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Virtuelle Lernumgebungen in der Cloud

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Mit der größeren Verfügbarkeit von Breitband-Internetanschlüssen und wachsender Rechnerkapazität sowie unter dem Einfluss von Web-2.0-Technologien gewinnt das Cloud Computing auch im E-Learning und E-Teaching an Bedeutung. Cloud Computing bedeutet zunächst, dass leistungsfähige Rechner Serviceleistungen wie Datenspeicher­kapazität oder Anwendersoftware, z. B. Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Präsentationssoftware, über das Internet zur Verfügung stellen. Das heißt, Dateien brauchen dann nicht mehr lokal auf Arbeitsrechnern gespeichert oder entsprechende Anwendersoftware installiert werden. Stattdessen können Nutzende mit fast beliebigen Endgeräten auf Daten und Softwareprogramme zugreifen, eine entsprechende Internetanbindung vorausgesetzt. Weiterhin bieten viele der Cloud-Anbieter auch eine automatische Synchronisierung von Dateien zwischen Cloud-Speicherung und verschiedenen lokalen Endgeräten der Nutzenden an.

Für Lehrende und Lernende hat die Nutzung von Cloud-Systemen eine Reihe von Vor­teilen (Erpenbeck/Sauter 2013; Kemsies/Strasser 2014; Bora/Ahmed 2013; Masund/Huang 2012):

1. Es entfällt die Anschaffung, Wartung und Administration von Hard- und Software auf eigenen Servern. Damit ist in der Regel eine größere Aktualität und Leistungsfähigkeit von Hard- und Software gewährleistet und die Lehr-/Lernumgebungen sind bei wachsender Nutzerzahl leichter skalierbar.
2. Ebenso entfällt die Installation und regelmäßige Aktualisierung von Software auf den Endgeräten der Lehrenden und Lernenden. Es gibt eine Vielzahl plattformspezifischer wie auch plattformunabhägiger Cloud-Systeme (bezogen auf die Betriebssysteme der Endgeräte der Nutzenden). Dadurch gewinnen Lehrende wie Lernende in der Regel an Flexibilität, da sie mit einer Vielzahl von Endgeräten Zugriff auf die Lernumgebung haben, wodurch die unterschiedlichsten Lernweisen und Lernorte flexibel unterstützt werden. Mobiles und ubiquitäres Lehren und Lernen wird so in besonderem Maße gefördert.
3. Für Lehren und Lernen können mobile Endgeräte der eigenen Wahl genutzt werden. Eigene Arbeits- und Lernweisen müssen daher nicht an neue Software-Funktionen angepasst werden, sondern können unmittelbar weiterhin genutzt werden.
4. Cloud-Systeme sind in der Regel sehr benutzerfreundlich gestaltet und benötigen keine oder nur eine sehr geringe Einarbeitungszeit.

Auf der anderen Seite entstehen aber auch eine Reihe von Nachteilen bzw. Gestaltungsherausforderungen, die es bei der Nutzung von Cloud-Systemen zu beachten gilt:

1. Werden öffentliche Cloud-Anbieter im Sinne der Web-2.0-Technologien genutzt, entstehen für größere Datenspeichervolumen oder andere Premiumdienste oft zusätzliche Kosten, die im gesamten Bildungsangebot und dem didaktischen Konzept berücksichtigt werden müssen.
2. Zudem liegen die Daten, multimedialen Lernressourcen und Texte, erstellt von den Lehrenden, Fachexperten und Lernenden, auf fremden Servern außerhalb der eigenen Bildungsinstitution und häufig auch außerhalb der eigenen Ländergrenzen. Urheberrechtlich geschützte Texte, die geschlossenen Lerngruppen in virtuellen Lernräumen legal in Auszügen zur Verfügung gestellt werden können (siehe Kap. 11.2), können in öffentlich genutzten Cloud-Systemen nicht ohne Weiteres genutzt werden. Auch der Schutz personenbezogener Daten ist nicht im gleichen Maße gegeben bzw. zu regulieren, wie in einem Learning Management System, das auf eigenen Servern installiert ist (Kap. 3.7).

Mit der Verbreitung von Cloud-Systemen variieren auch die Nutzungs­szenarien von virtuellen Bildungsräumen: Zum Teil werden Cloud-Systeme als Alternative zu herkömmlichen, von der Bildungsinstitution bereitgestellten virtuellen Bildungsräumen genutzt (Kemsies/Strasser 2014), zum Teil werden Learning Management Systeme selbst in der Cloud bereitgestellt, oder ein klassisches Learning Management System wird mit Schnittstellen zu Datenspeichern in der Cloud versehen (Rachbauer 2014b). Häufig nutzen Lernende wie Lehrende Cloud-Anwendungen auch bereits innerhalb einer eigenen Lern- und Arbeitsumgebung im Sinne einer Persönlichen Lernumgebung (Kap. 3.5.2), z. B. für den Austausch großer Dateien oder das Zusammenarbeiten an Texten oder Präsentationen ortsverteilt in Echtzeit (Kemsies/Strasser 2014). Bildungsinstitutionen reagieren auf diese Entwicklung u. a., in dem sie ihren Angehörigen eigene, interne Cloud-Systeme (z. B. WebDAV, Web-based Distributed Authoring and Versioning) zur Verfügung stellen. Mit Letzteren entfallen die genannten Nachteile, weil alle Daten wieder im Hoheitsbereich der eigenen Einrichtung liegen; oftmals sind diese Anwendungen aber nicht so benutzerfreundlich, leistungsfähig und plattformunabhängig wie die frei verfügbaren Web-2.0-Cloud-Anwendungen oder die Clouds kommerzieller Anbieter, die auf Cloud-Systeme spezialisiert sind. Wieder andere Nutzungsszenarien sind communityorientierte Massive Open Online Courses (cMOOCs) (Kap. 4.3.3; Kap. 5.5), die das gesamte Kursgeschehen für alle zugänglich in die Cloud verlagern (Pscheida u. a. 2014).

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