Читать книгу Miss Claires sinnliche Versuchung - Patricia Sveden - Страница 8

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4. Kapitel

Claire hatte in der vergangenen Nacht sehr unruhig geschlafen. Am Vortag war kurz nach ihrer Rückkehr ins Haus tatsächlich ein heftiges Gewitter über sie hereingebrochen und es hatte den gesamten restlichen Tag geregnet. Somit war sie im Haus festgesessen und hatte sehr viel, mit ihrer Privatlehrerin Mrs. Michaels, studiert. Momentan standen die Geschichte Englands und dessen wirtschaftliche Beziehungen zu den Nachbarländern auf dem Programm. Claire fand das alles nicht gerade spannend und hatte große Mühe gehabt, sich darauf zu konzentrieren. Sie hatte auch ständig noch an den jungen Mann vor den Pferdeställen denken müssen, und sich gefragt, was er wohl über sie gedacht hatte. Warum hatte er sie nicht zumindest kurz angelächelt oder gar gegrüßt? Hatte er sie vielleicht tatsächlich gar nicht wahrgenommen? Das wäre aber beinahe unmöglich, da ihr gelbes Kleid zwischen den Bäumen geleuchtet haben musste. Irgendwie ärgerte sich Claire darüber, von diesem jungen Mann nicht beachtet worden zu sein. Gleichzeitig war sie in der Situation zuvor sogar froh gewesen, beinahe unbemerkt wieder verschwunden zu sein, um keinen Ärger zu bekommen, sich ganz alleine im Garten und bei den Ställen herumgetrieben zu haben.

Claire hatte wirklich große Mühe gehabt, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, bis Mrs. Michaels endlich aufgegeben, und sie in ihrem Zimmer alleine gelassen hatte. Nach weiteren Grübeleien und dem Unverständnis, warum sie dieser fremde, junge Mann überhaupt so interessierte, hatte Claire beschlossen, nun nicht länger darüber nachzudenken, sondern am nächsten Tag einfach einen Ausritt zu unternehmen und irgendwie selbst den Pferdestall aufzusuchen. Normalerweise durfte sie sich dort zwar nicht selbst aufhalten, Claire würde sich aber etwas überlegen, das hinzukriegen. Sie wollte ihn wiedersehen und herausfinden, was es mit ihm auf sich hatte. Warum sie nicht aufhören konnte, an ihn zu denken. Irgendeine Erklärung musste es dafür doch geben. Und wenn er sie dann wieder nicht beachten und nicht grüßen würde, dann könnte sie ihn zur Rede stellen. Vielleicht. Wenn sie es wagte, wovon Claire allerdings noch gar nicht überzeugt war. Aber das würde sie dann alles spontan entscheiden und sehen, wie es lief.

Nach einem etwas eintönigen Nachmittag in ihrem Zimmer, und einem, wie immer, ruhigen und köstlichen Abendmahl mit ihren Eltern, war es endlich Abend gewesen und Claire hatte es kaum erwarten können, zu Bett zu gehen. Sie hatte nur gewollt, dass es so schnell wie möglich morgen wurde und sie in die Ställe gelangen konnte. Claire konnte sich nicht daran erinnern, schon jemals so aufgeregt und voller Vorfreude auf den nächsten Tag gewesen zu sein. Hoffentlich wäre das Wetter am morgigen Tag wieder freundlicher, um überhaupt diesen Ausritt machen zu können.

