollten Sie sich nicht nur mit den allgemeinen Anforderungen an die Niederlassung auseinandersetzen – darunter die hohe Orientierung an Patientinnen und Patienten, hohe Belastbarkeit, Eigenverantwortlichkeit, Risikobereitschaft, Verkaufstalent und Führungsfähigkeiten –, sondern Sie sollten sich auch fragen, ob Sie eine Unternehmerpersönlichkeit sind.

Um besser einzuschätzen, ob der Weg in die Niederlassung zu Ihrem Profil passt, können sie verschiedene Methoden anwenden:

• Erstellung eines Stärken-Schwächen-Profils

• Analyse Ihrer Lebenssituation

• Auflistung Ihrer Motive und Ziele

• Erstellung eines einfachen Entscheidungsmodells


Abbildung 1: Der erste Schritt auf dem Weg in die Niederlassung

1.1 Stärken-Schwächen-Analyse

Als Vertragsärztin bzw. -arzt oder Vertragspsychotherapeutin bzw. -therapeut ist es für Sie und die sich Ihnen anvertrauenden Menschen wichtig, kontaktfreudig zu sein, Patientinnen und Patienten zu begeistern und mit fachlicher Kompetenz zu überzeugen. Erfahrungen im Umgang mit Menschen sind genauso wichtig wie die Fähigkeit, Chancen zu erkennen, der Mut zum Risiko sowie die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung. Eine Selbstanalyse sowie das Befragen von Freundinnen und Freunden sowie Bekannten können Ihnen bei der Beurteilung der persönlichen Unternehmereigenschaften sehr hilfreich sein. Gleichen Sie hierbei Ihr Eigen- mit dem erhobenen Fremdbild ab.

1.2 Analyse der Lebenssituation

Für Ihre erfolgreiche Gründung ist auch eine ehrliche Einschätzung Ihrer individuellen Lebenssituation notwendig. Die Selbstständigkeit, für die Sie sich eventuell entscheiden oder bereits entschieden haben, führt erfahrungsgemäß zu größeren Veränderungen und möglichen Einschränkungen, auch im Familienumfeld. Besprechen Sie die Lebensverhältnisse, die Einkommenserwartungen sowie die betriebliche und private Aufgabenverteilung in der Familie und regeln Sie Letztere nach Möglichkeit.

1.3 Auflistung Ihrer Motive und Ziele

Maßgebend für die Entscheidung, eine Praxis führen zu wollen, sind Überlegungen zu persönlichen Motiven und zur Motivation. Halten Sie diese am besten schriftlich fest. Wenn Sie wissen, wohin der Weg gehen soll, vergrößern sich Ihre Chancen, mit Ihrer Niederlassung erfolgreich zu sein. Planen Sie Ihre unternehmerische Zukunft mit Vorlauf und nehmen Sie sie nicht übereilt in Angriff.

1.4 Einfaches Entscheidungsmodell

Nachdem Sie die zuvor festgehaltenen Methoden angewandt haben, können Sie die Ergebnisse in einem einfachen Entscheidungsmodell synthetisieren. Die im Folgenden präsentierte Tabelle zeigt grundsätzliche Aussagen auf, denen Punktwerte von null (unwichtig) bis zehn (sehr wichtig) zuzuordnen sind.

Das Ergebnis gibt Ihnen eine weitere Entscheidungshilfe, ob die Niederlassung das Richtige für Sie ist oder nicht.

EinstellungBewertungBewertung (Bsp.)
Ich arbeite mit langfristigen Zielen, setze mir aber auch kurz- und mittelfristige Ziele.7
Die wirtschaftliche Verantwortung für eine Arztpraxis zu tragen reizt mich.10
Ich möchte ein Team führen und motivieren.9
Ich gebe gern einen Rahmen für zu erledigende Arbeiten vor.9
Variable Arbeitszeiten sind für mich in Ordnung, da auch der Notdienst eine wichtige Rolle spielt.8
Ich bin mir bewusst, dass ein großer Teil meiner Energie in organisatorische Tätigkeiten fließen wird.8
Die Chance auf ein höheres Einkommen verbunden mit wirtschaftlichen Risiken bevorzuge ich gegenüber einem sicheren, dafür geringeren Einkommen.10
Ich bin bereit, vor allem in der Startphase, mich persönlich und zeitlich stärker zu engagieren.10
Zufriedene Patientinnen und Patienten sehe ich als Positivmultiplikatoren, die zur Steigerung meines Praxiswerts beitragen.10
Ich kann mir eine Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen vorstellen.5
Gesamtpunktzahl86

Tabelle 1: Einfaches Entscheidungsmodell

Niederlassungshandbuch für Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten

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