Nun war Claire wach und streckte sich etwas gerädert in ihrem Bett aus. Es war ein sehr bequemes Bett, der pure Luxus, wie ihre Mutter immer so schön betonte. Claire glaubte das, jedoch kannte sie es auch nicht anders. Offenbar hatte sie ihr gesamtes Leben in purem Luxus verbracht, denn für sie war das alles vollkommen selbstverständlich. Claires Mutter war allerdings nicht in einen solchen Reichtum hineingeboren, sie hatte sich das erst erarbeiten und erkämpfen müssen, wie sie Claire früher öfters erzählt hatte. Claire hatte das bislang nicht so recht verstehen können, da sie die Bedeutung von Armut und vor allem den großen Unterschied zu ihrem extremen Reichtum nicht nachvollziehen hatte können. Inzwischen hatte sie mit Mrs. Michaels aber einiges über die ärmeren Schichten und die wirtschaftlich schwierigen Zeiten Englands, im speziellen Londons, gelernt, und konnte sich allmählich ein Bild davon machen. In Anbetracht dessen war es ihr auch überhaupt erst möglich gewesen, sich ihres überaus komfortablen und sorgenfreien Lebens bewusst zu werden und dankbar dafür zu sein. So richtig konnte sie sich ein Leben in Armut und ohne all dies jedoch immer noch nicht ganz vorstellen. Immerhin wusste sie nun aber, dass es das gab und ihr privilegierter Lebensstil eher eine Seltenheit und etwas Besonderes war.

Claire war sehr froh darüber, das nun gelernt zu haben. Anderseits schämte sie sich auch irgendwie dafür, es derart gut zu haben, während andere Menschen täglich um ihr Überleben bangten und Mühe hatten, Essen auf den Tisch zu bekommen. Claire fand das sehr ungerecht und wollte diesen Menschen am liebsten helfen, ihnen am liebsten etwas von ihrem Überschuss an Dingen abgeben. Als sie dieses Thema einmal bei ihren Eltern angesprochen hatte, hatten diese nur kurz erwidert, dass das alles nicht so einfach wäre, wie sie es sich dachte. Außerdem wäre ihr Vater ein wichtiges Regierungsmitglied, und somit stets um genau solche Dinge bemüht. Und angeblich tat er, was er konnte, um solche Missstände in der Gesellschaft zu minimieren und abzuschaffen. Claire konnte nur hoffen, dass das stimmte, denn davon verstand sie leider gar nichts, und in seine Geschäfte und Tätigkeiten ließ ihr Vater sie kein bisschen einsehen oder daran teilhaben. Diese Dinge waren Tabuthemen im Speisezimmer oder bei gemeinsamen Ausfahrten.

Die übrige Zeit war Claire ja auch zumeist mit ihren Angestellten beisammen, oder eben auch alleine in ihrem Zimmer. Sie liebte ihre Eltern wirklich sehr, und hatte durchaus auch das Gefühl, von ihnen geliebt zu werden. Sie ließen es ihr wirklich an nichts fehlen. Jedoch fehlte ihr manchmal ein wenig die Nähe, körperliche Zuwendung oder einfach ein belangloser Austausch ihrer Gedanken. Das gab es in ihrem Elternhaus so gut wie gar nicht. Früher schon. Claire konnte sich daran erinnern, vor allem von ihrer Mutter sehr oft Geschichten zur Guten Nacht vorgelesen bekommen zu haben, oder auch mit Mama Hand in Hand im Garten spazieren gegangen zu sein und all die Blumen und Schmetterlinge bewundert zu haben. Doch irgendwann hatte das aufgehört. Vielleicht lag es auch einfach an ihrem Alter. Immerhin war sie bereits siebzehn Jahre alt und beinahe erwachsen. Was dann wäre, wusste Claire noch nicht. Darüber hatten ihre Eltern noch nie mit ihr gesprochen. Vermutlich würde das erst zur Sprache kommen, wenn sie dann tatsächlich ihren achtzehnten Geburtstag feierte. Ob sie dazu Freunde würde einladen dürfen? Na ja, viele Freunde hatte sie nicht. Ihre frühere Zofe, Maggy, die hatte Claire sehr gerne gehabt. Mit ihr hatte sie sogar über persönliche Dinge und Interessen sprechen können, über Wünsche und Träume. Eines Tages hatte sie Maggy auch Fragen über das männliche Geschlecht - von dem Claire wirklich überhaupt keine Ahnung hatte, außer den Dingen, die sie aus ihren Büchern gelernt hatte - und die Ehe gestellt. Maggy hatte damals auch eifrig geantwortet, jedoch war sie danach ziemlich bald verschwunden. Claires Eltern hatten ihr lediglich mitgeteilt, dass Maggy eine andere Stellung gefunden hätte und leider gehen musste. Warum hatte Claire ihnen das nicht glauben wollen? Dennoch war nie mehr über Maggy oder ihren Verbleib gesprochen worden. Claire hatte es einfach hingenommen, obwohl sie damals sehr traurig gewesen war und praktisch von einem Tag auf den anderen eine wichtige Freundin verloren hatte.

Es gab da noch Angela, die Tochter einer engen Bekannten ihrer Eltern. Es waren in der Vergangenheit sehr oft treffen mit Angela vereinbart worden, bei denen die Mädchen mehr oder weniger gezwungen waren, sich zu unterhalten oder etwas gemeinsam zu spielen. Claire hatte sich jedoch nie wirklich mit Angela anfreunden können, jedenfalls war es nie so vertraut gewesen, wie mit Maggy. Dann gab es noch Henrietta, doch die war Claire einfach zu arrogant. Sie benahm sich bei ihren Treffen zwar immer tadellos und vorbildlich, jedoch konnte Claire einfach nichts mit ihr anfangen. Ob ihre Eltern dies bemerkt hatten?

Würde sie diese beiden, und noch ein paar Tanten und Cousinen aus der Verwandtschaft, zu ihrem achtzehnten Geburtstag einladen müssen? Vermutlich. Dieser Gedanken war nicht gerade berauschend für Claire.

Langsam schlug sie die Decke zurück und setzte sich träge an den Bettrand. Die Sonne lugte bereits durch den Spalt der Vorhänge hindurch, es könnte also ein heiterer Tag werden. Claire erinnerte sich wieder an ihre Pläne des Vortages, die sie für den heutigen Tag geschmiedet hatte, und wurde von einer Welle der Aufregung durchströmt. Plötzlich voller Energie, sprang sie beinahe vom Bettrand auf und ging hinüber zu den Vorhängen, um sie zu öffnen. Tatsächlich, die Sonne blendete sie und es war ein strahlend blauer Himmel zu sehen. Ihr Plan, auszureiten, würde also funktionieren. Jetzt musste es ihr nur irgendwie gelingen, selbst, und am besten ohne Anstandsdame, zu den Pferdeställen zu gelangen. Wenn sie es heimlichtun würde, wüssten ihre Eltern spätestens nach dem Ausritt darüber Bescheid, und würden sie womöglich für den Rest des Aufenthalts unter Hausarrest stellen. Das wäre also keine Option. Es musste ihr irgendein anderer genialer Plan einfallen, der offiziell und genehmigt war, dennoch zum selben Resultat führte.

Da Claire im Augenblick nichts einfallen wollte, beschloss sie, erst einmal zu frühstücken. Vielleicht würde ihr danach der entscheidende Einfall ganz von selbst kommen.

Im Frühstücksraum befand sich bereits Claires Mutter. Sie sah wie immer tadellos aus und trug, zu Claires Überraschung, ein perfekt geschneidertes, grünes Reitkostüm.

„Guten Morgen, Mama“, sagte Claire freundlich.

„Guten Morgen, mein liebes Kind. Dein Vater arbeitet bereits. Er hat eine wichtige geschäftliche Verabredung in seinem Arbeitszimmer, die wohl den gesamten Vormittag in Anspruch nehmen wird. Deshalb habe ich beschlossen, einen kleinen Ausritt zu unternehmen“, erklärte die Mutter.

Claires Mutter war nämlich eine genauso begeisterte Reiterin, wie Claire selbst. Vermutlich hatte sie diese Leidenschaft von ihr vererbt bekommen.

„Möchtest du mich vielleicht begleiten?“, fragte Claires Mutter.

Claire blickte sie erstaunt an. Wie lange war es her, dass sie zusammen mit ihrer Mutter irgendetwas alleine unternommen hatte? Claire konnte sich beinahe gar nicht an das letzte Mal erinnern.

„Sehr gerne, Mama. Ich wollte heute ohnehin reiten gehen. Das trifft sich perfekt.“

Freudig lächelte Claire ihre Mutter an. Vielleicht war dies die perfekte Gelegenheit, irgendwie selbst zu den Pferdeställen zu gelangen. Wie konnte sie ihre Mutter davon überzeugen?

„Äh, Mama? Ich habe ja meine Stute Wendy nun schon sehr lange nicht gesehen. Ich würde mich vor dem Ausritt sehr gerne selbst davon überzeugen, dass es ihr auch gut geht und in ihrem Stall alles in Ordnung ist. Ich würde sie gerne selbst striegeln und putzen. Ich weiß, das macht alles unser Personal und das sicher ganz hervorragend. Ich würde es dennoch zu gerne selber tun. Zumindest nur dieses eine Mal.“

Claire hoffte sehr, dass ihre Mutter keinen Verdacht aufgrund ihres plötzlichen Interesses an der Pferdepflege schöpfen würde. Ihr fiel aber einfach sonst keine andere Ausrede ein, um persönlich zu den Ställen zu gelangen.

„Aber Claire, du weißt doch, dass dir dein Vater das verbietet. Er möchte einfach nicht, dass du unnötigen Gefahren ausgesetzt wirst. Und ich möchte das natürlich genauso wenig“, erwiderte die Mutter.

Claire rutschte etwas unwohl und enttäuscht auf ihrem Stuhl herum. Unbewusst begann sie, das kleine, mürbe Gebäck zu zerzupfen, während sie weiter darüber nachdachte, wie sie gegen die Aussage ihrer Mutter argumentieren konnte.

„Aber Mama, was sollte mir bei Wendy im Stall schon passieren? Außerdem bin ich inzwischen siebzehn Jahre alt, fast achtzehn. Und du könntest mich ja begleiten. Dann kann Vater doch nichts dagegen haben.“

Claires Mutter überlegte eindeutig einen Augenblick, ehe sie erneut zu Claire über die große, längliche Tafel herüberblickte.

„Du hast ja recht, du bist fast erwachsen. Aber die vielen Männer, die dort beschäftigt sind. Vater möchte dich von der Dienerschaft so weit wie möglich fernhalten.“

„Aber was sollte mir schon geschehen, wenn ich mit dir dort bin? Außerdem habe ich keine Angst vor ihnen. Es macht mir nichts aus“, erwiderte Claire inbrünstig.

„Na ja, ich weiß nicht. Wie soll ich das dann danach deinem Vater erklären?“

Nun musste Claire einen Augenblick überlegen. Sie verstand die Zwickmühle ihrer Mutter natürlich. Etwas niedergeschlagen und mit schwindender Hoffnung seufzte Claire und ließ aufgebend die Schultern hängen. Sie begann, weiter auf dem Gebäck, oder besser gesagt, was davon noch übrig war, herum zu zupfen.

„Also gut“, willigte die Mutter schließlich ein. „Ich werde es deinem Vater schon irgendwie erklären können.“

Claire glaubte für einen Moment, sich verhört zu haben, sprang dann aber überglücklich auf, und lief hinüber zu ihrer Mutter. Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Danke, Mama!“

„Ist ja gut, setz dich wieder. Wir wollen kein großes Aufsehen darum machen.“

Claire rief sich zur Ordnung und setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie nahm sich ein neues Gebäck und verzehrte es mit einem plötzlichen, großen Appetit. Den Rest des Frühstücks verbrachten sie schweigend, sodass Claire sich ihren Gedanken hingeben konnte.

Sie konnte es kaum fassen. Sie hatte es geschafft, dass sie heute, und in Kürze, in den Pferdeställen sein würde. Jetzt blieb nur mehr noch zu hoffen, dass auch der junge Mann wieder dort wäre. Dieser Umstand lag aber nicht in Claires Hand.

Nach dem Frühstück verabredeten Mutter und Tochter, sich in einer Stunde und fertig bekleidet zum Ausreiten, vor dem Haus zu treffen, um gemeinsam zu den Ställen hinüber zu gehen. Eine Zofe würden sie zur Sicherheit, und des Anstandes wegen, mitnehmen. Zum Glück entschied sich Mutter für Claires Lieblingszofe Bella.

Miss Claires sinnliche Versuchung

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